Vera Lengsfeld / 13.08.2017 / 18:44 / Foto: Dmytro Ivashchenko / 16 / Seite ausdrucken

Frau Merkel mailt mir vom Mars

Welche Ehre! Bundeskanzlerin Angela Merkel schickt mir mit Datum 9. August eine email und fordert mich auf, mit ihr die „richtigen Weichen zu stellen, damit Deutschland weiter ein Land bleibt, in dem wir gut und gerne leben“.

Dafür soll ich ihr und ihrer Partei meine Stimme geben, möglichst schon vorab als Briefwählerin. Um das zu erreichen, hat sie einen halbseitigen Text aufsetzen lassen. Für „eine starke Wirtschaft, die gute Arbeitsplätze schafft“, wollen wir (Pluralis majestatis?) die richtigen Rahmenbedingungen schaffen". Sehr beruhigend in einer Zeit, wo durch den von der Politik mitverursachten Dieselskandal bereits tausende Arbeitnehmer um ihren Arbeitsplatz bangen müssen.

Die Renten seien seit 2016 „so stark gestiegen, wie lange nicht mehr“. Mein Nachbar bekommt 10 Euro mehr. Das ist billig für eine Kanzlerinnenstimme. Ich kann mich auf die „verbesserte Mütterrente“ freuen, die „sicher und stabil“ sein soll, dafür werden „wir“ sorgen. Außerdem sollen „für alle“ die Steuern gesenkt werden.  An dieser Stelle soll ich vergessen haben, dass dies nur geschieht, wenn es die Kassenlage erlaubt. Das steht so im Kleingedruckten des Wahlprogramms. „Wir“ setzen uns für den Zusammenhalt der Gesellschaft ein, sagt ausgerechnet die Frau, in deren Amtszeit das Land so tief gespalten wurde wie nie zuvor. Die „bestmögliche medizinische Versorgung“ und eine „würdige Pflege“ seien „uns Herzensanliegen“.

Die Realität im Musterländle Bayern sieht so aus, dass ein krebskranker Freund von mir, der wegen starker Schmerzen medizinische Versorgung suchte, von vier Ärzten wegen „Überlastung“ abgewiesen und vom fünften sofort auf den OP-Tisch gelegt wurde. Er hat Glück gehabt, denn das hat sich in einer größeren Stadt und nicht im ländlichen Raum abgespielt, den unsere Kanzlerin immerhin „besonders... in den Blick nehmen will“, weil dort bereits die Gefahr besteht, nicht mehr versorgt werden zu können.

Deutschland sei eines der sichersten Länder der Welt, behauptet Merkel, obwohl nach einem Ranking des Travel and Tourism Competitiveness Report unser Land um dreißig Plätze auf Rang 51 abgestürzt ist. „Nur wer sicher ist, kann frei leben“, fügt die Kanzlerin hinzu. „Wir stehen zu einem Staat, der seine Bürgerinnen und Bürger schützt.“ So wie auf der Kölner Domplatte oder jüngst in Hamburg, wo die Polizei das Politspektakel namens G20 schützen musste, damit die Politiker sich in der Elbphilharmonie an der „Ode an die Freude“ delektieren konnten, während die mit Steuergeldern großzügig unterstützte Antifa einen gazen Stadtteil verwüstete? Es sollen „noch einmal mehr Polizisten“ eingestellt, ihre Ausrüstung und Befugnisse „weiter“ verbessert werden. Genau das hat CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet im erst wenige Wochen zurückliegenden Wahlkampf versprochen und nicht gehalten. Sobald er Ministerpräsident wurde, ging der Stellenabbau bei der Polizei weiter. In diesem Jahr sollen in NRW 29 Polizeibehörden weniger Beamte zur Verfügung haben als 2016.

„In einer unruhigen Welt“ sei Europa eine Gemeinschaft des Friedens, der Freiheit und der Stabilität. Wirklich? Ausnahmezustand in Frankreich wegen zahlreicher islamischer Terroranschläge, bürgerkriegsähnliche Zustände in über 60 No-Go-Areas in Schweden, Italien kurz vor dem „Flüchtlings“-Kollaps, unbeherrschbare kriminelle Clans in Berlin und anderen deutschen Großstädten, Terroristen, die als „Flüchtlinge“ von unseren Steuergeldern gefüttert werden – das ist Merkels Stabilität. „Damit Deutschland diesen erfolgreichen Weg weitergehen kann“, bittet mich die Kanzlerin um Unterstützung. Nein, liebe Frau Merkel, das wird nix mit uns.

