Henryk M. Broder / 24.05.2019 / 15:00 / Foto: achgut.com / 32 / Seite ausdrucken

Europa ohne Juden

Nun hat es auch die Jüdische Allgemeine Wochenzeitung, das Zentralorgan des Zentralrates der Juden in Deutschland, bemerkt: Der Antisemitismus entwickelt sich zu einem Problem, in Deutschland und in Europa. Juden gehen mit "gemischten Gefühlen" in die Europa-Wahl, sie schwanken "zwischen Skepsis und Sorge". Für Unmut sorge u.a. "das Verbot ritueller Schlachtungen in Belgien"; der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, meint, die letzte Wahlkampagne von Viktor Orban in Ungarn  habe "Vorurteile gegen Juden geschürt und bedient". Der Oberrabbiner von Belgien, Albert Guigui, warnt, "Antisemitismus und Islamophobie (bedrohen) die Werte Europas". 

Es ist das einzige Mal, dass in diesem Beitrag über Antisemitismus das Wort Islam vorkommt, wenn auch unter dem Schleier der Islamophobie. Da spielt es keine Rolle, dass der Antisemitismus immer mehr Juden aus Euroa vertreibt und die Islamophobie immer mehr Muslime nach Europa lockt. Wie verschieden doch Menschen auf Bedrohung reagieren. Die Antisemitismusbeauftragte der EU‐Kommission, Katharina von Schnurbein, kündigte eine neue Arbeitsgruppe an, die sich auf europäischer Ebene mit jüdischen Themen befassen wolle. Ja, wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis. Dann wird alles besser.

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Thomas Taterka / 24.05.2019

Neue bigotte Alibiposten zur präventiven moralischen Selbstentschuldung . Das ist der einzige ” Lernschritt ” im Geschäftsmodell EU.

Giovanni Brunner / 24.05.2019

Dass der Herr Schuster sich unqualifiziert über Herrn Orban äußert, wundert mich nicht. Im Gegensatz zu Deutschland, Österreich und vieler anderer EU-Staaten müssen sich in Ungarn lebende Juden mangels Massen von muselmanischer Kulturbereicherer nicht verwinden und verstecken.  Das sollte sich dieser Herr hinter die Ohren schreiben.

Hubert Bauer / 24.05.2019

Jeder darf glauben was er will und beten zu wem er will. Aber wer meint, dass seine Religionsfreiheit verletzt wird, weil er Tiere nicht grausam schlachten darf, hat in einem zivilisierten Land nichts verloren. Klar gehören Glaubens- und Bekenntnisfreiheit zwingend zur menschlichen Zivilisation, aber sie darf nicht der einzige Wert sein und deshalb muss mit anderen Errungenschaften der Zivilisation, wie z. B. dem Tierschutz, eine Güterabwägung erfolgen. Soweit ich weiß, gibt es weder im Judentum, noch im Islam eine Vorschrift, die das Schlachten nur ohne Betäubung erlaubt. Vielmehr ist nur vorgeschrieben, dass das Tier ausbluten muss. Aber erstens blutet ein Tier niemals ganz aus und zweitens blutet es ohne Betäubung nicht besser aus.

Gert Köppe / 24.05.2019

Richtig erkannt, lieber Herr Broder! Der letzte Satz bringt es zum Ausdruck. “..........dann gründe einen Arbeitskreis”. Darin lassen sich wieder ein paar, sonst evtl. brotlose, “Geschwätzlinge” unterbringen, die dann, mit reichlich Steuermitteln gepimpert, nach langer intensiever “Schwurbelarbeit”, zu dem überraschenden Ergebnis kommen, das der Antisemitismus tatsächlich vorhanden ist und natürlich hauptsächlich von Rechts betrieben wird. Um die Juden zu schützen muss der “Kampf gegen Rechts” jetzt erst recht noch mehr voran getrieben werden. Dann wird alles besser - zumindest für den Arbeitskreis. Dieser muss, auf Grund des grandiosen Erfolges seiner Arbeit, selbstverständlich vergrößert und mit noch mehr Geldern ausgestattet werden, ist doch einleuchtend. Notwendigerweise wird dann eine dauerhafte Institution daraus gemacht, ist doch klar. Oder?! Schließlich soll es doch ein Land sein, in dem wir alle gut und gerne leben. Alles Gute für Sie, Herr Broder. Tragen Sie es mit Fassung und bleiben Sie weiterhin so wachsam. ..........Und wenn der Antisemitismus dann immer noch nicht weichen will, da findet sich sicher einer, der wieder einen neuen Arbeitskreis gründet! So ist das heute in Deutsche-Land! Oje! Irgendwie ist das nicht mehr mein Land! ICH WILL RAUS!!!

