In Frankreich schwelt seit Monaten ein Konflikt zwischen der einheimischen Landbevölkerung und Ferienhausbesitzern, Rentnern und Urlaubern aus den Städten. Letztere fühlen sich vor allem durch die Geräuschkulisse auf dem Land belästigt. Auf der Insel Oléron an der französischen Westküste gab es einen bizarren Rechtsstreit rund um den morgendlichen Lärm eines jungen Hahns namens Maurice. Im Département Dordogne mussten sich Richter mit quakenden Fröschen in einem Gartenteich beschäftigen. In demselben Département wurde ein Schädlingsbekämpfungsunternehmen gebeten, lärmende Zikaden zu beseitigen (die Firma lehnte entsetzt ab). Im Département Lozère beschwerte sich eine Touristin bei einem Bürgermeister über Kirchenglocken. Und im Alpendorf Biot (Haute-Savoie) unterschrieben 20 Ferienhausbesitzer eine Petition gegen Kuhglocken.
Nach Angaben des Internetportals thelocal.fr hat die Debatte jetzt das französische Parlament erreicht. Der Abgeordnete Pierre Morel-A-L'Huissier wolle jedem Département ermöglichen, eine Liste von Geräuschen und Anblicken zu erstellen, die gesetzlich geschützt seien. Der Politiker von der konservativen Partei Les Républicains wolle auf diese Weise Klagen von „Urlaubern und Neo-Landbewohnern“ abwehren. „Man kann nicht einfach aufs Land kommen, und so tun, als ob es einem gehört“, zitiert thelocal.fr den Abgeordneten. Bereits im Mai hatte ein Bürgermeister aus dem Département Gironde das französische Kulturministerium gebeten, „ländliche Geräusche“ in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufzunehmen und so Klagen zu erschweren.