Henryk M. Broder / 28.12.2021 / 12:00 / Foto: Harald Bischoff / 95 / Seite ausdrucken

Frau Roth besucht Potemkinsche Dörfer

So lange sie noch Abgeordnete im Bundestag war, nutzte Claudia Roth die Gelegenheit, ihren Horizont zu vertiefen und zu erweitern. Anfang 2019 flog sie einmal um die Welt, um sich einen Eindruck vom Klimawandel in Bangladesch, auf Nauru, Kiribati, den Salomonen und den Fidschi-Inseln zu verschaffen. Soweit bekannt, blieb die Reise ohne Folgen. Weder hat das Klima aufgehört, sich zu wandeln, noch hat der Bund der Steuerzahler gegen die Vergeudung von Steuergeld protestiert. Frau Roth ihrerseits hielt „einen eindrucksvollen und bedrückenden Vortrag über ihre Reise“ in der Gemeinde Bihlerdorf-Bleichach an der Iller, wo der „Kreisbote" aus Weilheim gelesen wird. 

Anders als von Frau Roth vorhergesagt, sind die vom Klimawandel bedrohten Inseln noch nicht im Meer versunken, dafür ist Frau Roth zur Staatsministerin für Kultur und Medien aufgestiegen. In dieser Eigenschaft besuchte sie das Berliner Holocaust-Mahnmal und zwei weitere „zentrale jüdische Einrichtungen in der Hauptstadt“, das Centrum Judaicum und das Jüdische Museum. Bei dieser Gelegenheit traf sie eine Reihe jüdischer Honoratioren, die sich total angetan zeigten von dem Versprechen der Kulturstaatsministerin, alles daranzusetzen, um „den Schutz jüdischen Lebens und jüdischer Einrichtungen in Deutschland zu gewährleisten“.

Das anschließende Kommunique der Bundesregierung über Frau Roths Ausflug in die Potemkinschen Dörfer der jüdischen Gegenwart in Berlin war so komisch wie einst die offiziellen Bekanntmachungen des ZK der SED über die Treffen mit hochrangigen Vertretern der Bruderstaaten, die immer im Geiste „unverbrüchlicher Freundschaft“ stattfanden und mit dem Versprechen endeten, den „konstruktiven und produktiven Gedankenaustausch“ alsbald fortzusetzen. 

Wie viele andere deutsche Politiker ist auch Frau Roth von der Liebe zu toten Juden beseelt. Der Holocaust darf sich nicht wiederholen! Und es müssen noch mehr Mahnmale gebaut werden, Es gelte auch, „das Bewusstsein für das reiche deutsch-jüdische Kulturerbe immer wieder aktiv in der Gesellschaft zu verankern“. Und natürlich darf auch das „Existenzrecht Israels“ nicht infrage gestellt werden. In echt, Claudia? War da neulich nicht was mit dem BDS? Doch, aber da war Frau Roth noch nicht Staatsministerin.

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Bernd Simonis / 28.12.2021

Ich schreibe an dieser Stelle immer gern: Frau Roth hat offensichtlich beruflichen Erfolg und Anerkennung, während wir hier nur   unter uns herumnörgeln, unsere Kommentare werden von Frau Roth ganz sicher nicht gelesen. Wer ist der Sieger? Diese Erkenntnis ist deprimierend.

Mathias Rudek / 28.12.2021

Was von Frau Roth zu halten ist, wurde unzählige Male geschrieben, gesagt und dargelegt. Die Frau ist seit Jahrzehnten gefangen in ihrem ideologischen Wolkenkuckuksheim, daß sich zu einer gefährlichen linksgrünen Walze entwickelt hat, kein Politikbereich, kein privater Raum, der nicht dieser Deutungshoheit unterliegt. Diese vereinnahmende, selbstbezogene Person hat ihr Leben nur in einer Parteiadministration verbracht, nichts weiter und jetzt ist sie über die säkulare Heilsbewegung des Klimas in die Kultur gerutscht als verantwortliche Staatsministerin. Karriere in Deutschland im Jahre 2022. Inkompetenz trifft auf Verantwortung und Repräsentation. Und so hat sie jetzt, dem Zeitgeist verpflichtet, den Kolonialismus entdeckt. Diese Frau kann nix, aber auch gar nix.

Bernd Meyer / 28.12.2021

Wer den Pfennig nicht ehrt, ist die DM nicht wert, Herr Broder. Die USA brauchen uns. Eher ehrenamtlich.

Gabriele H. Schulze / 28.12.2021

Immerhin mussten die jüdischen Honoratioren nicht den sozialistischen Bruderkuss (Gender!) als Zeichen unverbrüchlicher Freundschaft austauschen. Schade eigentlich. Herr Broder, Ihre spitze Feder ist unersetzlich.

Ludeloff Klaus / 28.12.2021

Vom abgebrochenen Studium der Theaterwissenschaften ist immerhin etwas geblieben: sich selbst als, von den meisten Medien kritiklos hofiert, als ernstzunehmende Politikerin zu inszenieren und sich dadurch für hohe Staatsämter zu qualifizieren. Damit ist bewiesen : es braucht wenig im Land der Einfältigen, um sich zur Elite zählen zu dürfen.

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