Hannover Messe: Ein letztes Mal mit Kanzler Scholz

Wenn es dem Brüskieren von Trump dient, ist der staatsgläubige Sozialdemokrat Olaf Scholz plötzlich ein Vorreiter des Freihandels und hakt sich dafür bei Kanada unter.

Bei der Eröffnung der Hannover Messe, einer der größten Industriemessen der Welt, dessen diesjähriges Partnerland Kanada ist, probierte der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz, durch anti-Trump Sentiment eine vermeintliche Schicksalsgemeinschaft mit Kanada herzustellen. „We stand by your side“ sagte Scholz. Das Land sei eine stolze, unabhängige Nation und kein Bundesstaat von irgendwem. Über Deutschland würden Scholz nie die Worte einer stolzen, unabhängigen Nation über die Lippen gehen.

Scholz pries das Partnerland, das eigentlich eher nicht für Hochtechnologie bekannt ist: Kanada, das Land mit dem wir hier auf dieser Messe zusammen sind, ist fast der ideale Partner – ein Land, das mit uns diese Prinzipien des freien Welthandels verteidigt, das technologisch auf der Höhe der Zeit ist und auch viele Dinge hat, die in Europa heiß begehrt sind – und nicht nur da –, Rohstoffe zum Beispiel.“

Und wenn Kanada das bessere Amerika ist, dann muss natürlich auch das „hässliche Amerika“ des Protektionismus erwähnt werden: „Wir wissen, dass der freie Welthandel, der so viel Wohlstand geschaffen hat, gefährdet ist, weil politische Bewegungen des Protektionismus überall in der Welt Mode werden. Wir wissen auch, dass das niemandem nützt, dass es nur Verlierer gibt, wenn wir das alles so vor uns tragen. Deshalb ist der Standpunkt der Bundesregierung, aber auch der Europäischen Union in dieser Frage ganz klar: Wir werden uns weiter für einen freien, fairen Welthandel einsetzen. Wir halten Zölle nicht für ein geeignetes Instrument für den Waren- und Dienstleistungsaustausch zwischen den Nationen, sondern wir glauben, dass das Modell, das die letzten Jahrzehnte existiert hat, guten Wohlstand gebracht hat. Und es ist ja besonders, dass gerade die Vereinigten Staaten von Amerika ein wichtiger Treiber dieser Entwicklung der letzten Jahrzehnte waren."

Scholz spricht von „freiem Welthandel“, weil es so großartig klingt, aber „freien Welthandel“ gab es nie. Es gab und gibt immer nur freien Handel in bestimmten geographischen Zonen oder auch für bestimmte Produkte. Und einen „freien und fairen Handel“ kann es in der Praxis auch selten geben, denn „fairer Handel“ bedeutet oft, extra Tarife zu erheben, um natürliche Nachteile auszugleichen (Stichwort fair trade).

Beim Lobhudeln gegenüber Kanada verweist Scholz natürlich auch auf das Freihandelsabkommen CETA (Comprehensive Economic and Trade Agreement), welches, dank der EU-Effektivität, nach über 10 Jahren immer noch nicht von allen Mitgliedsstaaten ratifiziert ist. Deutschland hat es (2022) ratifiziert, verkündete Scholz stolz. Nach langen Debatten und Klagen beim Bundesverfassungsgericht, was er natürlich nicht erwähnte. Das CETA-Abkommen ist auch kein „freier Welthandel“, weil es nur für die EU und Kanada Freihandel bedeutet. Auch wenn Scholz so tut, als sei die EU ein Hort des Freihandels: Importe von Nicht-Mitgliedern werden teilweise stark mit Zöllen belastet (Achgut schrieb darüber), auch aus dem von Sozialdemokraten und Grünen gern verhätschelten „globalen Süden.“ Wie war das mit dem freien und fairen Handel?

Wenn man sich mit etwas nicht auskennt, aber sich damit profilieren und beliebt machen will, klingt das bei Scholz so: „Auf dieser Messe sehen wir auch, dass Hochtechnologie – all die Dinge, die auf der Welt ganz zentral sind – auch in Europa und in Deutschland gut beherrscht werden. Deshalb spielen sie hier eine zentrale Rolle, ob es nun KI und Quantencomputer oder modernste industrielle Modelle sind, die versuchen, wirtschaftlichen Wohlstand und Klima miteinander vereinbar zu machen. Das ist also ein bedeutender Ort, und ich freue mich auch deshalb schon auf den Messerundgang morgen.“ Das Deutschland bei KI und Quantencomputern praktisch keine Rolle spielt und die meisten Aussteller dazu aus den USA kommen dürften, erwähnte Scholz lieber nicht. Klima muss dagegen immer erwähnt werden, ob es passt, oder nicht.

