Meine Mutter muss in einer anderen DDR gelebt haben. Aber dazu haben sich ja hier bereits einige Leser geäußert.Die Nettoverschuldung der DDR betrug nach Angaben der Bundesbank Ende 1989 lediglich 19,9 Mrd. Valutamark, entsprach also dem Wert von 19,9 Mrd. DM. Die Liquiditätsreserven deckten zu diesem Zeitpunkt fast 60 Prozent der Verschuldung. Im sogenannten Schürer-Papier wurden aus politischen Gründen schlechtere Zahlen angegeben. Berlin hat übrigens in den 10 Jahren nach der Wende mehr Schulden produziert als die DDR in den 40 Jahren Ihrer Existenz.
Das Beste an dem Artikel - wie gar nicht so selten hier - sind die Kommentare. Und hier speziell die Kommentare derer, die tatsächlich in der DDR gelebt haben. ... /// ... Ansonsten: ich erinnere mich noch gut an meinen ersten DDR-Besuch Anfang der 70-er Jahre. Als junge Westdeutsche, fast noch im Gymnasiastenalter, hatten wir bei einem Berlin-Besuch einen Tagesschein für Ost-Berlin bekommen. Ich glaube, es war Friedrichstraße, S-Bahnhof, wo ich zusammen mit einem westdeutschen Freund zum ersten Mal DDR-Boden betreten hatte. Wir hatten an dem Bahnhof auf DDR-Seite einen Kaffee im Stehen, und wir sind dort recht schnell von jungen Leuten in unserem Alter angesprochen worden. Ich werde sie - Alterskameraden von der anderen Seite eben - nie vergessen: ihre ehrliche Freundlichkeit, ihr Interesse an uns, ihre Bescheidenheit, und wie sie uns dann zu sich nach Hause eingeladen hatten. Abends haben sie uns wieder bis zur S-Bahn Haltestelle Richtung Westberlin begleitet. Ich war damals offensichtlich zu doof, den Kontakt zu den neugewonnenen Freunden im Osten zu halten - einer meiner schlimmsten Fehler, der mir noch heute leid tut. ... /// .... Und auch aufgrund dieses Erlebnisses habe ich den Eindruck, Westler verwechseln gelegentlich die Richtlinien der SED, wie sie für das Leben in der DDR festgelegt wurden, mit dem richtigen Leben derer, die unterhalb des SED Radars ihr Leben geführt haben. Nicht wegen, sondern trotz der SED hatten die Leute im Osten uns Westlern wahrscheinlich eine ganze Menge voraus. Keine Ahnung, was es genau war: wahrscheinlich waren sie dort einfach nicht so kalt wie wir im Westen - und auch nicht so bescheuert.
Ohne daß ich. Bj.58, und mein Kind, Bj. 86, das alles so dramatisch wie geschildert erlebt haben, ist im Jahre 2020 wenigstens ein positiver Nebeneffekt geblieben, weil mit sog. Sekundärtugenden und guter naturwissenschaftlicher Ausbildung groß geworden (Politfächer waren auf Durchgang gestellt, weil die Wirklichkeit dann doch eine andere war) und zum anderen (ich gebe zu, auch wegen fehlender Möglichkeiten) deswegen auch nicht ein gar so drogenaffines und "wohlstandsverblödetes" Gehirn besitzend wie Generationen anderswo, der nachträglich einen klaren Blick für gewisse Realitäten ermöglicht. Und das bei aller Unfreiheit und gewissen Repressalien in der DDR, so weit weg davon wir ja schon wieder nicht sind. Es ist erreicht, wenn die letzten Bildungsträger, und damit materieller Wohlstand, verschwunden sind.
Danke an die Frauen, die in der DDR gelebt haben, für ihre Kommentare. Das kann man als Mann, der in der DDR gelebt hat, nicht besser tun. Das nur auf die Schnelle, ich muss jetzt meinen Großneffen aus dem Kindergarten, sorry: der Kita, abholen. Die hatten heute Kinderfest.
Ich wäre gern länger mit meinen Kindern zuhause geblieben, aber leider reichte das Geld nicht aus, obwohl wir beide voll gearbeitet haben. Die Abläufe, wie sie Herr Knabe schildert waren schon größten Teils so.Allerdings fand ich die Tagesstruktur gut, wenn ich bedenke, wie sich heute mitunter auf HartzIV ausgeruht werden kann, dazu noch die Wohnungsansprüche...Mit 2 Kindern lebten wir 11 Jahre auf ca. 40 qm, bis wir ne größere Wohnung zugeteilt bekamen.Abgesehen von der schlimmen Indoktrination im Bildungswesen, wurden wir in der DDR in den Naturwissenschaften besser gebildet. Ebenso fand ich die Beschäftigung im Kindergarten sehr gut, was Mengenlehre, Konzentration und Feinmotorik angeht. Natürlich war alles rot durchleuchtet, aber die Kinder von heute können doch kaum noch lesen, rechnen und schreiben. Na gut, es gab keine Smartphones ...
Über die Inhalte des Textes von Ihnen, Herr Knabe, kann man lange streiten. Was mich stört, ist, dass Sie sich ungefragt zum Opferanwalt machen, wo es womöglich viel weniger Opfer gibt, als Sie glauben. Das stört mich generell an den in diesem Bereich anzutreffenden Argumentationen, deren Haupttenor lautet: Die armen Frauen.... Man fragt die Frauen besser selbst, was sie erlebt haben und wie sie die Dinge (auch im Rückblick) beurteilen oder empfinden. Was dieses spezielle Thema angeht: Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass die Frauen in Ostdeutschland jubelnd durch die Gegend gerannt wären, dass sie jetzt endlich Hausfrauen werden dürfen und nicht mehr arbeiten gehen müssen. Eine Massenbewegung ist jedenfalls nicht zu erkennen.
Ich möchte noch etwas nachschieben. Die Filme, die nach der Wende über die untergegangene DDR gemacht wurden, haben sehr selten das wirkliche Leben und Erleben geschildert. Zu Filmen mit dem Thema Stasi kann ich nichts sagen, denn davon wollte ich sofort nichts mehr sehen und lesen. Doch der Film "Good Bye, Lenin" hat vieles überspitzt dargestellt und selbst Dokus wurden genutzt, um die DDR als DAS Armenhaus in Europa darzustellen. Ich denke da nur an eine Verkäuferin !!! aus Leipzig, die jammerte, dass es ihr maximal 2 x im Jahr gelang, Rouladen zu kaufen. Ausgerechnet eine Verkäuferin, die doch an der Tété saß und die auf Grund ihrer Tätigkeit nicht selten "Geschäfte" machen konnte. Wie sagte einst der Genosse Kurt Hager - m.M.n. Chefideologe der SED - ? "Aus unseren Betrieben ist noch viel mehr herauszuholen!" Jeder hat versucht, über die Runden zu kommen und da half eben Vitamin B. "Hilfst Du mir, helf ich Dir" war die Devise. Und daraus resultieren auch die handwerklichen Geschicke von Männern und Frauen, denn Handwerker? Welche Handwerker? Darum war es ja so unverständlich für uns Ossis, dass im Westen eher nach dem Wolfsgesetz gelebt wird. Neid und Missgunst kamen in großem Maße erst nach der Wende in den Osten bzw. nach Mitteldeutschland.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.