Danke für diesen äußerst informativen Artikel. Ergänzend einige Überlegungen: Wäre ich stark traumatisiert, Depressiv und Selbstmord-Gefährdet, hätte ich so starke Ängste vor einer strapazenreichen Flucht, in der ein Vermögen an Schlepper zu zahlen sind. Dass da Menschen aus anderen Kulturen anders gestrickt sin, kann man zwar annehmen, dass diese über robustere Strategien verfügen, mit schweren Belastungen umzugehen. Dann aber wäre erst recht der hohe Anteil von PTBS-Fällen zu bezweifeln. Eine weitere Frage betrifft die moralische Verpflichtuung und die Kostenträgerschaft: Warum sind vor allem jene hier angekommene mit einem immensen Aufwand zu behandeln, wenn es doch weltweit eine unglaublich große Zahl leidender Menschen gibt? Sollen alle jene, die sich keine teuren Schlepper leisten können, dann leer ausgehen? Oder jene, die wegen PTBS eine Flucht erst gar nicht durchstehen können. Mir erscheint zum einen die Selektion ducht Schleppergeld unmoralisch zu sein. Weiterhin stellt sich die Frage, ob denn ein hoher finanzieller Behabndlungsaufwand einfach so dem Steuerzahler aufgebürdet werden kann? Ich denke nicht, dass dies Staatsaufgabe ist. Wenn im Sinne von humanitärer Hilfe Fundraising auf Spendenbasis geschieht, so halte ich das ehrenwert. Aber dafür Steuermittel in großem Umfang zu erheben, ist m.E. weder moralisch noch rechtlich geboten.
Als Arzt, der jahrelang mit dieser Problematik befasst war, darf ich den Beitrag von Professor Meins als Leuchtturm begrüßen. Ich kann nur bestätigen, dass die Diagnose der posttraumatischen Belastungsstörung schon frühzeitig als Kampfargument von Menschenrechtsaktivisten gebraucht wurde. Durch Vermittlung der Bundesärztekammer hatte ich Gelegenheit, im Haus der Menschenrechte zu Berlin die Vorstellung einer Studie zu erleben, die eine desaströse Situation der psychotherapeutischen Versorgung von Flüchtlingen mit einer PTBS darstellte. Anekdotisch wurde in der anschließenden Diskussion behauptet, Flüchtlinge - der Begriff des/der “Geflüchteten”, war noch nicht üblich - mit Therapiebedarf erlebten Abweisung oder würden mit inakzeptabel langen Anmeldezeiten schikaniert. Am interessantesten war die Antwort auf meine Frage, wer die Diagnose PTBS gestellt habe, wenn doch die Konsultation eines psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeuten bislang nicht stattgefunden hatte. Die Integrations- und Menschenrechtsfachkräfte meinten, übereinstimmend, diese Diagnose auch ohne psychologische oder medizinische Qualifizierung selbst stellen zu können! Unter dieser Voraussetzung zustandegekommene “Studien” können freilich keinen relevanten Erkenntnisgewinn erbringen. Im Kollegenkreis ist die Bereitschaft, sich dieser Klientel zu widmen keinesfalls durch “unärztliche” Vorurteile begrenzt. Dieses Behauptung aus Aktivistenkreisen ignoriert die grundsätzlich für “Traumatherapien” begrenzten Kapazitäten in D und die Sprachbarriere. Nüchterne Sachlichkeit ist dringend angeraten. Niemals wieder darf es passieren, dass sich die Ärzte- und meinetwegen Ärztinnenschaft politisieren und von Aktivisten moralisch erpressen lässt! Dass es derzeit kaum ärztliche Kolleginnen und Kollegen gibt, die es wagen, irrigen politischen Erwartungen entschieden zu widersprechen, deutet auf einen krass eingehegten öffentlichen Diskurs. Das war bspw. auch schmerzlich erkennbar am Schweigen der Pneumologischen Fachverbände zur Gesundheitsschädlichkeit von Feinstaub und Stickoxiden.
Warum wurden Sie nicht als Sachverständiger zu den Koalitionsverhandlungen zugezogen? Oder wurden Sie, und keiner hat zugehört?