Hjalmar Kreutzer / 24.05.2019

Pardon, nach einem Whiskey und ohne Lesebrille habe ich „Katharina von Schwurbeln“ gelesen. Schon Hugo Bettauer beschrieb in den 20ern in seiner „Stadt ohne Juden - ein Roman von übermorgen“ , wie es in einem Wien ohne die vertriebenen Juden kulturell und wirtschaftlich bergab ginge. Das Moses-Mendelssohn-Zentrum missbraucht den Namen eines der Großen, vom orthodoxen religiösen Judentum Emanzipierten des damaligen Berliner Geisteslebens und Stammvaters einer Familie, die Berlin, Deutschland und Europa wahrhaft kulturell bereichert hat, für obskure „Studien“ gegen Rräächtss und was der derzeitigen „Führerin“ alles sonst so missfällt. Ich, wann ich wer a Jid, tät mich geniern, repräsentiert zu wern von Herrn Schuster et al.

Sabine Schönfelder / 24.05.2019

Appeasementhaltung bringt den Zentralrat mit Sicherheit nicht weiter. Erstaunlich, daß man es anhand der eigenen Geschichte nicht besser weiß. Wenn Bibi sich in Israel nur annähernd so an seine Nachbarstaaten anschleimen würde, wie der deutsche Zentralrat an den Zeitgeist, können alle Juden Israels direkt zum Islam konvertieren.  Masel tov oder herzlichen Glückwunsch, wie der Deutsche sagt.

Norbert Kunz / 24.05.2019

Ich persönlich halte Judenfeindlichkeit für eine Meinung. Ich halte nicht viel von Meinungen, aber ich sehe nicht, weshalb Judenfeindlichkeit schlimmer sein sollte, als die anderen Meinungen, mit denen man sich rumschlagen muss. Ob jemand Juden gegenüber feindlich gesinnt ist, ist mir so egal, wie ob ihm Bio-Gemüse schmeckt. Ich teile diese Meinung zwar nicht, habe aber mal Nachforschungen über Gründe angestellt, mit denen sich Judenfeindlichkeit rational begründen lässt. Es gibt schon rationale Gründe, die dafür sprechen. Mir ist jedoch aufgefallen, dass bekennenden Judenfeinde diese rationalen Gründe nur selten kennen, während die Gründe, die sie meistens als Ursache ihrer Judenfeindschaft nennen, eher schlecht sind. Ich bin, was Judenfeindlichkeit angeht, wirklich sehr unvoreingenommen. Ich habe nichtmal etwas gegen Holocaust-Leugnung. Ich finde, dass ein diesbezügliches Verbot entweder belanglose Meinungsäußerungen unterdrückt, oder die Wissenschaft behindert, die ergebnisoffen sein muss, um funktionieren zu können. Tatsächlich lässt mich ein solches Verbot sogar denken, dass einige unwahren Aussagen als wahr gelten, weil der Versuch einer Widerlegung bestraft werden würde. Nach Mainstream-Standards bin ich ein virulenter Antisemit, weil ich praktisch an allen Tabus rüttele, deren Übertretung man mit Antisemitismus-Vorwürfen begegnet. Aber das macht nichts. Das sind auch nur Meinungen. Interessant ist, dass ich, als offenkundiger Antisemit, die von Ihnen angesprochenen Probleme sehe. Ich sehe, was sich aus der Mainstream-Losung “Muslime sind die neuen Juden” ergibt, und ich finde es nicht gut. Aber der Mainstream ist mit sich zufrieden, weil er Leute diskriminiert, die Witze über Aschenbecher reißen. Weiter denken diese Leute nicht. Dieses ganze Antisemitismus-Ding hat sich zu einem Komplex reinen Bullshits entwickelt, mit dem eine Horde selbstgerechter Tugend-Darsteller auf Abweichler einprügelt, und dadurch sogar noch den guten Ruf von Juden schädigt.

Wilfried Düring / 24.05.2019

Jüdisches Leben in Deutschland - ‘Normalität’ Es ist leider ganz normal für Juden in vielen Städten Deutschlands geworden, in der Öffentlichkeit keine Kippa mehr zu tragen. Es ist ganz normal geworden, in Berlin von Neukölln ... bis Wedding nicht laut Hebräisch zu sprechen. Es ist ganz normal geworden, dass arabischstämmige Fußballer meinen Mitspielern und mir bei Spielen unseres jüdischen Fußballvereins Makkabi “Ich stech euch scheiß Juden ab!” entgegenschleudern. Es ist ganz normal geworden, dass jüdische Schüler so lange von muslimischen Mitschülern gemobbt werden, bis sie auf eine Privatschule gehen müssen. ... Es ist ganz normal geworden, dass palästinensische Jugendliche mit Molotowcocktails einen Brandanschlag auf eine Synagoge verüben. Es ist ganz normal geworden, dass ein hebräisch sprechender Mann in der U-Bahn von Arabern verprügelt wird. Es ist ganz normal geworden, dass mitten in Berlin auf dem Ku’damm Horden arabisch- und türkischstämmiger Deutscher “Juden ins Gas!” rufen. (Zitate aus Spiegel 2017/51 -  Online verfügbar.) Der Autor Philipp Peyman Engel leitet(e) das Feuilleton der “Jüdischen Allgemeinen” in Berlin und hat auch für Cicero geschrieben. Die AfD hält er für ‘unglaubwürdig’. (Interview mit DLF; 19.01.2018)

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