Feminismus: Coco Chanel wusste es besser

Von Elisa David. 

„Die allermutigste Handlung ist immer noch, selbst zu denken. Laut.“ Dieser Satz stammt von keiner geringeren als Coco Chanel, der Gründerin eines Modeimperiums und mein größtes Vorbild. Am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, einer Zeit, in der Frauen tatsächlich noch unterdrückt waren, befreite sie eine ganze Generation von den Zwängen des Korsetts und gleichzeitig von dem Status, ein Dekorationsgegenstand des Mannes zu sein. Sie hat bis heute einen großen Einfluss auf die Rolle der modernen Frau. Das kann man von den selbst ernannten Feministen unserer Zeit nicht behaupten.

Die heutigen Feministen kämpfen für – ja, wofür eigentlich? Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau? Eine legitime Forderung, wenn wir die nicht schon längst hätten. Den Schutz der Frauenrechte? Wer zur Hölle will uns die denn wegnehmen? 

Feminismus ist ein so dehnbarer Begriff, dass wahrscheinlich niemand mehr überblicken kann, worum es  eigentlich geht. Außerdem ist es eigentlich schon falsch, im Zusammenhang mit Feministen von einem Kampf zu sprechen. Vielmehr handelt es sich um das Eintreten offener Türen. Denn die etablierten Parteien werfen ihnen die Gendersternchen und Frauenquoten nur so hinterher. Das ist ein ziemliches Problem, denn in einer Gesellschaft wie unserer, in der die Gleichberechtigung im Grundgesetz verankert ist, mehr Rechte für Frauen zu fordern, ist schlichtweg sexistisch. Nicht nur Männern, sondern auch Frauen gegenüber. 

Denn Feministen haben die Angewohnheit, Frauen als stark und unabhängig zu bezeichnen, um sie dann wie kleine Mädchen zu behandeln, die man an die Hand nehmen muss. Die besten Beispiele dafür liefert die Website Bento von Spiegel Online, das eine Zielgruppe von 18- bis 30-Jährigen ansprechen soll. Hier wird die Meinung der Generation geformt, die einmal Ihre Rente zahlen soll. Wenn man also in einem Anflug von Selbsthass das Wort Feminismus in die dortige Suchzeile eingibt, findet man neben anderen, nicht minder faszinierenden Artikeln, einen, der es mir ganz besonders angetan hat. Er ist in der Kategorie „Fühlen“ eingeordnet und mit der Frage „Ist es schlimm, als Frau über sexistische Witze zu lachen?“ betitelt. 

Man hätte das Ganze auch abkürzen können, indem man diese Frage ganz einfach mit Nein beantwortet und sich dabei auf das Recht auf Meinungsfreiheit bezieht, das, zumindest bei uns, auch Frauen haben. Aber die Autorin schafft es, dazu einen langen Artikel zu schreiben. Denn sie fragt sich, ob Frauen nicht zusammenhalten müssten, statt einfach mitzulachen. Um es genau zu erfahren, sucht sie also die promovierte Genderforscherin Stevie Schmiedel auf. Die erklärt ihr, dass viele Frauen sich auf die Seite der Männer stellen und dabei ihre eigene Diskriminierung übersehen. Man müsste ihnen erst erklären, was ihnen zusteht. 

Vor dem Lachen über Strukturen nachdenken

Wir Frauen haben uns also, unaufgeklärt wie wir sind, die ganze Zeit selbst diskriminiert. Sollten wir toleranter uns selbst gegenüber sein und uns das Lachen in Zukunft verkneifen? Nein, denn es gibt Entwarnung. „Nicht jeder blöde Witz ist ein Anlass, in Grundsatzdiskussionen verfallen“ und ob man am Ende darüber lacht, kann jeder für sich entscheiden, man sollte nur manchmal über die Strukturen nachdenken. Vor dem Lachen über Strukturen nachdenken, ich verstehe. Abgesehen von der Bevormundung, die für Feministen so typisch ist, finde ich an dem Bento-Beitrag vor allem den Appell an den Zusammenhalt zwischen Frauen sehr interessant. 

