Jennifer Nathalie Pyka / 22.02.2015 / 18:52 / 2 / Seite ausdrucken

Es lebe die jüdisch-muslimische Symbiose!

Wem an Frieden und Völkerverständigung gelegen ist, der kommt an Oslo nicht vorbei. Denn die norwegische Hauptstadt ist keineswegs nur Geburtsstätte der gleichnamigen Nahost-Friedensabkommen und Vergabeort des Friedensnobelpreises.

Auch auf dem Gebiet des muslimisch-jüdischen Dialogs ist in Oslo nun endgültig der Durchbruch gelungen: In Reaktion auf die Terroranschläge in Kopenhagen haben sich am Samstagabend mehr als 1000 Muslime rund um die Osloer Synagoge versammelt, um dort einen „menschlichen Schutzschild“ zu bilden, der schon im Vorfeld von der „Washington Post“ über die „Times of Israel“ bis hin zur Ostseezeitung großen Anklang fand.

Dabei war der „peace ring“ sowohl den dort ansässigen Juden als auch dem Islam an sich gewidmet. „No to anti-Semitism, no to Islamophobia“ ertönte es rund um die Synagoge. Denn Islam, so die Veranstalter und deren Botschaft, bedeute vor allem, dem Hass keine Chance zu geben und auf die jeweiligen Brüder und Schwestern acht zu geben – unabhängig von deren Religion, versteht sich. Und auch mit dem Judenhass an sich wolle man freilich nichts zu tun haben. Mehr noch, man verurteile ihn aufs Schärfste: „Muslims want to show that we strongly condemn all type of anti-Semitism and hatred towards Jews. And that we are there to support them.“  https://www.facebook.com/events/931252050249117/

Wir halten fest: Ein schönes Projekt, das Hoffnung stiftet, Zuversicht nährt und dringend Schule machen sollte. Zumindest, wenn es nach den Reaktionen in Medien sowie sozialen Netzwerken und dem Rabbiner der Osloer jüdischen Gemeinde geht, der die Aktion mit den Worten „Allahu Akbar“ goutierte. 

Spätestens an dieser Stelle wäre das Happy-End dieser Geschichte eigentlich erreicht. Ist es aber nicht. Denn vielleicht sollte man sich doch kurz fragen, was von einer Friedensaktion zu halten ist, deren Veranstalter zwar eventuell gerade kein eklatantes Problem mit ihnen unbekannten norwegischen Juden (etwa 800 bis 1200 an der Zahl), dafür aber ein umso gewaltigeres mit israelischen Juden haben. Besieht man sich die insgesamt neun Initiatoren des Friedensrings genauer, so fällt die Antwort auf die Gretchenfrage „Wie hälst du’s mit Israel?“ einigermaßen eindeutig aus.

Hajrah Arshad (17) etwa, das prominente Gesicht der Friedensringer, verlangte noch im vergangenen Sommer in einem Beitrag für die norwegische Zeitung „Aftenposten“ einen Boykott aller Beziehungen der norwegischen Regierung zu Israel. Denn diese, so die Nicht-Antisemitin, befördere durch ihre Unterstützung Israels das Leiden im „größten Gefängnis der Welt“, das Sterben im Gazastreifen und alles Unheil, das sonst noch von Juden zwischen Jordan und Mittelmeer ausgeht.

Dass eine Welt ohne Israel wohl eine bessere wäre, scheint ihr daher auch kein gänzlich fremder Gedanke zu sein. Auf ihrem Facebook Profil findet sich unter anderem ein Bild eines Palästinas, das gänzlich ohne Israel auskommt. Die Frage, ob nicht auch Israel als Staat ein Existenzrecht zustünde, erachtet sie dementsprechend in einem Interview mit der gleichen Zeitung als „schwer zu beantworten“, reagiert aber immerhin nach einigem Überlegen mit einem energischen „ja, aber …“. Letztlich habe sie nichts gegen Juden, obwohl sie keinen einzigen kenne. Gleichzeitig wisse sie aber, dass es auch norwegische Juden gebe, die Israels Politik ablehnen. Die Guten, die man schon einmal „schützen“ kann, quasi.

Noch aufregender gestaltet sich indes die Gedankenwelt, in der sich ihre restlichen Mitstreiter regelmäßig bewegen. Von Verschwörungstheorien, wonach ISIS Anführer Al Baghdadi ein Mossad-Agent wäre, über Lob für „real jews“ (nämlich solche, die Israel hassen) und „Free Palestine, Boycott Israel“ Hashtags bis hin zu inflationärer Promotion für die „Kindermörder Israel“ Events des letzten Sommers – auf ihren Facebook-Accounts serviert die Veranstalter-Truppe wahrlich alles, was Israelkritiker-Herzen höher schlagen lässt. 

