Gerd Held / 26.03.2015 / 07:00 / 7 / Seite ausdrucken

Fachkräftelücke? Das Bildungssystem stellt sich dumm

Auf den ersten Blick ist die Berufswelt in Deutschland so heil wie lange nicht mehr. Es sind mehr Menschen in Arbeit und Brot als je zuvor. Doch die Zukunft dieser heilen Welt ist auch so unsicher wie lange nicht mehr. Eine wachsende Zahl privater und öffentlicher Arbeitgeber findet kein passendes Personal mehr, das Wort von der Fachkräfte-Lücke macht die Runde. Die günstigen Arbeitsmarktzahlen können also ein Übergangsphänomen sein: Eine Nachfrage nach Arbeitskraft stößt zwar „gerade noch“ auf ein Angebot an Arbeitskräften, aber schon jetzt hält dies Angebot nicht mehr, was es verspricht. Viele Arbeitsverhältnisse werden nach kurzer Zeit wieder aufgegeben. Die Berufstätigkeit bekommt immer mehr Versuchscharakter, man probiert es mal. Ein zunehmender Teil der Schulabgänger bringt nicht mehr die Voraussetzungen mit, um eine Lehre zu machen. 256000 junge Leute mussten 2014 ein „Bildungsprogramm im Übergangsbereich“ absolvieren. Auch bei vielen Schulabgängern, denen ein passables Zeugnis ausgestellt wird, stellt sich in den Betrieben heraus, dass sie nicht fähig oder nicht bereit sind, sich den Vorgaben eines Produktionsablaufs anzupassen. Ausbildungsleiter mit langjähriger Erfahrung berichten, dass es von Jahr zu Jahr schlimmer wird. Dabei geht es nicht nur um ein Unterschichtproblem, wie die hohe Zahl von Studienabbrechern an den Hochschulen zeigt. Auch die wachsende Zahl derer, die sich selbständig machen, sollte nicht zu optimistisch stimmen. Vielfach ist hier nur ein Zauber des Neugründens am Werk, der schnell verfliegt. So deutet sich in der Fachkräfte-Lücke eine tiefere Krise an: Gelingt es nicht mehr, jene Berufskultur, die bisher die Qualität des „Made in Germany“ verbürgte, von Generation zu Generation zu vermitteln?

Gewiss hat jeder Generationswechsel seine Reibungen und Brüche, aber dagegen bildet normalerweise das Bildungswesen ein Gegengewicht. Die Schule kann die Bestände an Wissen und Motivationen, von denen ein Land zehrt, im Übergang von Generation zu Generation sichern. Wofür sonst ist sie eine Hoheitsaufgabe des Staates? Angesichts der drohenden Fachkräfte-Lücke müssten sich also eigentlich alle Augen auf das Bildungswesen richten. Auch die zahlreichen Veränderungen, die hier vorgenommen wurden, müssten noch einmal auf den Prüfstand kommen. Doch nichts dergleichen geschieht. Stattdessen werden drei Gruppen als Lückenfüller ins Gespräch gebracht: Frauen, Migranten und ältere Arbeitnehmer sollen die Krise lösen - so als wäre die normale Nachfolgegeneration durch eine geheimnisvolle Krankheit dahingerafft und müsste nun von außen ersetzt werden. Den Bruch am Übergang zwischen Schule und Beruf nimmt die Politik hin, als wäre er ein höheres Schicksal.

