News-Redaktion / 16.02.2021 / 13:00 / 0 / Seite ausdrucken

Erste Stadt sperrt Tiefgarage für Elektroautos

Weil Elektro- und Hybridfahrzeuge nur schwer zu löschen sind, wenn sie brennen, dürfen sie in Kulmbach nicht mehr in die Tiefgarage, meldet focus.de. Das habe die Stadt in Absprache mit der Feuerwehr für die Tiefgarage unter dem Eku-Platz entschieden, habe zuvor auch InFranken.de berichtet. Hintergrund sei, dass es vor einigen Monaten zu einem Brand in der Tiefgarage gekommen war. Damals habe zwar ein Benzinfahrzeug und kein Elektroauto gebrannt, doch den Verantwortlichen sei an dieser Stelle klar geworden, dass es im Fall eines brennenden Elektroautos nicht möglich gewesen wäre, den Brand zeitnah zu löschen. Eine gewisse Zeit halte ein Stahlboden zwar Hitze aus, doch wenn zu viel Hitze einwirke, platze der Beton und das Eisen würde schmelzen. Dann bestünde Einsturzgefahr. So habe die Stadt den ungewöhnlichen Schritt begründet. Bislang soll es solche Verbote in Deutschland nur vereinzelt für Fahrzeuge mit Gasantrieb gegeben haben.

In Kulmbach werde derzeit diskutiert, dieses Verbot auch auf andere Parkhäuser der Stadt auszuweiten. Hierzu müsse mit der Feuerwehr besprochen werden, ob es im Falle eines Brands technisch möglich sei, das Fahrzeug mit schwerem Gerät aus dem Parkhaus zu holen. Eventuell könnte es sein, dass E- und Hybridfahrzeuge künftig beispielsweise nur im Erdgeschoss des Parkhauses parken dürften. Laut Aussage der Stadt Kulmbach würden auch andere Städte überlegen, derartige Verbote auszusprechen.

Die Stadt Kulmbach sei sich zwar bewusst, dass sich Fahrer von elektrischen Autos möglicherweise benachteiligt fühlen könnten, habe es auf Nachfrage geheißen, aber die Sicherheit der Bürger müsse im Vordergrund stehen. Zudem wäre mehr präventive Aufklärungsarbeit seitens der Fahrzeughersteller bezüglich der Brandgefahren wünschenswert, so ein Sprecher der Stadt.

Zwar verweisen Elektroauto-Hersteller darauf, dass ihre Fahrzeuge viel seltener brennen würden als Benziner. Doch Versicherungs-Experten wiesen darauf hin, dass das Brandrisiko immer mit dem Alter korreliere und daher bei den noch jungen Elektroautos keine aussagekräftigen Daten vorliegen könnten.

Falls es aber zum Brand komme, laufe dieser dramatischer ab. "E-Autos brennen zwar nicht häufiger als andere Fahrzeuge, doch wenn sich eine Batterie entzündet, brennt sie sehr schnell und kann kaum mehr gelöscht werden", wird die Unfallforscherin Bettina Zahnd zitiert. In solch einem Fall gehe es nur noch darum, die Insassen möglichst schnell aus dem Auto zu befreien und in sichere Distanz zu bringen, um sie vor Verbrennungen und giftigen Dämpfen zu schützen.

"Vor allem chemische Gefahren"

Eine gefürchtete Unfallfolge bei Elektroautos sei der sogenannte „Thermal Runaway“: Wenn ein elektrischer Kurzschluss in einem Lithium-Ionen-Akku durch Defekt oder mechanische Beschädigung einen Brand auslöst ist die Gefahr nicht die einzelne Zelle, sondern eine Kettenreaktion, bei der sich der flüssige Elektrolyt entzündet und sich das Feuer rasant auf andere Zellen ausbreitet. Das würden Batterie-Experten als „thermisches Durchgehen“ oder eben Thermal Runaway bezeichnen.

Für die Feuerwehr seien solche Brände von Elektrofahrzeugen extrem schwer zu löschen. Es würden enorme Mengen Wasser benötigt. Und das nicht nur für den Erstangriff. Nach dem Ersticken der Flammen könnten selbst Stunden nach dem Unfall immer wieder Brände aufflackern. Wahrscheinlich helfe den Rettungskräften nur eine Radikallösung, wie sie in den Niederlanden demonstriert worden sei: Nach einem Crash oder anderen Zwischenfällen würden die Stromer in geschlossene Container mit Wasser getaucht.

Bei technischen Defekten - die nicht immer im Akku liegen müssen, sondern auch in simplen Kurzschlüssen oder Problemen mit der Stromleitung im Haus – stünde man vor allem in geschlossenen Räumen wie Tiefgaragen oder Tunneln vor Problemen, die man so von Benzinern bisher nicht kenne.

FOCUS-Online zitiert dazu aus einer Studie des Schweizer Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK, die im Sommer 2018 erschien: "Wegen der reaktiven und teils hochgiftigen Materialen bestehen bei Batteriebränden in abgeschlossenen Räumen oder unterirdischen Infrastrukturen vor allem chemische Gefahren. Die freigesetzten Schadstoffe können sich aufgrund von eingeschränkten Belüftungsmöglichkeiten in der Luft konzentrieren und überschreiten für Menschen kritische Schwellenwerte schneller als im Freien, wo die Rauchgase eher verdünnt werden. Die in solchen Räumen oftmals nicht optimalen Flucht- oder Rettungsmöglichkeiten erschweren die Situation zusätzlich und tragen zur besonderen Gefährdung bei".

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