Fleisches Lust und Teufels Beitrag

Von Daniela Seidel.

„Deutsche sollen weniger Fleisch essen!“ Diese Gebetsmühle bedienen nicht nur seit geraumer Zeit Özdemir, Lauterbach und jeder andere Gute-Laune-Papst, der etwas auf sich hält.

So titelte auch jüngst unsere auflagenstärkste Meinungsinstitution und zitierte damit Entwicklungsministerin Schulze, die meines Wissens bislang noch nicht besonders unangenehm aufgefallen war. Womit sie bei allem, was unsere Politikmanege derzeit aufzubieten hat, als nahezu exotisch durchgehen dürfte. Im Bestreben, sich ebenfalls einmal hervorzutun oder, genauer gesagt, anzupassen und sich somit ein Plätzchen im Kuriositätenkabinett zu sichern, tat sie nun also lauthals dieses Ansinnen kund. 

Gut, der zunächst empörte Leser konnte dem Fließtext dann entnehmen, dass sich diese Forderung glücklicherweise auf Schweinefleisch beschränkt. Und es ja auch höchstens um eine dreißigprozentige und noch dazu temporäre Reduktion für den gegenwärtig guten Zweck geht. Nun, die Begründung ist neu und gerade brandaktuell. Der Gedanke weit weniger. 

Die Zeiten allerdings, in denen noch jeder für sich selbst beschloss, wie er leben und wem oder was er künftig entsagen möchte, sind schon lange vorbei. Erinnern Sie sich noch? Da wurde einem die einzig richtige Ernährungsweise schlimmstenfalls alle Jubeljahre von irgendeinem schrulligen Hardcoreveganer in missionarischem Eifer auf weinseligen WG-Feten aufgedrängt. Da half es allerdings meist, sich einfach kommentarlos vom Wohnzimmer in Richtung Küche und Mettigel zu verziehen, zumal dort bekanntlich eh immer die besten Partys laufen.

Dem hyperindividualisierten woken Weltverbesserer von heute allerdings kann man nicht mehr so leicht entkommen. Er ist mittlerweile überall. Zudem ist es him/her ein dringendes Anliegen, dass gefälligst, sofort und ausnahmslos jeder so durchgeknallt zu sein hat wie ens selbst. Und luzides Träumen reicht da einfach nicht mehr. Wer es nicht weiß: Bei dieser Disziplin erschafft man sich in einem Klartraum seine eigene Realität und kann als Fortgeschrittener – quasi inceptionstyle – sogar die Träume anderer und somit deren Verhalten und letztendlich die Wirklichkeit manipulieren. Um diese hohe Kunst zu erlernen, gibt es mittlerweile Onlinekurse, Nachtseminare und Wochenendworkshops. 

Wem das allerdings zu ungewiss und/oder zu anstrengend ist, ergattert sich mit Qualitäten, die sich mir nicht recht erschließen, der Einfachheit halber ein Bundestagsmandat oder ein Ministerpöstchen.

Oder wird Experte. Und dann kann es losgehen.

Analogkäse und Sägespäne aus dem gut sortierten Bio-Laden

Aber dazu gleich mehr, erst noch einmal zurück zum Fleisch. Ich denke, jedem ist klar, dass hemmungsloser Konsum (von was auch immer) im Allgemeinen und Massentierhaltung im Besonderen sowohl gesundheitlich als auch jeder anderen Hinsicht schwer bedenklich sind. Allerdings ist „Deutsche sollen weniger Fleisch essen!“ ja noch lange keine Maximalforderung. Nicht nur Deutsche. Alle! Und nicht weniger. Am besten gar keins mehr! Auch Miez und Mops kann man heutzutage durchaus mit Analogkäse oder Sägespänen aus dem gut sortierten Bio-Laden durchfüttern, wenn man denn nur will.

Dummerweise zieht aber auch rein pflanzliche Kost einen nicht unerheblichen CO2-Ausstoß nach sich. Und grundsätzlich beeinträchtigt allein meine Existenz andere Existenzen. Jeden Parkplatz, den ich habe, hat ein anderer nicht bekommen. Das letzte Bund Frühlingszwiebeln wurde neulich auch einfach von mir gekauft, was sicherlich Enttäuschung bei meinem Nachfolger provoziert hat. Und ich will gar nicht wissen, wie viele Ameisen ich allein auf meinem letzten versonnenen Waldspaziergang zerlatscht habe. Nun, Selbstentleibung wäre hier die einzig konsequente Lösung, aber ehrlich gesagt: Das möchte ich nicht!

