Katharina Szabo / 01.07.2014 / 13:33 / 7 / Seite ausdrucken

Flaggenphobie

Mangels einer echten Aufgabe kämpfen die im politisch linken Lager beheimateten Menschen des Landes seit Jahrzehnten gegen Windmühlen. Man streitet für die gesetzliche Gleichstellung von Mann und Frau, gegen Hungersnöte und Armut, für die freie gleichgeschlechtliche Liebe. Den Großteil der Kraft, die es braucht, offene Türen einzurennen, verwendet man aber auf den Widerstand gegen eine erneute Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Speziellen und Nationalismus im Allgemeinen. Besonders zu Zeiten einer Fußballweltmeisterschaft ist man also angesichts zahlreicher an Autos oder Balkonen befestigter schwarz-rot-goldener Wimpel besorgt, wenn nicht alarmiert. So fühlt sich der grüne Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele laut eigenem Bekunden zu diesen Zeiten regelrecht ‚unwohl‘.

Dieses Unwohlsein erklärte Ströbele während eines im Jahr 2008 gegebenen Interviews so: “Weil das doch ein bisschen erinnert an nationale Überbetonung, an nationalistische Tendenzen. Ich mag das übrigens auch nicht, wenn ich das in anderen Ländern sehe, beispielsweise in den USA, in denen ja in vielen Vorgärten solche Fahnen zu sehen sind, aber natürlich US-Fahnen.” Zumindest ist Ströbele also unvoreingenommen und fürchtet sich nicht nur vor der deutschen Flagge, sondern auch vor Flaggen anderer Nationalitäten. Wie sieht das aber die Grüne Jugend?

Laut SPON könnte es sich die Sprecherin der Grünen Jugend, Theresa Kalmer durchaus vorstellen, den Bürgern zu erlauben, bei einem Fußballspiel mit zu fiebern. Allerdings hat sie etwas gegen den ‚nationalistischen Hype‘, der damit einhergeht. Unwohl wie Ströbele fühlt sich hingegen die Juso-Vorsitzende Johanna Uekermann, wenn sie die ‚unheimliche Präsenz nationaler Symbolik‘ sieht und offenbart sich als überzeugte Europäerin: Letztlich sei ein Fußballturnier doch ein Wettstreit zwischen Nationen – und sollte nicht genau der überwunden werden? Frau Uekermann geht es laut SPON lediglich um den schönen Fußball, ganz ohne Gedanken an Nation oder Fahne. Für Deutschland ist sie beim Mitfiebern daher aus Prinzip nie.

Anders als die Jusos belässt es die Grüne Jugend nicht alleine beim verbalen Widerstand und ruft zu symbolischen Aktionen auf. Empfohlen werden Tauschaktionen wie ‚Fahne gegen Bier‘. Ziemlichen Mut und ein gewisses Maß an Zivilcourage erfordert es sicherlich, einem algerischen Fußballfan mit Migrationshintergrund zu Ramadan ein Bier im Tausch für seine Algerienflagge anzubieten. Immerhin könnten umstehende Beobachter den grünen Jugendlichen nun des Rassismus bezichtigen. Einfacher würde sich das sicherlich mit einem israelischen Fußballfan durchführen lassen.

Israel hat sich aber, ebenso wie die Türkei, nicht für die Fußballweltmeisterschaft 2014 qualifiziert. Das bedauert niemand mehr als Hans-Christian Ströbele. Um seine Angst vor Flaggen zu überwinden, hat er sich zur vorletzten EM in Kreuzberg ein Fähnchen schenken lassen, welches auf einer Seite die deutsche und auf der anderen die türkische Flagge zeigte.

„Das ist ganz nett“, befand Ströbele.

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Leserpost

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Markus Posern / 02.07.2014

In der Universitätsstadt Marburg an der Lahn, dort studiert unser akademischer Nachwuchs sehr intensiv, werden Autos von deutschen Symbolen gesäubert. Man findet zwar nicht mehr sein Deutschlandfähnchen, dafür aber ein Flugblatt unter dem Scheibenwischer. Dort wird uns erklärt, dass nationale Symbole böse sind. Das Fähnchen ist abgebrochen, der deutsche Außenspiegelüberzug verschwunden. Es lebe die Toleranz!

Amelie Walther / 02.07.2014

Vielleicht sollte man auch das Singen der Nationalhymnen unterlassen, stattdessen ein Potpourri aller Hymnen kreieren. Und die Mannschaften werden alle gemischt, damit kein nationales Wettkampfgefühl aufkommt. Man, bei so viel Problemen in Deutschland fragt man sich, wo noch die Zeit bleibt, sich um internationale Probleme zu kümmern…. @ Friedrich Herberg: Da mache ich dann auch mit.

Thomas Klementa / 01.07.2014

Ich kann mich übrigens nicht erinnern, dass Rote oder Grüne mit gleicher Inbrunst gegen das Schwenken von Flaggen gestänkert haben, als sich Erdogan bei seinem Deutschlandbesuch in einem Meer von Fahnen aalen konnte.

Nils Knospe / 01.07.2014

Ich war mal vor ein paar Jahren in Texas. Die Amerikaner waren gerade in den Irak marschiert - wir haben nicht mitgemacht (was ich nach wie vor nicht glaube / i´m not convinced..) - und hatten kurz vor unserer Ankunft die Saddamstatue vom Sockel gezogen. Da waren wir Weichei-Germans also in der Höhle des Löwen. Und wer mal “Easy Rider” gesehen hat, der weiß wie locker da die Knarren sitzen. Wir hatten uns überlegt, uns als Schweizer auszugeben im Notfall. Nun ja, der Urlaub war ein voller Erfolg und ich wäre am liebsten dageblieben. Was mich am meisten gewundert hat, war daß es so wenige Flaggen in den Vorgärten gab.

Arno Besendonk / 01.07.2014

Hat man dem Ströbele eigentlich schon mal erklärt, in welchen Trikotfarben die Nationalmannschaft antritt und dass diese wenig mit der allerorten gezeigten Revolutionstrikolore von 1848 zu tun haben? Schwarzrotgold ist das Zeichen der Deutschen Demokratie!

Martin Lahnstein / 01.07.2014

Ein flaggenstolzer Deutscher müsste eigentlich im Fussball-Flaggenzauber eine Entheiligung sehen. Worüber sich der Ströbele freuen sollte.

Friedrich Herberg / 01.07.2014

Eigentlich finde ich das Beflaggen der Autos während internationaler Fußballturniere albern. Ich überlege mir aber, ob ich mein Auto nicht doch schwarz-rot-golden dekoriere, um das Unwohlsein dieses linken Geschwärls zu befördern.

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