Vor zehn Tagen sah es noch so aus, als ob der G-8-Gipfel von Heiligendamm, wenigstens was das Thema „Maßnahmen gegen den Klimawandel“ angeht, in einen Streit ausarten könnte. Aus Washington war zu hören gewesen, mit ihrem Entwurf für das Abschlusskommuniqué habe die Bundesregierung „rote Linien“ überschritten; Bundeskanzlerin Merkel dämpfte die Erwartungen auf ein Minimum.
Seither hat sich die Konstellation auf bemerkenswerte Weise geändert. Der amerikanische Präsident ist mit einer eigenen Initiative an die Öffentlichkeit getreten, in der die Vereinigten Staaten sich zwar nicht auf verbindliche Ziele einlassen - etwa Höchstwerte für CO2-Emissionen -, die aber von den Fachleuten dennoch als großer Schritt voran angesehen wird. [...] Im Übrigen wird Bush auch bedacht haben, was es bedeutet hätte, wenn seine künftig wichtigste Partnerin in Europa, die deutsche Bundeskanzlerin, mit leeren Händen aus Heiligendamm zurückgekehrt wäre.
Zumal inzwischen sogar China einzusehen beginnt, dass seine bisher gepflegte Ohne-mich-Attitüde nach dem Motto „Das geht uns nichts an, das ist ein Problem der reichen Industriestaaten“ sich auf Dauer nicht durchhalten lässt.
Das alles ist keine Garantie dafür, dass Frau Merkel auf dem G-8-Treffen ihrer außenpolitischen Positivbilanz einen weiteren Erfolg hinzufügen kann. Aber der Himmel über Heiligendamm hat sich, wenigstens was die diplomatischen Wettervorhersagen angeht, in den vergangenen Tagen aufgehellt: Es gibt die Chance, dass ein Debakel vermieden werden kann, weil sich die unterschiedlichen Strategien der Industriestaaten (und die Vorstellungen der großen Schwellenländer) in einen umfassenden Rahmen einordnen lassen.
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