@ Herrn Arning et al.: Mit einem Wort: dieses Engagement ist wohlfeil. Daher mein Vorschlag an die engagierte Jugend zum aktiven Klimaschutz: Es gibt im Hessenparkgelände bei Neu-Anspach ein Feld, das mit den Methoden der Landwirtschaft vor Einführung diesel- (horribile dictu!) betriebener Zugmaschinen bestellt wird. Dorthin könnten engagierte Jugendliche aus Frankfurt früh morgens (drei Uhr dürfte reichen) per pedes oder per Rad aufbrechen. Nach der zugegeben etwas anstrengend Fahrt oder Wanderung den Taunus hinauf gehts dann sofort an die Arbeit. Dort dürfte jetzt das Pflügen und Eggen anstehen. Leider ist das vorhandene Zugpferd tabu, weil das Pferd bekanntlich das Klima kaputtfurzt. Aber kein Problem. 4-5 Klimaschützer werden ins Geschirr gespannt und schon kanns losgehen mit dem Pflügen. Nach 8-10 Stunden dürfte eine Furche gezogen sein. Und so gehts weiter, Tag für Tag, das ganze Jahr hindurch, immer eine andere Schule aus Hessen darf sich im aktiven Klimaschutz austoben und beweisen. Und man lernt auch gleich ein bisschen was über das Leben des Landmanns in früheren Zeiten, in die man ja zurückwill. Vorher aber sollte den Jugendlichen klargemacht werden, dass es für die Arbeiten, die dort zu verrichten sind, noch keine App gibt. Auch nicht gegen die Schmerzen, die sich unweigerlich am nächsten Tag einstellen werden. Möglich ist auch, dass das Handy mit der vor Entkräftung zitternden schwieligen Hand nicht mehr sicher bedient werden kann. Ich bin mir sicher, dass die Klimaschutzbegeisterung sich weitaus schneller wandeln wird als sich das Klima je gewandelt hat und wandeln wird. Gleichzeitig wird die Begeisterung für den Matheunterricht in wohlgewärmten Schulräumen ungeahnte Höhen erklimmen.
Das deutsche Volk ist demografisch fertig, also geistig kulturell genauso. Deutschland hat den Schlappen, Israel die Frommen. Jetzt aber wird mit Öl gelöscht, die Göttin hat’s befohlen.
Das haben Sie richtig beobachtet und klasse beschrieben, Frau Kornblum. Meinen Gruß nach Münster. Anscheinend gibt es dort auch noch andere junge Menschen als nur grüne Eiferer. Ein hervorstechendes Merkmal der deutschen Jugend ist wahrscheinlich Bequemlichkeit. „Es“ muss bequem zugehen und „es“ muss Spaß machen. Und Protest in der Straße erfüllt diese Grundvoraussetzungen. Es sei denn es regnet. Da bleiben wir lieber zuhause. Dazu kommt, die „Aktion“ muss ohne Folgen bleiben. Es muss also Unverantwortlichkeit hinzukommen. Sie muss punktuell stattfinden. Es darf keine (unbequeme) regelmäßige Verpflichtung daraus entstehen. Darüberhinaus muss die Aktion gewürdigt werden. Die Jugendlichen möchten Beifall dafür bekommen. Sie möchten dafür gelobt werden. Sie möchten Helden sein. Und Mama und Papa sind stolz auf ihre Sprösslinge. Wie engagiert sie doch sind. Das erinnert uns ja regelrecht an unsere eigenen rebellischen Zeiten. Bravo! Die Aktion darf die Jugendlichen nichts kosten. Weder Mühe, Anstrengung noch Geld. Hinterher aufräumen müssen Andere. Es muss sichergestellt sein, dass sie nach der Aktion unbedingt zu den Guten gezählt werden. Sonst würde Mama sich ärgern. Dafür stehen aber die Medien ein, kein Grund zur Sorge. Mit Hässlichem, Dreckigem, Gefährlichem, Ansteckendem möchte der Jugendliche nicht in Berührung kommen. Und am nächsten Tag wird im Unterricht noch einmal alles durchdiskutiert. Aufsätze über die Aktion werden vorgetragen. Den zu verfassen, war dann das einzig unangenehme, bei allem, was mit der Aktion zusammenhing. Und heute Abend chillen wir bei Gin mit Maracuja. Und freuen uns auf nächsten Freitag. Da fällt dann wieder die Mathe-Stunde aus. Echt cool, diese Freitage für die Zukunft. Meine Güte, sind wir verantwortungsbewusst und engagiert.
