Henryk M. Broder / 14.04.2018 / 06:29 / Foto: Lowdown / 50 / Seite ausdrucken

Es gibt keine Masseneinwanderung! Auch keine illegale!

Die „Gemeinsame Erklärung 2018" wurde innerhalb von vier Wochen von über 130.000 Bürgerinnen und Bürgern der Bundesrepublik unterzeichnet. Das sind, je nach Standpunkt, viele oder wenige, die ein Ende der illegalen Masseneinwanderung fordern. 

Es sind wenige, wenn man weiß, dass über 280.000 Tierfreunde eine Petition unterschrieben haben, um einen Hund zu retten, der zwei Menschen totgebissen hatte. Wir sind uns der humanitären Prioritäten und Traditionen, die in diesem Land gepflegt werden, durchaus bewusst.

Es sind viele, wenn man weiß, dass die Grünen, trotz ihrer täglichen Medienpräsenz und der Geschwätzigkeit ihres Führungspersonals, gerade mal 65.000 Mitglieder haben und die Liberalen etwas mehr als 63.000; zusammen also fast so viele wie die "Gemeinsame Erklärung 2018" Unterstützer zählt, bis jetzt. 

Erschreckend finde ich die vielen E-Mails, die ich bekommen habe, abgeschickt von Menschen, die sich mit der "Gemeinsamen Erklärung" solidarisieren, zugleich aber um Verständnis bitten, dass sie nicht unterschrieben haben, aus Sorge um ihre soziale und berufliche Existenz. Da mag eine Portion Paranoia dabei sein, aber auch Paranoiker haben Feinde und werden gelegentlich verfolgt. Insofern nähern sich die Verhältnisse in der Bundesrepublik denen in der DDR an, wo man zwei Meinungen haben musste, wenn man einen Konflikt mit der Obrigkeit vermeiden wollte, eine private und eine öffentliche. Das ist, sagt die Erfahrung, der Anfang vom Ende einer Demokratie.

Wo der offene Diskurs aufhört

Erstaunlich bis unheimlich finde ich die Reaktionen von Angehörigen des akademisch-intellektuellen Milieus, die sich unermüdlich für Toleranz und den respektvollen Umgang miteinander einsetzen, für einen offenen Diskurs und eine lebhafte Debattenkultur eintreten, Verständnis für die seltsamsten Bräuche fremder Gesellschaften einfordern, sich seit Jahrzehnten über das "christliche Familienbild" lustig machen, um nun die integrativ-pazifierende Wirkung des Familienlebens zu preisen, und die ausrasten, wenn deren Ansichten in Frage gestellt werden. Da hört der offene Diskurs schlagartig auf und ein Standesdünkel tritt an seine Stelle, wie man ihn nur in Erzählungen über ostelbische Rittergutsbesitzer findet.

Prototypisch für diese Haltung ist nicht nur die Schriftstellerin Juli Zeh, die sich gerne darauf beruft, dass sie Jura studiert hat, als ob das irgendetwas beweisen würde und als ob unter den Bösen und den Dummen dieser Erde Juristen nicht leicht überrepräsentiert wären – ich sage nur Hans Filbinger, Hilde Benjamin, Karl-Theodor zu Guttenberg –, es ist auch der Soziologe Harald Welzer.

Soziologen seiner Sorte, die die Welt nicht analysieren, sondern ihren Vorstellungen von einer guten Welt anpassen wollen, haben wir es zu verdanken, dass die deutsche Soziologie international so bedeutend ist wie die deutsche Gartenzwerg-Inudstrie für die Außenhandelsbilanz.

Kein Kontrollverlust, nirgends

Welzer ist allen Ernstes der Meinung, es gebe keinen "Kontrollverlust", keine "Masseneinwanderung" und schon gar nicht eine "illegale Masseneinwanderung". Alles nur Hirngespinste von Leuten, die einer "unverhohlenen Menschenfeindlichkeit" huldigen, die "mittlerweile gesellschaftsfähig geworden ist". Wow! Professor Doktor Welzer zahlt vermutlich auch für seine Zigaretten beim Späti mit einem 500-Euro-Schein, Kleingeld hat er prinzipiell nicht zur Hand.

Man kann geteilter Meinung darüber sein, wo "Masseneinwanderung" beginnt. So, wie man noch Jahrzehnte nach dem Ende des Krieges geteilter Meinung sein konnte, wo ein Massenmord beginnt. Inzwischen hat man sich geeinigt: Es müssen sechs Millionen sein. Deswegen ist jede Messerstecherei und jede Vergewaltigung ein "Einzelfall", weder symptomatisch noch charakteristisch, auch wenn sich die "Einzelfälle" auf eine seltsame Art häufen.

