Fragwürdiger Moschee-Verein wird offizieller Dialogpartner

Als „Anlaufstelle für zahlreiche Personen aus dem salafistischen und islamistischen Spektrum" galt der Mönchengladbacher Masjid-Arrahman-Verein den Sicherheitsbehörden noch 2018. Jetzt ist er für SPD-Oberbürgermeister Felix Heinrichs ein neuer Partner beim Interreligiösen Dialog.

Als im November 2018 250 Polizisten die Räume des islamischen Kulturvereins Masjid Arrahman in Mönchengladbach-Rheydt durchsuchten, war das in der Stadt am Niederrhein keine große Überraschung. Der 1988 von Marokkanern gegründete Verein, dessen Freitagsgebet von bis zu 800 Gläubigen besucht wird, wurde in Mönchengladbach immer wieder mit Salafisten in Verbindung gebracht. Der Moschee-Verein dementierte dies jedoch mehrfach. Dennoch wurde der Verein von den Sicherheitsbehörden 2018 als „Anlaufstelle für zahlreiche Personen aus dem salafistischen und islamistischen Spektrum" bewertet.

„Wenn wir Hinweise darauf haben, dass sich ein Moschee-Verein zum Treffpunkt von gefährlichen Extremisten entwickelt hat, handeln wir", begründete Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) die damaligen Durchsuchungen. Ziel der polizeilichen Maßnahme sei es, den bestehenden Verdachtsmomenten nachzugehen. „Die sichergestellten Gegenstände und Unterlagen werden jetzt sorgfältig ausgewertet. Wenn wir dabei genügend Beweise bekommen und ein Verbot nach dem Vereinsgesetz möglich ist, werden wir den Verein verbieten", kündigte Reul an.

Dazu kam es jedoch nicht, da sich in den Folgejahren nicht genug Beweise fanden, die ein solches Verbot gerechtfertigt hätten. Vollständig rehabilitiert war der Verein damit aber nicht: „Auch heute besuchen Personen, die der salafistischen Szene zugeordnet werden können, die Masjid-Arrahman-Moschee, um dort zu beten", teilte eine Sprecherin des nordrhein-westfälischen Innenministeriums erst im Juli 2024 auf Nachfrage der misstrauisch gebliebenen Islamismus-Expertin Sigrid Herrmann mit. Eine Einflussnahme durch Salafisten auf die Predigten oder den Unterricht in der Moschee sei jedoch „gegenwärtig nicht mehr festzustellen", hieß es weiter. Dennoch werde der Landesverfassungsschutz „die Lage weiter intensiv im Blick behalten und fortlaufend prüfen, ob es neue Entwicklungen gibt", so die Sprecherin. Damit blieb die Masjid-Arrahman-Moschee bis heute das, was sie bereits vor der Razzia 2018 war: Ein umstrittener Moschee-Verein, der nicht verboten ist, aber von den Innen- und Sicherheitsbehörden misstrauisch beäugt wird.

Partner der Stadt beim Interreligiösen Dialog

Vor diesem Hintergrund dürfte kaum zu verstehen sein, dass die Stadt Mönchengladbach den Masjid-Arrahman-Verein der Presse am Freitag als neuen Ansprechpartner beim sogenannten Interreligiösen Dialog vorgestellt hat. Dabei wurde berichtet, dass der Mönchengladbacher Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD) am Tag zuvor zur „nächsten Runde des Interreligiösen Dialogs eingeladen" habe, der 2025 dreimal jährlich Vertreter von zwei verschiedenen Glaubensgemeinschaften zusammenbringen soll. Und am Donnerstag hatte der SPD-Politiker Nassir El Aboussi, der als Erster Vorsitzender des Masjid-Arrahman-Vereins vorgestellt wurde, sowie Michael Chandrathas von der Evangelische Gemeindemission „The Blessing Church" eingeladen.

Auf den - in Mönchengladbach allgemein bekannten - Hintergrund des Masjid-Arrahman-Vereins gingen jedoch weder Felix Heinrichs noch der Verfasser der Pressemitteilung ein. Stattdessen hieß es: „Die beiden Gemeinden - muslimisch und christlich - präsentierten sich nacheinander und entdeckten dabei zahlreiche Gemeinsamkeiten. Beide erfahren Vorurteile und Ausgrenzung, beide wissen, wie es ist, nicht immer auf Augenhöhe behandelt zu werden. Und doch geben sie nicht auf - im Gegenteil. Sie engagieren sich aktiv, bieten Menschen in allen Lebenslagen Unterstützung und bauen Brücken des Verständnisses und der Solidarität." 

Auch ließen Zwischenüberschriften wie „Regelmäßiges Format für Respekt, Zusammenhalt und Toleranz", „Zwei Gemeinden, eine Botschaft" oder „Dialog als Brücke des Miteinanders" keinen Zweifel daran, dass der SPD-Oberbürgermeister den Masjid-Arrahman-Verein als geeigneten Dialogpartner sieht. „Der Austausch hilft uns, voneinander zu lernen und einander mit mehr Respekt, Akzeptanz und Toleranz zu begegnen", wurden die Schulfreunde El Aboussi und Chandrathas zitiert.

