Peter Hahne, Gastautor / 21.02.2021 / 10:00 / Foto: Superbass / 105 / Seite ausdrucken

Fasten für Luisa

Von Peter Hahne.

Ich schwöre es: ich wollte diesmal nur Positives schreiben. Wirklich! Und zwar, dass es wichtig ist, dass Christen in den säkularen Internet-Foren erkennbar präsent sind, wie zum Beispiel hier bei Achgut.com. Auch Leserbriefe in der Presse sind eine einzigartige Chance, wo Kirchen fast nur noch mit Politik, Skandalen oder Schiffen präsent sind. Doch dann kam das, was den letzten Satz leider mehr als bestätigt. Ich war gleich auf 180. Ein Kollege mailte mir zwei Meldungen von Mittwoch mit dem bezeichnenden Zwei-Wörter-Zusatz: „Dein Verein!“ Ich weiß auch nicht, womit ich das verdient habe, dauernd mit der Institution (!) Kirche identifiziert zu werden. Nun gut.

Die eine stammt aus dem Münchner Merkur: „Wirbel um Münchner Erzbistum wegen Gender-Stern in Bistums-Tweet: Nutzer drohen mit Kirchenaustritt.“ Nein, unter katholisch stelle auch ich mir etwas anderes vor, aber nicht das Wort „Kirchenmusiker*innen“. Was soll denn dieser irrationale Irrsinn einer ideologischen Verhunzung unserer Sprache?! Es hatte mir schon gereicht, dass die sogenannte „Katholische Studierende (!) Jugend“ das Gender-Wort „Gott*“ einführen will. Früher hatten wir Sternsinger (einen sogar schwarz geschminkt), heute den Gender-Stern. Na prima. Das Schlimmste ist jedoch die klerikale Klärung des Sterns von München: „Unsere Frage lautet: Wollen wir als Kirche Menschen ausgrenzen? Die Antwort ist: Nein, denn wir sind für alle Menschen da ... Unsere Sprache soll wertschätzend sein.“

Das heißt zu Deutsch: Der Originaltext der Bibel, der Liebesbrief Gottes an seine Kinder, ist also nicht wertschätzend. Da finde ich außer dem Stern von Bethlehem höchstens noch die wertschätzende Verheißung Gottes an den Patriarchen (!) Abraham und an König David, ihre Nachkommenschaft so zahlreich zu machen „wie die Sterne am Himmel.“ Gender-Stern? Fehlanzeige! Was, bitteschön, ist an diesem Deppenapostroph in kreisförmiger Anordnung wertschätzend? Ich wüßte andere Wege, um Frauen wertzuschätzen. Und was ist mit den andern 798 Geschlechtern? Nein, hier wollen sich Zeitgeistliche anbiedern. Sprache muss lesbar und vor allem sprechbar bleiben. Und frei von Ideologie oder Sexualisierung. Mit solchem Allotria macht man sich lächerlich und spaltet. Das Allerletzte, was die Kirchen in Zeiten der Massenaustritte brauchen. Nutzt lieber die Fastenzeit zu Gebet und Stille, zu Kontemplation und Meditation.

Vorsorglich schon mal den Notarzt verständigt 

Und da wären wir bei Meldung Nummer zwei: Für vier (Erz-)Bistümer und gleich elf evangelische Landeskirchen heißt die Fasten-Aktion dieses Jahr: Klimafasten. Jede Woche ein Klerikal-Impuls der Zeitgeistlichen: Vegetarische Ernährung, Nutzung digitaler Medien, Energie sparen oder der „Wasserfußabdruck.“ Für sie ist der Kern der Passionszeit die Botschaft: „Weniger ist mehr.“ Früher fasteten wir für Gott, heute für Greta. Mitten in Corona-Zeiten, wo das heilsame Evangelium bitter nötig wäre. Ich bin diese Hobbypolitiker auf den Kanzeln leid! Kirche verkommt zu einer belanglosen NGO. Als wäre sie die Barmer Ersatzkasse oder Greenpeace, sucht sie das Heil, wo es nicht zu finden ist. Blinde Blindenleiter in einer dunklen Welt voller Angst und Verzweiflung. Kyrie eleison! Ach, und während ich das schreibe, teilt die Evangelische Kirche Berlins mit, dass in der Fastenzeit „die täglichen Bibeltexte (Losungen) in geschlechtergerechter Sprache“ erscheinen. Mein armer Blutdruck! 

Doch nach der folgenden aktuellsten Nachricht aus der Firma „Marsch mit dem Mainstream“ habe ich vorsorglich schon mal den Notarzt verständigt. Man denkt ja, es ginge nicht mehr schlimmer, doch die EKD krönt den Irrsinn als rot-rot-grüne NGO mit dieser Meldung: „Die Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer („Fridays for Future“) ist prominenter Gast der diesjährigen Fastenpredigtreihe des Berliner Doms.“ Dieser Dom ist die „Zentralkirche“ der bundesweiten EKD. Dort wurde den „Aktivisten“ im Kampf gegen Abtreibung und der Eliminierung Down-Syndrom-verdächtiger Embryos mit ihrem „Marsch für das Leben“ ein Gottesdienst verweigert. Dort werden AfD-Anhänger von allen Ämtern und Funktionen ausgesperrt. Man nimmt skrupellos deren Kirchensteuern, aber „Querdenker“ haben keinen Raum im Hause Gottes, keinen!

