Interview / 08.05.2019 / 06:28 / 28 / Seite ausdrucken

„Es heißt, dass ich, nun ja, hart und schwierig bin“

Der heutige 8. Mai ist der Tag der Befreiung, er steht für das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. In verschiedenen europäischen Ländern ist er ein Gedenktag, an dem der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht und damit des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa und der Befreiung vom Nationalsozialismus gedacht wird. Viel Symbolik also an einem Tag. Achgut.com Autorin Orit Arfa, Amerikanern mit israelischen Wurzeln, sprach mit US-Botschafter Richard Grenell, der sein einjähriges Deutschland Jubiläum feiert. "Ich wollte Botschafter in Deutschland werden", sagt er, "ich denke schon, dass die Beziehung ein wenig reformiert werden sollte." 

Grenell nennt sich einen „unbeirrbaren Konservativen“. Er gilt als direkt („Es heißt, dass ich irgendwie, nun ja, hart und schwierig bin“), zeigt sich im Gespräch mit Orit Arfa aber von einer konzillianten und nahbaren Seite, die so gar nicht in das von vielen Medien gezeichnete Bild passen will. Es ist ihm allerdings wichtig, die Politik der USA auch deutlich darzustellen: „Ich bin da sehr offen: Das hier ist die Politik der USA. Das ist unserer Meinung nach der beste Weg. Und dann höre ich der anderen Seite zu. Es ist immer ein Geben und Nehmen.“ 

Als Amerikaner sei ihm bewusst, dass die Europäer Verbündete seien, die die gleichen Werte teilen: „Ich denke, dass wir unsere Beziehung stärken sollten, und das bedeutet mehr Ausgaben für Verteidigung, ein größeres gemeinsames Tragen der Lasten. Ich wollte daran beteiligt sein, das anzugehen, weil mir diese Themen wichtig sind“. Während seiner Zeit bei der UN habe er viel gelernt, beispielsweise über den Iran: „Ich habe mich mit dem Thema Iran sehr lange während meiner Arbeit bei den Vereinten Nationen beschäftigt, daher weiß ich, dass das iranische Regime betrügt. Ich weiß, dass sie nicht ehrlich sind, dass sie ein doppeltes Spiel spielen“. 

Grenell setzt sich seit vielen Jahren für die Menschenrechte und die Rechte von Minderheiten ein: "Ich war acht Jahre bei den Vereinten Nationen, und die UNO hat eine Menschenrechtscharta. Diese Charta ist eines der grundlegenden Dokumente, das Länder anerkennen, um sich den Menschenrechten zu verpflichten. Wenn ein Land unbescholtenes Mitglied der Vereinten Nationen sein will, muss es die UN-Menschenrechtscharta einhalten, und es ist aus meiner Sicht irrwitzig, dass 71 Länder Homosexualität kriminalisieren. Das steht in direktem Widerspruch zu den ureigensten Dokumenten und Standards der UNO.“  

Er mache sich zugleich Sorgen um den weltweit wachsenden Antisemitismus und was dieser für die einzige Demokratie im nahen Osten bedeutet: „Denken Sie daran, was Israel tut, um Schwule und Lesben zu unterstützen, und vergleichen Sie das mit anderen Ländern der Region, und dann steht außer Frage: Das menschenrechtliche Engagement für Israel ist für mich nicht verhandelbar“. 

Zum oben eingebetteten Video-Interview zwischen in englischer Sprache publizieren wir hier die die deutsche Übersetzung des gesprochenen Wortes:

Orit Arfa: Herr Botschafter, im Namen von Achgut.com und von mir persönlich zuerst einmal vielen Dank für das Interview. Es war einfach toll, wie wir uns kennengelernt haben, deswegen möchte ich das kurz ansprechen. Unser Kennenlernen verrät nämlich schon etwas über Ihre Persönlichkeit und darüber, wie aufgeschlossen Sie sind und wie freundlich.

Botschafter Grenell: Psst. Sagen Sie das den Leuten doch nicht!

Orit Arfa: Ich weiß, das ist Ihr Image. Sie haben mich von Anfang an interessiert, ab dem Moment, als ich Sie mit Ihrem Partner Matt Lashay sah, wie er die Bibel hielt und Mike Pence Sie als homosexuelles Paar, nun ja, eigentlich natürlich als Botschafter vereidigte. Ich dachte mir: „Wow. Das ist einer, mit dem man rechnen sollte. Einer, der quer denkt. Der Einfluss nehmen wird. 

Ich wusste, ich möchte Sie interviewen. Es war der 4. Juli, und ich wollte unbedingt zur Feier des amerikanischen Unabhängigkeitstags in Berlin. Ich wusste, ich will genau auf diese Weise in Berlin Tempelhof die amerikanische Unabhängigkeit feierlich begehen, aber ich hatte bisher keinen Kontakt zur Botschaft gehabt. Und ich wusste auch nicht, wie ich in Kontakt treten sollte, wie ich eine Einladung bekommen könnte. Ich folgte Ihnen bereits auf Twitter und hatte einen Tweet, in dem Sie erwähnt worden waren, geteilt und dann folgten Sie mir plötzlich.  

Ich dachte: „Wahnsinn! Ich kann Sie jetzt direkt anschreiben!“ Und das tat ich dann auch und sagte: „Ich bin Journalistin und würde Sie gerne einmal interviewen, aber vor allem würde ich heute abend gerne zu Ihrer Feier kommen.“ Ich war vollkommen geplättet, als Sie antworteten. Sie sagten: „Ja, schicken Sie mir eine E-Mail und Sie kommen rein.“ Wissen Sie, für mich hat das viel ausgesagt über Sie als Botschafter. Dass Sie sehr zugänglich sind und nicht überheblich, denn ich konnte einfach so mit Ihnen über die sozialen Medien in Kontakt treten. 