Nun liegt es nahe, den Veranstaltern eine leicht eigentümliche Art von Humor zu unterstellen. „Jeglichen Antisemitismus“ abzulehnen und ihn gleichzeitig zu schüren, entbehrt schließlich nicht einer gewissen Komik. Eine Petition von Freiern, die gegen Prostitution aufbegehren, könnte schwerlich amüsanter sein.

Andererseits sollte man nicht vergessen, dass es in westlichen Sphären ja ohnehin keinen Judenhass mehr, sondern nur noch Israelkritik gibt. Somit ist es offenbar nachahmenswert, sich mit Juden – bevorzugt mit solchen, die sich an der israelischen Regierung (und an Siedlungen, Iron Dome, den IDF, der vorherigen Regierung, usw.) stören – solidarisch zu zeigen, gleichzeitig aber emsig am Bankrott ihrer Lebensversicherung zu arbeiten. Sei es auch nur, um das Image des Islams oder der vielen verschiedenen Islams aufzupolieren.

Insofern gilt für die muslimisch-jüdisch-europäische Symbiose: Sie blüht, und zwar mehr denn je - am allerbesten dort, wo es ohnehin fast schon judenrein ist. 


Siehe auch einen Kommentar von Esther Schapira hier

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Leserpost

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Gerhard Sponsel Lemvig / 23.02.2015

Der “peace ring” in Oslo geht leichter wie der peace-ring um Israel herum. Aber jeder, auch Hajrad Arshad, der keine Beziehungen zu Israel den Regierungen dieser Welt empfiehlt ist berufen, etwas in der Welt zur Vollendung zu bringen.

Dr. Wolfgang Hintze / 22.02.2015

Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag aus dem Land der Mitternachtssonne. Wenn Muslime gegen Antisemitismus demonstrieren tun sie das aller Erfahrung nach nur deshalb, weil sie damit Gelegenheit haben, wieder einmal die Islamophobie auf die gleiche Stufe der Beachtung zu heben wie der Antisemitismus. Wer diese Aussage böse findet oder an Zufall glaubt, sollte sich bei der OIC über deren grundlegende Strategien informieren. Zu dieser Art Veranstaltung gehören auch angebliche Verurteilungen von islamistischem Terror, die sich allerdings sehr schnell ungeschminkt als Jammerveranstaltungen gegen Islamophobie und Diskriminierung der Muslime erweisen - wenn man nur die Aufrufe einmal selber liest, statt der Medienpropaganda zu glauben. Man sollte es sich außerdem zur Gewohnheit machen, die Zahlen anzuschauen. Es stellt sich nämlich fast immer heraus, dass DIE Muslime überhaupt nicht repräsentativ vertreten sind. Man kann z.B. nicht oft genug darauf hinweisen, dass eine der wichtigsten Figuren im “Dialog” mit den Muslimen in Deutschland, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, mit knapp 20.000 gerade mal ein halbes Prozent der Muslime in Deutschland repräsentiert, also einen besseren Kleingartenverein.  Im Vergleich hiermit ist die Omnipräsenz dieses “Ober-Pinocchios der öffentlichen Debatte” (Nicolaus Fest, 2008) mit seinen permanenten Showveranstaltungen als Ansprechpartner in den Medien inklusive Ringelpietz mit Kanzlerin und Bundespräsident vor dem Brandenburger Tor eine ziemlich fundamentale Absurdität. Für den “Friedensring” in Oslo haben wir nun (gem. Wikipedia) folgendes: Muslime in Norwegen ca. 120.000, das sind ca. 2,4% der 5 Millionen Einwohner;  muslimische Teilnehmer am Ring: ca. 1.000, das sind 1,9% der ca. 52.000 Muslime Oslos. Damit ist also nicht einmal der Landesdurchschnitt in den Ring gestiegen. Über die bereits im Artikel genannten Seltsamkeiten hinaus wurde zum Ring folgendes bekannt (http://www.jpost.com/Breaking-News/Oslo-synagogue-peace-ring-marred-by-organizers-anti-Israel-remarks-some-Jews-say-391851) “... some Norwegian Jews said the so-called “peace ring” on Saturday night was tainted because one of its organizers said over the weekend that he dislikes people who support Israel. The organizer, Ali Chishti, ... confirmed on Saturday ... that he delivered a speech in Oslo on March 22, 2009 on the alleged involvement of Jews in planning the 9/11 World Trade Center bombings in New York. The speech’s title was “Therefore I Hate Jews and Gays,” the newspaper reported, though Chishti said he was not the one who came up with the title.” Muslimische Dialogpartner vom Feinsten! Dann doch lieber taqiyyafreier Klartext vom Imam aus Dänemark: http://tapferimnirgendwo.com/2015/02/18/kopenhagener-imam-spricht-vom-krieg-gegen-juden-und-unglaubige/

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