Peter Grimm / 21.08.2018 / 15:00 / Foto: BMWi / 17 / Seite ausdrucken

Erdogans Sigi über Trump

Was macht eigentlich Sigmar Gabriel? Sie erinnern sich, der Mann hatte schon viele Ämter inne. Der überraschende Rücktritt seines Vorgängers verschaffte ihm das Amt des niedersächsischen Ministerpräsidenten. Als er das bei der folgenden Wahl wieder verlor, hatte seine Partei kein wirklich sinnvolles Amt für ihn, aber damit er nicht vollkommen ämterlos dastehen musste, wurde eigens für den verdienten Genossen der Posten des SPD-Pop-Beauftragten geschaffen.

Bekanntlich brachte er es später zum SPD-Vorsitzenden und Umwelt-, Wirtschafts- sowie Außenminister. Nur mit den Wählern hat es auch später nie so recht klappen wollen. Dabei kann Genosse Gabriel Weltpolitik erklären wie kaum ein anderer. Gerade am letzten Wochenende wieder:

Die Menschen in der Türkei brauchen jetzt dringend ein ganz klares Signal: Deutschland und Europa werden nicht mitmachen bei der von Donald Trump betriebenen wirtschaftlichen Destabilisierung ihres Landes. Die USA tun jetzt etwas, was man nach meiner Meinung unter Nato-Partnern nicht tun darf: Sie wenden Sanktionen an und versuchen, ein ohnehin wirtschaftlich angeschlagenes Land über die Klippe zu schieben.“

Sind Geldzahlungen und Zuspruch alternativlos?

Also wenn Erdogan neben eigenen widerspenstigen Bürgern auch solche aus den NATO-Partnerstaaten willkürlich verhaften lässt, stört das die Partnerschaft nicht? Ist die deutsche Duldsamkeit beim Umgang fremder Mächte mit den eigenen Bürgern der Maßstab internationaler Politik? Wenn ein NATO-Partner abdriftet von den Werten, die das Bündnis vorgibt zu verteidigen, dann soll man ihn mit Geld und Zuspruch überhäufen, damit er vielleicht doch noch wenigstens ein bisschen bleibt?

Wahrscheinlich sind das die falschen Fragen, denn Deutschland und die EU wollen ja auch anderen Herrschern, wie beispielsweise den Mullahs in Teheran, zeigen, dass sie im Gegensatz zu Trump bei der „Destabilisierung ihres Landes“ nicht mitmachen wollen.

Wahrscheinlich beschreibt der Außenminister a.D. die derzeitige Berliner Politik ziemlich treffend. Oder folgen die Regierenden und ihre Unterstützer etwa Gabriels Ratschlägen? Auch die SPD-Vorsitzende Nahles forderte ja Unterstützung für Erdogan in der von ihm selbst verschuldeten Krise. Die Kanzlerin schweigt noch vornehm, sie muss sich auf das Schauspiel des Staatsbesuchers aus Ankara vorbereiten. Dafür müssen ja noch ein paar schöne Sprechblasen gebastelt werden, um die Alternativlosigkeit der nächsten Milliardentransfers an den türkischen Machthaber zu untermauern.

Der Beitrag erschien auch hier auf sichtplatz.de

Foto: BMWi

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beat schaller / 21.08.2018

> Dafür müssen ja noch ein paar schöne Sprechblasen gebastelt werden, um die Alternativlosigkeit der nächsten Milliardentransfers an den türkischen Machthaber zu untermauern.< Ob es in einem solchen Fall immer noch ruhig bleiben würde in Deutschland??? Allerdings jetzt, wo doch Griechenland den Rettungsschirm verlassen hat und sich so dankbar für die Hilfe zeigt, jetzt ist doch eigentlich wieder Spielraum vorhanden. Alles Müller oder was? b.schaller