Denn genau das ist es, was den Feminismus für Mädchen meiner Generation so attraktiv macht. Die meisten von ihnen haben in ihrem Leben noch nicht einen Tag gearbeitet. Trotzdem fordern sie gleiche Bezahlung und Frauenquoten, ohne zu wissen, worum es geht. Der Grund dafür ist, dass die schönen erfolgreichen Frauen aus Hollywood, die sich jetzt alle zum Feminismus bekennen und Trends wie #metoo starten, immer vom Zusammenhalt zwischen Schwestern sprechen. Und da wollen jetzt nun mal alle dazugehören. 

Allerdings halten sie nur so lange zusammen, wie ihre Wut gegen alte weiße Männer gerichtet ist. Denn wenn ein Mädchen zum Beispiel von einem Goldstück vergewaltigt wird, was in Deutschland leider nicht selten ist, lässt der Aufschrei auf sich warten. Warum? Sollten wir Frauen nicht zusammenhalten? Oder wird mein Wert als Frau nach der Herkunft meines Vergewaltigers bestimmt?

Man widmet sich lieber Themen wie die Verteilung der Geschlechterrollen in unserer patriarchalischen Gesellschaft. Die Feministen glauben, dass man Jungen im Kindergarten  abgewöhnen kann, selbstbewusst aufzutreten und so „toxische Männlichkeit“ zu verbreiten. Die Mädchen möchte man dementsprechend so erziehen, dass sie nichts mehr tun, was typisch weiblich ist, wie mit Puppen zu spielen, rosa zu tragen oder sich zu schminken. Sie glauben, dass ein Kind ein leeres Blatt ist, auf das man malen kann, was man will. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das nicht so ist. 

Auf dem Weg zu meiner ersten Halloween-Party im zarten Alter von vier Jahren, verkleidet als Hogwartsschülerin, soll ich meine Mutter gefragt haben, warum Hermine denn überhaupt so heißt. „Warum heißt sie denn nicht Fraumine? Oder wenigstens Mädchenmine?“ 

Ich habe nicht einmal den Namen Hermine als Mädchennamen akzeptiert. Wie hätte ich wohl reagiert, wenn man mir gesagt hätte, dass ich doch zur Abwechslung als Harry Potter gehen könnte? Ich weiß nicht, warum Frauen jetzt mit Macht in die Rolle des Mannes gezwungen werden sollen. Für mich ist Weiblichkeit kein Nachteil gegenüber der Männlichkeit, sondern einfach nur ein Unterschied, ganz ohne Wertung. Ich habe kein Problem damit, eine typische Frau zu sein und muss auch hier wieder Coco Chanel zustimmen. „Die selbstsichere Frau verwischt nicht den Unterschied zwischen Mann und Frau – sie betont ihn.“

Elisa David ist Schülerin und 18 Jahre alt.

Dieser Artikel ist im Rahmen des Projekts  "Achgut U25: Heute schreibt hier die Jugend" in Zusammenarbeit mit der Friedrich A. von Hayek Gesellschaft und dem Schülerblog „Apollo-News“ entstanden. 

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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paul ullreich / 10.03.2019

Danke! Wenn das unser intellektueller Nachwuchs ist, dann mache ich kir keine Sorgen mehr!

Karla Kuhn / 10.03.2019

“Denn genau das ist es, was den Feminismus für Mädchen meiner Generation so attraktiv macht. Die meisten von ihnen haben in ihrem Leben noch nicht einen Tag gearbeitet. Trotzdem fordern sie gleiche Bezahlung und Frauenquoten, ohne zu wissen, worum es geht. ” Sie scheinen ja das Leben viel bewußter zu sehen, als etliche junge Frauen Ihrer Generation, Frau David. Das ist erfreulich und läßt mich hoffen, daß auch andere junge Frauen es Ihnen gleichtun.  Ich finde es toll, daß Sie sich Coco Chanel als Vorbild ausgesucht haben, eine emanzipierte Frau, die trotzdem das fraulische nie unterdrückt hat, die eine wunderbare, vor allem tragbare Mode für Frauen aller Generationen geschaffen hat.  Verteidigen Sie Ihre Meinung, auch wenn sie dem Mainstream widerspricht, es ist Ihre Meinung, auf dieSie ein Recht haben. Meinungen sind soweiso nicht fix, durch Lebenserfahrung ändern sie sich zwangsläufig, wichtig ist, daß Sie selber DENKEN !!  „Die selbstsichere Frau verwischt nicht den Unterschied zwischen Mann und Frau – sie betont ihn.“  Bleiben Sie selbstsicher, Sie werden davon profitieren. Und noch was, wenn Sie Freunde dadurch verlieren sollten, dann waren es keine Freunde und Sie können nur gewinnen , alles Gute.