Immer mehr entscheiden nun, ob sie es noch verantworten können, das Gewissen der Kirchen unnötig zu belasten, indem sie ihnen belastetes, ja geradezu kontaminiertes Steuergeld überweisen. In den Ämtern stapeln sich die Austrittserklärungen zur Gewissenserleichterung. Auch eine Form des Fastens. Sozusagen Gewissens-Fasten.

Und wer meint: „Alles übertrieben“, der sei getröstet mit den Fakten: Freitag schaltete das Kölner Amtsgericht eine Hotline für Kirchenaustritte frei. Binnen Minuten brach sie zusammen. „Wir hatten fast zeitgleich etwa 5.000 Zugriffsversuche,“ erklärte ein Sprecher. Und da geht es keineswegs „nur“ um den katholischen Mißbrauchsskandal. Nein, was gerne verschwiegen wird: beide großen Konfessionen sind gleichermaßen betroffen. Vom Exodus ist der Exitus nicht weit entfernt 

Dieser Beitrag erschien zuerst in der Tagespost.

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Leserpost

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armin_ulrich / 21.02.2021

Soweit ich weiß findet das absurde Theater erst am nächsten Sonntag abend seine Aufführung. Auf der Klimatagesschau der “kalten Sonne” sagte Dr. Sebastian Lüning, daß “Brot für die Welt” der klimapolitischen Organisation “Germanwatch” 250000 € “hat ‘rüberachsen lassen” 2019 und 2020 jeweils. Der/die Mensch:in lebt eben nicht vom Brot allein - Amen and Awoman. Wäre ich nicht schon lange ausgetreten aus der EKD, dann würde ich es jetzt tun.

Gottfried Meier / 21.02.2021

Ich darf über die katholische Kirche nicht mehr schimpfen. Ich bin vor ein paar Jahren ausgetreten. Wenn ich so was lese, freue ich mich um so mehr über die Kirchensteuer, die ich seither gespart habe.

Claudius Pappe / 21.02.2021

Ah, Reemtsma hat in Griechenland Tabak für den Postkartenmaler angebaut- folge der Spur des Geldes-kann ich Reemtsma wegen Ernte 23 in den USA verklagen ?

Arnold Balzer / 21.02.2021

Betr. Kampf gegen Abtreibung und den „Marsch für das Leben“: Das Folgende hat zugegebenermaßen nichts unmittelbar mit der EKD zu tun, wohl aber mit der Inkonsequenz der linksgrünen NGOs und deren Verbotsdiktatur: Als es jüngst in den Nachrichten um die Betäubung und Tötung männlicher Küken ging, was Tierschützer verbieten, wurde berichtet, dass bereits Verfahren entwickelt wurden, mit deren Hilfe man das Geschlecht des sich entwickelnden Embryos im Ei festgestellt und das Ei ggf. vernichtet werden kann. Aber unsere lieben Tierschützer wären keine Tierschützer, wenn diese Methode gestattet bliebe! Denn angeblich kann der Hähnchenembryo schon nach wenigen Tagen seiner Reifung Schmerzen empfinden und damit wäre eine Ei-Vernichtung zu verbieten! === Komisch, bei menschlichen Embryos soll die Abtreibung bis kurz vor der Geburt erlaubt sein!

Johanna Jagiello / 21.02.2021

Lieber Herr Hahne, heute wurde bei uns während der Sonntagsmesse der Hirtenbrief vorgelesen. Folgende Aussagen sind mir im Kopf hängen geblieben: weniger Fleischkonsum, weniger Nationalismus, mehr Engagement für das Klima…..

Hans-Werner Foitzik / 21.02.2021

Sehr vernünftig, Herr Hahne, dass Sie aufgrund des EKD-Irrsinns die AktivistIn Luisa Neubauer als Predigerin der Fastenpredigtreihe im Berliner Dom zu etablieren, vorsorglich den Notarzt informiert haben. Der wird aber nicht kommen, denn schließlich gelten solche Notrufe nur noch für “Notarzt : ärztin”. Soviel Zeit sollte sein, merken Sie sich das, Sie weißer unverbesserlicher Macho.

Sascha Hill / 21.02.2021

Es wird in der Tat immer schlimmer. Der letzte Absatz hingegen, macht ein klein wenig Mut. Auch wenn ich mittlerweile immer mehr den Glauben am Menschen oder vielmehr deren Intelligenz verliere! Früher einmal, wurden die Manager/Chefredakteure die auf ganzer Linie versagen kurzerhand (mit üppigen Abfindungen) gefeuert. Heute wäre versagen noch freundlich beschrieben, doch man macht munter weiter. Tja, heutzutage reicht die “richtige” Haltung. Wer dies beherzigt, bekommt ordentlich Zuschüsse von der Links-Grünen SVO. (Steuergeld-Verschwender Organisation) Einmal hier die AFD als Teufel brandmarken, einmal da Wirtschaftsmigranten als Goldstücke bezeichnen, schnell noch eine Schlepper NGO liken oder leiten und natürlich nicht vergessen, was für eine tolle Mutti unsere Sonnenkönigin ist. Und schon hat man eine sonnige Karriere in Deutschland.

Christian Schulz / 21.02.2021

Die Kirchen leiden gerne unter der Vorstellung Gott könne es nicht ohne (Amts-)Kirche geben. Sie sollten sich nicht darauf verlassen, schon Jesus meinte es gebe Gott, an Kirchen dachte damals niemand.

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