Vera Lengsfeld / 20.02.2018 / 06:29 / Foto: Øyvind Holmstad / 45 / Seite ausdrucken

Enteierung der CDU abgeschlossen

Es ist noch nicht so lange her, da hatte Angela Merkel in ihrem ZDF-Interview geheimnisvoll jede Menge Überraschungen angekündigt, was die Verjüngung ihres Stammpersonals betrifft. Nun, Überraschung Nummer eins  ist ihr gelungen. Annegret Kramp-Karrenbauer, der Einfachheit halber von den Medien AKK getauft, wird mit ihren 55 Lenzen dem jugendlichen Tauber als Generalsekretär der CDU ersetzen. Erschreckend jung ist AKK – wenn man das Politbüro als Bezugsgröße nimmt. Bei den SED-Oberen fing mit 55 das politische Leben erst an.

Viele Medien überschlugen sich mit Huldigungen für diese überaus kluge Wahl, hatten aber sichtliche Schwierigkeiten damit zu erklären, wieso diese Entscheidung ein Signal von Erneuerung sein soll. Die WELT orakelte, Merkel wäre „über ihren Schatten“ gesprungen, weil sie die Partei von Jens Spahn bewahren wolle: „Merkel begreift die Positionierung der CDU als Partei der Mitte hingegen als ihr Erbe: Sie will weit ins linke Spektrum ausgreifen“.

Lassen wir einmal dahingestellt, warum „ein weit ins linke Spektrum ausgreifen“ das Merkmal einer Partei der Mitte sein soll. Die CDU steht bereits so weit links, dass ein weiteres weites Ausgreifen ins linke Spektrum demnächst die Linke in Bedrängnis bringen wird, weil sie von den ehemaligen Christdemokraten links überholt wird.

Vor Merkels „Überraschung“ hatte ihr Sprecher Armin Laschet bereits klar gemacht, dass Konservative in der CDU nichts mehr zu melden haben. Das war eine klare Ansage in Richtung Werteunion, die sich als einzige Gruppierung gegen eine Neuauflage der GroKo ausgesprochen hat. Eine Werteunion will die Merkel-CDU nicht.

Spahn verbrennt sich gerade selbst

Behauptet wird auch unverdrossen, dass die Kanzlerin damit die Weichen für ihre Nachfolge gestellt habe. Dabei hat AKK vor ihrer Ernennung in Interviews bekräftigt, dass sie sich mit aller Kraft für weitere vier Jahre Merkel einsetzen werde. Nun hat sie die beste Gelegenheit dazu. Wenn die vier Jahre rum sind, wird Merkel zum fünften Mal als Kanzlerkandidatin antreten. Sie will unbedingt Helmut Kohl an Regierungsjahren übertrumpfen. Außerdem wäre auch Honecker fast auf zwanzig Jahre gekommen, wenn die aufmüpfigen DDR-Bürger dem im Herbst 1989 nicht einen Riegel vorgeschoben hätten.

Es wird sich Merkel auch dann niemand aus der CDU in den Weg stellen. Wer es noch nicht begriffen hat, dass die jungen „Reformer“ der CDU eine Lachnummer sind, kann das jetzt an ihren Reaktionen studieren.
 
Mike Mohring, der es als Thüringer Fraktionschef und Oppositionsführer fertig gebracht hat, dem Linke-Ministerpräsidenten Bodo Ramelow eine ungestörte Regierungszeit zu bereiten, obwohl der nur über eine Stimme Mehrheit im Landtag verfügt, durfte den Anfang machen. Nachdem er auf Twitter stolz darauf hinwies, dass er am Vortag ein Gespräch mit Merkel in Berlin führen durfte, lobte er die Wahl der Generalsekretärin in höchsten Tönen. Erstmals sei eine erfahrene Ministerpräsidentin in dieses Amt gekommen. Worin der große Vorteil liegen soll, ließ er im Dunklen.

Die CDU hat schon längst keine Männer mehr

Es scheint sowieso ein vorgegebener Wortbaustein zu sein, denn die Nachwuchshoffnung Jens Spahn äußerte sich fast wortgleich. Spahn, der schon am Aschermittwoch nicht an sich halten konnte und um ein „junges Team mit Angela Merkel an der Spitze“ flehte, ist in seiner Sucht, unbedingt einen Ministerposten für die Merkelreise zu erhaschen, zur Karikatur  seiner selbst geworden. Ihm ist offensichtlich nicht klar, dass er sich so als Hoffnungsträger selbst verbrennt.

Merkel wird eher auf Anette Widmann-Mauz und oder Julia Klöckner zurückgreifen und mit der Bundeswehr-Bestattungs-Beauftragen Ursula von der Leyen den feministischen Flügel der GroKo-Regierung ausrufen. Das klingt modern. Und wenn eine der Damen sich dann noch in die  #metoo-Debatte einbringt, ist frau ganz auf der Höhe des linken Zeitgeistes. Macht sich gut für das „Ausgreifen“ nach links.

Aber stopp, warum macht sich Merkel für Desaster-Uschi als Nato-Chefin stark? Damit eine potentielle Konkurrentin weit weg ist, wenn die nächste Kanzlerkandidatur ansteht. Weder Widmann-Mauz noch Klöckner können ihr da gefährlich werden. Und Männer sind nicht in Sicht, denn die CDU hat schon längst keine Männer mehr.

