Am 10. April 2010 verunglückte eine Regierungsmaschine der polnischen Luftstreitkräfte vom Typ Tupolev Tu-154 beim Landeanflug auf den russischen Militärflugplatz Smolensk-Nord. Alle 96 Passagiere, darunter Polens damaliger Staatspräsident Lech Kaczyński, Parlamentsabgeordnete, Regierungsmitglieder, hochrangige Offiziere, Kirchenvertreter und leitende Regierungsbeamte, kamen bei dem Absturz ums Leben. Anlass des Fluges war eine gemeinsame polnisch-russische Gedenkveranstaltung anlässlich des 70. Jahrestages des Massakers von Katyn.
Ein Untersuchungsbericht des russischen Zwischenstaatlichen Luftfahrtkomitees (MAK) machte Fehler der polnischen Besatzung für den Absturz verantwortlich. Im Juli 2011 legte die polnische Untersuchungskommission einen eigenen Abschlussbericht vor. Auch die polnischen Ermittler sprachen von Pilotenfehlern, thematisierten jedoch auch Fehler der russischen Fluglotsen und den zum Teil schlechten technischen Zustand des Flughafens.
Viele Anhänger von Lech Kaczyńskis Recht-und-Gerechtigkeit-Partei (PiS), darunter Kaczyńskis Zwillingsbruder Jarosław, der die Partei seit 2003 führt, zweifeln bis heute an den Ergebnissen der beiden Untersuchungskommissionen. Sie vermuten, dass es sich bei dem Unfall um einen Anschlag auf den polnischen Staatspräsidenten gehandelt habe. Als 2015 die Koalition aus Bürgerpattform und Polnischer Volkspartei abgewählt wurde und die PiS eine absolute Mehrheit im Parlament gewann, wurden auch die Ermittlungen wieder aufgenommen. Die Arbeit der neuen polnischen Untersuchungskommission ist noch nicht abgeschlossen. Im April 2017 präsentierte sie jedoch ein 40-minutiges Video, das eine bewusst herbeigeführte Explosion als wahrscheinlichsten Absturzgrund ausmachte.
Diese Theorie gewinnt nun durch aktuelle britische Untersuchungsergebnisse an Plausibilität. Wie der Auslandsdienst des öffentlich-rechtlichen „Radio Polen“ berichtet, haben Ermittler des Forensic Explosives Laboratory (FEL) auf Proben der Flugzeugtrümmer Spuren von Stoffen zur Sprengstoffherstellung, einschließlich TNT, gefunden. Die 200 Proben seien im Mai 2017 von der polnischen Nationalen Staatsanwaltschaft an das Labor übermittelt worden, das dem britischen Verteidigungsministerium unterstellt ist, schreibt Radio Polen mit Bezug auf Recherchen des konservativen Onlineportals wPolityce.pl und der Wochenzeitschrift „Sieci“. Bereits im Februar 2018 hatte ein britischer Ermittler, der an der Untersuchung des Lockerbie-Anschlags beteiligt war, in einem Fernsehinterview die Anschlagsthese gestützt.