Kommunizieren Sie auf diese Art mit vielen Menschen, und wie nutzen Sie die sozialen Medien, um mit Leuten in Verbindung zu treten? Kommt das eher selten vor? 

Botschafter Grenell: Also, ich denke, es ist – erst einmal ist das eine sehr gute Frage und ich fühle mich wirklich geehrt, hier zu sein. Vielen Dank. Mir macht das Spaß, ich versuche authentisch zu sein, verstehen Sie? Und ich bin ein komplizierter Mensch. Ich bin nicht widerspruchsfrei in dem Sinne, dass Menschen sich ein bestimmtes Bild von mir machen und mich irgendwo eintüten können. So jemand war ich nie. Jeder, der meinen Werdegang kennt, weiß, dass ich sehr hart mit der Republikanischen Partei umgesprungen bin, weil sie Schwule und Lesben nicht akzeptiert haben, sie haben dabei eine Sprache verwendet, die nicht gut war und mit der sie Menschen verprellt haben. 

Ich habe mich lange auf diesem Gebiet abgemüht und lautstark meine eigene Partei kritisiert. Und das ist nicht immer gut für mich ausgegangen. Ich habe eine lange Liste von Kampagnen und Themen, aus denen ich rausgedrängt wurde wegen meiner Art, den Mund aufzumachen. Ich versuche bloß authentisch zu sein, ein „unbeirrbarer Konservativer“ würde ich sagen.

Und ich denke das ist die lange Antwort auf Ihre Frage: Ich folge Twitter und Instagram und Facebook und allen sozialen Medien – ich würde sogar Blogger in diese Kategorie mit einbeziehen – weil ich vor meiner Zeit als Botschafter selbst relativ viel zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben habe, und auch damals habe ich immer versucht authentisch zu sein. 

Ich denke, die sozialen Medien haben die politischen Überzeugungen von Reportern geoutet. Wenn sie zum Beispiel etwas auf Facebook posten, verstehen sie nicht, dass sie sich im Grunde als konservativ outen oder als Verfechter einer Partei oder Person. Ich denke das ist eine gute Entwicklung, weil es authentisch ist. Eine Sache, die ich in Kampagnen und in der Diplomatie gelernt habe, ist, dass Menschen auf Authentizität reagieren. Sie möchten, dass du echt bist, das heißt kein Roboter, der immer das Richtige sagt. Sondern, dass du vielleicht auch Fehler machst und diese zugibst.  

Ich bezeichne mich als „unvollkommenen Schüler Christi“. Ich bin Christ. Wissen Sie, ich liebe es, mehr zu erfahren über eine höhere Ausübung des christlichen Glaubens, aber ich habe damit nicht immer Erfolg. Ich denke, je mehr du zugeben kannst, dass du ein Mensch bist, Fehler hast und nicht immer perfekt bist, desto mehr können andere Menschen sich mit dir identifizieren. Denn sie sehen Politiker und Diplomaten vor sich, die steif und perfekt sind. Die geben Stellungnahmen ab, die sind, Sie wissen schon, von zwölf Leuten rezensiert und durch Umfragen auf Authentizität geprüft. Ich denke die Menschen reagieren auf so etwas und ich denke auch Sie reagieren darauf. 

Das Bild meiner Vereidigung, von dem Sie sprachen: Es gab viele Leute, die gesagt haben „Hoppla, wie groß ist denn diese Bibel!“ Ich weiß nicht, ob Sie sich daran erinnern, aber meine Familien-Bibel ist wirklich groß und sogar Matt meinte: „Ich will sie nicht halten. Sie ist zu groß und zu schwer.“ Also hielt ich dagegen: „Ja, es ist eine große Bibel“ (denn es gab Leute, die das kritisierten), „aber es ist eben meine Familien-Bibel.“ Ich wollte das also machen und Matt wollte nicht. Wir hatten diese endlose Diskussion über die Bibel, aber es war ja nun mal auch meine Vereidigung. Meine Familie hat über das ganze Hin und Her gelacht. Ich versuche eben, auch in solchen Momenten authentisch zu sein. Und das ist meine lange Antwort, um zu sagen: Ja, ich rede mit Menschen in sozialen Netzwerken ganz „normal“.

Orit Arfa: Jetzt werden viele Leute versuchen, Sie dazu zu bringen, ihnen auf Twitter zu folgen. Sie sind jetzt also schon fast ein Jahr hier. Mein Jahrestag ist der 8. Mai.

Botschafter Grenell: Glückwunsch zum Jahrestag!

Orit Arfa: Sie kamen letztes Jahr, ich vor drei Jahren. Der 8. Mai ist außerdem der Tag der Befreiung, er steht für das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Viel Symbolik also an einem Tag. Und es wirkt so, als ob Sie hergekommen sind, um tatsächlich etwas zu bewegen. Ich habe den Eindruck, hier unterscheiden Sie sich von vielen Botschaftern, die sich mehr aufs Zeremoniell beschränken, Stellungnahmen abgeben, zu gesellschaftlichen Ereignissen und Partys gehen und dort Reden halten. Es scheint, also ob Sie wirklich hergekommen sind, um Dinge anzupacken. Stimmt das? Kamen Sie, um sich in Deutschland für amerikanische und humanistische Belange stark zu machen? 

