Alexander Wendt
Die taz zeigt, wie es richtig geht: Sarrazins Tumoroperation selbst macht aus ihm natürlich noch keine “lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur”, wie die Journalistin Mely Kiyak kürzlich flapsig, charmant und leichtfüßig in der Berliner Zeitung randbemerkte, bemerkt nun seinerseits Daniel Bax, von dem Kiyak noch etwas lernen könnte. Nein, seine partielle Gesichtslähmung hat bei Sarrazin lediglich “den Eindruck der Einfältigkeit und Empathielosigkeit verstärkt”. Intelligenz und Empathiefähigkeit eines Menschen am Gesicht beziehungsweise an einer eindrucksverstärkenden Lähmung abzulesen ist eine Fähigkeit, die nur wenigen menschenachtenden und luziden Journalisten wie Daniel Bax gegeben ist.
Lesen Sie morgen dazu in der taz: Bax über den Zusammenhang von Kopfform und rechter Gesinnung. Und übermorgen: “Rechte Blogautoren - man sieht´s schon an der Nase”.
Auszug aus dem taz-Artikel von Daniel Bax:
“Weil sie Thilo Sarrazin beleidigt hat, steht eine Journalistin jetzt am digitalen Pranger. In rechten Blogs wird über sie hergezogen. Auch die Springer-Presse berichtet einseitig. Als „lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur“ hat die Journalistin Mely Kiyak den Bestsellerautor Thilo Sarrazin jüngst bezeichnet. Diese flapsige Randbemerkung in einer ihrer Kolumnen, die regelmäßig in der Frankfurter Rundschau und der Berliner Zeitungerscheinen, hat der 36-jährigen Autorin jetzt die geballte Wut der Sarrazin-Fans eingebracht. Rechte bis rechtsextreme Blogs wie „Achgut“, „Pi-news“ oder „Via Dolorosa“ hetzen seitdem gegen die „feiste Kurdin“, „Furie“ und „unverschämte Tippse“.
Sicherlich hat Mely Kiyak mit ihrer Formulierung einen zu groben Klotz auf einen groben Keil gesetzt. Offenbar war ihr nicht bekannt, dass Sarrazin an einer halbseitigen Gesichtslähmung leidet, seit ihm vor acht Jahren ein Tumor am Ohr entfernt wurde, was bei ihm den Eindruck der Einfältigkeit und Empathielosigkeit verstärkt…”