War schon bei meinem ersten Israelbesuch erstaunt, wie locker die Menschen dort trotz der überall vorhandenen Sicherheitsvorkehrungen mit der allgemeinen Bedrohung umgehen. Einmal war ich aus Versehen in eine große Tanzparty geraten, die sich nach einiger Zeit als eine von Maschinenpistolenträgern bewachte Hochzeitsfeier entpuppte. Mitglieder des Teams, in dem ich arbeitete, waren Araber und wir aßen Mittag meistens in einem arabischen Bistro. Auch das war anfangs für mich erstaunlich. Eine Mitarbeiterin verlor jedoch ihre Lockerheit, als von einem nahe gelegenen Testgelände der Armee eine Explosion zu hören war. Die Dame - Mutter von zwei Kindern - hatte schon einmal eine Explosion gehört. Es war eine palästinensische Rakete, die in einem Nachbarhaus eingeschlagen war und zwei Kinder getötet hatte, die Spielkameraden ihrer Kinder waren. Erlebt man im Vergleich zu diesen realen Bedrohungen das Auftreten der FfF-Kinder, -Jugendlichen, aber auch -Erwachsenen, ist man einfach nur entsetzt. Habe heute Morgen auf YouTube ein Interview mit erwachsenen Teilnehmern einer FfF-Demo vor dem Hamburger Rathaus gesehen. Es scheint so, als ob bei denen Sachkenntnis und Überzeugung in einem umgekehrten Verhältnis stehen. Mir wäre es jedenfalls sehr peinlich, mich in dieser Weise als Voll… (kann subjektiv ergänzt werden) dargestellt zu sehen.
Ältere wissen es noch, dass viele deutsche Jugendliche in Uniform amerikanische und sowjetische Soldaten erschossen und Panzer abgefackelt haben. Von der Richtigkeit der Verteidigung der Heimat überzeugt. Die SS-Division “Hitlerjugend” (Panzer und Panzergrenadiere) waren der Schrecken der Amerikaner im Kampf zwischen den Busch-Reihen in der Normandie 1944. Alle haben einen sehr hohen Preis bezahlt für die Auffassung “Unsere Ehre heisst Treue”. Nein, Frau KORNBLUM, solche zu allem bereiten 16 bis 22-Jährigen, dazwischen meine Enkel, soll es hier nicht mehr geben. Israelis mögen tapfer sein. DEN Krieg kennen sie in Wahrheit nicht. Ihre Gegner waren , dank den Amis, immer die Schwächeren. Ich bin froh, dass Deutschen das Krieg-Spielen abgewöhnt worden ist. Israel profitiert seit 70 Jahren von der anscheinend unendlichen, deutschen Wirtschaftskraft, die nicht mehr so stark ins Militär fließt. Und das ist völlig in Ordnung.