Der Kontrollverlust, den Welzer und seine Freunde leugnen, findet nicht nur an den Grenzen der Bundesrepublik und im Inland statt – Mit wie vielen Identitäten war Anis Amri unterwegs? Wie lange hat es gedauert, bis das wahre Alter von Hussein K. festgestellt wurde? Er beherrscht auch das Denken der progressiven Eliten, denen es allmählich schwant, dass sie Generäle ohne Soldaten sind. Zum Weitermachen verdammt und zum Scheitern verurteilt.

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Leserpost

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Elmar Schürscheid / 14.04.2018

Hallo Herr Broder, ich habe unterschrieben, obwohl mir dies Ärger im Beruf bereiten könnte. Doch vor der Obrigkeit zu kuschen, ist und war noch nie mein Stil. Leider habe ich mit vielen Menschen aus dem öffentlichen Dienst, besonders vielen Beamten gesprochen die sich nicht trauen zu unterschreiben. Aus den von Ihnen angeführten Gründen. Es scheint, dass wir immer noch die Duckmäuser von 45 sind. Die DDR lasse ich hier einfach mal aus. Käme sowieso auf das gleiche heraus. Mfg von jemandem der nicht einknickt.

Peter Hein / 14.04.2018

Sehr geschätzter Herr Broder, Sie haben den Nerv einer selbstverliebten, arroganten Klasse ohne Bodenhaftung getroffen. Die ach so toleranten, weltoffenen Bildungsbürger erheben sich über die das gemeine Volk das angeblich “Rechts” ist , aber nicht kapieren, dass hier das Recht verteidigt wird. Diese “moralisch Überheblichen” sind nicht in der geistigen Verfassung andere Meinungen zu ertragen. Ein einziger Satz von Ihnen und anderen denkenden Menschen schafft es in die Nachrichten, und noch dazu,  die selbsternannten ” Erziehungsberechtigten”  des Volkes in Aufruhr zu versetzen. Welcher Kleingeist ! Unerträglich wird es, wenn Unterzeichner mehr oder weniger erpresst werden, ihre Unterschrift zurückzuziehen. Dabei handelt es sich wohl um den selbstverständlichsten Satz der Welt, sollte man meinen. Noch unerträglicher wird es, da es die gleichen Leute sind,  die unserer Elterngeneration generell Mitläufertum vorwarfen. Was würden diese in der damaligen Situation erst tun, wenn man sich nicht mal heutzutage traut, seine Meinung zu vertreten. Herzliche Grüsse aus Augsburg Peter Hein (ein Unterzeichner)        

Werner Gottschämmer / 14.04.2018

Lieber Herr Broder, der Absatz “Wo der offene Diskurs aufhört” ist einfach sensationell gut! Sollte man den Verweigeren einer offen Diskussion jeden Tag zusenden.

Georg Dobler / 14.04.2018

Eine “unverhohlene Menschenfeindlichkeit” stelle ich auch fest.  Allerdings bei den von Amts wegen Verantwortlichen für eine Zuwanderung in 7-stelliger Zahl von Menschen deren Wanderungsgründe, Identität, kriminelle Vorbelastung und Einstellung zum Grundgesetz meist unbekannt sind. Wer Menschen, egal ob sie als Deutsche oder Migranten in Deutschland leben, so ein Experiment (so genannt in den Tagesthemen) mit allen Risiken und Gefahren zumutet, ist ein Menschenfeind. Wer zusieht wie eine Jüdin, die selbst Hitler überlebt hat, in Frankreich 70 Jahre danach von Muslimen ermordet wird und trotzdem diese Zuwanderung unterstützt, ist kein Menschenfreund. Wer toleriert, dass geltende Gesetzte dabei einfach verletzt werden, die bei uns strafbare Mehrehe zugelassen wird, die Ehe von unter 14-jährigen Mädchen toleriert wird, der verachtet nicht nur Menschen sondern den Rechtsstaat den wir bis 2015 kannten.

