Erdogan kütt

Erdogan ist in Berlin und trifft sich mit Olaf Scholz zu einem Arbeitsgespräch. Auch Frank-Walter Steinmeier wird sich die Ehre geben. Beide Herren, die Israel Solidarität bekundet haben, werden sich mit einem Hamas-Lover an den Tisch setzen.

„Fußball ist ein einfaches Spiel, am Ende gewinnt immer Deutschland.“ Das stimmt schon lange nicht mehr. Die Zeiten ändern sich. In der Politik, besonders bei Erdogan, gibt es eine ähnliche Regel. „Egal was passiert, am Ende ist Erdogan der Nutznießer!“ Erdogan ist bekannt dafür, dass er ein Tänzer zwischen den Stühlen ist. Rückgrat? Fehlanzeige! 

Ich glaube, die Wirtschaftskrise der Türkei hält schon seit einem Jahrzehnt an und immer wieder passieren Dinge, die Erdogan so gelegen kommen, dass er alles, egal ob hohe Inflation, Arbeitslosigkeit oder schrumpfende Wirtschaft, aussitzen kann. Grundsätzlich sind die ausländischen Kräfte schuld, und Erdogan stellt sich jedes Mal als Opfer hin. Die Corona-Maßnahmen, den Einmarsch der türkischen Armee in Syrien und im Nord-Irak, den Ukraine-Russland-Krieg oder, wie jetzt, das Massaker der Hamas an israelischen Bürgern – alles nutzt Erdogan zur Ablenkung.

Während der „Pandemie“ ging es weltweit drunter und drüber. Also konnte Erdogan in dieser Phase an nichts schuld sein. Er sagte einfach, dass es allen schlecht gehe, so auch der Türkei. Schon vorher, als ihm nichts einfiel und nichts Weltbewegendes passierte, schickte er die türkische Armee nach Syrien und in den Nord-Irak, um Terroristen kaltzustellen, wie er behauptete.

Gerne an der Seite der islamischen Terroristen

Europa und besonders Deutschland war entsetzt, als Putin sich dafür entschied, die Ukraine anzugreifen. Wieder kam die große Stunde des unsicheren Kantonisten Erdogan. Er war für die Ukraine, aber auch für Russland. Was sonst? Die Ukraine und Russland ließen es geschehen, weil sie wussten, dass man diese Situation gut ausnutzen konnte. Mit beiden Ländern trieb Erdogan regen Handel. Kein Embargo ist ihm heilig. Russland verkaufte das, was es wegen des Embargos nicht verkaufen durfte, gern über die Türkei. Auch Importe liefen über diesen Weg. 

Durch diese Haltung Erdogans ging es zwar der Türkei nicht besser, aber ihm und seinen Seilschaften, die in dieser Phase besser verdienten, als sie es ohne Krieg und Krisen gekonnt hätten. Doch weil man sich an den Ukraine-Russland-Krieg gewöhnt hatte, traten die schlechten Wirtschaftszahlen nach und nach wieder in den Vordergrund.

Dann aber, zum Glück für Erdogan, gab es das Massaker der Hamas an israelischen Bürgern. Besser hätte es für ihn nicht kommen können. Ein bis zwei Tage lang gab es Beileidsbekundungen in Richtung Israel, dann aber, als Israel die Vernichtung der Hamas ankündigte und loslegte, war Erdogan wieder voll auf der Seite der Hamas, einer Terrororganisation. Seine Nähe zu Islamisten ist nicht überraschend, zumal einer seiner Koalitionspartner, die Partei HÜDA PAR, die türkische Niederlassung der Hizbollah ist. Der Mann ist gern an der Seite islamischer Terroristen, hat er sie doch in seinen 22 Jahren an der Spitze der Türkei, mal als Ministerpräsident, mal als Präsident (in beiden Fällen wie ein Alleinherrscher regierend), unterstützt.

Erdogans Veto gegen Israel

Die mehreren Millionen islamischer Flüchtlinge im Land und die fast 80 Millionen Türken, ebenfalls Muslime, boten und bieten einen fruchtbaren Boden für seine Hetze. Im ganzen Land gingen die Anti-Israel-Demos los und dauern noch an. Die Polizei ließ es mit wenigen Ausnahmen geschehen, wobei Erdogan allein entscheidet, wie die Polizei und die sonstigen Sicherheitskräfte zu agieren haben.

Es sind auch die gegen Israel auf der Straße, die sich sonst nicht auf die Straße trauen, zum Beispiel gegen Erdogan. Es klingt zwar makaber, aber das Volk denkt sich wahrscheinlich: „Wenn wir schon nicht gegen Erdogan auf die Straße können, weil wir dann geschlagen und mit Pfeffergas in Berührung kommen würden, protestieren wir halt gegen Israel.“

Heute kommt Erdogan nach Deutschland und trifft sich mit Olaf Scholz zu einem Arbeitstreffen. Auch Frank-Walter Steinmeier wird sich die Ehre geben. Beide Herren, die Israel Solidarität bekundet haben, werden sich mit einem Hamas-Lover an den Tisch setzen (müssen). 

