Christopher Hitchens schrieb letztes Jahr einen Essay, «Warum Frauen nicht lustig sind». Der Artikel wurde als «Provokation» untertitelt. Das heisst, ein weltbekannter Ikonoklast musste einen abwertenden Untertitel erdulden, bloss weil er den ernsthaften Versuch unternahm, eine eigentliche Männerdomäne zurück zu erobern. Wir Männer leiden nämlich unter dem post-feministischen Zeitgeist, der uns höchstens zugesteht, wir würden uns allenfalls beim Gewichtheben oder beim Dümmer-sein von Frauen unterscheiden. Dabei ist der Unterschied zwischen Frau und Mann so frappant, dass selbst kleinste Kinder die beiden Hominiden auseinanderhalten können…
Nur, welche positiven Unterschiede werden uns Männern zugestanden? Gibt es ein männliches Merkmal, auf das wir stolz sein können? Gemäss einer wissenschaftliche Publikation (Sex differences in brain activation elicited by humor) in den Proceedings of the National Academy of Sciences scheint es der Humor zu sein. Frauen, wenn sie die Pointe eines Witzes verstanden haben, freuen sich mehr und länger darüber als Männer. Frauen sollen auch rascher herausfinden, was eigentlich nicht lustig ist. Männer sind aber lustiger. Diese wissenschaftliche Arbeit hat übrigens keine Proteste ausgelöst, obwohl vier der fünf Autoren Männer waren.
Es sagt ja niemand, dass Frauen keinen Humor haben. Nur, wie viele Komikerinnen gibt es in der Schweiz und wie viele davon machen sich speziell hässlich, damit gelacht werden darf? Natürlich, gibt es Komikerinnen, die mich zum Schmunzeln bringen, nur sind sie so selten, dass sie die Ausnahme zur Regel sind. Wir Männer sind lustiger, weil uns oft nichts anderes übrig bleibt. Ist man arm und hässlich, bleibt einem wenigstens ein wenig Sexappeal, wenn man lustig ist. Dieser evolutionäre Druck hat für Frauen wahrscheinlich nie bestanden. Sie haben es ganz einfach nicht nötig, lustig zu sein. Humor ist also nicht nur eine Männerdomäne sondern auch eine männliche Tragik. Es sind die zwei Dinge, Humor und Frauen, die wir am meisten schätzen, die sich aber gegenseitig ausschliessen. Ich habe noch nie von einem Mann gehört, der von seiner Liebsten sagt, sie sei zum Todlachen.
So kommt es, dass die subtilsten Männerwitze oft aus der Wissenschaft kommen und als solche gar nicht erkannt werden. Solange die Wissenschaft derart von Männern dominiert ist, wird diese Art von verstecktem Humor weiter sprudeln. Laut einer amerikanischen Studie aus dem Jahre 2006 verdoppelt sich nämlich die Wahrscheinlichkeit als Erwachsener zu rauchen, wenn im Alter von 12 Jähren Schokoladenzigaretten konsumiert wurden. Dieser Witz, ob absichtlich oder unabsichtlich, wurde kürzlich vom deutschen Krebsforschungszentrum und der Verbraucherzentrale Bundesverband als Grundlage genommen, das Verbot von Schokoladenzigaretten zu fordern. Der Witz blieb vermutlich auch unerkannt, weil ein entsprechendes Verbot bereits von der Weltgesundheitsorganisation in einem internationalen Übereinkommen gefordert wurde, das auch Deutschland unterzeichnet hat. Demnach sollen an Minderjährige weder Süssigkeiten, Snacks, Spielzeug oder sonstige Gegenständen in der Form von Tabakerzeugnissen verkauft werden dürfen.
Das Schweizer Verbot für Schokolade Zigaretten steht somit gewiss auch auf der Agenda des Bundesamts für Gesundheit. Vielleicht wartet man noch auf eine wissenschaftliche Studie um ebenfalls die Schokoladenosterhasen zu verbieten. Die Schokonager könnten abnorme Tötungsmethoden, die durch unser Tierschutzgesetz verboten sind, fördern. Schokolade-Nikoläuse wären ebenfalls out, weil dies zu einem vermehrten Glauben an fliegende Männer führen könnte. Die Lobby, welche im Erwachsenenalter an bärtige Männer und sogar sprechende Schlangen glaubt, ist bei uns allerdings so mächtig, dass das weihnachtliche Schleckzeug vermutlich noch nicht in Gefahr ist. Männlicher Humor birgt eben auch das Risiko, dass daraus ein Glauben entstehen kann.
Zuerst erschienen in der NZZ am Sonntag vom 16. November 2008