Bernhard Maxara / 14.04.2018

Herzlichen Dank, Herr Broder, für diese Erinnerung, mich ebenfalls einzutragen, was soeben geschehen ist. Dank auch für die exakte Charakterisierung des akademisch - intellektuellen Milieus, zu dem Sie gleich das künstlerische hinzufügen können, welches seit einem Vierteljahrhundert mit fliegenden Fahnen dem Zeitgeist hinterher rennt statt seiner Aufgabe der Bildung und Wacherhaltung des kritischen Geistes nachzukommen. Schier sprachlos machte mich bereits in den Neunzigern die unverhohlene Dummdreistheit, mit der anläßlich einer österreichischen Regierungsneubildung der seinerzeitige Kulturminister Scholten im ORF unwidersprochen sagen durfte: “Das Kultusministerium ist für uns ein unverzichtbares Ideologieressort.” Kein Wunder, daß sich in Felix Austria - wie schon ganz und gar bei uns - sämtliche Theater in “Betreutes Wohnen für linkslastige Regisseure” verwandelt haben, mit allen daraus für inszenatorische Ausrichtung und Spielplangestaltung folgenden Konsequenzen, was bedeutet, daß lediglich für das Feuilleton gearbeitet wird. Ich wette, daß sich in der Liste der Unterzeichner der “Gemeinsamen Erklärung 2018” kaum ein Schauspieler, Sänger, Musiker o.ä. finden wird, aus berechtigter Sorge, keinen Fuß mehr auf eine deutsche Bühne setzen zu können. Auch und gerade in diesem Bereich also das von Ihnen beschriebene bipolare Meinungspsychogramm nach DDR-Art. Ich selbst bin so alt wie Sie, lieber Herr Broder, und in der Tat habe ich nur Schwein gehabt, mit meinen Ansichten in meiner aktiven Zeit lediglich als verschroben angesehen zu werden.

Arnd Siewert / 14.04.2018

Erstaunlich ist die Hingabe den Lügen zu glauben und die Realität zu verweigern. Wir suchen Dumme und derer ermangelt es nicht. Wird aber auch ordentlich allimentiert. Islam-Versteher haben sicher gute Sponsoren. Im Feb. letzten Jahres gewahrte ich im ARD eine Übertragung aus der Semperoper. Laudator Roland Koch hoffierte einem Saudischen Prinzen. Money makes sexy

Susanne antalic / 14.04.2018

Es ist eine Ideologie, bei diesen Menschen, die sie eben erwähnt haben und gegen eine Ideologie kann man nicht mit gesundem Menschenverstand rechnen. Die Einzelfälle nehmen schon stündlichzu und es wird weiter ausgeblendet. Von solchen Menschen kann man eine Wende nicht erwarten, das war schon in dritten Reich so, der Krieg war verloren und man hat weiter hin junge Männer, fast Kinder zu Kämpfen hingeschickt und wenn die nicht wollten, desertieret sind, wurden noch 5 nach 12 zu tode verurteilt( Filbinger). Solche Menschen sind die gefährligsten und gerade diese Menschen suhlen sich in ihre so genannte Menschlichkeit. Es ist ihnen schlicht wurscht, ob andere zu schaden kommen.

Sabine Weinberger / 14.04.2018

>’...zugleich aber um Verständnis bitten, dass sie nicht unterschrieben haben, aus Sorge um ihre soziale und berufliche Existenz.’< Das gab es schon einmal. Umso erschreckender ist es, dass es sich wiederholt. Nur diesmal unter dem Vorzeichen des ‘Gutmenschentums’ (haben sich nicht auch damals Menschen als ‘gut’ empfunden?) - allerdings sind die Methoden und Praktiken die gleichen. Die SA heißt nun Antifa, ‘beschäftigt keine Rechtspopulisten’ dröhnt es, Demokratie ist, was eine kleine Minderheit definieren darf. Munkeln hinter vorgehaltener Hand (was sollen denn sonst die Nachbarn denken?), gleichzeitig (noch) die Meldungen über immer mehr Opfer - zuletzt Frau Nr. ? (Achtung, Zynismus!) am Jungfernstieg in HH mit ihrer kleinen Tochter. Ja, auch die ‘Einzelfälle’ häufen sich, scheinbar mit jedem Tag mehr. Wie lange glaubt man eigentlich, diese Scheinrealität noch aufrecht zu erhalten/erhalten zu können, bevor ein größerer Sturm losgeht, als die paar wenigen Piepl, die unter dem Satz ‘Merkel muss weg!’ oder ‘Kandel ist überall!’ demonstrieren? Ja, ‘Kandel’ ist wirklich überall. Wie lange möchte man das noch knebeln?

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