Ob der SPD-Oberbürgermeister vor seiner Einladung an Nassir El Aboussi eine aktuelle Einordnung der Masjid-Arrahman-Moschee durch den Verfassungsschutz eingeholt hat, ist nicht bekannt. Dass der noch jugendliche Nassir El Aboussi bei der Einladung als Erster Vorsitzender des Vereins vorgestellt wurde, im Vereinsregister aber ein aus L'Houssin Laghzaoui sowie Allal Bibi bestehender zweiköpfiger Vorstand angegeben ist, legt jedoch die Vermutung nahe, dass die Stadt im Vorfeld der Benennung ihres neuen Dialogpartners nur sehr lückenhaft oder gar nicht recherchiert hat. Dabei hätte in diesem Fall ein simples Abonnement einer örtlichen Tageszeitung völlig ausgereicht, sich ein entsprechendes Bild zu machen.

 

Peter Hemmelrath arbeitet als Journalist und Gerichtsreporter.

Foto: Peter Hemmelrath

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Leserpost

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Andy Malinski / 25.05.2025

@ Thromin Weller: Warum sollte es knallen? Der gemeinen Kartoffel werden jede nur erdenkbare Schikane in den Weg gestellt, sich etwas zu beschaffen und vorzuhalten, mit dem man in Notfall “knallen” könnte. Bleibt also nur, sich auf das Gewaltmonopol des “unsere Demokratie”-Staates zu verlassen. ABER: Wer sich darauf verlassen muss, der ist mit Sicherheit auf der Verliererseite ...

Ralf Pöhling / 25.05.2025

Immer noch das selbe Problem. Geld bricht Recht. Der Westen wäre entweder längst pleite oder hätte einen viel niedrigeren Lebensstandard, würde er sich die unzähligen Milliarden aus der islamischen Welt nicht durch vollkommen unangebrachtes Appeasement gegenüber ihren radikalislamischen Hardlinern erbetteln. Das führt bisweilen sogar zu vollkommen unangebrachten Personalentscheidungen in höchsten Positionen. Benedikt XVI. hatte mit seiner Regensburger Rede wohl unfreiwillig seine Frühverrentung eingeleitet. Oder er hatte sie einfach riskiert. Richtig war die Rede in jedem Fall. Köhler passte mit seinem wehrhaften Auftreten für Deutschland wohl auch nicht ins Bild und wurde dann durch “Der Islam gehört zu Deutschland” Wulff ersetzt. Der VS untersteht den jeweiligen Innenministerien. Darum ist da keine ehrliche Antwort nach außen zu erwarten, obwohl die ganz genau wissen was hier läuft. Ich weiß, dass die das wissen. Die haben es mir ja gesagt. Und ich habe es denen bestätigt. Der politische Druck ist einfach zu hoch, um hier die Wahrheit zu sagen und das Problem effektiv abzustellen. Die Politik will ja weiter ihre Luxusklasselimousinen fahren können und nicht andauernd die Einschusslöcher im Mittelklassewagen mit Tesafilm zukleben müssen. Zumindest meint man, dass Appeasement da hilfreich wäre. Das ist es nicht. Appeasement zögert nur den unweigerlichen Verlust des eigenen Landes hinaus. Und das auch noch in verfassungswidriger Art und Weise. Hier läuft Zuckerbrot und Peitsche. Und die deutsche Politik bevorzugt leider das Zuckerbrot anstatt der Peitsche ein geladenes Schießeisen entgegen zu halten. So wie Israel das tut. Aber das schlimmste daran ist, die deutsche Politik tut das auf dem Rücken der eigenen Bevölkerung. Wer mit der Hitze nicht umgehen kann, sollte der Küche fernbleiben, anstatt sie für die echten Köche andauernd zu blockieren.

Th. Gerbert / 25.05.2025

“Beide erfahren Vorurteile und Ausgrenzung, beide wissen, wie es ist, nicht immer auf Augenhöhe behandelt zu werden. Und doch geben sie nicht auf - im Gegenteil. Sie engagieren sich aktiv, bieten Menschen in allen Lebenslagen Unterstützung und bauen Brücken des Verständnisses und der Solidarität.“ Angesichts dessen, dass lt. Behörden offenbar auch Salafisten die Moschee besuchen, ist das schon eine besonders bemerkenswerte Formulierung. An Zufälle glaube ich dabei nicht.

sybille eden / 25.05.2025

Sozialfaschisten und Islamfaschisten passen doch zusammen wie A .... auf Eimer. Im Westen nichts Neues. Das Messern geht trotzdem weiter.

Rolf Mainz / 25.05.2025

Sozialisten glauben im Islam geistig Verwandte vorzufinden und biedern sich an. Tatsächlich sind bestimmte Gemeinsamkeiten, beispielsweise die latente Tendenz zum Totalitarismus, unverkennbar. Die Sozialisten verkennen jedoch, dass der Islam im Gegensatz zum Sozialismus auf enormem Expansionskurs ist und die Zuneigung der westlichen Linken lediglich zeitweise als nützliches Vehikel beim Machtgewinn benutzt - um sie dann letztlich durch Absorption politisch kaltzustellen.

Lutz Herrmann / 25.05.2025

Früher dem Ostblock angedient, heute den Muselmanen. So sind se halt, unsre Sozn.

Karsten Dörre / 25.05.2025

Immer lustig zu lesen, dass man einen interreligiösen Dialog führen will. Was wird da bequatscht? Ob man die Beichte im Islam einführen könne? Ob Minarette Kirchenglocken ersetzen können, oder umgekehrt? Ob es ein interreligiöser Angriff sei, wenn Frauen zu Männer gleichberechtigt gestellt werden?

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