Dirk Maxeiner / 12.07.2016 / 06:15 / 10 / Seite ausdrucken

Eurokrise: Die Betäubung des Ungeheuers währte nicht lange

„Der erste Verlust, ist immer der billigste“, lautet eine alte Kaufmannsregel. Das weiß jeder Einzelhändler, wenn die Ware wie Blei im Regal liegt und er die Preise reduziert. Weg mit Schaden und zwar möglichst schnell. Im Prinzip wussten das auch alle bei der Griechenland-Krise, die seitdem wie das Ungeheuer von Loch Ness in regelmässigen Abständen auftaucht. Und genauso ist es mit der Bankenkrise und der damit zusammenhängenden Eurokrise. Allerdings ist die kein mystisches Ungeheuer in den Tiefen eines schottischen Gewässers, sondern eine höchst reale Bedrohung auf dem wirtschaftlichen Parkett.

Nachdem man es versäumt hat, die Banken ordentlich zu sanieren oder pleite gehen zu lassen - so wie das die unerschrockenen Isländer vorgemacht haben -   kehrt jetzt die Bankenkrise umso unheimlicher zurück. Der ehemalige Schweizer Zentralbankchef Philipp Hildebrand fürchtet, dass es nach dem Brexit-Votum in Europas Finanzsektor zu einer "Katastrophe" kommt. "Jetzt kommt so etwas wie die zweite Welle - neun Jahre nach der Finanzkrise", sagte er der "Süddeutschen Zeitung" gestern. Europa habe es in dieser Zeit verpasst, das Bankensystem zu sanieren. "Das war ein riesiger Fehler." Immer, wenn etwas schiefgehe - so wie jetzt das Votum der Briten für ein Ausscheiden aus der Europäischen Union -, komme an den Finanzmärkten die Frage auf, ob Europas Banken wirklich stabil seien.

Damit dürfte auch der nächste, dem die Schuld an der europäischen Finanz-Misere zugewiesen werden kann, feststehen: Es ist der fiese Albion jenseits des Kanals. Es war ja bereits in vielen Medien zu lesen, dass die egoistischen Brexit-Befürworter sich an der Jugend und den künftigen Generationen vergangen hätten.

Mehr kann man die Wahrheit nun wirklich nicht auf den Kopf stellen. Wenn sich jemand an künftigen Generationen vergeht, dann sind es jene politischen Hasardeure, die ihr Überleben mit immer neuen Schulden erkaufen, die dereinst Kindern und Kindeskindern auf die Füße fallen werden. Schulden machen und Probleme in die Zukunft entsorgen ist mittlerweile Rai­son d'être der Europäischen Union. Die britschen Exit-Befürworter haben das Problem nicht verursacht, sondern benannt. Eine Gemeinschaft, deren Daseinszweck eine Haftungsgemeinschaft für einen immer hemmungsloseren Schuldenberg zu sein scheint, ist erkennbar in Nöten. Wobei – das muss man ehrlichkeitshalber auch sagen – die eigenen Schulden der Briten durchaus zum Unglücklichsein ausreichen, sie gehören zu den höchsten in Europa.

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Rüdiger Schuhmann / 13.07.2016

Es ist eine Binsenweisheit, dass einem die ungelösten Probleme irgendwann wieder vor die Füße fallen. Vielleicht liegt das Problem darin, dass stets versucht wird, das Ungeheuer unmittelbar zu erlegen. Vielleicht sollten wir es damit versuchen, von Klein nach Groß zu handeln, also jeder in seinem Umfeld anfangen die Probleme anzugehen und die Lösungen dann im Großen zusammenzuführen. Das würde allerdings bedeuten, sich von der Politik on demand zu verabschieden und vorausschauend und zum Wohle des Ganzen zu entscheiden. Und hier liegt das Kernproblem heutiger Politik: zu viele Einzelinteressen und Lobby-Gruppen und stets die nächste Wahl und damit den Verlust eigener Pfründe vor Augen. Dazu kommt die Trägheit derjenigen, die an der Lösung entscheidend mitarbeiten könnten aber kein Interesse daran haben, verbunden mit der Trägheit der Masse, denen es (noch) verhältnismäßig gut geht. Denken ist gefragt - vor dem Handeln!

Magdalena Schubert / 12.07.2016

@JF Lupus Seit Monaten versuche ich meinen kleinen Bekanntenkreis davon zu überzeugen, dass wir uns gegen die sichtbare Zerstörung unserer Heimat wehren müssen, weil wir es unseren Kindern und Enkeln schuldig sind! Doch es ist ein fast aussichtsloses Unterfangen. Meine ehemals beste Freundin und ihr Mann sehen die Situation im Grunde wie ich und ihr Sohn sitzt mit an den Schalthebeln der vierten Macht (schreibt für FAZ und Süddeutsche). Aber sie sagte von Anfang an, dass sie sich mit ihren Kindern (beide Überflieger mit Einserstudium) deswegen nicht streiten möchte und wir außerdem eh nichts dagegen tun könnten. Mit dieser fatalen passiven Einstellung kann man natürlich nichts bewegen oder verhindern. Meine eigene Tochter dränge ich unablässig, wenigstens den Gedanken an eine Auswanderung zuzulassen, sich mit ihrem Mann darüber auszutauschen um ihren beiden kleinen Kindern noch eine Zukunft in Frieden und Freiheit zu ermöglichen. Aber auch hier renne ich gegen eine Mauer, obwohl meine Tochter meine Ängste teilt! Sie scheut die Auseinandersetzung mit ihrem Mann, was mir genauso unbegreiflich ist wie das Verhalten meiner “Exfreundin”. Sie stecken lieber alle den Kopf in den Sand oder sagen mir, dass es sooo schlimm doch sicher nicht werden wird…

