Peter Grimm / 09.10.2018 / 12:00 / Foto: Pixabay / 24 / Seite ausdrucken

Von Grünkohl und Braunkohle-Nazis

Monika Düker ist Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag von Nordrhein-Westfalen, mithin Repräsentantin einer Partei, die ja sehr sensibel ist, wenn es darum geht, Nazis zu erkennen. Nun sind aber Nazis nicht die einzigen Feinde der lichten, umweltverträglichen und biologisch abbaubaren Zukunft der Menschheit, für die sich gerade die Grünen so vehement einsetzen.

Auch bei Rettung des Weltklimas mittels Energiewende hat man mit Reaktionären zu tun, die unbedingt auch in kalter, dunkler Windstille Strom verbrauchen wollen und zu diesem Zwecke bereit sind, fossile Brennstoffe zu verheizen. Auch hier befinden wir uns bekanntlich auf einem Feld der grünen Kernkompetenz. Bei so vielen Feinden kann es manchmal schwierig sein, die verschiedenen Feindesgruppen sauber auseinanderzuhalten, zumal dann, wenn sich zwei von ihnen auch noch mit der Farbe braun in Verbindung bringen lassen. Aber der Reihe nach.

Monika Düker ist selbstverständlich aktiv im Kampf gegen die Braunkohleverstromung, also jetzt natürlich, so oft es geht, im Hambacher Forst vor Ort. Und da fand sie neulich ein Transparent so gut, dass sie ihm unbedingt via Twitter Verbreitung in der Welt verschaffen wollte. Darauf stand: „Ob NAZIS oder Kohle – BRAUN ist immer Scheiße!“. Ihr Kommentar dazu: „Bunt und kreativ wird es heute“. Na klar, „bunt statt braun“, egal ob es nun gegen Nazis geht oder all jene, die vom schmutzigen Energiegeschäft mit der Braunkohle leben.

Lassen wir mal die Frage offen, ob jetzt Steinkohle in besserem Ruf steht, weil man sie vielleicht in den Bereich „bunt“ einordnen könnte (der Begriff „Buntkohle“ ist vielleicht sogar noch frei verwertbar). Der Vergleich von Mitarbeitern dieses inzwischen beinahe geächteten Teils der deutschen Energiewirtschaft mit Nazis ging dann selbst vielen Followern der grünen Frontfrau von der Forstfront zu weit.

Wer Monika kennt, kann sie nicht missverstehen

Die Fraktionsvorsitzende sah sich gezwungen zu reagieren. Na und wie? Zunächst ganz klassisch: Die böse Öffentlichkeit hat die gute Monika nur missverstanden: „Wer mir unterstellt, Braunkohle-Mitarbeiter mit Nazis zu vergleichen oder gar Nationalsozialismus zu verharmlosen, der kennt mich nicht oder will mich missverstehen. Nichts liegt mir ferner. Wenn das so verstanden wird, tut es mir leid.“, twitterte sie. Wie konnte sie auch davon ausgehen, dass jemand Monika Düker nicht kennt, denn in der NRW-Landeshauptstadt ist sie bestimmt weltberühmt. Immerhin, ihren Bekanntheitsgrad hat sie mit der Verbreitung des Nazivergleichs und ihrer verstolperten Entschuldigung jetzt überregional gesteigert. Zunächst reagierte die Twitter-Gemeinde weiterhin not amused:

„Wer dümmliche und niveaulose Plakate als kreativ bezeichnet, darf sich über Gegenwind nicht wundern. Sich als missverstanden darzustellen, ist dann nur noch erbärmlich.“, hieß es beispielsweise. Oder: „Und was folgt jetzt daraus. Wer so einen Schwachsinn erst Teilt und im Nachhinein reumütig ist, ist als Fraktionsvorsitzende nicht mehr haltbar. Vorher überlegen und nicht erst später.“ Als dann noch „Bild“ und ein paar andere Zeitungen über Monikas Entdeckung der Braunkohle-Nazis berichteten, reichte der Rückzug aufs Missverständnis nicht mehr aus. Jetzt erklärte sich die Fraktionsvorsitzende richtig und ehrlich, ganz so, wie man es führenden Politikern kennt:

„Bei der Anti-Kohle-Demo am 6. Oktober am Hambacher Wald habe ich ein Transparent abfotografiert und über Twitter verbreitet, dessen Aussagen geeignet sind, Mitarbeiter in der Braunkohleförderung zu diffamieren und sie in ihren Gefühlen zu verletzen. Dass das so wahrgenommen werden konnte, habe ich in diesem Moment nicht erkannt. Dafür entschuldige ich mich, insbesondere bei allen Beschäftigten im Rheinischen Revier und in der Lausitz. Es war ein großer Fehler, diesen Tweet so abzusetzen.“