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Leserpost

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Klaus Reichert / 20.02.2018

Sehe ich genauso. Schon im Herbst 2015, als die CDU angeblich kurz vor einer Palastrevolte stand, fiel ihnen auf, dass sie weder Personal noch Programm haben, um eine solche durchzuführen. Und heute? Jeder, der jetzt noch mal ‘ne Runde mit Mutti dreht und das von Martin Schulz und Jean Claude Juncker geschriebene Regierungsprogramm durchpeitscht, ist anschließend für einen Politikwechsel verbrannt. So geht Macht. Sie weiß es und sie kann’s immer noch wie niemand sonst in diesem Land. In vier Jahren werden wir die CDU/CSU wohl immer noch bei rund 30% haben, die AfD bei 20 oder 25% und darüber hinaus wird es ein paar Special Interest Parteien geben mit je um die 10%, die meisten irgendwie noch ein bisschen linker als die CDU, unter denen sich diese dann die beiden bequemsten Mehrheitsbeschaffer herauspickt.

Werner Arning / 20.02.2018

Wir sind ja auf dem besten Wege unsere Gesellschaft femininer zu gestalten. Aber ob das nur Vorteile hat, das männliche Element so völlig auszumerzen? Ist nicht erst die gegenseitige Ergänzung, die beidseitige Befruchtung von Männlich und Weiblich gesund und vorteilhaft für die Gemeinschaft? Frauen haben ihre Stärken, Männer haben ihre Stärken. Die Kombination macht’s. Wenn man nun jedoch dem Mann nicht mehr erlaubt, Mann zu sein und das Mannsein für politisch unkorrekt hält, beraubt man sich selber eines wichtigen Bestandteil des Ganzen. Gender hin oder her. Es gibt männliche und es gibt weibliche Eigenschaften. Beide sind gleichwertig, beide sind nötig, aber sie sind eben unterschiedlich. Ja, liebe Genderristen, es gibt Unterschiede und das ist gut so. Das Beschneiden des einen zugunsten des anderen wird in den Verlust des Ganzen führen. Und in der CDU hat das Beschneiden definitiv erfolgreich stattgefunden.

Joachim Kuhlmann / 20.02.2018

Das Dilemma der CDU: einer konservativen Basis, die leider wie viele Konservative zu bequem ist, in Krisenzeiten auch nur irgendetwas zu verändern (Strukturkonservativismus) steht einer prinzipienlosen Machtclique gegenüber,, die ungeniert und ohne Gegenwehr das Erbe Konrad Adenauers und Helmut Kohls verspielt. Widerstand wird sich in der CDU erst regen, wenn es zu spät ist und wenn auch die letzten Talente die Partei verlassen haben. Der Wettlauf um Platz 1 im deutschen Parteienspektrum ist spätestens seit gestern (INSA-Umfrage vom 19.02.18) eröffnet.

Uta Buhr Utabuhr / 20.02.2018

Jedem Ihrer Worte ist zuzustimmen, liebe Frau Lengsfeld. Wie immer. Auch ich bin schon lange der Meinung, dass die völlig ausgebrannte Merkel - apropos, wann war diese Aussitzerin jemals eine Leuchte in unserer politischen Landschaft - auch 2021 wieder als Kanzlerkandidatin anzutreten gedenkt. Doch daraus wird wohl nichts werden. Ich denke eher, dass sie spätestens in zwei Jahren abtreten wird, weil immer mehr Bürger dieses Landes endlich merken, welche Katastrophe diese in jeder Weise unbelehrbare Frau für dieses einst blühende Land ist. Wenn sie dann den Bettel hinschmeißt und sich in ihren (un)verdienten Ruhestand zurückzieht, hinterlässt sie ihrer Nachfolgerin einen riesigen Scherbenhaufen. AKK kann sich jetzt schon darauf freuen.

Mira Eriksen / 20.02.2018

Es treibt mir die Zornesröte ins Gesicht, dass nach der CDU nun auch die SPD zur Frauenpartei verkommt und uns Frauen das als Erfolg verkauft werden soll.

Florian Bode / 20.02.2018

Jens Spahn wird in seinem revolutionären Potential sowieso überschätzt. Da ist viel Attitüde zur Förderung des persönlichen Fortkommens dabei. Gerade hat er die Lage falsch eingeschätzt und sein Wetterfähnchen surrt verzweifelt im Kreis herum.

Hermann Neuburg / 20.02.2018

Die CDU hat längst keine Männer (mit Eiern in der Büx (norddeutsch für Hose)) mehr, stimmt. Denn z.B. Alice Weidel von der AfD hat eindeutig mehr Eier in der Hose als etwa Jens Spahn.

Gundi Vabra / 20.02.2018

Falsch Frau Lengsfeld, in der CDU gibt es nur keine Männer die sich an die Spitze stellen möchten weil sie sich nicht dem Risiko als Verlierer dazustehen aussetzen möchten. Meckern kann jeder. Es war schon zu Dr. Merkels Anfangszeiten so. Sie wäre niemals an die Spitze gekommen, hätte die CDU nicht mit Verlusten rechnen müssen.  Immer dann wenn es nicht sicher ist als Gewinner dazustehen, wird Frau gerne das Zepter überlassen. Richtige Männer lieben gute Karten, schlechte werden nur angenommen wenn der persönliche Profit das aufwiegt. So viel Profit wirft ein politisches Amt nicht ab. Ich sehe das im Allgemeinen nicht negativ, es ist menschlich nicht verlieren zu wollen. Frauen jedoch wollen gerne nach vorne, können dann nicht, wenn es um gute Pfründe geht die es zu verteilen gibt. Sie sind mit den Brosamen zufrieden und machen ihr Bestes. Ob es Bestes ist, zeigt die Zukunft. Dr. Merkels Ergebnis jedoch ist jetzt schon nicht zufriedenstellend.

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