Richard Grenell: Nun, sicherlich. Das habe ich immer getan. Als ich hier angefangen habe, sagte ich allen in der Botschaft, ich bin einer der Mitarbeiter. Ich habe früher die Memos geschrieben, ich war der Typ hinter den Kulissen, der mit dem Chef gesprochen hat. Und ich habe das Herz so eines Typen. Ich werde eine Liste machen – eine To-do-Liste – und was da drauf steht, will ich auch erledigen. Ich habe um diesen Job gebeten, nachdem ich im Wahlkampf mit Präsident Trump zusammengearbeitet habe. Ich wollte Botschafter in Deutschland werden. Einer der Gründe dafür ist, dass die Deutschen sehr wichtig sind für Amerika. Ich war acht Jahre bei den Vereinten Nationen. Ich habe gesehen, wie wichtig die E3 sind – also Frankreich, Großbritannien und Deutschland – um etwas durchzusetzen. Wenn du in den Sitzungssaal der UN-Vollversammlung gehst, siehst du 192, 193 Länder aus aller Welt vor dir. Das wirkt ganz schön einschüchternd, der erste Blick in diesen riesigen Saal. Als Amerikaner bist du sofort überwältigt von dem Gedanken: „Ich kämpfe für Demokratie, Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit. Wo sind die Europäer, meine Freunde, meine Verbündeten?“ 

Dir ist als Amerikaner bewusst, dass die Europäer deine Verbündeten sind. Also wollte ich diese Beziehung – die transatlantische Beziehung – zwischen den USA und Deutschland stärken. Ich denke schon, dass die Beziehung ein wenig reformiert werden sollte. Ich denke, sie sollte durch ein paar Veränderungen gestärkt werden. Ich denke, dass wir unsere Beziehung stärken sollten, und das bedeutet, mehr Ausgaben für Verteidigung, ein größeres gemeinsames Tragen der Lasten. Ich wollte daran beteiligt sein, das anzugehen, weil mir diese Themen wichtig sind. Und ich denke, Deutschland ist als größte Volkswirtschaft in Europa ein bedeutender Partner für Amerika. Wenn wir unsere Beziehung stärken und verbessern können, die Bereiche angehen, in denen wir uneins sind und versuchen, voranzukommen, können wir den Problemen weltweit so viel besser entgegentreten. 

Orit Arfa: Sie sind jetzt also ein Jahr hier, aber der Eindruck entsteht, dass Sie mindestens schon so lange hier sind wie ich, wenn man bedenkt, was Sie bereits alles getan und erreicht haben durch Ihre harte Arbeit. Wir können das ja mal aufzählen: Sie haben erfolgreich Terrorismus bekämpft. Nach dem Ausstieg der USA aus dem Iran-Deal haben sich deutsche Firmen unter Ihrem Einfluss aus Geschäften mit dem Iran zurückgezogen. Sie haben mit dazu beigetragen, dass die Terroristin Rasmeah Odeh ausgewiesen wurde. Sie haben geholfen, den Nazi-Wachmann nach Deutschland auszuweisen. Die Liste lässt sich fortführen, Sie haben hier Beziehungen zu unterschiedlichen Institutionen und Personen geknüpft, aber was betrachten Sie als Ihre größte Leistung bisher, auf was sind Sie am meisten stolz?

Richard Grenell: Wissen Sie, um ehrlich zu sein, ich liebe das Team in der Botschaft. Ich finde, sie arbeiten alle sehr hart, und als ich her kam, haben wir entschieden, diese Sechs-Punkte-Strategie zusammenzustellen. Sechs Punkte, an denen die gesamte Botschaft arbeiten wird. Und ich denke, am meisten bin ich stolz darauf, dass das Team sich diese Punkte wirklich zu eigen gemacht hat, sie angenommen und sich entschlossen hat, sich daran zu orientieren und hart an diesen Prioritäten zu arbeiten. 

Mit dem Team zu arbeiten, sich Ziele zu setzen, auf die sich alle konzentrieren. Hier in der Botschaft ist wirklich Energie. Sehen Sie sich beispielsweise nur das Thema NATO-Ausgaben an. Wir haben lange und hart darüber geredet, wie Sie wissen. Darüber, dass die Amerikaner die Deutschen und Europa dazu bewegen wollen, die Ausgaben für die NATO zu erhöhen. Es war bereits Teil der Politik der George W. Bush Regierung, der Obama Regierung. Aber fakt ist nun mal, dass die Europäer seit 2016  ihre Verteidigungsausgaben um 41 Milliarden Dollar erhöht haben. Das sind 41 Milliarden zur Bekämpfung von Terrorismus, zur Bekämpfung der Bösewichte durch den Westen. Daher denke ich, dass wir dabei sind, etwas zu erreichen – obwohl die Deutschen noch nicht Ihre Zusage von zwei Prozent an die NATO einhalten – aber ich denke, dass wir zusammen etwas erreichen in Hinblick auf die Erhöhung der Verteidigungsausgaben. Das ist nur einer von vielen Punkten, von dem die Botschaft begeistert ist, und wir haben das Gefühl, wir machen Fortschritte.  

Orit Arfa: Es gibt noch immer einige strittige Punkte zwischen der amerikanischen und der deutschen Regierung. Die NATO ist einer davon. Die Ostseepipeline Nord Stream 2 mit Russland ist ein weiterer Punkt, chinesische Technologie hierher zu bringen ein weiterer. Wie werden die beiden Regierungen Ihrer Meinung nach diese Probleme lösen? 

Richard Grenell: Nun, ich denke, für mich als Vertreter Amerikas ist es sehr wichtig, der Regierung klar zu sagen, welche Politik die USA bei diesen Themen vertreten. Also versuche ich das, und bin da auch sehr offen: Das hier ist die Politik der USA. Das ist unserer Meinung nach der beste Weg. Und dann höre ich der anderen Seite zu. Es ist immer ein Geben und Nehmen. 