Volker Derouaux / 10.03.2019

Sehr geehrte Frau David, sie beschreiben eine vernünftige eigene Sicht auf die Dinge und entscheiden selber welches Verhalten für sie das “richtige” ist. Die Umerziehungsagenda von politischen Kräften muss zwangsläufig auf Widerstand stossen da sie den Tatbestand der “Weltfremdheit”  erfüllt. Man darf gespannt sein über die weitere Entwicklung. Vielen Dank für ihren excellenten Text.

Peter Fehlhaber / 10.03.2019

5 von 5 Sternen. Der Leser bedankt sich.

beat schaller / 10.03.2019

Gute Analyse und schöne Offenbarung des “Selbst”. Danke für den frischen Einblick. b.schaller

Walter Elfer / 10.03.2019

Hätte auch ein alter weiser Mann schreiben können. Wirkt hier aber verdammt ehrlich und authentisch, gerade weil von einer vielversprechenden 18-jährigen Frau. Jede Zeile sitzt. Unerwartet. Meinen Respekt und natürlich meinen Dank. Bringt Hoffnung!

J. Polczer / 10.03.2019

„Die allermutigste Handlung ist immer noch, selbst zu denken. Laut.“ Sehr geehrte Frau David, ich habe immer nach dieser Maxime gelebt und dies sogar als verhasste Feministin. Aus diesem Grund bin ich, nehme ich an, so ungemütlich für gewisse Leute.  Ich bin übrigens so dankbar für die männlichen Klamotten, die so viele Frauen heute tragen. Die Rede ist doch tatsächlich von der Hose, insbesondere der Jeans. “Die erklärt ihr, dass viele Frauen sich auf die Seite der Männer stellen und dabei ihre eigene Diskriminierung übersehen.” Keine Sorge, die eigene Diskriminierung übersehen sie nicht, aber sie diskriminieren gerne andere Frauen. Eine nette Lehrerin meiner Schwester war z.B. der Meinung, dass nur Frauen kochen und aufräumen müssen und den armen Männern diese Arbeit ja wirklich nicht zuzumuten wäre. Pech für meine Schwester, dass sie unfreiwillig von der Lehrerin einer rein männlichen Gruppe zugewiesen wurde. Allerdings auch Pech für die Lehrerin, dass meine Schwester sie auf diese Ungleichbehandlung netterweise hinwies. “Denn Feministen haben die Angewohnheit, Frauen als stark und unabhängig zu bezeichnen, um sie dann wie kleine Mädchen zu behandeln, die man an die Hand nehmen muss.” Ich bin mir nicht ganz sicher, ob dies ein guter Rat wäre. Einer meiner männlichen ehemaligen Lehrer war der aufgeklärten Meinung, dass Frauen sowieso nichts von Chemie verstünden. Erst recht würde dies für solch ehemalige Realschüler gelten, die das hochheilige Gymnasium entweihen. Da uns nur die organische Chemie gelehrt worden war, dieser Lehrer jedoch schon gleich ein Vorwissen in der anorganischen voraussetzte, hatten wir verständlicherweise Probleme. Wie gut, dass ich noch nie auf jemanden und erst recht nicht auf einen Mann gehört habe, der mir bescheinigt hat, ich könne etwas nicht lernen. Ich konnte ihn übrigens vom Gegenteil überzeugen. Nie wieder musste ich bei ihm eine weitere mündliche Abfrage bestreiten, er suchte sich lieber willigere Opfer.

Frank Holdergrün / 10.03.2019

Sehr gut laut gedacht, top! Ich liebe diesen Unterschied! Ohne ihn ist Emanzipation die langsame Befreiung der Geschlechter von der Liebe, von den Kindern, von der Zukunft.

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