Das kann auch niemand ernsthaft erwarten (oder laut aussprechen), also soll nun erst einmal zur Eindämmung des Schadens Verzicht her. Denn es geht ja nur nicht um die eigene Gesundheit. Man schützt ja auch andere – insbesondere die andernfalls zu Verspeisenden. Und natürlich das Klima. Und 30 Prozent weniger Schweinefleisch werden angesichts des Ukraine-Krieges und des Saat- und Ernteausfalls anderswo in 5 Millionen Tonnen Getreide umgewandelt und unter den Armen verteilt. Das ist schon fast biblisch, nicht wahr?

Rigorose Verbote, Konsum- und Verzehrkontrollen

Und sollten alle Mahnrufe an Eigen- und Fremdverantwortung, Gewissen und Vernunft mal wieder nicht fruchten, ja dann müssen wohl alsbald rigorose Verbote, Konsum- und Verzehrkontrollen her. 

Das klappt besonders gut, wenn alle mithelfen. Man könnte beispielweise die Online-Denunziations-Formulare reaktivieren, um den Nachbarn zu verpetzen, wenn der sich heimlich ein Steak brät. Der Ablauf ist jetzt hinlänglich bekannt. Das ist ja das Schöne an der gerade entfesselten Macht: Wenn es den normalsterblichen Menschen an Einsicht gebricht, dass es nur zu ihrem eigenen Besten ist, zukünftig auch noch die schwachsinnigsten Anordnungen zu befolgen und bitteschön alles zu lassen, was Lust, Spaß, Genuss und Behaglichkeit bereitet, kann man sie halt zu ihrem Glück zwingen. Gemeinsam.

Aber erst mal versucht man es im Guten und appelliert an die Solidarität. Momentan mit den Opfern dieses schrecklichen Konflikts. Dieser Krieg ist aber eines Tages und hoffentlich alsbald vorbei. Ob und wann der nächste kommt, ist ungewiss. So sicher wie das Amen in der Kirche kommt aber die nächste Pandemie. Was dagegen wirkt, haben wir ja alle brav gelernt, auch wenn es nichts genützt hat. Was Sie aber vielleicht noch nicht wussten, was Sie persönlich tun können, um zu verhindern, dass wir alle wieder eingesperrt werden müssen, erklärte uns neulich unser Top-Virologe der Herzen. So äußerte Drosten im Zeit-Interview, dass von Massentierhaltung ein großes Pandemie-Risiko ausgehe.

Das ist sogar ausnahmsweise mal plausibel. Der Gedanke allerdings, dass man sich, spinnt man den Gedanken weiter, Freiheit jetzt zu allem Überfluss auch noch über system- und gesetzeskonforme Ernährung erkaufen muss, ist schon recht unangenehm. Zumal wir Deutschen wahrscheinlich wieder als einzige dumm genug sein werden, das ganze Spektakel mitzumachen, während in China weiterhin fröhlich für den Verzehr geeignete Flughunde auf Nassmärkten verkauft oder an irgendwelchen Reagenzgläschen herumgetüftelt wird.

So. Es schneit. Egal, ich mach jetzt den Kohlegrill an. Es gibt Spareribs. Mag ich eigentlich gar nicht. Aber allein schon aus Trotz!

 

Daniela Seidel, Jahrgang 1974, studierte Psychologie und ist heute Wahl-Braunschweigerin und Unternehmerin.

Foto: Bildarchiv Pieterman

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Klaus Alfs / 03.04.2022

Das mit dem „hemmungslosen Fleischkonsum“ und der „Massentierhaltung“ , die - „ wie jeder weiß“ -  schädlich für Umwelt und Gesundheit seien, ist ahnungsloses Dummgerede, das jegliche Kritik am Phänomen gänzlich entwertet. NUR weil fast jeder diesen Unsinn für wahr hält, hat die vegetarische Ideologie sich durchsetzen können. Denn dieses „Wissen“ ist seit dem Buch „Animal Machines“ (1964) Kern der vegetarischen Propaganda. Jeder, der diesen Aussagen zustimmt, hat damit einen Vertrag mit dem Veganismus geschlossen, ist nur zu dumm, das zu erkennen, und hält sich den „Extremisten“ für intellektuell und moralisch überlegen. Ich habe darüber übrigens ein dickes Buch geschrieben, wo ich das streng logisch erkläre. Muss man aber nicht lesen, denn der Drops ist ohnehin gelutscht. Wenn ich ein Vegetarier oder Veganer wäre, würde ich mich jedenfalls die ganze Zeit über die Dummheit meiner Gegner amüsieren.        