Ich muss dazu sagen, dass wir in den meisten Fällen miteinander übereinstimmen und tatsächlich unsere Beziehungen ausbauen. Ich verbringe auch viel Zeit damit, deutschen Firmen zu helfen, die Probleme in den USA haben, ob nun mit dem Justizministerium, dem Finanzministerium oder der Steuerbehörde. Ich verstehe das so: Wenn ich deutschen Firmen helfe, die Geschäfte in den USA machen, bedeutet das mehr Jobs in den USA. Ich versuche also deutschen Unternehmen beim Expandieren zu helfen, wenn sie in den USA Geschäfte machen wollen, weil ich denke, dass beide Seiten – beide Länder – davon profitieren. Noch wichtiger ist für mich aber, dass so Jobs in den USA entstehen. Das ist meine Aufgabe.

Orit Arfa: Da ich israelische Amerikanerin bin, liegt mir noch ein anderes Thema sehr am Herzen. Ich habe Angst um die Sicherheit der Israelis. Obwohl die Bedrohung durch den Iran nicht nur Amerika betrifft, hält Deutschland am Deal mit dem Iran ganz entschieden fest. Meinen Sie, das ist eine Haltung, die überwunden werden kann, dass Deutschland – so hoffe ich – zur Einsicht gebracht werden kann? Dass Geschäfte mit einem tyrannischen, antisemitischen Regime nicht der Weg sind, den Deutschland gehen sollte? 

Richard Grenell: Ich habe mich mit dem Thema Iran sehr lange während meiner Arbeit bei den Vereinten Nationen beschäftigt, daher weiß ich, dass das iranische Regime betrügt. Ich weiß, dass sie nicht ehrlich sind, dass sie ein doppeltes Spiel spielen. Der Iran-Deal hat sogar ein Regime hervorgebracht, dass noch viel aggressiver ist, auch gegenüber Europa. Für mich ist daher ganz klar, dass der Deal mit dem Iran (der Gemeinsame umfassende Aktionsplan JCPOA) nicht geholfen hat, den Iran zu kontrollieren. 

Nehmen Sie die Raketentechnologie, nehmen Sie all die bösartigen Maßnahmen, die vom Iran ausgehen. Die gute Nachricht ist, dass die Deutschen und die Europäer uns da zustimmen. Sogar als wir uns aus JCPOA zurückgezogen und Sanktionen angekündigt haben. Verstehen Sie mich nicht falsch: Die Europäer waren nicht erfreut, als wir das getan haben und sie haben eine entsprechende Presseerklärung abgegeben. Aber wenn Sie sich die Stellungnahme nochmal ansehen, werden Sie bemerken, dass sie uns gegenüber eigentlich sehr ermutigend war. 

Ich betrachte das Glas in diesem Fall als halb voll, denn diese Stellungnahme der Europäer, in der sie sagten, oh, wir sind so wütend auf die USA, weil sie aus JCPOA raus sind – wenn Sie die Stellungnahme weiter durchlesen, steht da: „Täuscht euch nicht. Wir erkennen ganz klar die Bedrohung, die vom Iran ausgeht. Wir stimmen den Amerikanern zu, dass der Iran eine Bedrohung ist. Wir finden auch, dass die Raketentechnologie des Iran ein Problem ist. Wir stimmen der Einschätzung der Amerikaner zu, dass der Iran den Terrorismus finanziert. Wir sind anderer Meinung bezüglich der Taktik, das zu unterbinden.“ Die Europäer wollen also den Austausch mit den Iranern, um sie zu einem Ende dieser Politik zu bewegen. Wir dagegen sind der Meinung, dass wir es mit Reden versucht haben und es nur schlimmer geworden ist. 

Daher versuchen wir, die Finanzierung des Regimes einzudämmen. Das ist eine andere Taktik, aber das Ziel ist genau dasselbe. 

Orit Arfa: Apropos Mittlerer Osten, Sie sind zweifellos ein großer Anhänger und Unterstützer Israels. In der kommenden Woche fahren Sie dorthin. Sie werden zum Marsch der Lebenden gehen, der durch Auschwitz führt und in Jerusalem endet. Und Sie haben eine sehr gute Rede gehalten auf einer Kundgebung gegen den Antisemitismus der Vereinten Nationen. Israel und Antisemitismus sind also Themen, die Ihnen sehr am Herzen liegen. Woher kommt das? Warum sind Israel und auch der Kampf gegen Antisemitismus so wichtig für Sie? Heutzutage sind beide Themen miteinander verbunden.

Richard Grenell: Es ist immer komisch, diese Frage gestellt zu bekommen, weil ich mir dann wünsche, meine Mutter wäre auch hier am Tisch. Sie würden eine ganz klare Antwort darauf bekommen, wie es dazu kam. 

Ich wuchs als Evangelikaler Christ auf, und die Familiengeschichte meiner Mutter ist tief verwurzelt in den Anfängen der Evangelikalen Kirchen in der Azusa Street Ministry in Los Angeles. Während meiner Kindheit hat meine Mutter unentwegt von Israel gesprochen, für Frieden gebetet und darum, dass Gott Israel segnen möge.

Während ich aufwuchs, diese Geschichte habe ich schon früher erzählt, hatte meine Mutter ein Schild über der Spüle, auf dem stand: „Bete für den Frieden Israels.“ Genau das tut meine Mutter jeden Tag. Mein Vater würde das auch tun, er starb 1999. Meine beiden Eltern und meine gesamte Familie haben mich gelehrt, mir eindringlich klar zu machen, dass Gott Israel gesegnet hat und dass das eine biblische Pflicht für einen Christen ist. So bin ich aufgewachsen, und das ist meine Weltanschauung. Ich denke wir tun nicht genug, um Israel zu beschützen.

Ich muss nur an meine eigenen Lebensumstände denken. Israel ist die bedeutende Demokratie der Region. Denken Sie daran, was Israel tut, um Schwule und Lesben zu unterstützen und vergleichen Sie das mit anderen Ländern der Region, und dann steht außer Frage: Das menschenrechtliche Engagement für Israel ist für mich nicht verhandelbar. 

