Marie Dufond, Gastautorin / 09.06.2023 / 12:00 / Foto: Pixabay / 27 / Seite ausdrucken

Frankreich: „Reintegriert die Suspendierten!“

Frankreich ist das letzte Land, das sich nun doch auch dazu herabgelassen hat, diejenigen Vertreter des Medizin- und Pflegebereiches, die wegen fehlender „Corona-Impfung“ suspendiert worden sind, zu reintegrieren.

Seit Beginn des Jahres 2023 vernahm man in den Medien nur halbgare Aussagen des Präsidenten Macron und seines Gesundheitsministers François Braun. Über die Reintegration des Gesundheitspersonals könne man reden, wenn die Wissenschaftler sich einig seien. Das müsse man dann sehen. Man müsse die Einschätzung der Experten abwarten. Und dann wandte man sich wieder anderen Themen zu. Nicht ohne ab und zu fallen zu lassen, dass die Suspendierten sicher nicht den Personalmangel in den Krankenhäusern und Altenpflegeheimen lösen würden, deren Anzahl sei „peanuts“ im Vergleich zu den offenen Stellen. Und daher hätte das auch nicht Priorität. Der Hinweis, dass diese Leute unter unhaltbaren Bedingungen leben, wurde damit abgetan, es sei ihre Wahl gewesen, sich und andere nicht vor dem Virus schützen zu wollen.

Während der großen Protestdemonstrationen gegen die Rentenreform sah man vereinzelt mutige Menschen mit einem Schild „Reintegriert die Suspendierten!“. Vielfach wurden sie angefeindet oder geschnitten, vor allem von solchen, die in weißen Kitteln gegen die Rentenreform demonstrierten. Sprach man sie freundlich an, sanken sie vor Freude und Dankbarkeit in den Knien ein, dass sich noch jemand für die Suspendierten interessiert. Es waren mal Angehörige von Suspendierten, mal unerschrockene Gelbwesten.

„Jedes Recht verwirkt“, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren

Seit drei Monaten werden auf Großplakaten Anzeigen in den Kommunen geschaltet: „Werde jetzt Krankenschwester! Altenpfleger! Pflegehelfer! Komm in unser Team!“ schreit es einem an Ampelkreuzungen entgegen, an Haltestellen oder an Ausfallstraßen, wo man nachmittags im Stau steht.

Im März schließlich wurde unerwartet eine Empfehlung der Gesundheitsbehörde Haute Autorité de la Sante (HAS) veröffentlicht, das suspendierte Personal wieder an die Arbeitsplätze zurückkehren zu lassen. Gesundheitsminister François Braun, Arzt, Notfallmediziner, ehemaliger Leiter der Notfallstation eines Krankenhauses in Metz, verlautbarte, man müsse behutsam vorgehen.

Verbände und Gewerkschaften aus dem Gesundheitssektor schrieben offene Briefe gegen diese Empfehlung und kotzten sich auf Twitter und Facebook aus. Ein sehr lauter Anteil der „geimpften“ Angestellten im Gesundheitswesen sind der Überzeugung, dass die „Anti-Vax-Kollegen“ sie „im Stich gelassen“ hätten, ihnen durch ihre „egoistische Entscheidung“ Mehrarbeit aufgebürdet hätten und dass sie demnach „jedes Recht verwirkt“ hätten, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.

Welle der Empörung

Doch Verbände der Suspendierten kämpften weiter, diese Empfehlung reichte ihnen nicht aus. Ihre Arbeitgeber meldeten sich ohnehin in keiner Weise bei ihnen. Die Suspendierten wollten sichergehen und forderten, dass das Gesetz, das die Impfpflicht vorschreibt, aufgehoben wird. Sie fanden in drei Abgeordneten der linken Partei NUPES Unterstützer: Davy Rimane, Jean-Victor Castor und Moetai Brotherson erarbeiteten einen Gesetzesvorschlag und legten ihn am 4. Mai der Nationalversammlung zur Abstimmung vor.

