Peter Grimm / 21.06.2022 / 15:09 / Foto: OS/Twitter / 50 / Seite ausdrucken

Essen mit teuren Genossen

Es ist bei der SPD nicht ganz neu: Wem es ein paar Tausend Euro wert ist, kann sich eine Begegnung mit einem Spitzengenossen buchen. Neu im Angebot war jüngst - so wird berichtet - der Bundeskanzler.

Für den Dienstag konnte man sich bei einer Werbeagentur eine Bootsfahrt einschließlich Spargelessen mit Bundeskanzler Olaf Scholz buchen, berichtet Bild. Es sei dabei um die Vermarktung von Plätzen bei der traditionellen Spargelfahrt des „Seeheimer Kreises“ der SPD gegangen. Der Kanzler ist mit dabei und etliche Vertreter von Firmen und Verbänden bekamen dem Bericht zufolge von der PR-Agentur „Republic Affairs“ ein Angebot zur Teilnahme an diesem Beisammensein. Sie konnten demnach zwischen mehreren Paketen wählen. Die Preisspanne habe von 5.000 Euro für zwei Personen bis 15 .000 Euro für sieben Personen gereicht. Dreißig Unternehmen und Organisationen sollen das Angebot angenommen und insgesamt 300.000 Euro in die Parteikasse gezahlt haben.

Nun mag man es anstößig finden, wenn Parteien, die sich ohnehin schon üppig vom Steuerzahler unterstützen lassen, in dieser Weise um Sponsoren werben, aber es ist nicht unüblich. Nahezu jeder Parteitag kalkuliert mit Sponsorengeldern. Wenn allerdings Termine mit einem so wichtigen Amtsträger, wie dem Bundeskanzler, zur Geldschöpfung genutzt werden, hat das schon ein Geschmäckle. Dennoch könnte man diese Meldung eigentlich mit einem kopfschüttelnden Schmunzeln zur Seite legen, denn es gibt weitaus wichtigere Themen.

Allerdings kommt einem eine solche Meldung auch irgendwie bekannt vor. Termine, auch ein gemeinsames Essen, mit SPD-Spitzengenossen? Gab‘s da nicht schon mal was? Richtig: Im November 2016 berichtete u.a. die Augsburger Allgemeine:

„Das ZDF-Magazin „Frontal21“ hat aufgedeckt, wie man sich einen Termin bei hochrangigen SPD-Politikern kaufen kann – wenn die Kohle stimmt. Schon für 3000 bis 7000 Euro arrangiert eine parteieigene Agentur Treffen von Lobbyisten oder Unternehmern mit der Politprominenz. Und das Beste daran: Diese Praxis mag noch so anrüchig klingen, illegal ist sie nicht. Die Geldgeber nutzen ein Schlupfloch im Parteiengesetz.“

Seinerzeit waren beispielsweise Termine mit dem damaligen Justizminister Heiko Maas oder dem Fraktionsvorsitzenden der SPD im Bundestag, Thomas Oppermann, im Angebot.

Die Preise lagen deutlich unter denen, die nun 2022 aufgerufen wurden, aber damals konnte die SPD ja auch keinen Bundeskanzler anbieten.

"Wir verkaufen keine Amtsträger"

Im Jahr 2016 erinnerten die Medien leicht süffisant an einen Satz des damaligen SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel. „Wir verkaufen keine Amtsträger an andere Leute, die genug Geld haben“, hatte der Spitzengenosse ganz klar erklärt, aber war das schon ein paar Jahre früher:

„Diese Zitate stammen allerdings aus dem Jahr 2010. Damals schimpfen vor allem Sozialdemokraten und Grüne über Jürgen Rüttgers. Als bekannt wird, dass die nordrhein-westfälische CDU Einzelgespräche mit dem Ministerpräsidenten zum stattlichen Preis von 20000 Euro an „Sponsoren“ vertickt hat, ist die Fassungslosigkeit groß. Der Skandal macht unter dem hämischen Titel „Rent a Rüttgers“ Schlagzeilen.“ 

Zwei Jahre später, im Jahr 2012, machte dann der SPD-Kanzlerkandidat und Bundesfinanzminister Peer Steinrück Schlagzeilen mit üppigen Vortragshonoraren. Die flossen zwar nicht in die Parteikasse, aber das Thema Spitzengenossen und Geld gilt seither auch in der SPD als heikel.

2016 meldeten die Medien als Reaktion auf die Angebote zu Treffen mit Maas:

„Schatzmeister Dietmar Nietan versicherte, die über das Parteimagazin „Vorwärts“ organisierten Gespräche würden unverzüglich eingestellt.“ 

Inzwischen finden sich halt andere Wege, um Sponsoren zu erreichen.

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Leserpost

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Silke Müller-Marek / 21.06.2022

Und als nächstes eröffnet Scholz einen Baumarkt in Castrop-Rauxel im Gegenzug für lebenslange Lieferungen von Brettern vorm Kopf für SPD Mitglieder?

Lutz Herzer / 21.06.2022

Würde bei mir die Kohle etwas lockerer sitzen, würde ich buchen. Natürlich nur, um diesem Grinsgesicht ein volles Glas Rotwein - Herr Ober, machen Sie das mal richtig voll - ins Gesicht zu schütten.

Burghard Gust / 21.06.2022

´Rent a Sozi´ hieß das damals und heißt es heute .....

W. Renner / 21.06.2022

Die sollten anbieten, dass man ihnen einmal vor die Füsse kotzen darf. Dann wären die 24/7 ausgebucht.

Wolfgang Schüler / 21.06.2022

Preisausschreiben 1.Preis: Ein Abendessen mit dem Bundeskanzler 2.Preis: Zwei Essen mit dem Bundeskanzler USW

T. Merkens / 21.06.2022

Die Achse ist auf Draht! Zeigt als Bild zum Artikel sogar ein Werbeplakat der Genossen für “Spargelessen mit Olaf Scholz” - mir geht gerade folgender Werbespruch von Loriot durch den Kopf: “Das ist Wurst”. Übrigens: wer macht sich bei dem Bildnis eigentlich ursächlich der verfassungsschutzrelevanten Delegitimierung schuldig: der Fotograf, der Abgebildete, der Bildbearbeiter, der Kommentator oder gar der Hot-Dog?

Hjalmar Kreutzer / 21.06.2022

Vor die Wahl gestellt, Parteifinanzierung durch die Steuerzahler oder durch Spenden, präferiere ich als Steuerzahler letzteres. Dazu die Mandatsträgerabgaben der Inhaber von Ämtern und Mandaten an ihre Parteien und das Ganze bei maximaler Transparenz zur Herkunft der Spenden, ohne „Ehrenwort“. Als gelernter Ossi war ich über diese Usancen nicht informiert und deshalb verwundert. Nach der Ablösung der ahnungslosen grünen Gesundheitsministerin Fischer durch die ebenso ahnungslose Sonderschullehrerin Ulla Schmidt von der SPD wollte ein ärztlicher Berufsverband diese zu ihrem frisch ausgebrüteten Gesundheitswesenruinierungsgesetz befragen. Frau Minister signalisierte grundsätzliche Bereitschaft gegen eine Parteispende von xxx DM an die SPD. Und ich dachte immer, in einer Demokratie wäre die Regierung dem Volk, in dem Fall den betroffenen Ärzten und Patienten Rechenschaft schuldig, ich Träumerle ich!

Herbert Priess / 21.06.2022

@Hermann Sattler Die Lang? Das ist die Zuckerpuppe von der Bauchtanztruppe….ich glaube Bill Ramsey und mir wird schlecht.

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