Das ist also eine einfache Antwort für mich, das ist eine Politik, die ich mühelos unterstützen kann. Ich mache das sehr gerne und werde es bereitwillig weiter tun. Das ist für mich nichts Besonderes. Das ist ein Teil von mir. 

Orit Arfa: Und das jüdische Volk? Was ist mir der Unterstützung des jüdischen Volkes? Ich gehe davon aus, das hängt miteinander zusammen.

Richard Grenell: Ja, sehen Sie sich bloß den wachsenden Antisemitismus an – ob in Europa oder den USA – und das macht mich traurig. Und es ist klar, dass wir da einen Kampf vor uns haben.

Das ist ein menschliches Problem, und dem müssen wir ins Auge sehen. Und ich bin nicht damit zufrieden, dass eine antisemitische Tat verübt wird, und dann wird lediglich eine Stellungnahme abgegeben, die die Tat verurteilt. Ja, das ist wichtig. So etwas sollte breit und lautstark verurteilt werden, aber wir müssen mehr tun, um zur Wurzel des Problems vorzustoßen, und das ist – noch einmal – ein durch die Bank menschliches Problem. 

So frustrierend das auch klingt, wir haben es hier mit einem Thema der Bildung und Erziehung zu tun, und das braucht Zeit. Es verlangt aber auch Engagement und zwar jetzt. 

Orit Arfa: Eine weiteres Thema – im Bereich Menschenrechte – das wichtig für Sie ist, sind die Rechte Homosexueller. Ich weiß, dass Sie gerade einen Vorstoß gemacht haben zur Entkriminalisierung von Homosexualität in Ländern, in denen diese noch immer unter Strafe steht. Das sind über 70 Länder. Können Sie uns sagen , warum Sie das getan haben, was da genau passiert und wie sie die Initiative selbst bewerten?

Richard Grenell: Ich war acht Jahre bei den Vereinten Nationen, und die UNO hat eine Menschenrechtscharta. Diese Charta ist eines der grundlegenden Dokumente, das Länder anerkennen, um sich den Menschenrechten zu verpflichten. Wenn ein Land unbescholtenes Mitglied der Vereinten Nationen sein will, muss es die UN-Menschenrechtscharta einhalten, und es ist aus meiner Sicht irrwitzig, dass 71 Länder Homosexualität kriminalisieren. Das steht in direktem Widerspruch zu den ureigensten Dokumenten und Standards der UNO. 

Daher bin ich der Meinung, die Vereinten Nationen müssen mehr tun, um die Menschenrechtscharta durchzusetzen, und es macht mich traurig, wenn ich E-Mails bekomme – hier kommen wir zurück auf die Frage zu den sozialen Medien – wenn ich täglich E-Mails oder Nachrichten bekomme, sieben bis zehn am Tag, von Schwulen und Lesben aus der ganzen Welt, die sagen: „Ich kann nicht ins Restaurant gehen. Ich kann nicht ich selbst sein. Ich bin absolut unsichtbar.“ 

Daran zu denken, macht mich traurig. Ich bin in der glücklichen Lage, in Amerika aufgewachsen zu sein. Ich habe in Chelsea, Los Angeles und auch anderen Orten gelebt, aber diese Orte gehörten zu den tolerantesten Orten der Welt. Und es macht mich traurig, dass es keinen größeren Vorstoß gibt, Homosexualität weltweit zu entkriminalisieren. 

Ich denke die Länder der westlichen Welt sollten sich zusammentun und darauf bestehen, dass das passiert. 

Orit Arfa: Und sehen Sie etwas passieren? 

Richard Grenell: Betrachten wir das auf lange Sicht. Ich bin ein optimistischer Mensch. Ich denke, es wird sich etwas ändern, weil so eine Gesetzgebung keinen Sinn ergibt. Das ist nicht zukunftsfähig. Deswegen glaube ich, es wird sich etwas ändern. Ich bin voller Hoffnung, und ich bekomme haufenweise Unterstützung von religiösen Menschen, von Konservativen, von Liberalen. 

Wir müssen diese private Unterstützung zu öffentlicher Unterstützung machen, und in dem Punkt beginnen wir, Fortschritte zu machen. Ich nehme die Unterstützung ausländischer Regierender im Privaten wahr, von Botschaftern oder anderen ausländischen Amtsträgern, die aus Ländern kommen, wo Homosexualität kriminalisiert wird. Es gibt viele solcher Einzelpersonen, die sagen: „Wir sollten so ein Gesetz nicht haben. Wir arbeiten daran, es zu kippen.“ Diese private Unterstützung, die ich bekomme, muss öffentlich werden. Das versuchen wir zu realisieren: Das ist unser Vorstoß: Menschen dazu zu bewegen, den Mund aufzumachen und zu zeigen, dass für die, die uns privat unterstützen, auch eine öffentliche Unterstützung da ist. 

Orit Arfa: Sie sagen, Sie haben viel Unterstützung bekommen und private Nachrichten von Leuten, die als Homosexuelle in ihren eigenen Ländern leiden, aber ich habe in den sozialen Medien auch gesehen, dass Sie sich mit vielen Krebspatienten austauschen. Es scheint so, als ob das auch ein wichtiges Thema für Sie ist und Sie Menschen dazu befähigen und ermutigen wollen, ihren Krebs zu besiegen.

Richard Grenell: Nennen wir die Dinge beim Namen: Ich bin egoistisch, und ich setze mich für Sachen ein, die mich auch betreffen. Aber fakt ist, dass wir Leid nur wirklich verstehen, wenn es uns selbst widerfährt. Auf diese Weise wird es auch persönlicher, und ich finde, das ist überhaupt nicht schlecht.