Er ist kein Schicksal. Die Schüler, Lehrer und Eltern sind heute nicht schlechter als früher. Geändert haben sich die Schulen, wo massive Eingriffe in bewährte Standards stattgefunden haben. Diese Eingriffe haben den Kern des Bildungsauftrags getroffen, die Definition der Bildungsgüter. Hier ist eine Wende erfolgt, die zunächst nicht so schlagartig und auffällig wie andere Wenden auftrat, aber nicht weniger einschneidend war: An die Stelle von angeblich „totem“ Wissen sollte die Vermittlung von sogenannten „Kompetenzen“ treten. Die Schüler sollten keine festen Fachkenntnisse mehr lernen, sondern Verfahren und Umgangsweisen, mit denen angeblich jede Aufgabe gelöst werden könnte – und das ein Leben lang, denn mit ihnen sollte man auch alles zukünftig Neue erfassen können. Eine Art Super-Können wurde in Aussicht gestellt, das überdies durch „schülerzentrierte Sozialformen“ erworben werden könne, ganz ohne Frontalunterricht. Der Schüler sollte der Souverän sein. Mit dem Wörtchen „Kompetenz“ (sein ursprünglicher Wortsinn meint nur die beamtenmäßige „Zuständigkeit“) wurde die Utopie einer höheren Ebene, auf der substantielle Bildungsbestände nicht mehr ausschlaggebend sind, ins Schulwesen eingeführt. Damit begann ein Abrissprogramm, das sich gegen alles richtete, was nun als unnötige Härte erschien: gegen die Zwänge eines bestimmten Stoffes oder Fachgebiets, gegen das mühsame Erarbeiten des Wortschatzes einer Sprache, der Gesetze und Gliederungen der Natur, der geographischen Besonderheiten eines Landes, der Eigenart einer Geschichtsepoche oder eines literarischen Werks, gegen das Üben in Sport, Musik oder Kunst, gegen das Auswendiglernen von Texten, sogar gegen die Beachtung von Grundregeln beim Schreiben und Rechnen, gegen schriftliche Prüfungsarbeiten, Noten , Sitzenbleiben, Jahrgangsklassen, Schulstufen. Die Liste dessen, was inzwischen alles zur Disposition steht, ist lang. Die Liste hat System, sie ist ein Enteignungs-Programm: Alles wird entwertet, was auf feste Bestände und Kapazitäten zielt und was damit für die Entwicklung eines inneren Anlagevermögens der jungen Leute eigentlich wichtig wäre.   

Es ist klar, dass die Absolventen eines solchen Lernsystems massive Probleme beim Übergang ins Berufsleben bekommen müssen. Denn dort muss man mit festen, fachspezifischen Wissensbeständen arbeiten. Vor allem muss man diese Bestände unmittelbar verfügbar haben. Ohne ein solches inneres Eigentum funktioniert kein Beruf. Ob man nun Maschineneinrichter, Busfahrerin oder niedergelassener Arzt ist - man kann das, was an einem Arbeitsplatz anfällt und in begrenzter Zeit bearbeitet werden muss, nicht mit pauschalen Prozessformeln bewältigen, so schön „kreativ“ und „inklusiv“ sie klingen mögen. Ohne ein spezifisches Humankapital gebildet zu haben, kann man auch in keinem Orchester und in keiner Fußballmannschaft mitspielen. Gewiss hat das Lernen an der Schule nicht den Sinn, ein fertiges Berufswissen zu vermitteln. Aber es muss mit dem Aufbau des inneren Eigentums beginnen.  Es muss diesen Aufbau üben, auch wenn viele der ersten Schätze später wieder verloren gehen. Wenn die Schule in diesem Sinn nicht mehr baut, sondern nur noch das „Umgehen“ mit allem und jedem vermittelt, enteignet sie die Schüler. Nach dem Schulabschluss wissen sie gar nicht, was sie nun suchen sollen. Die Kompetenzen sagen es ihnen nicht.

Es ist daher falsch, die drohende Fachkräfte-Lücke als Problem der Wirtschaft anzusehen. An dem, was die Berufsanfänger (nicht) mitbringen, kann sie wenig ändern. Die schlechten Erfahrungen, die große Industrieunternehmen ebenso machen wie Handwerkbetriebe und öffentliche Arbeitgeber, verweisen zurück an die Schulen. Es ist ja inzwischen mit Händen zu greifen, dass die fachliche Entkernung des Bildungswesens auf die Berufswelt durchschlägt. Die Berufsanfänger scheitern exakt dort, wo es um feste Kenntnisse und haltbare Motivationen geht. Kammern und Wirtschaftsverbände sind normalerweise zurückhaltend bei der Einmischung in andere Verantwortungsbereiche. Aber es führt kein Weg daran vorbei, dass sie sich mit dem beschäftigen müssen, was die Kultusbürokratien in Deutschland austüfteln. Denn die dort betriebene Bildungswende trifft die Wirtschaft nicht weniger als teure Sozial- und Steuergesetze, erhöhte Energiekosten oder neue Bürokratie-Pflichten. 