Karla Kuhn / 03.04.2022

Ich lebe wirklich auf dem Mond. Diesen Schwachsinn habe ich erst durch die Achse erfahren, da ich mir schon lange WEDER irgend welche Blätter noch ARD /ZDF oder andere “BETREUTE Denken Sender” antue. Auf meinem Briefkasten klebt ein Schild der Hausverwaltung, “KEINE WERBUNG, KEINE KOSTENLOSEN ZEITUNGEN EINWERFEN” Oh Wunder, viele halten sich dran. Ich esse generell DAS , auf was ich Appetit habe. P. Wagner, VEGAN kann eine FETTLEBER wie sie bei Alkoholikern vorkommen kann,  verursachen, wenn nicht gleichzeitig B VITAMINE genommen werden. Der MENSCH ist nicht als VEGANER geboren. Aber das scheint vielen dieser Kaste nicht bewußt zu sein.  Am liebsten esse ich eine oder mehrere schöne knackige, geräucherte RINDERBOCKWÜRSTE, dick mit Senf, ein GENUß ! Und wenn die 20 Euro kosten würde , ich beiße trotzdem mit Genuß rein. Dafür spare ich an etwas anderem. Wir gehen u. a. z. B auch in KEIN Restaurant mehr, weil die meisten Wirte das ganze Corona Theater mitgemacht haben und als Krönung einige jetzt den russischen Bewohnern in Deutschland die Türe verschließen. Ganz abgesehen davon, bin ich nicht bereit die überteuerten Speisen zu subventionieren.

Stanley Milgram / 03.04.2022

“Lambrecht erwägt Gasstopp aus Russland”. Das heißt für die meisten: Nix Kühlung, nix Kochen, Ravioli kalt aus der Dose. Herzlichen…

Wolfgang Kaufmann / 03.04.2022

Die Inhalte sind im Wokismus austauschbar. Es geht lediglich um die argumentative Lusthoheit, um die Definitionshoheit, kurz gesagt um kulturellen Kolonialismus. Man schaue sich die grünen Jüngelchen und Mädels doch mal an: Leni Riefenstahl hätte ihre Kraft durch Freude.

Dieter Vogt / 03.04.2022

Habe gerade eine Anzeige für Katzenfutter vor mir liegen. Es wird damit geworben, die Stubentiger-Nahrung sei 100% getreidefrei, dafür aber reich an tierischen Proteinen. Während Millionen sinnloser Vogelkiller, ebenso wie die allseits beliebten hündischen Kackhaufen-Produzenten, also bedenkenlos mit angeblich Klima zerstörendem Fleisch gefüttert werden, soll ich mir veganen Industriefraß reinschieben, um den Planeten zu retten. Wenn es eines letzten Beweises bedurft hätte, dass die Deutschen völlig pervertiert sind, dann wäre er jetzt erbracht.

E. Albert / 03.04.2022

@Peter Bauch -  “Also der Miez, bei dem ich wohne…” Ich liege hier gerade auf dem Boden vor Lachen!  Ein absoluter Treffer! Sehr schön! (Den Rest möchte ich gar nicht kommentieren. Diese gutmenschelnden Heuchler können mich einfach alle mal. Man kann’s einfach nicht mehr hören.)

Heribert Glumener / 03.04.2022

@Herrn Giesemann: der Ramadan ist angelaufen. Nach Sonnenuntergang werden unglaubliche Mengen Fleisch verzehrt: insbesondere Hammel, Hammelkopf-Suppe, Kalb, auch Huhn. (dazu Reis, Salat) (danach Schwarztee) Scheint Kraft zu geben, die Stimmung ist ausgezeichnet, gar nicht mal aggressiv, wohl eher eine Art Überlegenheitsgefühl und Siegesgewissheit

Eugen Karl / 03.04.2022

Ohne Fleisch kein Preis. Ich werde weiter essen, was mir schmeckt.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Daniela Seidel, Gastautorin / 27.06.2023 / 10:00 / 55

Corona-Aufarbeitung: Das große „Ghosting“

Keine Antworten, keine Erklärung, keine Entschuldigung. Kein Dialog, kein Verstehen, kein Abschluss möglich. Jeder Versuch, etwas zu bereinigen, wird gnadenlos missachtet. So wie im Fall…/ mehr

Daniela Seidel, Gastautorin / 09.07.2022 / 14:00 / 17

Coca-Carola 2.0

Von Daniela Seidel. Nach dem neuesten Streich unserer illustren Ampel-Männer, -Frauen und -Kindsköpfe wird wohl bald jeder seinen Namen nach Belieben wählen können. Das kann…/ mehr

Daniela Seidel, Gastautorin / 11.05.2022 / 14:00 / 13

Manege frei für die Kontroll-Illusion

Von Daniela Seidel. Das Leben ist kompliziert und manchmal herrlich unberechenbar. Wer glaubt, er könne alles beeinflussen und sich durch Tadellosigkeit gegen alle Wechselfälle absichern,…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com