Ich hatte ein B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom. Stadium 3B. Es kam ganz plötzlich und war sehr beängstigend. Ich dachte, das könnte jetzt das Ende sein, weil alles so schnell ging. Aber ich hatte ein wundervolles Team am City of Hope und einen unglaublichen Arzt, Dr. Stephen Forman, der einfach daran geglaubt hat, dass wir das mit großem Einsatz hinbekommen werden.

Ich habe sechs Runden Chemotherapie durchgemacht, das hat mich fast umgebracht. Und es hat mein Leben vollkommen verändert in Hinblick darauf, wie ich das Leben sehe, was ich empfinde, wenn ich morgens aufwache. Mein Herz zerbricht, wenn ich an Menschen denke, die das gerade durchmachen müssen. Wenn ich an die Verzweiflung denke, die sie bei der Chemotherapie empfinden müssen, weil sie nicht wissen, wie es ausgehen wird. Ich weiß, wie es ist, nachts nicht schlafen zu können, weil am nächsten Morgen ein Test ansteht, bei dem dir Knochenmark entnommen wird und dir dann gesagt wird, ob der Krebs in deine Knochen vorgedrungen ist oder nicht. Wenn Sie jemanden kennen, dem das morgen oder, was weiß ich, nächsten Dienstag bevorsteht, diese Person wird nicht schlafen können. Sie wären sehr nervös, denn sobald Ihnen der Arzt sagt, dass der Krebs „in den Knochen“ ist, wissen Sie, dass es keine Heilung mehr gibt. Es gibt dann keine Möglichkeit mehr, irgendetwas zu tun, obwohl ich erwähnen sollte, dass die Medizin Fortschritte macht. Und einige Leute meinen, es gäbe auch in diesem Stadium noch Hoffnung. Wie auch immer, ich habe auf jeden Fall Anteil am Schicksal dieser Menschen, und wenn ich solche Menschen auf Twitter sehe oder wenn ich ihre Bilder in den sozialen Medien sehe, vollkommen kahl aber voller Kraft im Umgang mit ihrer Krankheit, dann inspiriert mich das. Dann jagt mir das einen Schauer über den Rücken und ich denke, hier überwindet der menschliche Geist großes Elend. Und das gefällt mir.  

Meine Gefühle überwältigen mich in so einem Moment, und ich möchte diesem Menschen antworten oder über die Krankheit reden oder helfen, indem ich ihm sage: „Du bist ein Krieger. Du bist jemand, dem Ehre gebührt. Du bist ein Held.“ 

Meiner Nichte ist das auch passiert, sie hatte eine wirklich schwere Zeit, sie hat sich den Kopf rasiert, eine junge Frau, eine junge Mutter. Sie hatte eine so schwere Zeit, aber sie war in der Lage, sich den Kopf zu rasieren und daran zu wachsen, weil sie  ihre Angst überwunden hat und ihr Leben wieder selbst in die Hand nahm. Ich erinnere mich an das Gefühl, als ich einmal um drei Uhr morgens aufwachte und sagte: „Ich kann nicht schlafen.“ Es war merkwürdig. Das Haar fällt aus, es tut weh beim Ausfallen und es fühlt sich so an, als ob Käfer auf dir rumkrabbeln. Ich konnte einfach nicht länger schlafen, und bin dann um drei Uhr morgens aufgestanden und habe meinen Kopf kahl rasiert. Danach bin ich aus der Dusche raus und wieder eingeschlafen und ich habe mich dabei großartig gefühlt. Es sah furchtbar aus, aber ich fühlte mich phantastisch. 

Orit Arfa: Wo wir gerade von Helden sprechen: Sie haben vor Kurzem einen Deutschen geehrt, der für Sie ein Held ist (In den sozialen Medien konnte man das in Ihren Feeds auch mitverfolgen). Sie haben Dietrich Bonhoeffer geehrt, einen Widerständler aus der Zeit des Nationalsozialismus. Ihr Auftritt in den sozialen Medien und das, was Sie konkret tun, zeigt deutlich, dass der Holocaust Sie prägt und grundlegend Einfluss auf Ihre Arbeit nimmt. Spielte das auch eine Rolle bei Ihrem Drang, nach Deutschland zu gehen? Und inwieweit beeinflusst der Holocaust – auf welche Art beeinflusst er Ihre Arbeit hier? 

Richard Grenell: Ich denke nicht, dass es wie eine Art Magnetismus für mich war, nach Deutschland gehen zu müssen. Ich meine, sicherlich waren die Lehren des Zweiten Weltkriegs und die Art, wie die Europäer den Amerikanern begegneten, auch Gründe für mich, nach Deutschland gehen zu wollen, aber ich denke, alles in allem bin ich einfach ein sehr emotionaler Mensch. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich viel weine. 

Mein Vater hat uns ermutigt zu weinen, es war okay bei uns, Emotionen zu zeigen. Er hat mir immer wieder gesagt, dass er stolz auf mich ist, mich geküsst und, na ja, eben all die Dinge getan, von denen Sie wahrscheinlich denken, Väter sollten sowas nicht tun. So bin ich aufgewachsen: Darin ermutigt, Gefühle zu zeigen und sie mit anderen zu teilen. Ich habe Brüder und wir alle weinen viel, wir alle nehmen unsere Gefühle ernst. Deswegen werde ich wahrscheinlich auch immer so emotional bei Filmen, die mich berühren. Das liegt daran, dass ich mich sofort in die Situation einfühle. Menschliches Leid macht mich betroffen, geht mir an die Nieren. Sowas bewegt mich und dafür entschuldige ich mich auch nicht. So bin ich eben. 

Orit Arfa: Das steht, meiner Meinung nach, in großem Gegensatz zur deutschen Gesellschaft, in der Gefühle eher unterdrückt werden. 

