Herr Bohnhorst, Ihre Worte haben warme, nostalgische Empfindungen ausgelöst. Ich analysiere sie nicht! Das würde die innere Wärme vertreiben… Vielen Dank, von einem anderen alten Mann!
Demnächst wollen die EU-Dumpfbacken den Englischen Garten in München loswerden mit einer Petition “Umbenennung des Englischen Gartens in München in Europäischen Garten”. Ihnen ist es nicht zumutbar, wie “der größte Park in München mit dem - unserer Ansicht nach - europafeindlichen Verhalten Großbritanniens assoziiert wird.” Häh?
Über “Dinner For One” wird auch nur in Deutschland gelacht. In England kennt man das nicht und wenn doch, dann macht man sich über die Deutschen lustig, die so etwas als Humor und gar noch britschen Humor verstehen. Aber gut, hier im UK liegt die Messlatte auch viel höher. “The League of Gentlemen” kann ich empfehlen (BBC). Darüber können auch Briten lachen.
THE APES OF GOD (1930) von Wyndham Lewis könnte etwas für Sie sein. Der Roman (zirka 1000 Seiten) gehört zu den „1000 Bücher die man gelesen haben muß“. Das Buch wurde in vielen Sprachen übersetzt – nur nicht ins deutsche. Es gibt kaum einen englischen Schriftsteller, den die Briten (Bloomsbury Group) mehr hassten als Wyndham Lewis.
Nun stellt sich die Frage, ob Dinner for one typisch für englischen Humor ist und sodann, weitgehender, was eigentlich englischer Humor ist? Vielleicht versteht der Engländer unter Humor etwas anders als wir? Wer diesen Verdacht schon einmal hegte, sollte sich zur Bestätigung einfach dort umsehen, wo der Deutsche keinen Humor erwartet, ja will, wenn nicht gar hasst oder zumindest nicht schätzt. Parlamentsdebatten. Wissenschaftliche Publikationen etwa. Das Problem des deutschen Humors ist nicht, dass es ihn nicht gibt, sondern dass er eingesperrt wird, dass ihm Zonen zugewiesen werden, aus denen er nicht heraus darf. Etwa die Religion. Oder politisch heikle Fragen, denken wir an den Atomstrom. Es ist die besondere Leistung Loriots gewesen, dass er die deutschen Humor-Enklaven nicht akzeptiert hat, sondern, zudem, verlassen hat. “Otto Mohl fühlt sich wohl am Pol ohne Atomstrom”. Das war ein Tabubruch! Dass am Sylvester die Leute zu viel trinken und die Wegsteuer verlieren (wie man bei uns sagt) und dies zu Kalamitäten führt (auch ohne Tigerfell), ist ja nun nicht gerade ein Tabubruch. Der englische Humor hingegen hat gar keine Tabuzonen. Er ist überall. Im Unterhaus, in der Werbung (ich denke an die Ceddar-Werbung, in der eine Maus zu “Eye of the tiger” mit einer Mausefalle Bodybuildingübungen veranstaltet) und so weiter. Humorfrei ist eigentlich nur die Berichterstattung über das Königshaus. Es sei denn, spitting image nimmt sich diesem versoffenen und verlotterten Haufen an. Und: man kann in England über das alkoholschwangere Königshaus nebst wild rumrammelnder Familie lachen und gleichzeitig überzeugter Monarchist sein. Das wäre bei uns unmöglich. Entweder man lacht über Merkel oder man wählt sie nicht. Und das liegt einfach daran, dass der Deutsche das Lachen über jemanden als Herabsetzung nicht nur erlebt, sondern aus dem Grund auch gerne betreibt. Hauptsache, es lacht niemand über mich! Dann ist Schluss mit lustig.
Also so langsam schlägt’s 13! Jeder anständige MiHiGru Deutsche hat mindestens zwei Pässe, ein traumatisierter Flüchtilant verfügt über 10 bis 14 dieser Dokumente und nun besorgen sich die Engländer auch noch irische Papiere und wer weiß, wenn die Schotten… Also, to make a long story short, ich will auch noch ‘nen Pass. Bin in Magdeburg geboren und habe deshalb jetzt zusätzlich einen DDR-Pass beantragt.
Nette feuilletonistische Etüde - Dankeschön. Monty Python bleiben für mich im Deutschland der moralinsauren Weltenretter ebenso verlässliche Antidepressiva wie Loriot und Erich Kästner, Morgenstern und Ringelnatz, Karl Valentin, der brave Soldat Schwejk… Ihnen allen gemeinsam: Sie sind für kollektivistische, geschweige totalitäre Propaganda kaum tauglich. Das unterscheidet sie von den medialen, Feindbilder als witzig ausgebenden Parteigängern vom “Stürmer” der Nazis bis zum “Eulenspiegel” der SED und ihren Nachfolgern in den ÖRR. Humor ist, wenn man trotzdem lacht, nicht im ideologisch gleichgeschalteten Schwarm.
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