Es wird ernst: Intendant des Saarländischen Rundfunks (2)

Die Spannung steigt! Nachdem ich mich am Montag für die Stelle des Intendanten des Saarländischen Rundfunks beworben habe, erhielt ich gestern eine Eingangsbestätigung mit der folgenden hoffnungsfrohen Bitte:

Sehr geehrter Herr Etscheit, 

vielen Dank für Ihre Bewerbung und Ihr Interesse für das Amt der Intendantin/des Intendanten beim Saarländischen Rundfunk.

Wir werden Ihre Bewerbung im Wahlvorbereitungsausschuss prüfen. Bitte beachten Sie, dass wir vor Ablauf der Bewerbungsfrist am 16. Januar 2021 keine Rückmeldung zu Ihrer Bewerbung geben können, um allen Bewerberinnen und Bewerbern gleiche Chancen einzuräumen.

Um uns ein besseres Bild von Ihrer Qualifikation machen zu können, bitten wir Sie um Übersendung eines Lebenslaufes und weiterer Nachweise Ihrer bisherigen relevanten Berufserfahrung innerhalb der Bewerbungsfrist.

Freundliche Grüße

xx

Saarländischer Rundfunk
Gremiengeschäftsstelle
Funkhaus Halberg
66100 Saarbrück
en

 

Ich bin dem Wunsch meines potenziellen künftigen Arbeitgebers nachgekommen und habe sogleich folgenden Brief mit den entstprechenden Unterlagen in die Post gegeben:

An

Saarländischer Rundfunk
Gremiengeschäftsstelle
Funkhaus Halberg

66100 Saarbrücken

München, den 18.12.2020

Betreff: Bewerbung für das Amt der/des Intendantin/Intendanten des Saarländischen Rundfunks, hier: Nachreichung von Bewerbungsunterlagen

Sehr geehrte Damen und Herren, 

vielen Dank für Ihre Eingangsbestätigung, die mich heute per Email erreichte. Ich bin heilfroh, dass die Stelle offenbar noch nicht besetzt ist und übersende Ihnen gerne aussagekräftige Nachweise „relevanter Berufserfahrung“ für das Amt eines/einer Intendantin/Intendanten des Saarländischen Rundfunks innerhalb der Bewerbungsfrist.                               

Aus der Fülle der mir vorliegenden Unterlagen kann ich Ihnen leider nur eine Auswahl zukommen lassen, wobei ich hinsichtlich meines vollständigen Lebenslaufs auf meine Homepage verweise, die Sie unter der Adresse www.gute-geschichten.de mühelos einsehen können. Dort finden Sie auch zahlreiche aktuelle Leseproben meines publizistischen Schaffens, wobei ich Sie besonders auf die Rubrik Buchveröffentlichungen aufmerksam machen möchte.

Hier nun eine Auflistung der beiliegenden Dokumente:

Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife (Gesamtnote 1,9), wobei ich nicht versäumen möchte, Sie darauf hinzuweisen, dass es sich um ein „Hessenabitur“ handelte.

Diplom der Ludwig-Maximilians-Universität (Diplom-Journalist Univ.), Gesamtnote „gut“.

Sehr lobende Bescheinigung der Deutschen Presseagentur (dpa), meines letzten festen Arbeitgebers („wurde den Anforderungen stets zuverlässig und mit viel Engagement gerecht“), wobei man durchaus auch „sehr viel“ Engagement hätte schreiben können.

Bescheinigung des „Rheingau-Echos“ (Geisenheim) über mehrjährige fest-freie Mitarbeit, in dem auch auf meine Fotokenntnisse sowie meine Erfahrung mit der Bildschirmarbeit hingewiesen wird.

Bescheinigung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) über eine Hospitation. Das Schreiben ist eher wortkarg, sagt aber nichts über meine vorzügliche Arbeit aus, die schließlich in einem Bewerbungsgespräch mit dem damaligen FAZ-Herausgeber Hugo Müller-Vogg mündete (siehe unten).

Bescheinigung Ihrer Anstalt über ein einmonatiges Praktikum im Nachwuchsstudio des Saarländischen Rundfunks. Daraus geht hervor, dass ich insgesamt 16 Radiobeiträge verfertigte, unter anderem über Barbara Rüttings neues Buch, einen Eurythmie-Kurs bei der Anthroposophenwoche, ein historisches Kurzfeature „Reichkristallnacht“, in dem ich schon damals mein Interesse für die „besondere Geschichte“ des Saarlandes im Dreiländereck Deutschland, Frankreich, Luxemburg dokumentierte, wobei die beschönigende Bezeichnung „Reichskristallnacht“ – heute spricht man von „Pogromnacht“ – nicht von mir stammt. Ein weiterer Beitrag schilderte „Eindrücke vom Training 1. FC Saarbrücken gegen FC Homburg“. Dieser Ausflug in die Sportberichterstattung blieb mein einziger, aber ich bewerbe mich, wenn ich mir diesen Scherz erlauben darf, ja auch nicht für die Stelle einer/eines Leiterin/Leiters der Sportredaktion, sondern auf die einer/eines Intendantin/Intendanten des Saarländischen Rundfunks. 

Um die gesamte Bandbreite meiner Kenntnisse und Interesse darzulegen, füge ich eine Bestätigung des Instituts für Seenforschung und Fischereiwesen auf der Insel Reichenau bei, wo ich mich schwerpunktmäßig mit dem Schilfsterben am Bodensee befasste. Das Schilf starb dann glücklicherweise nicht, was aber nur zum Teil auf meine damaligen Studien zurückzuführen ist.