Botschafter Grenell: Oder auch in deutlichem Gegensatz zu meinem Ruf. Da heißt es, dass ich irgendwie, nun ja, hart und schwierig bin. 

Orit Arfa: Stimmt, keine Ahnung, wer sich das hat einfallen lassen, aber vielleicht ändert sich die allgemeine Meinung ja nach diesem Interview. Was können wir also im nächsten Jahr erwarten? Ein Jahr ist jetzt um. Was erwartet uns im nächsten Jahr in Sachen Politik, Ausbau der deutsch-amerikanischen Beziehungen und in Fragen, die Ihnen persönlich wichtig sind? Und obwohl Sie so hart arbeiten, was haben Sie vor in puncto Spaß? 

Richard Grenell: Worauf ich mich am meisten freue, ist, einfach die Arbeit an unseren Prioritäten fortzusetzen, den Präsidenten und das amerikanische Volk zu repräsentieren. Das ist es, was ich gern tun möchte. Wir werden also weiter unsere Themen vorantreiben und Wege finden, um Probleme zu lösen. Für die Deutschen und für uns, das ist eine wechselseitige Sache. Ich liebe es, Probleme zu lösen. Ich gehe den Dingen gerne auf den Grund und finde dabei gleich wieder neue Themen, die es anzupacken gilt. Außerdem möchte ich mein Deutsch verbessern. Ich bin furchtbar schlecht. Das ist also auch eins meiner Ziele.

Orit Arfa: Aber Ihr Lebenspartner Matt schlägt sich ganz gut.

Richard Grenell: Er macht das super. Aber er ist, nun ja, ein Superstar und kann tatsächlich alles. Ich tue mich viel schwerer mit Sprachen als er. Also ich möchte jedenfalls besser werden mit meinem Deutsch. Dann ist da auch noch meine Hündin – und ich möchte es hinkriegen, ihr mehr von Deutschland zu zeigen und mehr Zeit mit ihr zu verbringen. In meinem Job ist das sehr schwierig, früher war ich ständig bei ihr, jetzt habe ich nicht mehr so viel Zeit für sie. Das ist wirklich nicht schön, denn sie hat mir während meiner Krankheit so viel emotionalen Halt gegeben. Jeder, der einen Hund hat, weiß, wie loyal Hunde sind und wie viel sie uns geben. Sie freuen sich einfach jeden Tag so wahnsinnig, wenn du wieder zu Hause bist.

Orit Arfa: Nun, ich habe keinen Hund, aber ich werde bald ein kleines Baby haben, hoffentlich wird auch sie zu mir stehen.

Richard Grenell: Im Unterschied zu mir können Sie Ihr Kind nicht allein lassen, ich meinen Hund aber schon.

Orit Arfa: Richtig. Aber Lola gefällt es hier? Sie hat hier Spaß?

Richard Grenell: Oh ja, sie liebt den Grunewald und wir haben rote Eichhörnchen in Dahlem. Solche hat sie vorher noch nie gesehen. Also jagt sie sie andauernd.

Orit Arfa: Sie sagen, die Leute denken, Sie seien hart. Aber wenn ich hier so mit Ihnen sitze (wir saßen auch schon in der Vergangenheit zusammen und haben uns unterhalten), ist das so, wie wenn ich neben jemandem sitze, mit dem ich ein Bier trinken gehen möchte (wenn ich nicht schwanger wäre…).

Ich meine nur, Sie sind vielleicht der mächtigste Diplomat in Europa. Sie treffen sich mit denen, die an der Macht sind. Die Leute sagen, Washington DC ist das Hollywood der Hässlichen. Jeder hat eine Agenda, schubst Konkurrenten beiseite oder erdolcht gleich jemanden – wie auch immer, auf jeden Fall hat jeder eine Agenda, die es durchzusetzen gilt. Und trotzdem scheinen Sie Ihre Demut beibehalten zu haben. Sie fliegen, wie ich weiß, Economy Class. Wir haben uns mal in L.A. getroffen und Sie haben ein Uber zum Museum of Tolerance genommen. Ich meine, welcher Diplomat macht so was? Bei all der Macht, die Sie haben – die Sie sich aber nicht anmerken lassen, wenn wir uns unterhalten –, wie bleiben Sie so geerdet und authentisch, so echt? 

Richard Grenell: Ich pflege den Kontakt zu Freunden, die ich schon mein ganzes Leben lang kenne, die mich „Ric“ oder „Onkel Ric“ nennen. Ich glaube es ist wirklich wichtig mit dem verbunden zu bleiben, was dich ausmacht. Ich sehe mich immer noch als Mitarbeiter, als Arbeiter, der hart schuften will, den Dingen auf den Grund gehen will. Das war wahrscheinlich für manche Leute hier eine Anpassung. Ich möchte zum Beispiel gerne „Ric“ genannt werden. (Das wird übrigens R-I-C ausgesprochen.)

Naja, mein richtiger Name ist Richard. Also ist es manchmal einfach nur „Richard.“ Aber, wissen Sie, für mich ist es wirklich wichtig, auf das zu achten, für das ich gerade Verantwortung trage. In der Bibel heißt es: Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel verlangt. Und ich spüre diesen Druck, ob es nun ein Telefonanruf von Präsident Trump ist, der mir sagt, „Sie müssen jetzt dies oder jenes tun“ oder Anweisungen aus Washington. 

Es gibt viel zu tun und ich bin ganz und gar beschäftigt mit meiner To-do-Liste, und daher denke ich über das, was ich bisher vielleicht erreicht habe, nicht weiter nach. Ich konzentriere mich einfach auf das, was ich zu tun habe und, wie gesagt, es gibt viel zu tun.

Orit Arfa: Danke sehr. Haben Sie vielen Dank.

Richard Grenell: Sehr gerne.