Aber auch hier bleiben Fragen offen, denn sie entschuldigt sich zwar bei den „Mitarbeitern in der Braunkohleförderung“ (warum eigentlich nicht bei den Mitarbeiterinnen? Sonst sind doch die Grünen an dieser Stelle so penibel) im Rheinischen Revier und in der Lausitz, erwähnt aber Kohle-Beschäftigten im Mitteldeutschen Revier um Leipzig mit keinem Wort. Hält sie die vielleicht doch für Nazis, weil die ja die Braunkohle im braunen Sachsen fördern? So ganz mag Monika von der kreativen Idee mit den Braunkohle-Nazis vielleicht doch nicht lassen.

Der Beitrag erschien auch hier auf sichtplatz.de

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Leserpost

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Marc Blenk / 09.10.2018

Lieber Herr Grimm, ob nun Grünkohle oder Grünkohl, erstere liegt vermutlich schwer im Magen und brennt nur schlecht, und zweites verursacht Blähungen. (ich entschuldige mich vorauseilend bei den Liebhabern der Gattung der Familie der Kreuzblütler).

Viola Heyer / 09.10.2018

Mit diesem Artikel landen sie ganz sicher auf einer “Liste” der Heinrich-Böll-Stiftung der Grünen. Wir wissen alle, was Leute im Schilde führen, die “Listen” anlegen.

Karla Kuhn / 09.10.2018

“Auch bei Rettung des Weltklimas mittels Energiewende hat man mit Reaktionären zu tun, die unbedingt auch in kalter, dunkler Windstille Strom verbrauchen wollen und zu diesem Zwecke bereit sind, fossile Brennstoffe zu verheizen.”  Ich liege unter dem Tisch vor lachen und habe schon einige Stunden mein “Öfchen"an.  “Monika Düker ist selbstverständlich aktiv im Kampf gegen die Braunkohleverstromung, also jetzt natürlich, so oft es geht, im Hambacher Forst vor Ort. ”  Hat sie Urlaub eingereicht ? Oder nutzt sie dazu ihre Freizeit ? Wenn nicht, SOLLTE GEPRÜFT werden, ob sie für diese Zeit auch ANSPRUCH auf unsere Steuergelder hat !  WIR sind ARBEITGEBER der gesamten POLITKASTE und haben das RECHT zu prüfen, ob der “Arbeitnehmer” auch regelmäßig seinen Arbeitsplatz aufsucht. LEIDER; können wir keine KÜNDIGUNG aussprechen Aber vielleicht kommt das noch. “...der kennt mich nicht…” Herr im Himmel, verhüte, daß ich diese Dame jemals kennenlernen muß. Übrigens, auf dem Bild, das ist ROSENKOHL, ob der auch “Nazi” ist weiß ich nicht, ich esse ihn jedenfalls gerne.

Werner Arning / 09.10.2018

Hat nicht neulich jemand im Zusammenhang mit Sarrazins neuestem Buch von „grenz-rassistisch“ gesprochen? Wäre da in diesem Zusammenhang nicht das Wort „grenz-antisemitisch“ angebracht? Könnte man doch zumindest diskutieren.

U. Unger / 09.10.2018

Ja Herr Grimm, die Grünen und Ihr Verständnis der Umwelt! Unser Wohlstand hat mit Industrie nichts zu tun. Sie fordern Elektroautos, ohne über den nötigen Verbrauch von Ressourcen dafür nachzudenken. Sie diffamieren nicht nur Arbeitnehmer und Industrie im Braunkohlebergbau, nein dieses Schweinsystem der Hochtechnologie insgesamt. Auch das erwachsene Kind Düker kann nicht verstehen, warum normale Menschen einem normalen Beruf nachgehen müssen. Bei den Grünen ist man vorwiegend Umweltaktivist, Tierschützer, NGO- Mitarbeiter, Lehrer, Sozialarbeiter. Hauptsache irgendwas ohne Qualitäts- oder Mengenziel am Feierabend. Wenn man im Bioladen das gewünschte Produkt nicht sofort bekommt, egal, man wartet ein paar Monate, bis die Biohennen mal wieder Lust hatten ein Ei zu legen. Nur Nazis behaupten, Sie gingen heimlich in den Supermarkt! Die Dame handelt genauso, wie es in der Grünenorganisation üblich ist, nichts tun, was nach geregelter Arbeit aussieht, aber täglich den strebsamen, funktionierenden Alltagsmenschen als Nazi erkennen und öffentlich machen. Es braucht keine sachlichen Argumente oder tiefere Erkenntnisse. Es reichen die Reizauslöser aus der Nazischublade, um nach pawlowschen Reflexen, wie der berühmte Hund zu biofunktionieren. Natürlich sieht Frau Düker beim biologischen Tagesgeschäft kein braun in der Keramik, sondern Abfallstoffe einer voll ökologischen Biogasanlage mit höchstem Biosiegel. Es sei denn, Sie wäre gezwungen eine öffentliche Toilette zu benutzen, dann ist jede Spur auf der Emaille ein Hinweis auf die Existenz von Nazis im Alltag, Nazidesinfektionsmittel (kein Essig), Nazibedürfnisanstalt (Es fehlen Toiletten für asexuelle Außerirdische) . Dann geht es automatisch… Ach das hatte ich erwähnt? Mir ist nur klar eine Schraube kann die nicht locker haben, Metallindustrie= Nazi. Monika muss ich nicht kennen, um Sie zu verstehen!

