Henryk M. Broder / 24.04.2017 / 14:00 / 8 / Seite ausdrucken

Es war einmal ein Völkermord

Heute, am 24. April, gedenken Armenier in der ganzen Welt der Opfer des Völkermordes an ihren Vorfahren während der Jahre 1915/1916. Anders als der Holocaust ist der Genozid an den Armeniern noch immer "umstritten", alle Regierungen der Türkei haben sich geweigert, die historische Verantwortung für den Tod von über einer Million Menschen zu übernehmen. Der deutsche Bundestag hat zwar vor einem Jahr fast einstimming eine Resolution angenommen, in der vom "Völkermord" die Rede war, dafür hat der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, wenig später darauf hingewiesen, dass Resolutionen des Bundestages keine "bindende Wirkung" für die Bundesregierung haben.

Zweck der Übung war, die aufgebrachte türkische Regierung versöhnlich zu stimmen. Aus dem gleichen Grund nahmen drei Abgeordnete an der Abstimmung nicht teil: Kanzlerin Merkel, Vizekanzler und Wirtschaftsminister Gabriel, inzwischen Außenminister, und Außenminister Steinmeier, inzwischen Bundespräsident. So haben zwar der Bundestag und der damalige Bundespräsident Gauck den Massenmord an den Armeniern als Völkermord anerkannt, die Bundesregierung aber nicht. Man könnte von einer Arbeitsteilung sprechen. 

 Hier finden Sie einen von der Wirklichkeit überholten, aber immer noch aktuellen Text aus dem Jahre 2004. 

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Heinz Bannasch / 24.04.2017

Wenn es drauf ankommt, dann verlässt die unselige Frau, “die schon länger an der Regierung ist” halt der Mut. Ich wette bei der nächsten unverbindlichen Kranzniederlegung werden die 3 Polit-Clowns dann wieder muzig Kante zeigen und mit heldenhaften Miene die Phrase absondern; “Das darf nie wieder passieren”

Thorsten Schmidt / 24.04.2017

“... sondern weil ihr ein paar Hunderttausend Armenier, die seit 80 Jahren tot sind, wurscht sind. So wie ihr ein paar Millionen tote Ruander, Sudanesen und Kongolesen wurscht sind. So wie ihr alles wurscht ist, was die gemeinsame Handelsbilanz und die Stabilität des Euro nicht tangiert.” Heutzutage sind den Tonangebern in diesem Lande ein paar Millionen “Flüchtlinge” nicht wurscht. Mit dem Ergebnis, das Deutschland politisch und gesellschaftlich vor dem Kollaps steht. Von Europa gar nicht zu reden. Aber “wir” sind endlich mal anständig geblieben ... Was lehrt uns das?

Dirk Jungnickel / 24.04.2017

Ein Hinweis sei mir gestattet: Die Hintergründe dieses Völkermordes erschließen sich in dem nicht unumstrittenen Spielfilm “DAS HAUS DER LERCHEN”  der italienischen Regie - Koryphäen Gebrüder Taviani nach dem Roman von Antonia Arslan. Vor dem Hintergrund einer Familien -  und Liebesgeschichte wird die Tragödie christlicher türkischer Armenier erzählt, denen die türkischen Machthaber 1915 Kontakte zu den verfeindeten Russen vorwerfen. Der Film endet mit einem Prozess, in dem - was erstaunlich ist - an Massakern und Vertreibungen schuldige türkische Offiziere angeklagt und verurteilt werden. Nach dem 1. Weltkrieg sind sie allerdings alle frei gekommen.

Caroline Neufert / 24.04.2017

Was macht man bloß noch, wenn man so vieles schon gedacht/gesagt/ geschrieben hat ? Sich mit Maas, Reker und Stegner beschäftigen, zwar wohl kaum tagfüllend, aber wenigstens eine Familie :-). Ich sitze gerade in der Lounge des Flughafens von Bucharest und wundere mich, warum es hier. sechs israelische Tageszeitungen (zwei in en/heb) gibt, aber nicht eine einzige deutsche; in D keine einzige in den Lounges, außer online   ... jedem Tierchen ....

Karla Kuhn / 24.04.2017

“.........wenig später darauf hingewiesen, dass Resolutionen des Bundestages keine „bindende Wirkung“ für die Bundesregierung haben.” “Aus dem gleichen Grund nahmen drei Abgeordnete an der Abstimmung nicht teil: Kanzlerin Merkel, Vizekanzler und Wirtschaftsminister Gabriel, inzwischen Außenminister, und Außenminister Steinmeier, inzwischen inzwischen Bundespräsident.”  Na ja,  ein “lupenreiner Demokrat”  darf ja auch nicht verärgert werden.  Waren Gabriel und Steimmeier bei Trump auch so sensibel ??  Ich bin ja gespannt, ob der “lupenreine Demokrat” die Todesstrafe wieder einführt und ob er in die EU aufgenommen wird.

Siering Christian / 24.04.2017

Sie könnten viele Ihrer alten Texte hervorholen und sagen, “ich habe es euch ja schon vor Jahren gesagt”, Herr Broder. Nach den Ditib-Affären um geschwätzige Imame und aufgeflogene Spione, kam noch die Veröffentlichung Constantin Schreibers hinzu. Irgendwann vor vielleicht zehn Jahren sagten Sie einmal anlässlich des Minaretten-Verbots in der Schweiz, Sie hätten nichts gegen Moscheen, möchten aber wissen, was darin gepredigt würde. Seit “Hurra, wir kapitulieren” haben Sie so unendlich viel gesagt und geschrieben, in einer Härte und Stichhaltigkeit, man hat das Gefühl, die Diskussion war schon mal weiter als sie es heute ist. Oder anders herum: Ihre Warnungen waren genauso wenig eine Diskussionsgrundlage zur Vermeidung künftiger Fehler, wie Sarrazins “Deutschland schafft sich ab”. Vielleicht sind wir eine Informationsgesellschaft. Vielleicht war es noch nie so leicht wie heute an Informationen zu gelangen. Aber diese modernen Möglichkeiten scheinen in einem umgekehrten Verhältnis zur Aufnahmefähigkeit moderner Politiker und Intellektueller zu stehen.

Hermann Weinberger / 24.04.2017

Und erst der Völkermord Pipin des Kleinen an den Merowingern, oder Karls des Großen an den Franken. Nicht zu vergessen, die Kreuzzüge, die Verbrechen in den Kolonien Südwestafrikas. Auch an der fast völligen Ausrottung der Indiander im Zuge der “Besiedlung” Nordamerikas, waren die Deutschen beteiligt. Lediglich der dreißig jährige Krieg spricht uns frei, den haben die Schweden unter Gustav Adolf begonnen. Also, wie können wir nur mit dieser Geschichte uns mit Erdogan arrangieren. Oder vielleicht gerade deshalb?

Heinrich Lodsch / 24.04.2017

Naja, in Ostpolen werden kleine Mädchen nicht verheiratet, junge Damen, die mit einem gleichaltrigen Freund erste sexuelle Erfahrungen sammeln werden nicht von ihrer Familie umgebracht. Auch nicht 2004.

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