Auch sonst war die Rede typisch Scholz: Fordern statt fördern, und warnen vor den Populisten. Scholz forderte mehr freier Handel, mehr Wettbewerbsfähigkeit und mehr technologische Souveränität, sprach von Kooperation, Klarheit und Stärke, also genau das, was in Deutschland Mangelware ist. Das Parolen allein noch keine gute Politik machen, hatte Scholz hinlänglich als Kanzler bewiesen.

Scholz redete von der Europäischen Union „als größerem Wirtschaftsraum, der klar und entschlossen auf die Zollpolitik der Vereinigten reagieren werde“, als wären dies bereits die Vereinigten Staaten von Europa, etwas, wovon er bestimmt träumt, was für andere europäische Staatspolitiker allerdings eher ein Alptraum ist.

 

Sebastian BiehlJahrgang 1974, arbeitet als Nachrichtenredakteur für die Achse des Guten. Vor Kurzem erschien von ihm „Ein Volk sucht seinen Platz. Die Geschichte von Orania und dem Freiheitsstreben der Afrikaaner.“ Dieses kann hier oder hier bestellt werden.

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Leserpost

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Sam Lowry / 31.03.2025

Cum-Ex, Warburg, wen? Mich. Und danach hätte man mich sicher ruhiggestellt… auf der Messe… Doitscheland… lol

A. Sturiano / 31.03.2025

Scholz ist schon länger kein Kanzler mehr. Das Parlament wurde bereits im letzten Jahr abgewählt. Ein Denkfehler, den leider zu viele Menschen machen.

Harald Hotz / 31.03.2025

Etwas verstehe ich wirklich nicht: da sind die USA seit rund 70 Jahren eine verbündete Nation, die USA, die den Versailler Vertrag nicht ratifiziert hatten und mit dem Deutschen Reich einen Separatfrieden geschlossen hatten, die USA, die der Bundesrepublik nach 1949 ohne Groll und Rache die Hand reichten, die USA, die als einziger westlicher Verbündeter 1990 ohne wenn und aber die Wiedervereinigung begrüßten. Und anstatt bei unterschiedlichen Auffassungen einfach mal miteinander zu reden, wird der gewählte Präsident dieses Landes seit bald 10 Jahren hier als Staatsfeind Nr. 1 behandelt, und man wundert sich dann, daß er sich nicht mehr übermäßig für unsere Befindlichkeiten interessiert. Man verfällt wegen ein paar Zöllen in eine völlig irrwitzige Kriegsrhetorik und erwartet dann ernsthaft, daß die USA sich nicht abwenden? Da wird sich auch bei uns so mancher Manager denken, ein Wirtschaftsraum, der von solchen diplomatischen Koryphäen geführt wird, hat wohl eher nur eine bescheidene Zukunft, und der Markt von 450 Millionen, mit dem sich die EU immer brüstet, nützt auch nichts, wenn diese 450 Millionen von Jahr zu Jahr weniger Kaufkraft haben, weil sie sich quasi in CO2 auflöst.

L. Luhmann / 31.03.2025

WEF-Scholz muss das “Klima” erwähnen, weil es zu den größten Ausbeutungsquellen der Menschheit durch Menschrn zählt. Die Lüge von der “anthropogenen Klimaerwärmung” wird uns sukzessive in eine totalitäre Abhängigkeit von den neofeudalistischen Machthabern führen. Die Neofeudalisten sind die, die Dutzende Millionen von uns Untertanen mittels mRNA-Toxine vorsätzlich umgebracht haben.

L. Luhmann / 31.03.2025

“„We stand by your side“ sagte Scholz. Das Land sei eine stolze, unabhängige Nation und kein Bundesstaat von irgendwem. Über Deutschland würden Scholz nie die Worte einer stolzen, unabhängigen Nation über die Lippen gehen.”—- Olafs Sicht auf die autochthonen Deutschen: ‘Alles Nazis außer Mutti!’

P. Bruder / 31.03.2025

Ein neuer Sheriff in Town: Bald kommt Merz und zeigt den linken Sozis wie man es richtig macht.

Lutz Liebezeit / 31.03.2025

Homo Corruptus wird gefeiert und Marien le Pen veboten.

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