All das ändert aber nichts an den physischen Gegebenenheiten; wohl aber ist deutlich erkennbar, dass auch im soldatischen Handwerk das Rollenverständnis einem Wandel unterliegt; dies ist nicht zuletzt der schlichten Tatsache zu verdanken, dass der Krieg mit anderen Mitteln geführt wird, bei denen der Kraftaufwand geringer ist und zudem Gefühle, gar Agressionen nichts mehr auf dem technisch ausgeklügelten “Schlachtfeld” zu suchen haben, sondern sogar sogenannte “weibliche” Tugenden von Vorteil sind. Warum aber in dem Maße, in dem Frauen in (herkömmliche) männliche Domänen eindringen und männliche Verhaltensmuster entwickeln (weil die nämlich situativ geprägt sind), Männer sich daraus verabschieden, bleibt gleichwohl ein Rätsel. Verlierer dieser Entwicklung ist übrigens der Mann, der sich wohl noch mit einer gezähmten, zivilisierten Geschlechterrolle abfinden und arrangieren kann, aber nicht gewill ist, für sich weibliche Attribute anzuerkennen, wohl wissend, dass er dann biologisch ins Hintertreffen kommt: Hausmänner haben keine sexuelle Attraktion und ich bin mich übrigens nicht sicher, ob ich mir eine Welt vorstellen möchte, aus der das Männliche ganz verschwunden ist. Sicher bin ich mir allerdings, dass diese die Hälfte der Menschheit sicher nicht will: die Frauen.
Gewalt und Brutalität seitens Frauen, wird, wenn sie vorkommt, nicht selten eher indirekt ausgeübt. Manchmal wird sie auch delegiert. Die bilblische Geschichte von Herodias, der Frau des Herodes, beschreibt dieses recht gut. Johannes, der Täufer, der gerade im Gefängnis einsaß, hatte die Verbindung von Herodias und Herodes kritisiert, weil Herodias eigentlich schon Ehefrau von Herodes Bruder war. Diese Kritik machte Herodias wütend. Ihre Tochter tanzte anlässlich einer Geburtstagsfeier des Herodes vor und tat dieses in so entzückender Weise, dass Herodes ihr vor allen Gästen einen Wunsch zu erfüllen versprach, egal welcher es auch sei. Ihre Mutter redete ihr nun ein, den Kopf vom Täufer zu fordern. Gesagt, getan. Und obwohl Herodes darüber sehr traurig wurde, weil er Johannes durchaus schätzte, befahl er dessen Tötung. Versprochen war versprochen. Der Kopf des Täufers wurde daraufhin der Tochter auf einer Schale gebracht und sie brachte diesen ihrer Mutter. Diese war damit zufrieden. So ähnlich kann weibliche Gewalt funktionieren. Ganz ohne Körpereinsatz.
Schöner Beitrag. Klug und weitsichtig. Ich entsinne die Warnung eines Freundes vor einer drohenden Prügelei, zu der eine angetrunkene Frau einlud: “Lass dich von der Braut nicht zum Helden machen.” Die Kräfteverhältnisse waren ungünstig… Auch der Umgang mit Gewalt will gelernt sein, die variierenden Eskalationsstufen, der Grad der Härte - deshalb befördert gewaltsam gewaltfrei letztlich nur mehr Gewalt. Wenn kein Mensch mehr den Unterschied zwischen einer Ohrfeige und einem Tritt gegen die Schläfe kennt, wird es rasch garstig. Si vis pacem para bellum. Und ja, die Tugenden des mittelalterlichen Ritters gelten auch heute - die kann man guten Gewissens seinem Sohn oder seiner Tochter vermitteln - denn sie gelten genauso für erwachsene Frauen.
Herzlichen Dank für diesen Text! Dabei sollte das Thema auch im Alltag beleuchtet werden, nicht allein im Ausnahmezustand eines Krieges, beginnend schon in der Familie. So war es meine Mutter, die mich mit dem Rohrstock prügelte bis ich still war, nicht mein Vater. Ebenso wird viel geschrieben über “Gewalt in der Pflege” und aus eigenem Erleben kann ich versichern, dass Pflegepersonal von Bewohnern weitaus häufiger attackiert wird als umgekehrt. Auch hier mindestens ebenso häufig von Frauen wie von Männern, sexuell übergriffig werden beide Geschlechter dem Personal gegenüber, anteilig beinahe gleich. Dabei etwas weiter differenzierend, werden Frauen seltener physisch gewalttätig, sie nutzen oft die Mittel seelischer Grausamkeiten, lassen z.B. ihrer Notdurft freien Lauf um den Pfleger zu ärgern- und sprechen diese Absicht, den Vorsatz, auch ganz offen aus. Keineswegs möchte ich hier nun Männer zu Opfern stilisieren! Wünschte aber innig, dass ohne allen #Aufschrei etc. das Thema nüchtern und sachlich betrachtet wird. Vielleicht endlich auch analysiert, statt mit “emotionalen Keulen” jede differenzierende Sicht niederzumachen. Denn letztlich ist die Frage von Gewalt keine rage des Geschlechts, sondern eher eine von Macht und Ohnmacht und dem Spiel mit den daraus entstehenden Rollen, wozu wiederum Geschlechterrollen gehören. Herzliche Grüße, Mike Höpp
Mit Merkel als Bundeskanzlerin haben wir doch in Deutschland das Paradebeispiel…wie ein “freundliches Gesicht” den Teufel in sich tragen kann.
Das wird Vielen nicht schmecken, Frau Stephan, aber vollkommen zutreffend ! Die von Ihnen angedeutete “Unkultiviertheit” kann zur weiteren Radikalisierung führen ! Und Die,die die “Kultur” verlernt oder ausgeblendet haben, werden vom Sog mitgerissen werden.
Kleine Korrektur: es waren nicht nur streitbare Bauern, die sich in der griechischen Antike gegenüberstanden, denn sehr wohl gab es schon damals stehende Heere, zum Beispiel in Sparta oder in Persien.
Danke, Frau Stephan! By the way, eine derzeit noch amtierender Minister der Verteidigung (so der amtliche Titel) sprach von den toten Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan. In Afghanistan fiel keine einzige Soldatin, es waren (und sind) Männer, die ihre Haut zu Markte trugen, für Ziele und Zwecke, die Männlein und Weiblein im Hohen Haus zu Berlin definieren. Männlein und Weiblein schicken durch Parlamentsbeschluss in den Krieg. Meine Wenigkeit, im hohen Maßen qua Geschlecht gewaltaffin, durfte 18 Monate im blauen Rock (Luftwaffe) für 3 DM täglich für den Krieg üben. Meine Altersgenossen und ich haben das gern tun müssen dürfen. Dafür wurde später durch Urteil des BVG unter Vorsitz einer Frau für zulässig erklärt: “Soldaten sind Mörder.” Die herrschenden Überzeugungen haken an vielen Ecken und Enden.
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