Und die Wende wird gnadenlos weiterverfolgt. In Berlin und Brandenburg will man jetzt – quer durch alle Schultypen – in der fünften und sechsten Jahrgangsstufe aus den Fächern Geschichte, Geographie und Politische Bildung ein Mischfach „Gesellschaftswissenschaften“ machen. Derweil soll in Niedersachsen im Rahmen eines geplanten „modernen Abiturs“ die Möglichkeit eingeführt werden, die schriftliche Abiturprüfung durch eine sogenannte „Präsentationsprüfung“ zu ersetzen. Auf die Nachfrage, was das denn sei, plauderte die Kultusministerin ganz locker, sie denke dabei an die Präsentation eines Themas mit dem Computerprogramm „Powerpoint“…

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Peter Luetgendorf / 28.03.2015

Ich habe an meinem Auto einen Aufkleber: Abi 1970 alle Fächer

Wilfried Paffendorf / 26.03.2015

Sehr geehrter Herr Held. Das heutige Bildiungssystem stellt sich nicht nur dumm, es macht dumm! Den Prozess der Verdummung durfte ich bereits in den 80er Jahren in der Praxis erleben. Und von Jahr zu Jahr ließ die Ausbildungsfähigkeit der jungen Leute weiter nach. So war ich erstaunt darüber, dass es junge Menschen gab und gibt, die nicht wussten, wieviel Zentimeter ein Meter hat oder die von der Kreisberechnung nichts wussten, gescheige denn, wozu dieses Wissen im Alltag nützlich ist. Was die berufliche Qualifikation der Kollegen betrifft, so musste ich zunehmend feststellen, dass es darum nicht gut bestellt war. Immer mehr Arbeiten musste man selbst erledigen, weil es an Mitarbeitern mit Fachwissen mangelte, Führungsaufgaben konnten nicht mehr in hinreichendem Maße erledigt werden. Das Märchen vom Fachkräftemangel ist so märchenhaft nicht. Andererseits stehen Hochqualifizierte und Berufserfahrene Ältere in den Fluren der AA herum, weil deren Einstellung angeblich ein unternehmerisches Risiko ist und diese angeblich zu teuer sind. Gleichzeitig ruft man nach Hochqualifizierten aus dem Ausland. Die werden aber nicht in Scharen zu uns kommen, sondern in der Heimat bleiben oder in andere Länder gehen, weil sie dort auch nachgefragt sind. Was wir stattdessen bekommen, ist ein Heer von unbrauchbaren, wenig qualifizierten Sozialhilfeempfängern. Deutsche Jugendliche wollen sich nicht mehr die Hände schmutzig machen, sondern träumen von einer akademischen Ausbildung und einer bequemen Anstellung. Schaut man sich die Berufswahl der jungen Leute an, dann stellt man eine auffällige Häufung im Bereich der “Geschwätzwissenschaften” fest. Technische Berufe sind so unaktraktiv wie nie zuvor. Für ein Land wie Deutschland ist diese Entwicklung eine Katastrophe. Anstatt die Schwerpunkte in den Schulen wieder auf die Naturwissenschaften und Mathematik zu legen, führt man Frühsexualisierung und Genderunterricht ein. Von den Fähigkeiten der jungen Menschen, diszipliniert zu lernen und sich zu verhalten, will ich nicht einmal sprechen Es ist ein einziges Drama. Ich könnte nun endlos weiter berichten von meinen Erfahrungen in der Praxis. Jeder der noch im Berufsleben steht, kann meinen Kommentar wohl nachvollziehen. Ich bin heute froh darüber, mich mit diesen Problemen nicht mehr beschäftigen zu müssen. MfG

