Eine chinesische Organisation namens „World Civilization Research Association“ (Forschungsvereinigung Weltzivilisation) versucht offenbar, die Behauptung in die Welt zu setzten, dass diverse europäische Sprachen von der sprecherreichsten chinesischen Sprache Mandarin abstammen. Das meldet die philippinische Zeitung „Inquirer“ mit Bezug auf einen Bericht des chinesischsprachigen Webportals „Sina“. Die Organisation behaupte außerdem, dass Europa vor dem 15. Jahrhundert „keine Geschichte“ gehabt habe.
Laut dem „Inquirer“ besteht die „World Civilization Research Association“ aus Wissenschaftlern, die an diversen akademischen Einrichtungen in der Volksrepublik China arbeiten. Sie verfolge nach eigenen Angaben das Ziel, „die Wahrheit über die Weltgeschichte wiederherzustellen“. Ihr Gründer Du Gangjian wettere gegen „falsche, westzentrierte Geschichtsforschung“, die „die große Sino-Renaissance“ verhindern solle.
Im Juli habe die Forschungsvereinigung auf einer erziehungswissenschaftlichen Konferenz in Peking „Belege“ dafür präsentiert, dass europäische Sprachen wie Englisch, Französisch, Deutsch oder Russisch tatsächlich Mandarin-Dialekte seien. Die chinesischen Wissenschaftler sollen nach eigenen Angaben über 20 Jahre lang zu diesem Thema geforscht haben.
Im August habe der Vizepräsident und Generalsekretär der Vereinigung, Zhai Guiyun, mit „Sina“ gesprochen und versucht, diese sonderbare Behauptung zu begründen. Der Forscher habe unter anderem darauf hingewiesen, dass das englische Wort „yellow“ (gelb) dem Mandarin-Wort „yeluo“ (fallendes Blatt) ähnelt. Außerdem ähnele das englische Wort „heart“ (Herz) dem Mandarin-Wort „hede“ (Kern, oder Herzstück).
Auch ein anderes Mitglied der Organisation, Zhu Xuanshi, hat nach Angaben des „Inquirer“ mit „Sina“ über seine Forschung gesprochen. Der Wissenschaftler habe behauptet, dass Europa vor dem 15. Jahrhundert „keine Geschichte“ gehabt habe. Aus einem Schamgefühl heraus hätten sich die Europäer Geschichten über die antiken Zivilisationen in Ägypten, Griechenland und Rom ausgedacht. Tatsächlich basierten diese Zivilisationen jedoch auf der chinesischen Geschichte. In den chinesischsprachigen sozialen Medien sind die Behauptungen der Wissenschaftler laut dem „Inquirer“ mit Spott bedacht worden.