Jeder in der Branche weiß, dass “Flüchtlings"organisationen und -vereine ein überregionales Netz mit ideologisch motivierten Psychotherapeuten gebildet haben, die Atteste und Gutachten nach Bedarf liefern. Meist geht es um die Attestierung eines akuten Behandlungsbedarfs, der eine Abschiebung verhindert, weil eine solche Behandlungsmöglichkeit im Heimatland nicht gegeben ist. Die inflationäre Anwendung und Aufweichung der Diagnose “posttraumatische Belastungsstörung” ist hierbei ein ideales Tool. Hierüber wird übrigens auch ganz offen in der Kneipe parliert, die ich mitunter nach der Arbeit aufsuche und der gegenüber gelegenen “Flüchtlings"hilfe als Stammtischlokalität dient. Auch das inoffizielle Transklokieren von akut Abschiebungsgefährdeten über entsprechende Kontaktadressen in andere Bundesländer scheint perfekt zu funktionieren. Das Problem im Zusammenhang mit der anhaltenden Massenimmigration bildungs- und kulturferner Menschen ist weniger der Mangel an Ressourcen und Organisation, als vielmehr der dezidierte politische Willen vieler in Schlüsselpositionen (Justiz, Jugendbehörden, Ärzteverbände, Parteien) diese Massenimmigration zu unterstützen.
Als jemand, der beruflich wie privat immer wieder mit Flüchtlingen zu tun hat, muss ich an dieser Stelle deutlich widersprechen. Ich bin psychologisch nicht ausgebildet, bemerke aber ein hohes Maß an Stress, psychischer Belastung bis hin zu “depressiven” Episoden bei den Menschen, mit denen ich teilweise seit Jahren zu tun habe. Inwiefern dies alles PTBS-Symptome sind, kann ich als Laie nicht einordnen. Trotzdem sind das massive psychologische Belastungen, die die Flüchtlinge, die ich kenne, oft in hohen Maße einschränken, z.B. wenn es darum geht, Deutsch zu lernen. Ich denke, das kann sich auch jeder vorstellen - wenn es mir psychisch nicht gut geht, dann habe ich Probleme, etwas zu lernen. Vielen Flüchtlingen ist das übrigens sehr peinlich, sie wollen sich anstrengen, kommen aber an ihre Grenzen. Zudem möchten sich viele auch seelische Probleme gar nicht eingestehen, das wird tabuisiert. Von daher möchte ich darauf hinweisen, dass es gefährlich ist, hier die Karte auszuspielen “Oh, das ist gar nicht PTBS, das ist nur Anstellerei, das machen “die” nur, um nicht abgeschoben zu werden, nicht Deutsch zu lernen etc.” Wir haben Menschen, die extrem unter Druck stehen, viele schlimme Erfahrungen gemacht haben und auch bei uns natürlich unter Druck stehen (Was wird aus mir und meiner Familie? Wie geht es meiner Familie, die noch in dem Heimatland sind und vielleicht getötet werden? Schaffe ich die Deutschprüfung? Wie wird der nächste Termin beim BAMF? Bekomme ich Arbeit? Finde ich für mich und meine Familie eine Wohnung?) und das alles nicht in einem System, das vertraut, sondern das fremd ist. Jeder denkende und mitfühlende Mensch kann sich dann doch vorstellen, dass seelische Probleme am besten schnell behandelt werden - egal ob in einer Therapie, in einer Selbsthilfegruppe, in Gesprächen mit Menschen, die mich unterstützen, was auch immer passt und vor Ort vorhanden ist - egal welches Label wir dem geben.
Fehlt da nicht ein Wort zur Ausgestaltung und Effizienz von psychotherapeutischen Gesprächen über Dolmetscher?
Ein Artikel, der meine unbestimmten Ahnungen in diese Richtung kenntnisreich bestätigt. Inzwischen erwarte ich von den selbst-gleichgeschalteten Offiziellen an den Schaltstellen der informativen Macht unseres Landes nichts anderes als solche Fehlinformationen. Zum Glück ist die kenntnisreiche Kritik daran wie in diesem Artikel noch möglich. Vielen Dank!
Der ganze Artikel ist unwissenschaftlich (trotz korrekter SPSS-Auswertung), denn die Autoren schreiben als Ergebnis den Satz: “Die Untersuchungen ergaben eine PTSD-Prävalenz von 40% (16 der 40 mittels klinischer Diagnostik untersuchten Personen) unter den Asylbewerbern in Deutschland.” Aus ihrer mickrigen Stichprobe von 40 Leuten schließen sie auf die Gesamtpopulation. Diese Leute haben offenbar keine wissenschaftliche Ausbildung genossen. Diese Leute sollte man aus dem Wissenschaftsbetrieb ausschließen. Noch schlimmer, dass die “Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie” derartigen Schwachsinn noch abgedruckt hat.
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