Martina Binnig, Gastautorin / 18.03.2024 / 14:00 / Foto: Pixabay / 22 / Seite ausdrucken

EU-Richtlinien treffen deutsche Häuslebauer am härtesten

Das EU-Parlament stimmt Plänen für CO2-sparsamere Gebäude zu. Innerhalb der EU wird dabei mit zweierlei Maß gemessen.

Am vergangenen Dienstag stimmte das EU-Parlament einer überarbeiteten Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden zu, die dafür sorgen soll, dass der Gebäudebereich in der EU bis 2030 wesentlich weniger Treibhausgasemissionen erzeugen und bis 2050 sogar vollständig klimaneutral werden soll. Neubauten sollen bereits ab 2030 emissionsfrei sein.

Für Neubauten, die Behörden nutzen oder besitzen, soll das schon ab 2028 gelten. Nach der neuen Richtlinie müssen die Mitgliedstaaten bis 2030 16 Prozent und bis 2033 26 Prozent der Nichtwohngebäude mit der schlechtesten Gesamtenergieeffizienz sanieren lassen. Dabei sind die Energieeffizienzklassen jedoch nicht einheitlich festgelegt, sondern auf den jeweiligen Gebäudebestand eines Landes bezogen.

In Deutschland fällt die Definition der Energieeffizienzklassen am strengsten aus. Der Buchstabe G entspricht den 15 Prozent der Gebäude in einem EU-Mitgliedstaat, die die schlechteste Gesamtenergieeffizienz aufweisen. Häuser, die in Deutschland in dieser schlechtesten Effizienzklasse eingestuft werden, würden in vielen anderen  EU-Staaten wesentlich besser abschneiden. Wir berichteten hier und hier.

Realitätsferne Richtlinien

Am 15. Dezember 2021 hatte die Kommission einen Gesetzesvorschlag zur Überarbeitung der Richtlinie angenommen, der zum Paket „Fit für 55“ gehört. Das europäische Klimagesetz vom Juli 2021 machte die Ziele des Green Deal, durch den die EU bis 2050 klimaneutral werden soll, rechtsverbindlich.

Wäre die Richtlinie tatsächlich wie ursprünglich von der Kommission geplant umgesetzt worden, hätten Wohngebäude in der EU ab 2030 mindestens die Gesamtenergieeffizienzklasse E und ab 2033 mindestens die Klasse D erreichen müssen, wodurch in Deutschland ab 2033 etwa drei Millionen Häuser nicht mehr bewohnbar gewesen wären.

Die überarbeitete Richtlinie, die die Kommissionsvorgaben etwas abmildert, wurde nun vom Parlament mit 370 zu 199 Stimmen bei 46 Enthaltungen angenommen. Allerdings muss sie auch der Ministerrat billigen, damit sie in Kraft treten kann. Und hier könnte es noch zu Überraschungen kommen.

Martina Binnig lebt in Köln und arbeitet u.a. als Musikwissenschaftlerin (Historische Musikwissenschaft). Außerdem ist sie als freie Journalistin tätig.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Gus Schiller / 18.03.2024

@Isabells Martini: Diese Liste fällt kurz aus. NICHTS!

Thomas Szabó / 18.03.2024

Häuser als “nicht bewohnbar” erklärt? Sowas kommt in “Fahrenheit 451” vor. Klimagerechte feuerfeste Häuser sorgen für eine maximale Sicherheit der Bewohner bei Bränden wegen Erderhitzung & Bücherverbrennung.

Stephan Bujnoch / 18.03.2024

Das darf man doch nicht so eng sehen. Wir tun doch ein gutes Werk für das Klima wenn wir schärfer nachbessern müssen. Dafür dürfen wir an anderer Stelle zum Ausgleich an Gerechtigkeit die höchsten Beiträge in den EU-Topf leisten.

Werner Geiselhart / 18.03.2024

Wird dann die Oma mit 900€ Rente, die mit Öl und Holz heizt, die niemandem zur Last fällt, die nicht mal Heizungsbeihilfe beantragt und somit knapp ein Drittel Geld zum Leben zur Verfügung hat wie ein Bürgergeldempfänger, wird also diese Oma aus ihrem Heim geschmissen, das sie zusammen mit ihrem Mann, der inzwischen verstorben ist, vor 50 Jahren gebaut und bezogen und jahrzehntelang abbezahlt hat? Das würde ich dieser Regierung, die sich gerade die Gehälter erhöht hat, ohne weiteres zutrauen. Die werden dieses EU-Gesetz nicht nur umsetzen, sie werden es noch verschärfen, sie werden diese angeblich nicht mehr bewohnbaren Häuser in staatliche “Obhut” übernehmen und dann verfallen lassen, das Geld für die Sanierung ist ja nicht vorhanden, wo soll es denn herkommen. Man könnte nur noch ko…

Matthias Böhnki / 18.03.2024

Nun ja, abgesehen von der Tatsache, daß bisher noch kein Bürokrat der EU oder Ideologe einer Grünpartei jemals mitgeteilt hat, um wieviel Grad oder Prozent sich die anstehende Gebäudesanierung in Europa denn nun in 2035 oder 2040 auf die Erwärmung des Planten in positiver oder negativer Hinsicht auswirken, sei bemerkt, daß es schon Sinn macht, wenn man diesen ganzen Zirkus schon in Bewegung setzt, daß man beachtet, daß Häuser in Süditalien einen anderen Wärmeverbrauch haben als in Nordfinnland. Den Effekt kann man schon allein in Dtld. beobachten, wo am Oberrheingraben andere klimatische Bedingungen herrschen als auf dem Kamm des Erzgebirges. Aber es ändert nichts an dem geplanten Wahnsinn !

Isabella Martini / 18.03.2024

Erschreckend. Diese “EU Besserwisser” hängen sich peu à peu in immer mehr private Bereiche der Bürger. Vielleicht sollten sie eine kurze Liste herausgeben, was der Bürger zukünftig noch eigenständig bestimmen darf.

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