Thomas Rietzschel / 31.01.2021 / 16:15 / Foto: DiG / TRIALON / 28 / Seite ausdrucken

Finger weg von Bodo!

Man muss Bodo Ramelow nicht mögen, die politischen Ansichten des Linken nicht teilen oder gar in den Reihen der einstigen, unterdessen namentlich aufgemöbelten SED stehen, um die Angriffe, denen der thüringische Ministerpräsident seit Tagen ausgesetzt ist, als das zu durchschauen, was sie sind: die scheinheilige Wichtigtuerei dummdreister Moralisten. 

Weil er ehrlich zugab, bei den stundenlangen Corona-Beratungen der MPs mit der Kanzlerin schon mal „mit dem Handy zu spielen“, geriet er bei den Guten, den Corona-Besorgten, in Verschiss. Dabei ist er immerhin brav an seinem Platz geblieben, nicht durch einen Abgang aus der Rolle gefallen. Stunde um Stunde hat er ein Geschwätz ertragen, bei dem von vornherein feststand, dass zum Schluss herauskommen würde, was Spahn, Söder, Merkel längst beschlossen hatten – die immer weitere Verlängerung und Verschärfung des Lockdowns. 

Die Runde der ratlosen Angeber

Wenn Ramelow dabei mitunter wagte, sich die Langeweile mit seinem Handy zu vertreiben, dann bestätigt das allenfalls, wie viel Zeit die Kanzlerin und ihre Gäste sinnlos vergeudeten, indem sie das längst Gesagte wieder und wieder durchkauten. „Blamiert“, wie es nachher hieß, hat sich damit weniger der MP von Thüringen als die Runde der ratlosen Angeber, allen voran die wortführende Kanzlerin, das „Merkelchen“, was nun wiederum die Damen auf die Palme brachte.

Ramelows Landsfrau, die grüne Umweltministerin von Thüringen, veranlasste das etwa zu der Forderung, ihr Chef habe sich für diese „leider immer wieder männertypische Verniedlichung einer Frau in der Politik“ zu entschuldigen. Dass die vermeintlich Beleidigte im Bundestag selbst „immer wieder“ und vor aller Augen mit ihrem Handy spielt, während die Abgeordneten das Wort haben, mag der Frau entgangen sein. 

Außerdem, wer hätte sich je erbost, wurde die machtbewusste „mächtigste Frau der Welt“ als „Mutti“ tituliert? Wirkt das Wort weniger familiär „verniedlichend“ als die Bezeichnung „Merkelchen“? Nein, Bodo Ramelow hat sich keineswegs im Ton vergriffen. Eher schon konvertierte er zu den Weicheiern, die sich verängstigt selbst geißeln, sobald die Frauen gegen sie aufbegehren, animiert und unterstützt von der emanzipatorisch indoktrinierten Gesellschaft. 

Ein Akt männlicher Ignoranz

Zur Peinlichkeit wurde der Sturm im Wasserglas erst, als der Angegriffene selbst den Shitstorm befeuerte, da er reumütig erklärte: „Den Namen der Kanzlerin zu verniedlichen, war ein Akt männlicher Ignoranz.“ Das und nichts sonst mag einem zu denken geben. Denn wie soll man Politikern vertrauen, die sich von der Anmaßung dummdreister Ideologen, Männer oder Frauen, ins Bockshorn jagen lassen?

Mehr noch als an Mut gebricht es den Papiertigern an Stolz und Selbstvertrauen. Bodo Ramelow macht da keine Ausnahme. In der Krise ist auf ihn so wenig Verlass wie auf die übrigen Regierungsdarsteller im politischen Ensemble der Deutschen. Sie brocken sich selbst die Suppe ein, die sie nicht auslöffeln können. Kein Mitleid haben sie verdient, das „Merkelchen“ sowenig wie das Bodolein. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich, sagt das Sprichwort. Nachher greint dann das infantil verfallene Volk gern mit ihnen; es hat die kindischen Führer, die es verdient. 

Foto: DiG / TRIALON CC BY 3.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

netiquette:

Max Anders / 31.01.2021

Ich weiß nicht, was ich von diesem Text bezüglich Schlagzeile und O-Ton halten soll. Ramelow ist ein Narzist, der ab uns zu mal abrupt an der Hand knabbert, die ihn füttert. Das tut letztendlich niemandem weh. Aber ihn deswegen unter “Schutz” zu stellen, wie es die Headline suggeriert ist absurd. Herr Rietzschel, Sie sollten sich mal entscheiden, ob der Text besser im Neuen Deutschland oder im Postillon erscheinen sollte.

Uta Buhr / 31.01.2021

Nein, wie süß, diese übergewichtige Trulla mit einem “chen” zu verniedlichen. Eigentlich sollte die so Geehrte sich doch darüber freuen, weil den meisten zu ihr ganz andere Namen und Adjektive einfallen, die zum Teil nicht Netiquetten-konform sind. Wieso ist dieser Altkommunist, der opportunistisch vom Westen in den Osten wechselte, nur so dünnhäutig und total eierlos. Aber genau diese Sorte von Adlaten braucht das “Merkelchen”, um ohne Rücksicht auf Verluste durchregieren zu können - what ever it takes. Bodochen, sei weiter lieb zu unserer Zuchtmeisterin, der du ja immerhin deinen Job verdankst, nachdem du schon abgewählt war. Immer dran denken: Manus manum lavat.

Steffen Huebner / 31.01.2021

Das war ein ganzganzganz schlimmer Fehltritt gegen die feministische PC vom Ramelochen. Schön, wenn die sich alle gegenseitig ihre Dummheit zeigen.

Ulla Schneider / 31.01.2021

Tja Herr Rietzschel, keine Eier mehr in diesem Land. Kein Wunder bei dieser Batteriehaltung!

Steffen Schwarz / 31.01.2021

BR ist ein strammer Kommunist reinsten Wassers unter dem Mantel des gütigen Opas, weinerlich, dünnhäutig,  voller Sendungsbewußtsein, ohne dabei das Poltern seiner radikalen Hintergrundakteure der Linken wie zb die berüchtigte SHW oder dem Extrem Stalinisten Hoff zu haben. Insoweit in Glück für die Linken. Frage Wie lange kann er noch ansich halten.? Schade um das Thüringen. Mittlerweile dort 47 Jahre Kommunismus.

Roland Stolla-Besta / 31.01.2021

Bravo, Herr Rietzschel, für diesen Text, der mir ganz aus dem Herzen spricht! Und besonders das Fazit des letzten Abschnitts. Nur leider sind Sie wie der berühmte Rufer in der Wüste. Aber mit dem untertänigen Volk kann man’s ja machen. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß auch ich nicht dagegen aufstehe, sondern den Verfall unserer gesellschaftlichen Ordnung wie aus der Distanz nur noch mit Sarkasmus beobachte wohl wissend, daß ich angesichts meines Alters die Suppe werde nicht mehr auslöffeln müssen.

Manni Meier / 31.01.2021

Sollte meine Herzallerliebste es tatsächlich noch einmal wagen, mich in “einem Akt weiblicher Ignoranz” zärtlich “Meierchen” zu nennen, kriegt sie sofort die Gelbe Karte. Beim nächsten “Meierchen” bin ich beim Anwalt.

Harald Unger / 31.01.2021

Meine Güte, unter Parteifreunden und Trägern der Ehrensprange, kann man doch mal einen Scherz machen.

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