Vera Lengsfeld / 25.07.2018 / 11:00 / Foto: Mark Fahey / 19 / Seite ausdrucken

Ergebenheits-Dichtung: Letztes Bollwerk Angela

"Es wird ganz Deutschland einstmals Merkel danken.
In jeder Stadt steht Merkels Monument.
Dort wird sie sein, wo sich die Reben ranken,
Und dort in Kiel erkennt sie ein Student.

Dort wird sie sein, wo sich von ihr die Fluten
Des Rheins erzählen und der Kölner Dom.
Dort wird sie sein in allem Schönen, Guten,
Auf jedem Berg, an jedem deutschen Strom,

Allüberall, wo wir zu denken lernen
Und wo man einen Lehrsatz streng beweist.
Vergleichen wir die Genien mit den Sternen,
So glänzt als hellster der, der Merkel heißt…"

Der kundige Leser wird hier sogleich Johannes R. Bechers Danksagung an Stalin erkennen, die mit dem Namen der Bundeskanzlerin verballhornt wurde.

Nein, ganz so schlimm hat es Bernd Ulrich, stellvertretender Chefredakteur der Zeit, in seinem Text „Zeit zu gehen“ nicht getrieben. Stattdessen benutzte er ausgerechnet das wunderschöne Abendlied von Matthias Claudius – mein Lieblingsgedicht – um seiner Merkel-Huldigungs-Hymne einen besonderen Touch zu verleihen. Ich kann diesen Text nicht „still belachen“. Ulrichs Eloge beginnt mit der steilen These:

„Wenn Angela Merkel abtritt, steht nichts mehr zwischen den Deutschen und der Wirklichkeit. Sie sind darauf nicht gut vorbereitet.“

Darunter eine Fotomontage, in der die Kanzlerin in schönster Abenddämmerung gebeugt Richtung Bildrand schreitet. So viel Mut zum Kitsch ist schon fast wieder witzig, wenn der Text danach nicht so bitter ernst gemeint wäre.

„Am besten fangen wir schon mal an, uns nach ihr zurückzusehnen. Nach dieser starken Frau, dieser unvergleichlichen Politikerin und großen Kanzlerin.“

Becher hätte das nicht devoter formulieren können. Danach verschwindet der Artikel hinter der Bezahlschranke. Besser so. Große Kanzlerin, vergleichbar mit Kohl und Adenauer? Die Realität, vor der uns Merkel angeblich schützt, sieht anders aus. Die meisten Deutschen machen sich bestimmt wenig Illusionen über die Realitäten in Merkel-Deutschland. Inzwischen soll die Ablehnung ihrer Flüchtlingspolitik auf 70 Prozent der Bevölkerung gestiegen sein.

Ulrich wird sein Text eines Tages so peinlich sein wie Johannes R. Becher sein Stalin-Gedicht. Aber Becher hatte sich selbst eine Rechtfertigung für sein Tun auf den Grabstein geschrieben:

„Denn dies war meines Werkes heilige Sendung – Dienst an der Menschheit künftiger Vollendung“. 

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Leserpost

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Axel Schmidt / 25.07.2018

@Buitoni Naja, der war aus Österreich, aber sonst stimme ich Ihnen vollkommen zu;-)

Frank Volkmar / 25.07.2018

Roger Willemsen hat einmal geschrieben, “Angela Merkel chloroformiert das Land”. Das passt meiner Meinung nach besser auch auf die Folgen, wenn die Betäubung nach ihrem Ausscheiden nachlässt !

S.Niemeyer / 25.07.2018

Wer ihr so etwas Schönes in ihr Poesiealbum schreibt, hat doch eine Extraeinladung verdient! Mangiamoccoli nennen Italiener den bigotten Oberfrommen, wörtlich: der selbst die Kerzenreste ‘runtergebrannter Messkerzen mampft.

Wolfgang Kaufmann / 25.07.2018

Na wir wollen doch nicht den Völkermord von damals vergleichen mit der Umvolkung von heute. Damals waren es Millionen Tote binnen zwölf Jahren, aber mit Adolfs Ende war der Spuk vorbei. Die schleichende Soumission von heute ist subtiler, ihre Folgen sind aber tiefgreifender. Auch die Auflösung eines Staatsvolks ist ein Akt des Genozids.

Frank Box / 25.07.2018

Dieser Schwachsinn hat auch sein Gutes! - Je mehr abgedrehten Unsinn die Linkspresse so von sich gibt, um so schneller sinken die Auflagen. Eine Zeitlang werden sie dann noch von Staatsknete (GEZ) am Leben gehalten, indem sie sich zur Kostensenkung mit dem ÖR zu “Redaktionssnetzwerken” zusammenschließen. Aber irgendwann ist auch diese Zitrone ausgepresst. Dann gehen ganze Redaktionen geschlossen zum Arbeitsamt :-)

Ulrich Spranger / 25.07.2018

J.R. Becher - einer der größten deutschen Literaten und Dichter der Welt- schrieb das Werk bereits 1953.  Seine Worte scheinen heutigen Lesern vielleicht etwas zu pathetisch, haben aber durch Kraft und Einfalt nichts eingebüßt. Aber man bedenke:  Es handelt sich hier um die Würdigung Stalins! Dem besten (!)  Menschen,  den dieser Planet je hervorgebracht hat. Also, von Mohammed mal abgesehen. Solche epochalen Erscheinungen, darf man wohl noch entsprechend würdigen dürfen. Hier herrscht schließlich Meinungsfreiheit! Das gilt auch für Dr. Merkel und die “Zeit”. Die Macht sei mit ihnen! Ulrich Spranger

B. Michler / 25.07.2018

Und ich naiver Träumer dachte, die Zeiten diktatorischen Personenkults seien hierzulande längst überwunden. Aus der Traum ...

Joachim Lucas / 25.07.2018

Wenn diese unsägliche Frau nur endlich weg wäre. Nur ihre Schleimer (anders kann man diese Schreiber nicht nennen) schreiben sie wohl auf ewig (oder besser: bis zum Ende ihrer Regierung) auf den Sockel. Da wird sie ganz sicher nicht lange bleiben. Wenn man ihre Scherben zusammenkehren muss, spätestens dann wird man sie verfluchen und sie wird lange, lange den letzten Platz der ewigen Verliererliste deutscher Bundeskanzler einnehmen. Aber dann will’s wieder keiner gewesen sein, der sie gewählt hat.

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