Wie heißt es so schön? Junge Menschen suchen ihren Platz in der Welt. Dabei lassen sie sich ganz besonders vom Faktor “soziales Feedback” leiten. Aktivität, die ihnen hohe Akzeptanz in ihrem sozialen Umfeld einbringt, wird klar favorisiert. Wenn es in bestimmten Milieus “cool” ist, “abzuhängen”, “Party zu machen”, dabei Drogen zu nehmen, dann werden es viele Jugendliche aus diesen Milieus auch tun, wenn sie keinen anderen Vorbildern ausgesetzt sind. Wenn Politik und Medien geschlossen jungen Menschen suggerieren, sie wären ganz großartige Menschen, wenn sie die Schule schwänzen und auf Demos zu peinlichen Simpelverschen und Gähnslogans herumhopsen, dann werden auch das viele junge Menschen machen. Eine rational erscheinende Erklärung, warum das ganz großartig sei, wird ja mitgeliefert und leuchtet selbst 12-Jährigen ein. Ich kenne die Situation in Israel nicht, aber ich vermute sehr, daß die jugendlichen Freiwilligen sich nicht für diese Einsätze entschieden haben, weil sie sich sagten “Dort werde ich auf Menschen treffen, von denen ich später sagen kann, daß sie wie meine Familie sein werden” o.ä. Sondern auch dort wird es das soziale Umfeld ein stückweit erwarten, daß die jungen Menschen sich so oder ähnlich engagieren und nicht zuletzt auch dieses Engagement in hohem Maße anerkennen. Dadurch lernen die jungen Israelis am Ende, die Freude am Helfen zu entdecken. Was die Fridays for Future-Kids im Zusammenhang mit ihrem Engagement hingegen an sozial wertvollem Verhalten lernen, weiß ich nicht. Wenn sich eine Generation praktisch auf “Anordnung von oben” in Marsch setzt, um politisch zu agieren, scheint mir das eher brandgefährlich. Da kann ich auch eher weniger über das wirklich Witzige an der Situation lachen: Die Jugendlichen halten sich doch tatsächlich für die eigentlichen Akteure!
Ich bin begeistert, dass inzwischen so viele junge Autoren und Autorinnen bei der Achse solche hervorragenden Texte schreiben. Zur Hexenjagd auf Avocados: Boykottaufrufe gegen Produkte wegen – nach deutschen Vorstellungen – unwürdigen Arbeitsbedingungen sind nicht unproblematisch. Es macht nicht immer Sinn, unsere Vorstellungen durchsetzen zu wollen. Vielen Kritikern fehlen genaue Kenntnisse der Lebenswirklichkeit vor Ort. Werden etwa Avocados aus Südafrika nach Europa exportiert, schreiben deutsche Medien, wie zum Beispiel „Die Zeit“ am 13. Oktober 2016, dass eine umweltschonende Küche auf eine Frucht wie die Avocado verzichten müsse, weil sie zu weit gereist sei und zu viel Wasser verbrauche. Kritisiert wird eine große Farm in der südafrikanischen Provinz Limpopo. Nur nebenbei wird erwähnt, dass auf der Farm 10.000 Mitarbeiter beschäftigt werden. Eine Schule für die Kinder der Beschäftigten, eine Krankenstation mit einem Krankenwagen stehen zur Verfügung. Unerwähnt bleibt, dass die Arbeitslosigkeit in Südafrika bei circa 40 Prozent liegt. Keinen Job zu haben, ist auch dort das Hauptrisiko für Armut. Wer Armut bekämpfen will, muss Arbeit schaffen. Aber solche Einwände will ein “Friday for Future” Aktivist vermutlich nicht zur Kenntnis nehmen. Wer sich auf der Seite des Guten wähnt, muss nicht mehr argumentieren. Es genügt, sich über diejenigen zu entrüsten, die sich dem “Guten” widersetzen.
Liebe Frau KORNBLUM, viele deutsche Jugendliche engagieren sich bei der Freiwilligen Feuerwehr und in einer Unzahl Vereinen, auch ohne beruflichen Grund. Sie engagieren sich nicht fürs Militär. Das ist ihnen seit 1945 quasi aberzogen worden. Die Gründe kennen Sie. Und das Medizynische Unwesen, ist für die Welt vorbildhaft, fast verschwenderisch, und es ruht, wie in den meisten europäischen Staaten, auf beruflicher, bezahlter Basis. Der Wehrdienst ist als Pflicht aus- gesetzt, trotzdem gehen Jugendliche freiwillig in Krankenhäuser. Ein Verwander jobbt im Altenheim. Zum Glück fehlt hier die Bedrohung durch bewaffnete Feinde. Unter anderen Umständen müssten Deutsche sich anders verhalten. Wollen Sie, Frau KORNBLUM, eine neue FDJ, die den Staat “...mit der Waffe in der Hand verteidigt?” Was F4F speziell betrifft, Wohlstandskinder sind nicht ‘zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl’ bzw. sie erlahmen aus eigener, fehlender Kraft.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.