Oliver Schneider / 26.03.2015

Ein in sich so schlecht recherchierter, voller falscher Bewertungen und von grandioser Sach-Unkenntnis geprägter Beitrag, dass man dem Autor zurufen möchte: Hätten Sie die Zeit doch sinnvoll genutzt! Drei Beispiele zum Beleg: 1. Die “Neuigkeit”: “Und die Wende wird gnadenlos weiterverfolgt. In Berlin und Brandenburg will man jetzt – quer durch alle Schultypen – in der fünften und sechsten Jahrgangsstufe aus den Fächern Geschichte, Geographie und Politische Bildung ein Mischfach „Gesellschaftswissenschaften“ machen.” Dies wird seit 45 Jahren in allen Integrierten Gesamtschulen bereits so gehandhabt - bis Klasse 10! -, ist also mitnichten neu, bedeutet nichts anderes, als dass die Themen der drei Einzelfächer in einem entsprechend wochenstündlich aufgewerteten Fächerverbund unterrichtet werden. Gleiche Themen, gleiche Gewichtung wie in den Einzelfächern. Nachweis für fachliche Entkernung? Null Komma Null - dummes Zeug! 2. Kompetenzorientierung: “An die Stelle von angeblich „totem“ Wissen sollte die Vermittlung von sogenannten „Kompetenzen“ treten. Die Schüler sollten keine festen Fachkenntnisse mehr lernen, sondern Verfahren und Umgangsweisen, mit denen angeblich jede Aufgabe gelöst werden könnte – und das ein Leben lang, denn mit ihnen sollte man auch alles zukünftig Neue erfassen können.”  In Zeiten, in denen das Wissen exponentiell - gerade in den so wichtigen Naturwissenschaften - anwächst so zu tun, als ob man diese Fakten einfach nur alle lernen muss, würde bedeuten, dass man künftig nicht mehr 12, 13 sondern 15, 17, 20 Jahre zur Schule gehen muss, oder bestimmte Inhalte statt dessen weglässt. Musik? Kunst? Oder lieber Geschichte? Der Gegensatz Kompetenzorientierung gegen über althergebrachtem Lernen existiert gar nicht - es werden nur genauer die Ziele beschrieben, die am Ende einer Schulzeit von den Schülern erreicht worden sein sollen - viel genauer, als je zuvor im Übrigen. Außerdem soll der Schüler zusätzlich lernen, auch für ihn unbekanntes Terrain sich erarbeiten zu können. Bekommen wir nicht gerade von der Wirtschaft gesagt: Lebenslang müssen wir lernen? Sprachen werden übrigens immer noch durch pauken gelernt, genau so wie der Satz des Pythagoras oder, oder, oder ... 3. Was sich geändert hat: “Es ist kein Schicksal. Die Schüler, Lehrer und Eltern sind heute nicht schlechter als früher. Geändert haben sich die Schulen, wo massive Eingriffe in bewährte Standards stattgefunden haben.” Ahnungslosigkeit, die ich meine! Schule agiert nicht, Schule reagiert auf eine vollkommen veränderte Gesellschaft mit einer Spreizung des Könnens, der Begabungen und der Voraussetzungen von Schülern, die vor 25 Jahren unvorstellbar gewesen wäre. Diese Spreizung existiert nicht nur in den Grundschulen, auch in sämtlichen anschließenden Schulzweigen, selbst innerhalb der Schulzweige sind in Klassen häufig 3,4, oder 5 Lernniveaus vertreten, die ein einheitliches Vorgehen im Unterricht unmöglich machen, wenn man nicht von vorneherein die Hälfte der Schüler aufgeben möchte. Daraus erwächst der Wunsch der Kultusbürokratie, Anforderungen ggf. abzusenken, Wege zu finden, dass trotzdem noch Abschlüsse erreicht werden können und Anschlussfähigkeit gewahrt bleibt, so dass die schwächeren Kinder nicht automatisch alle in der Hauptschule landen und man selbst bei der Bilanzierung nicht so schlecht in der Öffentlichkeit da steht. Schule kann die Verwerfungen der Gesellschaft nicht auffangen - nicht wenn sie organisatorisch und personell genauso aufgebaut bleibt wie vor 100 Jahren. Das möchte aber keiner ändern: Nicht die Eltern, nicht die Politik. Es gibt auch heute nach wie vor exzellent ausgebildete, tolle Schüler, aber eben viel weniger als früher; sowohl in der totalen Anzahl (geburtenschwache Jahrgänge), als auch innerhalb eines Jahrgangs (Inhomogenität). Daran wird Schule gar nichts ändern. Nichts. Aber davon versteht der Autor zu wenig - vielleicht sollte er sich künftig wieder mit für ihn ergiebigeren Themen befassen!

