Sehr geehrter Herr Broder, mit einem haben Sie Unrecht: Hunde sind nicht intelligenter als Katzen. Sie sind nur anders.
Hält sich Frau Kässmann nicht lediglich an die Schrift? Als Theologin darf sie das. Die Politiker allerdings haben die Menschen in ihren Ländern gefälligst zu schützen.
Ich bin katholisch aufgewachsen und ich mag auch dieses “heimatliche Gefühl” in den katholischen Bräuchen. Aber ich glaube nicht wirklich an Gott. Wenn man sich die “Botschaft Jesu” aus der Bibel ansieht, ist sie schon extrem radikal: Eine zentrale Aussage ist : “Geh, verkaufe alles, was du besitzt, und gib es den Armen. ... Und dann komm und folge mir.“. So gesehen hat Frau Kässmann mit der Botschaft Jesu vermutlich recht. Nur wenn sie nach der Botschaft Jesu leben würde, müsste sie wohl in Nachfolge Jesu Pfandflaschen aus den Mülleimern fischen. D.h. NIEMAND in den Kirchen lebt wirklich nach der Botschaft Jesu. So gesehen sind grundsätzlich all die Bezüge der Kirche auf Jesus nur lächerlich. Meiner Meinung nach waren Jesus und die Urchristen ein eschatolische Bewegung. Und das so etwas dann später zur Staatskirche wurde, zeigt wie austauschbar “Inhalte” sind.
Lieber Herr Broder, Ihre Kritik ist wundervoll. Aber was soll dieses zahnlose “Gekeife,” wo ist auch Ihr Aufruf zum Widerstand? Denn den muß man, auch wenn es sehr schwer fällt im satten Deutschland, jetzt leisten. UND Sie haben auch eine Bühne! Wollen Sie die nicht nutzen, oder “dürfen” Sie nicht?! Auch Sie, das werden Sie mir sicher übel nehmen, sollten sich über Ihre fast bequem eingerichtete Welt erheben! Liebe Grüsse
Sicherlich kann man über theologische Ansichten trefflich streiten, aber Frau Kässmann ist mit dem Interwiev und darin enthaltenen Aussage in der Situation nicht gut beraten gewesen.
Die bekannteste Theologin Deutschlands zu sein, bringt eine gewisse Verantwortung mit sich, sagt aber nichts über Kässmanns theologische Kompetenz aus. Wäre die Christenheit Kässmanns Model der Selbstopferung gefolgt, hätte sich die Sache nach wenigen Jahrzehnten vermutlich erledigt. Selbst Jesus war weniger weltfremd. Jesus musste sterben, weil er sich der Prophezeiung fügte. Theologisch gesehen war es ihm als “Lamm Gottes” bestimmt - und nur ihm! Dieses Opfer war nur ein einziges Mal notwendig. Seine Nachfolger wies Jesus ausdrücklich darauf hin, dass sie künftig Vorsorge zu treffen haben, nun für sich selbst werden sorgen müssen. Das beinhaltet weltliche Versorgung (“nehme einen Geldbeutel”) und Selbstverteidigungsbereitschaft (“kaufe ein Schwert”). Jesus verabscheute Gewalt, das geht auch aus besagter Bibelstelle (Lukas 22,35-38) hervor. Christliche Nächstenliebe ist nicht Selbstopferung und setzt Eigenliebe voraus (“Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.”) Jesus war, wohl im Gegensatz zu Frau Kässmann, in gewisser Weise Realist.
Frau Käßmann ist einfach nur konsequent. Ich finde soviel Ehrlichkeit großartig. Wenige Christen sind persönlich so konsequent, wie es im Neuen Testament von allen Gläubigen verlangt wird. Nichts ist so unpopulär und unbequem wie das “so haltet die andere Wange hin!”. Das ist ja der Grund, warum die meisten Mitglieder dieser Kirche keine Gläubigen sind, sondern Mafiosis. Und es ist dieser Mafiaaspekt der Kirchen, der immer wieder hilft, sich durchzusetzen und obenauf zu schwimmen, was immer die Geschichte bringt. Als pure Gläubige wären die Christen längst ausgestorben. Für Gläubige gibt es kein Verbrechen ohne Gott. Völlig egal, ob die als göttlich angenommene Instanz etwas gleichgültig duldet oder interessiert befürwortet oder ablehnt: Macht erzeugt Verantwortung. Ohnmacht aber ist nicht göttlich. Alles dazwischen ist Mensch. Ein Betender ist ein Mensch, der seine Verantwortung nicht wahrnehmen will und seine Ohnmacht nicht aushalten kann. Manchmal ist es ein Schauspieler. Daraus folgt, dass jeder sich die Leute, die für wichtige Ämter kandidieren, sehr genau anschauen soll. Ein Blick in die Geschichte der letzen hundert Jahre ist fast immer hilfreich.
Die Ermordeten sind noch nicht begraben, da bekommen die Überlebenden schon Tipps zum Umgang mit den Mördern. Frau Käßmann erweitert mit ihrer jüngsten Äußerung ihr pastorales Sprachspektrum von der politischen Korrekheit zum schamloser Moralismus.
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