Rainer Bonhorsts Texte auf der Achse zeichneten sich durch eine standhafte Unaufgeregtheit aus. So etwas ist in einer hysterischen Republik schon wieder eine Provokation. Rainer Bonhorst verstarb am 21. September 2025.
„Selbstreflexion ist eine Tugend und im Zweifel fruchtbarer, als einfach nur eine Schnute zu ziehen“, schrieb Rainer Bonhorst Anfang des Jahres auf Achgut.com. Und was er schrieb, das lebte er auch. Rainer war das, was man nicht nur im Journalismus einen „alten Fahrensmann“ nennt. Ein Routinier, der im Leben viele Untiefen umfahren und vielen Stürmen getrotzt hat. Und der mit seiner Erfahrung und Besonnenheit selbst bei Mastbruch noch die Ruhe bewahrte. Er lernte seinen Beruf von der Pike auf, zuerst in der Lokalredaktion der Westdeutschen Allgemeinen in Essen, dann als Korrespondent in Washington und London, schließlich als langjähriger und beliebter Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen.
Für die Achse schrieb Rainer Bonhorst seit 2010, gewissermaßen in Altersteilzeit (Die Formulierung hätte ihm gefallen). Mir persönlich war er ein Freund und Ratgeber; da der liebe Gott uns beide in Augsburg stationiert hatte, trafen wir uns in einer kleinen Runde regelmäßig auf ein Bier oder einen Rotwein. Das Personal nahm bei seinem Auftauchen stets Haltung an, Rainer war ein Herr und eine Respektsperson, obwohl – oder gerade weil – er stets bescheiden und jedermann gegenüber höflich auftrat.
Da die Achse in den letzten 15 Jahren immer mal wieder versenkt werden sollte, führte ich mit dem alten Fahrensmann so manches Krisen-Gespräch. Obwohl in Nürnberg geboren, worauf er ironischen Wert legte („Im Übrigen bin ich Franke“), schimmerte stets die gelassene Lebensweisheit eines Kumpels von der Zeche durch – bis hinein in die sprachliche Färbung, ohne die man als Lokalreporter im Ruhrpott nicht besonders weit kommt. Ich würde ihn mal als Anti-Hysteriker bezeichnen, gemäß dem bekannten Motto: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Rainer hat mir dabei oft geholfen.
Auch seine Texte waren von einer standhaften Unaufgeregtheit gekennzeichnet. Das Unaufgeregte ist in einer dauererregten und hysterischen Republik mittlerweile die blanke Provokation, was Rainer mit einem gewissen Schalk zelebrierte. Er erlaubte sich gelassen, Leute oder Verhältnisse gut (oder nicht ganz so schlecht) zu finden, die mancher Leser dezidiert verabscheute. Es widerstrebte ihm, ständig den Katastrophenfall auszurufen. Damit sorgte er zumindest bei mir für großen Unterhaltungswert und trug ganz nebenbei zur Kalibrierung der Achse des Guten bei. Mir persönlich imponierten seine Texte oft, weil sie genüsslich gegen die allgemeinen Erwartungen verstießen – auf allen Seiten des politischen Spektrums.
Rainer war auf alles und jeden neugierig, büffelte im fortgeschrittenen Alter noch Italienisch-Vokabeln, um sich in der Toskana besser unterhalten zu können. Die Gabe der Selbstironie hatte er bei seinen Aufenthalten in London und Washington auf ein hohes Niveau veredelt. Geschichte war ihm eine Passion. Alles das machte ihn zu einem außergewöhnlichen Journalisten und Schreiber. Er wirkte viel jünger, als er war und hatte stets ein Gespür dafür, welche Sau aktuell durchs Dorf getrieben wurde. Doch hat er sich nicht daran beteiligt. Zumindest nicht so, wie die Meute es erwartete.
Rainer Bonhorst verstarb am 21. September 2025 im Alter von 82 Jahren. Die Redaktion der Achse des Guten trauert um einen guten Freund und loyalen Wegbegleiter. Farewell Rainer.
Dirk Maxeiner ist Chefredakteur und Mit-Herausgeber der Achse des Guten.

Mit ihm ging es mir wie mit Obama. Ein netter, angenehmer Kerl, dem man gerne zuhört - und am Ende trotzdem in fast allem anderer Meinung ist.
Ein Ritter ohne Rüstung ist von uns gegangen. Er beherrschte die Feder als Lanze gegen festgefahrene Selbstdenkungen und bot somit stets einen anderen, eigenen Blick auf die Dinge. Er war einfach anregsam zum Selberdenken. Möge er in Friede ruhen. Vergessen wird er so schnell nicht. Danke Herr Maxeiner für den passenden Nachruf.
auch von mir - symbolisch - "eine Münze für den Fährmann" ....
!Vaya con Dios!
Das macht mich traurig. Seine Beiträge waren, egal ob einig oder nicht, eine Bereicherung. Gäbe es viel mehr Bonhorsts, Deutschland und sogar die Welt stünde um Vieles besser da.
Mein herzliches Beileid. Schade. Sie haben ihn gut beschrieben. Auch wenn ich manchmal anderer Meinung war, verärgerte er nicht. Seine Texte waren leicht verdaulich, verursachten also kein Sodbrennen.
Mein Beileid! Wir sind noch zu Wenige. Da fehlt jemand wie er doppelt. Möge er in Frieden ruhen!