Marc Jenal / 26.03.2015

Ein weiterer Aspekt im Bildungswesen hat einen grossen Einfluss auf die Qualität der Bildungsabgänger: Dürfen Schüler in Gruppen arbeiten, die auf einem relativ ähnlichen Stand sind (fachliche Fähigkeiten, Sozial- und Lernverhalten) mit einer entsprechend engen Betreuung und Führung oder werden sie absichtlich bunt zusammengewürfelt. Bei einer homogenen Gruppe ist es für einen Lehrer natürlich relativ einfach einen dem Schüler angepassten Unterricht anzubieten, egal auf welchem Stand die Schüler als Gruppe stehen. Ich war Lehrer an einer öffentlichen Oberstufenschule, wo Schüler absichtlich egal, ob sie die Unterrichtssprache, Grundkompetenzen an Sozialverhalten für den Umgang mit den Mitschülern, Grundkenntnisse des jeweiligen Faches, usw. beherrschten oder nicht, total gemischt unterrichtet wurden. Der Vorteil war, dass schwache Schüler bei entsprechender Motivation von Starken profitieren konnten. Der Nachteil, dass ein halbwegs kontrollierter, geleiteter Unterricht in so einer stark heterogenen Klasse oft sehr aufwändig, schwierig, in manchen Fällen kaum mehr möglich war. Schüler die nicht sehr selbständig und eigenverantwortlich arbeiten können oder dies in kurzer Zeit lernen, sind oft aufgeschmissen. Nicht alle sind in diesem Alter dazu fähig. Die Unterstützungslehrer können nur einen Teil der Lücken und Mängel auffangen. Viele Hauptlehrer haben die grossen Nachteile kritisiert, wurden nicht ernst genommen und sind oft nach wenigen Jahren gegangen (auch die Nachfolgenden). Dieses inkludierte, integrative System gilt nach wie vor als modern. Es mag für manche Schüler/Klassen/Lehrer/Eltern das richtige System sein, aber nicht für alle. Einige zerbrechen an den dabei nötigen offenen Strukturen und der fehlenden Kontrolle/Anleitung.

Christoph Behrends / 26.03.2015

Die Kritik an der deutschen Schulpolitik ist sehr berechtigt und wird gerade auch von den Lehrerverbänden (außer der GEW) geteilt. Die angesprochenen Probleme sind jedoch weniger der Kompetenzorientierung anzulasten, die erst seit ca. 5 Jahren gilt. Vielmehr ist eine seit Jahrzehnten schleichende Aushöhlung des Leistungsgedankens ursächlich für die geringe Belastbarkeit einer ganzen Generation. Wenn schon das Lernen und Abfragen von 20 Vokabeln als “Leistungsdruck” beschrieben wird, unter dem junge Menschen “zerbrechen”, darf man sich nicht wundern, wenn später 8-Stunden-Arbeitstage kaum noch zu bewältigen sind…

Hjalmar Kreutzer / 26.03.2015

“Präsentationsprüfung”: Dazu fällt mir ein böser Witz aus “Wendezeiten” aus der Kategorie Ossi-Wessi-Witze ein: Frage: Warum machen die Wessis erst nach 13 statt nach 12 Jahren Abitur? Antwort: Ein Jahr lang ist Schauspielschule! Es kann doch nicht sein, dass bestimmte Standards, Grundfertigkeiten und -fähigkeiten nicht mehr erlernt werden, weil sie vom Schüler “abgewählt” werden können! Wenn das Kind erst Chemie abwählt, sich dann aber doch zum Medizinstudium entschließt und das notwendige Wissen in Privatkursen mühsam nachholen muss, dumm gelaufen! Hinzu kommt die Kleinstaaterei, pardon, der Föderalismus im Bildungswesen, jedes Bundesland experimentiert mit anderen Schulmodellen. Wo sollen verläßliche, zumindest deutschlandweit einheitliche Mindeststandards herkommen, was ein Schüler nach der 10. oder 12. oder 13. Klasse wissen und können soll? Bildung und Polizei sind Ländersache, andererseits muss der Ausbau einer Straßenkreuzung bei Hintertupfingen europaweit ausgeschrieben werden?

Wolfgang Schmid / 26.03.2015

Die angesprochene Präsentationsprüfung gibt es in Berlin schon als fünftes, zusätzliches Abiturfach. Sagen wir mal so: Es schadet nicht. Wenn man sieht, wie ältere Lehrer noch mit dem Tageslichtprojektor arbeiten (pädagogsch wertvoll Zeile für Zeile mit einm Blatt Papier abdecken…), dann weiß man, dass Powerpoint für viele schon das non plus ultra der Technik ist. Und da die Gymnasien ja den Führungsnachwuchs ausbilden, ist es nur mehr als sinnvoll, dass die jungen Menschen zumindest schon mal das Führungs- und Meetingwerkzeug par excellence kennen gelernt haben und damit den Grundstein für den “Bachelor of Powerpoint” legen können….

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