Das Ergebnis wurde als großer Erfolg gefeiert. Und so sieht dieser Erfolg aus: 157 Abgeordnete stimmten dafür, 137 Abgeordnete dagegen, zwei enthielten sich. Die Nationalversammlung hat 577 Abgeordnete. Nicht einmal die Hälfte der gewählten Volksvertreter ist zu dieser Abstimmung erschienen. Nun liegt der Gesetzesvorschlag beim Senat.

Die positive Abstimmung der Nationalversammlung führte erneut zu einer Welle der Empörung von Einzelpersonen und von verschiedenen Verbänden. Die Reintegration der „Ungeimpften“ stelle sowohl eine Gefahr für die Patienten als auch für die Kollegen dar, vor allem, falls eine neue Variante auftauchen sollte, die „noch gefährlicher ist als das Wuhan-Virus“. Eines dieser Papiere können Sie hier im Original lesen, es stammt vom Krankenhausverband FHF.

Kombinations-„Impfung“ gegen Grippe und COVID als Pflicht

Es ist erstaunlich, wie hier in Frankreich auch von ausgebildetem medizinischen Personal die Erzählung aufrechterhalten wird, dass die „Impfung“ genannten Produkte einen Beitrag zum Schutz von Patienten leisteten.

Schließlich erließ der Gesundheitsminister am 13. Mai 2023 ein Dekret, das besagt, dass die Suspendierten ab dem 15. Mai wieder zu ihren Arbeitsplätzen zurückkehren können. Wie das vonstatten gehen sollte, wurde nicht ausgearbeitet. Das Dekret sieht die Suspendierung des Impfpflicht-Gesetzes vor, nicht dessen Aufhebung. Ein linguistisches Festmahl: Die Suspendierung des Gesetzes soll die Suspendierten reintegrieren. Die Regierung will das Gesetz beibehalten, vorgeblich, um „im Falle einer erneuten Welle ein Werkzeug zur Hand zu haben“.

Im Übrigen wird in Frankreich seit Monaten mehr oder weniger laut darüber nachgedacht, ab Herbst 2023 eine Kombinations-„Impfung“ gegen Grippe und COVID zur Pflicht für das Gesundheitspersonal zu erklären.

Ab 15. Mai sollte die Reintegration durchgeführt werden. Nur einzelne Arbeitgeber haben ihre suspendierten Angestellten daraufhin kontaktiert. Das Dekret sieht vor, dass, falls die ehemalige Stellen „nicht mehr verfügbar“ seien, die Angestellten auf einer „vergleichbaren“ Stelle zu beschäftigen seien. Von einer rückwirkenden Auszahlung der ausgesetzten Gehälter ist nicht die Rede. Am 19. Mai hat eine Anwältin für drei Mandanten Recht erstritten: Ihnen wird das Gehalt zurückerstattet und sogar die Prozesskosten werden übernommen.

In meinem folgenden Artikel werde ich von einigen Suspendierten berichten. Davon, wie sie die vergangenen eineinhalb Jahre erlebt und überlebt haben und wie sie seit dem 15. Mai 2023 leben. Ich werde auch von Dr. Grégory Pamart berichten, dessen Video-Appell der Kollege Manfred Haferburg in diesem Artikel übersetzte.

 

Marie Dufond lebt nach 27 Jahren in Süddeutschland, fünf Jahren in der Schweiz und 14 Jahren in Norddeutschland seit Februar 2020 in Südfrankreich. Sie ist studierte Expertin für Kommunikation, Stimme und Sprache.

Foto: Pixabay

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T. Schmidt-Eichhorn / 09.06.2023

157 + 137 + 2 = 296 sollen “nicht einmal die Hälfte” von 577 sein ? In meiner Schulzeit habe ich noch rechnen gelernt, und daher weiß ich, daß 296 x 2 = 592, also mehr als 577 ist. Offenbar ist die Autorin des Beitrags keine “studierte Expertin” für Kopfrechnen.