Foto: Dmytro Ivashchenko CC-BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Uta-Marie Assmann / 13.08.2017

Der Inhalt dieser mail macht einen sprachlos - selbst im Zeitalter des politischen ‘Marketing ohne Inhalt’. Bis 2015 hätte die dürftige Bilanz der Aera Merkel aus zehn für die Weiterentwicklung des Landes verlorenen Jahren bestanden; nach den katastrophalen Fehlentscheidungen und unterlassenen Korrekturen hinsichtlich der Massenimmigration (weit überwiegend in die Sozialsysteme) wird aus einer schwachen Bilanz eine desaströse. Ich bin sehr erstaunt, dass die jüngere Generation, die das hauptsächlich wird ausbaden müssen, nicht auf die Barrikaden geht. Oder - sofern gut ausgebildet - nicht massenhaft das Land verlässt.

Melanie Ell / 13.08.2017

Mit mir würde das wohl leider auch nichts werden, seufz. (Obgleich ich ungefragt bin/bleibe, noch nicht mal ne Email von Fr. Merkel erhalten habe/werde. ) Mein Leben spielt sich irgendwie ab in Parallel-/Realitätswelten?

Florian Bode / 13.08.2017

Ja, wenn man wie Fr. Dr. Merkel in einer alternativen Wirklichkeit lebt, glaubt man solches Geschwätz. Ansonsten bleibt nur Kopfschütteln, löschen und NICHT die SPDU wählen.

Michael Jansen / 13.08.2017

Ist ja normalerweise die übliche Wahlkampfnummer: die standardmäßig versprochenen finanziellen Wohltaten für Familien, Rentner, Arbeitnehmer, Steuerzahler usw. (wie immer natürlich unter Finanzierungsvorbehalt!), die bekannten Versprechen für bessere Bildung und medizinische Versorgung, mehr Lehrer und mehr Polizisten (dito). Dann sollen natürlich die Wirtschaft und der Umweltschutz angekurbelt und nebenbei noch schnell das Weltklima gerettet werden. Soweit alles bekannt, übrigens von allen Parteien, und man weiß ja auch was dabei nach der Wahl rauskommt, das fällt dann für gewöhnlich unter die Rubrik Pustekuchen. Irgendwelche Belastungen werden von den Politikern meist bagatellisiert (Trittins Kugel Eis für die Energiewende) oder gleich dreist geleugnet (“Mit mir wird es keine Autobahnmaut geben”). Was diesmal ganz neu und auch bei fast allen Parteien offensichtlich Konsens ist, ist das Phänomen, dass sich alle um das größte Problem herumdrücken, mit dem Deutschland seit dem Krieg zu tun hat und haben wird. Bis auf eine Partei wissen natürlich alle, dass sie mit ihren Positionen zum Thema Flüchtlinge außerhalb des Gutmenschen-Milieus keinen Blumentopf gewinnen können. Also bläst man lieber Problemchen wie Homo-Ehe, “Dieselskandal”, furchtbar giftige Eier oder Elektromobilität zu riesigen Popanzen auf, um vom Wesentlichen abzulenken.

Gerd-Peter Leube / 13.08.2017

“Die Renten seien seit 2016 „so stark gestiegen, wie lange nicht mehr“. Ja, es stimmt, auch unsere Renten sind 2016 stark gestiegen: bei meiner Frau um ~ 46 und bei mir um ~ 52 Euro. Vom Land Thüringen wurden für bedürftige ehemalige SED und Stasi-Opfer 153 Euro gewährt. Die fielen ab Juli ´16 weg, denn durch diese Erhöhung waren wir nicht mehr “bedürftig”. Ende des Jahres kam diese Mitteilung. Trotz Rentenerhöhung haben wir seit dem ~ 55 Euro weniger in der Familienkasse. Für 6 Monate bis Jahresende mussten wir 918,- Euro zurückzahlen. Da wir schon an “Allerlei” gewöhnt sind, haben wir das verkraftet und - es gibt ja noch Schlimmeres! Familie Leube aus Erfurt  

Hans Merx / 13.08.2017

Mit mir auch nicht! Hans Merx

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