Peter Müller / 21.08.2018

Herr Gabriel ist vermutlich unterbeschäftigt und möchte zudem vielleicht einfach mal "Andrea" beipflichten.Ganz sicher hat er nichts dagegen, seinen Namen in den Medien zu sehen.Ausserdem ist "der Ami" sowieso an allem schuld und der Sultan hat ja auch gerade eine deutsch-türkische Journalistin "laufen lassen." Vielleicht hat der größte türkische Herrscher seit Menschengedenken auch ein wenig mit dem Faustpfand "Schutzsuchende" und "Grenzen" gewuchert...Interessant, dass man Griechenland, ein Mitglied der EU, zunächst doch recht unwirsch abmeierte, bevor die Euros flossen in Zusammenarbeit mit dem IWF (zumeist über Griechenland zurück ins westeuropäische Bankensystem, wie man lesen konnte), bestimmte Kreise sich bei der Erdogan-Türkei aber vor lauter vorauseilender Solidarität kaum halten können. "Die Griechen" geben möglicherweise gerne Geld aus, das sie gar nicht haben, aber "die Türken" tun das Gleiche und pfeifen obendrein auf die immateriellen "Werte des Westens".Dennoch erleben wir ein ums andere Mal deutsches Appeasement gegenüber AKP und Konsorten.Ob Merkel einknickt und die Schatulle des deutschen Steuerzahlers öffnet? Will man wirklich Milliarden bedingungslos an die herrschende Clique der Türkei "ausreichen"?Aber vielleicht ist die SPD (oder was davon übrig ist) auch nur auf der Suche nach neuen Wählerschichten?

Emmanuel Precht / 21.08.2018

Kann mich gar nicht erinnern, dass der ehemalige Außen-Sigi sich jemals kritisch über die völkerrechtswidrige Annexion eins Großteils Zyperns geäußert hat. Wir erinnern, Zypern, Griechenland, NATO? Diese Bigotterie, hier im Sinne von Scheiheiligkeit, kotzt mich einfach nur noch an. Haben solche Leute eigentlich noch Spiegel im Wohnbereich hängen? Und wenn ja, welche Drogen verindern, dass sie diese zerschlagen, wenn ihr Konterfei darin auftaucht? Wohlan...

Thomas Lang / 21.08.2018

Man sollte den Beteiligten vielleicht mal sagen, dass Amerika unser starker und verlässlicher Verbündeter ist, den wir , besieht man sich den Zustand unserer Bundeswehr , dringend brauchen.

Sabine Schönfelder / 21.08.2018

Gabriel ist der klassische Hetzer und ein schamloser Selbstdarsteller. Seine Meinungen wechselt er wie ein ordentlicher Bürger seine Unterhosen; täglich. Nur wenn er per Regierungsposten an die politischen Realitäten getragen wird, argumentiert er kurzfristig so ähnlich wie vernünftig!Seine Meinung ist wertlos, oft unanständig und wird ausschließlich zu dem Zweck formuliert, sich dadurch irgendwelche persönlichen Vorteile zu verschaffen. Kurzum, er ist der Prototyp des geschmeidigen Politikers. Es mangelt ihm allerdings in seiner Zielstrebigkeit an der erforderlichen Empathie zur Seilschaftenbildung. Da ist ihm Nahles voraus. Jetzt steht er kurzfristig auf dem Abstellgleis, aber ich bin sicher, daß wir ihn ( ähnlich wie Steinmeyer) nicht losbekommen werden. Hinsichtlich der Türkei, wie Sie bereits treffend formulierten, hätte es der SPD- Forderungen wirklich nicht bedurft, denn Merkelchen hat das Geld schon abgezählt bereit liegen!

Detlef Dechant / 21.08.2018

Vielleicht sollte man Gabriel auch daran erinnern, dass es einen guten Grund gab, den Standort der Luftunterstützung für den Syrienkonflikt vom "zuverlässigen" NATO-Partner weg in das instabile Jordanien zu verlegen!

Martin Landner / 21.08.2018

Vor 50 Jahren hätte das alles noch Sinn gemacht. Sigmar Gabriel hätte fest an der Seite des Ostblocks die Türkei & den Iran umworben, um gemeinsam gegen die kapitalistisch-imperialistische USA, das burgeoise Israel & natürlich das ganz besonders böse Deutschland vorzugehen. Die RAF hätte gemeinsam mit der Hamas Anschläge auf den "Polizeistaat BRD" begangen & nach 9/11 hätte Gabriel zustimmend genickt, denn "sowas kommt von sowas". Problem: Der Ostblock ist zusammengebrochen, die Welt entwickelt sich weiter. Nur der kalte Krieg, der ist noch genauso in den Köpfen drin & wird so verbissen in Klassenräumen, den Zeitungen & Parteien ausgefochten als wäre nie etwas geschehen.

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