Stefan Müller / 09.10.2018

“Buntkohle” ist schon besetzt! Das sind die Euro-Scheine, welche im Kampf gegen wasauchimmer verbrannt werden.

Wiebke Lenz / 09.10.2018

Sehr geehrte Frau Düker, ich erwarte ebenso eine BITTE UM Entschuldigung. (So viel Zeit muss sein und darauf lege ich wert. Dies gibt die deutsche Sprache her - man kann sich nicht selbst entschulden.) Ich heize nämlich - wie viele andere auch - mit Kohle und Holz. Selbst in Berlin gibt es noch Wohnungen, die Ofenheizung haben. Auch wenn ich dort nicht ansässig bin, ist mir dieses bekannt. Und viele Menschen in Deutschland wählen nicht den “Öko-Strom”, auch wenn etliche dafür extra zahlen. Wobei auch da ja sowas von egal ist, was auf der Jahresrechnung steht - es ist ein bunter Mix aus verschiedenen Energiequellen. Was die Mitarbeiter der anderen Kohlereviere betrifft, hat der Autor es ja bereits erwähnt. Auch bei diesen sollte Abbitte getan werden. Letztendlich stelle ich mir aber einen Winter vor, der ohne Atomenergie, Öl, Gas und Braunkohle stattfinden soll. Solar und Wind: Instabil. Für meinen Laptop könnte ich mir sicher noch ein Fahrrad mit modifiziertem Dynamo basteln. Oder Hamster kaufen. Holz ist ein wunderbarer Rohstoff, der nachwächst. Allerdings nicht in der Menge und der Schnelligkeit, in der man ihn benötigen würde. Agrarflächen werden - meiner Meinung nach zumindest - schon jetzt zu viel schändlichst dazu benutzt, Energie statt Nahrungs- und Futtermittel zu produzieren. Dung erzeugen ginge auch - aber ebenfalls nicht in den erforderlichen Massen. Es sei denn, man möchte tatsächlich Massentierhaltung. Welche ich übrigens absolut ablehne. Und ich halte u.a. Tiere, damit diese für den Privatgebrauch geschlachtet werden. Trotz allem sollen sie ein gutes Leben führen dürfen. (Brutale Landbevölkerung eben, wie man sich ja auch anhören darf.) Nun wüsste ich gerne, Frau Dünker, wie ist Ihre konkrete, machbare Vorstellung? Was habe ich übersehen, welchen Ansatzpunkt könnte ich weiterverfolgen? Und - nicht ganz zuletzt - mit den Endprodukten der Ernährung, die im Hambacher Forst auch gerne Polizisten treffen, kennen sich ja die “Umweltexperten” aus ...

Frank Mora / 09.10.2018

Man beachte die Umbenennung des Hambacher Forstes in den Hambacher Wald. Ein Wald ist etwas quasi natürliches, gottgegebenes, seit Jahrtausenden unberührtes, eigentlich heiliges Refugium der Natur. Nicht etwa wie ein Forst eine Nutzbaumplantage zur Erzeugung von möglichst vielem, möglichst teurem Holz, das dem Besitzer einen möglichst hohen Profit einbringt. Da kann man im “heiligen Wald” schon mal dutzende “Baumhäuser” in den gesunden Stamm nageln, von wo aus man Mitbürgern in Uniform, die das Recht durchsetzen müssen mit Scheiße beschmeißen kann. Aber das sind ja auch keine heiligen Mitgeschöpfe Gottes, sondern Bullenschweine. Zur Erinnerung: Der hier gern im Munde geführte Begriff “Nachhaltigkeit” wurde vom sächsischen (!) Beamten v. Carlowitz geprägt. Es ging ihm um Forstwirtschaft. Man sollte aus dem Wald nicht mehr Holz herausholen, als nachwächst. Deshalb wurden aus den Wäldern Forsten. Wie auch der Hambacher.

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