Meine russischen Sprachkenntnisse möchte ich mit einer Bescheinigung des Moskauer Verwaltungshochschule Sergo O „Sergo Ordschonokidse“ belegen. Das ist zwar schon eine ganze Zeit her, ich bin aber sicher, dass ich meine Sprachkenntnisse jederzeit auffrischen könnte, falls ich als Intendantin/Intendant des Saarländischen Rundfunks in die Verlegenheit käme, eine russische Delegation empfangen zu müssen.

Zuletzt füge ich meiner aussagekräftigen Bewerbung ein Zeugnis der Kaufmännischen Privatschule Scholl (Eltville am Rhein) über einen mit zweimal Note „befriedigend“ absolvierten Lehrgang Maschinenschreiben bei. In der Disziplin 10-Minuten-Schnellschreiben brachte ich es immerhin auf 140 Anschläge.

Ich verfüge ferner über einen Führerschein Klasse 3, der mich dazu befähigt, als Intendantin/Intendant des Saarländischen Rundfunks auch Außentermine wahrnehmen zu können.

Im Laufe meiner Karriere wurde ich bereits zu zahlreichen Vorstellungsgesprächen eingeladen, unter anderem mit Ulrich Deppendorf (Tagesschau/Tagesthemen), Hugo Müller-Vogg (FAZ); Matthias Naß (DIE ZEIT), Ernst Fischer (SZ), Martin E. Süskind (Kölner Stadtanzeiger/Berliner Zeitung) sowie Dirk Maxeiner (Achgut.com). Dass daraus jeweils keine festen Arbeitsverhältnisse erwuchsen, lag nachweislich nicht an mir. 

Meiner Wahl zur/zum Intendantin/Intendanten des Saarländischen Rundfunks weiter hoffnungsvoll entgegensehend, verbleibe ich,

Hochachtungsvoll,

Georg Etscheit

 

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Peter Schmidt / 20.12.2020

Ja, witzig. Immerhin darf der Saarländische Rundfunk nicht einfach zugeben, dass die Stelle längst in Hinterzimmergesprächen mit SPD und Grünen vergeben ist…

Sabine Heinrich / 20.12.2020

@M.Grau: Widerspruch, Euer Ehren! Eine fehlerfrei geschriebene Bewerbung - noch dazu perfekt formuliert - stellt meines Erachtens eher ein Hindernis auf dem Weg zu einem derart verantwortungsvollen Posten wie dem des saarländischen Rundfunkintendanten (d/w/m) dar, weil zu befürchten ist, dass er über eine gewisse Intelligenz verfügt und zudem möglicherweise auch noch dem selbständigen Denken nicht abhold ist.

Jürgen Fischer / 20.12.2020

Soso, Abi 1,9. Streber :-) Aber mal ernsthaft, Herr Etscheit: was machen Sie, wenn Sie den Posten tatsächlich kriegen? Reicht Ihnen das Schmerzensgeld dafür, dass Sie Ihre kostbare Lebenszeit in so einem Intendantenbüro vertrödeln müssen? Oder schaut da nie jemand nach, ob Sie auch wirklich da sind?

Sirius Bellt / 20.12.2020

E-Mail hin Emaille her. Das klappt Herr Etscheit. Bleiben Sie zuversichtlich. Es haben schon ganz andere Kaliber den Weg bis nach ganz oben geschafft. Mir gefällt Ihre Bewerbung.

Dr. Jäger / 20.12.2020

Nix Antifa,keine Mitgliedschaft bei Grünen ,Linken, nicht mal Sozi, oder wenigstens Spezi von Hans, dem Landesfürstchen. Keine Verwandtschaft mit Erich, dem Dachdecker, dem grössten Saarländer aller Zeiten. Null Chance.

Wilfried Cremer / 20.12.2020

Tammy, das Mädchen vom Hausboot, hat aber mehr Anschläge geschafft. Und bezüglich der Außentermine hätten Sie besser mal ihren Drahtesel ins Feld geführt. Trotzdem viel Glück!

Ralf Tenner / 20.12.2020

Lieber Herr Etscheit, was glauben Sie, wen Sie mit diesem Späßchen beim Saarländischen Rundfunk erreichen - außer der Poststelle, die sich hier zur Abwechslung mal Wahlvorbereitungsausschuss nennt. Aber vielleicht wollten Sie uns Lesern ja auch nur nochmals ausdrücklich versichern, dass Sie Abitur haben. Das haben wir jetzt auch verstanden.

M. Grau / 20.12.2020

Ich fürchte, das wird nix mit der Bewerbung. Sie darf nämlich keine Rechstchraipfehla enthalten, sonst lässt sich von diesen auf den allgemeinen Bildungsgrad oder aber die Sorgfalt des Bewerbers schließen. Oder beides. Und dann auch noch gleich im ersten Satz, das ist wirklich übel! Es heißt laut Duden nämlich „E-Mail“ und nicht Email. Also mit Bindestrich und nicht ohne, da „Einzelbuchstaben generell mit Bindestrich „angekoppelt“ werden: T-Shirt, U-Bahn“. Email ist „ein glasharter, gegen Korrosion und Temperaturschwankungen beständiger Schmelzüberzug, der als Schutz oder zur Verzierung auf metallische Oberflächen aufgetragen wird“. Schrieb sich früher mal „Emaille“. Tja, also der Drops ist gelutscht!

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