Auch wenn die fast 10 Millionen Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan etc. mittlerweile in der Türkei heimisch geworden sind, sind sie für Erdogan immer noch eine Waffe, ein Faustpfand, ein Druckmittel erster Güte, ganz nach dem Motto: Ihr zahlt, oder ich schicke sie Richtung Europa, insbesondere Richtung Deutschland los! Das würde zwar mittlerweile nicht mehr ganz so funktionieren, wie sich Erdogan das vorstellt, aber er weiß ja, dass in der deutschen Regierung Leichtgläubige und Ahnungslose sitzen, mit denen man alles machen kann. Übrigens, eine geplante gemeinsame Erklärung der NATO-Mitgliedstaaten, in der Israel die Solidarität ausgesprochen werden sollte, wurde durch ein Veto Erdogans torpediert. Wir dürfen gespannt sein, was bei diesem Treffen rumkommt.

 

Ahmet Refii Dener, geb. 1958, ist deutsch-türkischer Unternehmensberater, Blogger und Internet-Aktivist aus Unterfranken. Mehr von ihm finden Sie auf seinem Blog und seiner Facebookseite.

Foto: Montage achgut.com/ Imago/Michael Lucan CC BY-SA 3.0 de via Wikimedia Commons

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Leserpost

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H. Krautner / 17.11.2023

“Erdogan ist in Berlin und trifft sich mit Olaf Scholz zu einem Arbeitsgespräch. Auch Frank-Walter Steinmeier wird sich die Ehre geben. Beide Herren, die Israel Solidarität bekundet haben, werden sich mit einem Hamas-Lover an den Tisch setzen.” Auch wenn man Erdogan negativ beurteilt:              In der Politik ist Diplomatie das wichtigste Handwerk. Und Diplomatie heisst miteinander sprechen (die Alternative hierzu ist, Kriege führen, Panzer losschicken).      Deshalb muss man auch mit Politikern sprechen, mit deren Politik man nicht einverstanden ist, wie z.B. auch mit Erdogan, Biden, Putin, Netanjahu und vielen anderen mehr.

Klaus Peter / 17.11.2023

Wird man den Möchtegern-Kalifen auch über seine zahlreichen angereisten Landsleute befragen, die hier immer mehr nach “Asyl!” rufen?

Klaus Keller / 17.11.2023

Es gibt Leute die so wie ich Nusskuchen lieben und andere lieben Windbeutel. In Deutschland sind Windbeutel scheinbar unbeliebt, aber es gibt sie. Was das mit Herrn Erdogan zu tun hat? Er liebt Windbeutel und sagt das auch. Von vielen, eher linken Journalisten, wird erwartet das er das nicht offen sagt und Nusskuchenliebhaberei heuchelt. Ich mag den Mann aus 2 Gründen. Erstens er ist offensichtlich konservativ. Zweitens er sagt was er denkt. Die Eigenschaften schreibe ich auch Herrn Nethanjahu zu, wobei ich davon ausgehe das letzterer auch eher Nusskuchen mag. Ich finde es immer schade wenn sich beide in die Wolle geraten wo sie doch ähnliche Probleme haben. Deutsche Linke mögen beide nicht. Beide haben mit terroristischen Gruppen in der Nachbarschaft zu tun gegen die sie militärische Sonderoperationen durchführen und beide haben Feinde die ihr Land auslöschen oder wenigstens aufteilen wollen und beide benötigen ausreichend gute Beziehungen zu Russland das auch Sonderoperationen in der Nachbarschaft durchführt. Was tun? Ich gehe davon aus das die beiden Herren auch weiterhin miteinander Reden, weil sie gemeinsame Gegner und gemeinsame Interessen haben. Sorgen mache ich mir erst wenn sie entweder Krieg gegeneinander führen oder uns erzählen wie sehr sie sich lieb haben.

Stefan Riedel / 17.11.2023

Ist Erdogan vielleicht ein wirklich böser Mensch, nicht nur einfach ein korrupter erbärmlicher Machtpolitiker? Wie viele Hamas-Nazi-Bonzen haben Zuflucht in türkischen Luxushotels gefunden? Und planen von dort zusammen mit Teheran das Enthaupten von Babys, ihr Verbrennen bei lebendigen Leib, Massenvergewaltigungen, Geiselnahme von Kleinkindern,...?

Torsten Lange / 17.11.2023

Keine Brandmauer gegen Judenhasser?

Wolfgang Fischer / 17.11.2023

Der Einei** E********r , wie ihn der Fernsehliebling einmal nannte, gibt sich die Ehre! Oh Allah, ich Staub zu seinen Füssen…...was kostet es diesmal?

Karsten Dörre / 17.11.2023

In der hohen Politik muss man zusammenkommen. Da kann man nicht wie ein Kleinkind bockig sein. Manchmal telefonierte man früher sogar per roten Telefon miteinander und nebenbei zielten beide mit Atomwaffen aufeinander.

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