Fritz Vahrenholt, Gastautor / 12.09.2024 / 17:08 / Foto: Pixabay / 38 / Seite ausdrucken

Energiewende: Jetzt wird auch noch das Gasnetz zerstört

Deutschland ist also durch die Energiewende bislang um über eine halbe Billion  Euro ärmer geworden, ohne dass diese Wende irgendeinen Nutzen gehabt hat. Der Zweite Teil der Zerstörungs-Orgie zielt jetzt auf das Gasnetz.

In einer Publikation von Jan Emblemsvåg von der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie in Trondheim in der angesehenen Fachzeitschrift "International Journal of Sustainable Energy" kommt dieser zum Ergebnis:
Wäre Deutschland 2002 bei der Kernenergie geblieben, hätte es 600 Milliarden Euro gespart und hätte ähnlich viel CO₂-freien Strom produziert wie mit all seinen erneuerbaren Energien. Axel Bojanowski schreibt in der Welt: "Hätte Deutschland ab 2002 gar zusätzlich in die Kernkraft investiert, wären seine Treibhausgas-Emissionen um rund 73 Prozent stärker reduziert worden – und das Land hätte dennoch 300 Milliarden Euro gespart im Vergleich zur Energiewende". 

Deutschland ist also durch die Energiewende bislang um 600 Milliarden Euro ärmer geworden, ohne dass diese Wende irgendeinen Nutzen gehabt hat. Der norwegische Energieexperte bestätigt insoweit die Bewertung des Bundesrechnungshofes: "Die Bundesregierung investiert Milliarden in den Klimaschutz, weiß aber nicht, wie erfolgreich ihre Investitionen sind und ob sie sich lohnen. Aber es wird noch schlimmer, wenn diese Politik nicht spätestens 2025 gestoppt wird. Das Beratungsunternehmen EY und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft beziffert die von 2023 bis 2035 zu tätigenden Investitionen mit schwindelerregenden 1214 Milliarden Euro". 

Der Bundeswirtschaftsminister bewertet die Energiewende dagegen so: "Deutschland muss bei der Energiewende ins Risiko gehen". Und weiter: Falls es nicht gut geht, müsse man "ein anderes Geschäftsmodell auflegen". Das wird dann nicht das Geschäftsmodell eines Industrielandes sein.

Die Kostenspirale der Wind- und Solarenergie dreht sich immer schneller

Der August 2024 zeigt in dramatischer Weise die Absurdität des ungesteuerten weiteren Ausbaus von Wind-und Solarenergie. So reichten in den Mittagsstunden des Augusts Solar- und Windenergie aus, um den Bedarf an Strom zu decken. Daneben laufen aber auch noch die Wasserkraftwerke und auch immer konventionelle Kraftwerke, die aus Netzstabilisierungsgründen am Netz sein müssen, so dass der Strombedarf mittags häufig durch die Stromerzeugung überschritten würde, wenn nicht Anlagen abgestellt und trotzdem bezahlt würden oder der Strom ins Ausland verschenkt würde. Die Börsenpreise sinken gen Null.

Die Solar- und Windkraftbetreiber erhalten aber eine verbindlich zugesicherte Einspeisevergütung (Wind zur Zeit 7,35 €ct/kwh, Solardächer etwa 8-12 €ct/kwh), obwohl der erzeugte Solar - oder Windstrom den Wert Null hat oder sogar immer wieder unter Null fällt. Die Differenz zum Börsenpreis wird aus dem Bundeshaushalt entnommen. Im August macht die Summe der täglichen Zuzahlungen 1.640.069.048,60 € aus. 1,6 Milliarden € im August ergeben hochgerechnet aufs Jahr etwa 20 Milliarden €, 10 Milliarden € mehr als ursprünglich geplant. Wir erinnern uns: Die Koalitionsparteien konnten sich nicht auf einen ausgeglichenen Haushalt 2025 einigen. Eine 12 Milliarden €--Lücke ist nicht durch Einnahmen gedeckt. An die Streichung der EEG- Steuergeschenke dachte bei der Ampel wohl niemand.