reiner tiroch / 12.07.2016

wenn ich schon lese, 9 Jahre nach der Finanzkrise fühle ich mich mächtig verarscht, denn die krie krieselt seit 9 Jahren! was nun folgt wird allen den Rest geben. mit dem erlaubten OMT, lol. .... ja dem, ......... da darf der Draghi die ganze Welt unbegrenzt retten. wie hoch die Bilanzsumme der EZB ist wird verheimlicht! der reihe nach kommen nun die Pleitestaaten und wollen auch gerettet werden. Italien, Spanien usw. alle die schon mal angestanden haben und auf einem guten Weg sind, gell Schäuble? lustig wird es nun mit den lausigen Krediten 1 Billion Euro was 5x soviel sein dürfte. Banken an Banken 1 Billion? eher so wie bei Krediten! faule Papiere x Billionen! EK 20% lachhaft weil es 0,2% sind. was aber dem Fass die Krone aufsetzt sind die nicht bereinigten Bilanzssummen weil die Bosse danach bezahlt werden, gell? und obendrein, ja da lauert der böse böse Derivatemarkt, ausgelutscht, manipuliert, nutzlos in vermuteter höhe von mindestens 2,5 BILLIARDEN Euro! also was wollen die retter retten, ausser ihr Geld in Sicherheit bringen, und uns den Schotter zu lassen? man weiß halt nicht wie man uns das auch noch als Erfolg verkaufen kann?

Wieland Schmied / 12.07.2016

@ JF Lupus Es ist ja alles so verdammt richtig was Sie sagen. Aber genau dieses wird eintreten: Zitat: “Wir schauen mit Grimm im Bauch zu, wählen tapfer weiter, lesen ACHGUT, bestätigen uns gegenseitig, wie Recht wir haben und dass wir auf der richtigen Seite sind - nur etwas unternehmen gegen die Politverbrecher, das tun wir nicht.” Das Ende dessen, was einmal Deutschland und Europa waren, ist nicht mehr abwendbar. Der Wille,  die Zerstörung zu verhindern bzw. wenigstens in ihrem Umfang so klein wie möglich zu halten, ist in den eingeborenen Bevölkerungen West- und Mitteleuropas bis zur Unkenntlichkeit verkümmert, wenn ihnen nicht gar gänzlich aberzogen worden. Das Licht Europas -als für die ganze Menschheit in vielerlei Hinsicht wertvollem Kulturgebilde-  erlischt binnen einer Generation.

Wolfgang richter / 12.07.2016

Es ist ja ständiges Mantra der Linken (bei denen Merkels CDU auch schon lange angedockt hat), zur Förderung der Wirtschaft und Sicherung der Zukunft der nachkommenden Generationen durch neue Schulden zu finanzierende Projekte aufzulegen. Nur von Schuldentilgung ist im Gegensatz zum Erleben des Normalbürgers im Kontakt mit seiner Bank nie die Rede, selbst zu Zeiten wie den letzten Jahren, wo die Steue3reinnahmen von Jahr zu jahr neuen Höchstständen zustreben, zumindest in Deutschland.. Das kann nur schief gehen, wobei die von der Politik zu lösende Frage sich darauf beschränkt, wie es gelingen kann, dieses Ende möglichst weit in die Zukunft zu verschieben, damit die Verantwortlichen nicht mehr haftbar zu machen sind.

Jürgen Fleischer / 12.07.2016

“Die britschen Exit-Befürworter haben das Problem nicht verursacht, sondern benannt. “ Da sind wir wieder bei der alten immer noch gültigen Wahrheit. Wer wird im Unglücksfall bestraft? .... Das war schon im Altertum so. Daran hat sich nichts geändert!

Gerhard Sponsel Lemvig / 12.07.2016

Wer sein Geld mit windigen Anleihen bei den den noch windigern Windmühlenbetreibern verloren hat, der sollte nicht verzweifeln. Leute kauft Beteiligungen von den Druckmaschinenherstellern und Spezialpapierherstellern. Um Betäubungsmittel herzustellen, die alleine italienische Banken zur Notoperation brauchen, wird es einen Auftragseingangzuwachs von bis zu 300% kurzfristig geben.

JF Lupus / 12.07.2016

Was Merkel, Draghi, Schulz, Juncker und Konsortien an Schuld (en) auf sich geladen haben, ist ein Verbrechen an den künftigen Generationen. Und wie schon unsere Eltern werden auch wir uns dereinst fragen lassen müssen, warum wir nichts dagegen unternommen haben. Wir schauen mit Grimm im Bauch zu, wählen tapfer weiter, lesen ACHGUT, bestätigen uns gegenseitig, wie Recht wir haben und dass wir auf der richtigen Seite sind - nur etwas unternehmen gegen die Politverbrecher, das tun wir nicht. Mal ins Gedächtnis rufen: Artikel 20 GG: (1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. (2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt. (3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden. Merkel und die Eurokraten und die “Volksvertreter” verstoßen gegen jeden dieser Absätze. Immer wieder, wissentlich und vorsätzlich. (4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist. Darum sind die Voraussetzungen gegeben, sich auf Absatz (4) des Artikels 20 GG zu berufen.

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