Andrea Koch / 09.06.2023

Wenn ich das lese, schnürt sich mir die Kehle zu und das beklemmende Gefühl aus dem Frühjahr 2022 überkommt mich, als ich vor dem Gesundheitsamt blank ziehen musste, Rechenschaft ablegen musste, warum ich mich verdammt noch mal nicht impfen lassen wollte mit diesem neuen super erprobten Lebenselexir. Es ist weiterhin menschenverachtend, was passierte, aber auch, was immer noch passiert. Oben geschildertes ist nur ein Beispiel. Dass man als Verräter oder Mörder gesehen wird, bestätigt sich auch in Deutschland. Der Eiertanz mit Kollegen und Patienten geht weiter. Und ich hoffe zwar, dass sich das Ganze nicht noch mal wiederholt. Aber ich glaube, das wäre naiv. Vielleicht müssen dann die Pläne über eine Auswanderung wieder reaktiviert werden. Ob sich noch mal so viele tatsächlich solidarisch zeigen und mit spazieren gehen oder auf Demonstrationen zeigen wie vor Kurzem, wer weiß. Mein Eindruck ist, dass viele ausgebrannt sind. Aber die Zustimmung und Bestätigung, dass wir viele sind, hat Menschen im Gesundheitswesen viel bedeutet und Kraft gegeben. Danke dafür.

Boris Kotchoubey / 09.06.2023

Würde Jemand aufgrund dieser Information immer noch behaupten, dass das Problem an der deutschen “Untertanenmentalität” liegt? Die freiheitsliebigen Gallier gehen massenweise auf die Straße, wenn ihnen ein Wohlstandsverlust in Höhe von 0,1% droht. Aber eine millionenfache Volksvergiftung akzeptieren sie bereitwilig und ärgern sich über die Wenigen, die nicht vergiftet werden wollen.

S. Wietzke / 09.06.2023

Nach den Äußerungen der Verbände des Gesundheitswesens verstehe ich überhaupt nicht warum da einer zurück will. Das die anderen sich mit Begeisterung weg spritzen lassen muss einen da nicht im geringsten belasten. Und wer da noch freiwillig ins Gesundheitswesen geht ist eh selbst schuld. Bedauern ist da nicht angebracht.

Didi Hieronymus Hellbeck / 09.06.2023

Niemals vergessen. Niemals verzeihen.

finn waidjuk / 09.06.2023

Wäre ich im französischen Gesundheitswesen beschäftigt, wäre ich schon längst ausgewandert, z. B. in ein skandinavisches Land. Dort werden Ärzte und Pflegepersonal mit Kusshand empfangen und die Arbeitszeiten und Gehälter sind deutlich besser als in Frankreich. Lasst die Franzosen doch weiterhin medizinische Inzucht betreiben, wo die Geimpften sich gegenseitig todkurieren können.

Stephan Bujnoch / 09.06.2023

Es ist schon ein Treppenwitz der „Impfpolitik“, daß ausgerechnet die Ungeimpften heute das geringere Corona Verbreitungsrisiko darstellen als die Geimpften. Wer dies nicht akzeptiert ist nicht nur ein Ignorant, sondern gefährdet vorsätzlich die Gesundheit der stationären Patienten!

Arnold Balzer / 09.06.2023

Vor Monaten habe ich irgendwo gelesen, dass UN-Geimpfte als Blutspender gesucht werden! Sollte es also offizielle medizinische Stellen (in ds. Fall Blutspender-Organisationen) geben, die der Propaganda der mRNA-Unschädlichkeit keinen Glauben schenken? Auch US-Fluggesellschaften suchen Ungeimpfte als Piloten, weil es Fälle gegeben hat, dass Piloten während (!) des Fluges (offenbar stress-bedingt) ernste Herz-Kreislaufprobleme erlitten!

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