Foto: US Consulate Munich usembassy.gov via Wikimedia Commons

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Gidon David / 08.05.2019

Also ich finde den Klasse, den Grenell, genauso wie seinen Dienstherrn - Männer mit Hausverstand und Durchsatz! Besonders liebe ich das unbequeme Konfetti, welches von beiden so herrlich kompromisslos über die piefigen Politstatisten, Heuchler, Karrieristen und Falschspieler (m/w/d) aller Couleur hier wie in Brüssel gestreut wird! Auch sind beide bei uns “auf Achse” bestens aufgehoben! Willkommen zu Hause und schön, dass sich Repräsentanten einer stolzen Nation nicht bevormunden lassen und zu wichten wissen, wem sie ein Interview gewähren bzw. wen sie besuchen oder empfangen. Warum also nicht in Bälde auch mal ein Interview mit dem Präsidenten der Herzen unserer Achse-Leser? So richtig mit Foto “für meinen Präsidenten”. Was Gündogan und Özil können, gelingt unserer “Mannschaft” hier doch schon lange?! Alles in allem ein super Coup von Orit, ausbaufähig, sehr sympathisch präsentiert, ergo gelungene PR für alle Parteien. Zu guter Letzt noch was wirklich Praktisches: Dear Ric, how about creating a so called tandem together? You and I. You could improve your German and I could work on my English. Deal? Best, Gidi

Gerald Krüger / 08.05.2019

Menschen aus Trumps Entourage werden von den MSM eigentlich immer heftigst verrissen. Schön, dass hier ein zwar etwas larmoyantes, aber immerhin offenes Interview zu lesen/sehen ist, wenn auch nicht ohne positive Voreingenommenheit durch die Interviewerin.  Der Mann hat Kanten, aber offenbar auch Potential.

Martin Krieger, Frankfurt am Main / 08.05.2019

Das ist kein Interview, das ist “Fan trifft Star”. Hat nichts mit Journalismus und “Interview” zu tun. Mal abgesehen davon ganz interessant, aber ohne wirklich neue Erkenntnisse, wenn man Herrn Grenell und sein Wirken als Botschafter schon länger verfolgt. Trotzdem gut, die meisten Medien meiden den Herrn ja ansonsten. Zu Unrecht!

M. Friedland / 08.05.2019

Befreiung am 8.Mai 1945 bedeutet: Befreiung der Opfer Nazi-Deutschlands und der gesamten zivilisierten Welt von eben diesem Nazi-Deutschland - es handelt sich jedoch nicht um den Tag der Erlösung aller für immer. Die Akteure Nazi-Deutschlands wurden logischerweise nicht befreit, sondern besiegt. Daß Länder und Menschen, die mit dem Kriegsende tatsächlich befreit waren, nur wenige Jahre später wieder einer anderen Diktatur zum Opfer fielen, ändert nichts an der Bedeutung des 8.Mai.

Daniel Oehler / 08.05.2019

Das Interview ist viel zu harmlos und erweckt den Eindruck von Hofberichterstattung. Herr Grenell hat sich mit seiner agressiven Rhetorik zu Nordstream II unmöglich gemacht und zudem gezeigt, das er auf deutsche Interessen pfeift. Ein Botschafter sollte ein Diplomat sein, kein kalter Krieger und militanter Interessenvertreter der US-Fracking-Industrie. Die größte Bedrohung für die USA sind weder wankelmütige Vasallen in Deutschland, noch Islamisten, noch ein stetig wachsendes China, dem die NATO Russland in die Arme getrieben hat. Die größte Bedrohung für die USA sind die rhetorische Arroganz und der Größenwahn ihrer Politiker. China baut in der ganzen Welt Infrastruktur, die USA bringen Krieg, Invasionen, blutige Regime Changes und Sanktionen gegen die Bevölkerung anderer Staaten. So machen die USA sich die Welt zu Feinden und treiben sie in die Arme Chinas. Herr Grenell und die Twitter-Politik von Herrn Trump sind Teil des Problems, dass die USA mit dem Rest der Welt haben.

Ester Burke / 08.05.2019

Sehr schönes Interview - danke , und God bless !  (auch das Baby ;  wird es womöglich einen deutschen Uropa haben ?)

Wolfgang Kaufmann / 08.05.2019

Rechnen Sie damit, dass die Deutschen ohne mit der Wimper zu zucken ihre Verbündeten betrügen. Vorne beteuern sie freundlich, dass die Rüstungsausgaben erhöht werden sollen und dass es für die Migrationskrise unbedingt europäische Lösungen geben muss. Dann aber betreiben sie trotzig eine ganz andere Politik und beschreiten die realitätsfremden Sonderwege, die ihnen die linksdrehenden Medien und Denkfabriken als moralischen Imperativ verkaufen. – In dieser Geschichte sind die USA die ewigen Aggressoren; denn die Deutschinnen und Deutschen sind zu blauäugig um zu erkennen, von wem die Aggressionen tatsächlich ausgehen. Der Westen, die Christen, die Weißen haben in diesem Narrativ das Täter-Abo; also müssen die anderen zwangsläufig die Guten sein. Ökologie, Feminismus, Pazifismus sind nur billige Kosmetik und Teil eines fiktiven Selbstbildes; in Wirklichkeit fragt hier niemand nach realen Zahlen für Kohlendioxidausstoß, Frauen im Ingenieurswesen oder importierte Gewalt. – Herr Grenell, es ist infantiles magisches Denken, aber dies ist das Psychogramm unseres Volkes.

Volker Kleinophorst / 08.05.2019

@ Sabine Drews Der 8. Mai war auch im Westen kein “Tag der Befreiung”. Das ist Framing. Nur mal “Rheinwiesenlager” googeln. Mehr als 10 Millionen Deutsche sind dieser “Befreiung” zum Opfer gefallen, nicht nur im Osten.

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