Fast 200.000 Firmen gaben im Jahr 2024 ihr Geschäft auf. Betroffen sind vermehrt energieintensive Großunternehmen. Auch die unzulängliche Ausbildung und der Generationenwechsel spielen eine Rolle.
Im Jahr 2024 mussten in Deutschland so viele Unternehmen ihre Türen schließen wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Rund 196.000 Unternehmen stellten ihre Aktivitäten ein, ein Anstieg von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das geht aus einer Analyse des Europäischen Zentrums für Wirtschaftsforschung Mannheim (ZEW) hervor, das gemeinsam mit Creditreform erstellt wurde.
Die Schließungen konzentrieren sich insbesondere in der Industrie, unter anderem wegen hoher Energiekosten. In energieintensiven Branchen ist die Anzahl der Schließungen (1.050) um 26 Prozent gestiegen, während die Chemie- und Pharmaindustrie Rückgänge von 360 Unternehmen verzeichnete. Auch im Bereich technologieintensiver Dienstleistungen wie IT und Umwelttechnik, die als krisenfest und zukunftsträchtig gelten, gab es einen Anstieg von fast 25 Prozent bei den Betriebsschließungen (13.800). Hier spielt der Mangel an Fachleuten eine wesentliche Rolle. Dass zu wenige Deutsche in den sogenannten MINT-Fächern studieren und zu viele in unbrauchbaren Gender Studies wird zunehmend zum Problem.
In der Wohnungswirtschaft erhöhte sich die Zahl der Schließungen (9.700) um 20 Prozent, teilweise aufgrund von Fachkräftemangel, was den Kapazitäten im Wohnungsbau schadet. Bundeskanzler Friedrich Merz sagte kürzlich, die Antwort auf den Wohnraummangel sei „bauen, bauen, bauen“, nur fehlen offensichtlich die Firmen und die Arbeiter dazu. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Gesundheitswesen mit einem Anstieg von 8 Prozent bei den Schließungen (10.800).
Besorgniserregend ist auch die ungewöhnlich hohe Anzahl von Großunternehmen (4.050), die aufgeben müssen. Diese haben normalerweise ein starkes finanzielles Polster, um Krisen zu überleben. Viele von ihnen verlagern aber ihre Produktion mittlerweile ins Ausland, wodurch die deutsche Wirtschaft ihre Substanz und über Generationen aufgebautes Wissen, Erfahrung und Netzwerke verliert.
Neben den wirtschaftlichen Problemen spielt aber gerade bei kleinen, familiengeführten Unternehmen auch ein Mentalitätswandel eine Rolle. Die Generation der sogenannten Babyboomer, die oft die Firmen zu neuen Höhen geführt haben, gehen in den Ruhestand und die nachfolgende Generation empfindet die Herausforderungen von Unternehmerschaft als zu groß.