Es zeigt sich aber auch, wie wenig sinnvoll der Versuch des Wirtschaftsministers und seiner Bundesnetzagentur ist, durch Veränderung der Netzgebühr, die Güterproduktion in Deutschland in die Zeiten zu verlagern, wenn die Sonne scheint und der Wind weht. Natürlich wird diese Veränderung der Netzgebühren die kontinuierliche Güterproduktion in Deutschland benachteiligen und aus dem Land treiben. Ausführlich ist das in meinem letzten newsletterbeschrieben worden.

Der eigentliche Skandal aber ist, dass diese Veränderung der Netzgebühren mit diesen weitreichenden Folgen nicht durch den Deutschen Bundestag diskutiert und entschieden wird. Diese intransparente Politik wurde schon einmal bei der Veränderung der Gasnetzgebühren praktiziert, die ab Januar 2025 erhöht werden können.

Zur Zerstörung der Gasnetze sollen die Bürger ab 2025 zur Kasse gebeten werden

Man mag es kaum glauben. Still und heimlich hat die Bundesnetzagentur unter der Führung des Grünen Klaus Müller beschlossen, dass die Gasnetzbetreiber ab 1.1.2025 die Gasnetzgebühren erhöhen können und zwar um satte 20 bis 40 Prozent. Der Grund ist hanebüchen. Die Bundesnetzagentur geht davon aus, dass ja durch das Klimaschutzgesetz ab 2045 in Deutschland kein CO2 mehr ausgestossen werden dürfe und somit ab 2045 auch keine Gasheizungen mehr betrieben werden dürfen und demzufolge bis 2045 die Gasnetze in Deutschland stillzulegen sind.

Das sind nur noch zwanzig Jahre und daher sind viele Gasleitungen mit einer betriebswirtschaftlichen Lebensdauer von 50 Jahren im Jahre 2045 noch nicht voll abgeschrieben. Daher erlaubt die Bundesnetzagentur den Gasnetzbetreibern eine erhöhte Abschreibung bis zu 12 Prozent und eine Verkürzung der Restabschreibungszeit auf 20 Jahre und weniger. Das führt zu einer Erhöhung der Abschreibungskosten, so dass selbst die Bundesnetzagentur von einer Erhöhung der Gasnetzgebühren von 20 Prozent ausgeht, Experten rechnen mit bis zu 40 %. Weder das Parlament noch die Bürger sind gefragt worden, ob sie wirklich wollen, dass im Jahre 2045 alle Gasnetze in Deutschland stillgelegt oder herausgerissen worden sind. Wir reden über 550.000 Kilometer Gasleitungen in unseren Städten, Gemeinden und Landkreisen mit einem Wert von 270  Milliarden Euro.

Die Erhöhung kann man auch unter das Motto fassen: Wie verderben wir den Bürgern ihren Spass an der eigenen Gasheizung? In dem wir die Gasnutzung teuer machen, dann wird die ungeliebte Wärmepumpe doch noch akzeptiert. Noch in den letzten 10 Jahren stiegen die Investititonen für Gasleitungen insbesondere in den neuen Bundesländern von etwa 1 Milliarde  auf 1,5 Milliarden Euro pro Jahr und nun sollen auch diese funkelnagelneuen Leitungen in 20 Jahren verschrottet werden.

Ein ganz besonderes Schmankerl hat die Bundesnetzagentur für die Städte, die besonders grün sein wollten und sich ein früheres Ausstiegsdatum aus Öl, Gas und Kohle gewünscht haben. Städte, die bis 2035 aussteigen wollen, können die Bürger verstärkt bis 2035 mit einer höheren Gasnetzgebühr zur Kasse bitten. Das sind die Städte Augsburg, Stuttgart, Bonn, Oldenburg, Krefeld, München, Frankfurt, Dortmund, Dresden. Auch die Bürger von Mannheim, Münster und Aachen, die schon in fünf Jahren aussteigen wollen, kommen in den "Genuss" der besonders starken Gebührenanhebung. Ab 15. Oktober 2024 dürfen die Gasnetzbetreiber ihre Anhebungen für 2025 bekannt geben.
Die Gasnetzentgelte betrugen 2023 durchschnittlich 1,89 €ct/kwh. Bei einer 20%-igen Erhöhung kommen auf Haushalte und Gewerbe (ohne Industrie), die 477 Milliarden kwh Gas verbrauchen, Kosten von zusätzlich 1,8 Milliarden Euro pro Jahr hinzu. 

Viel bedeutsamer ist aber die Berücksichtigung der Kosten, die zum Ersatz des Gasnetzes durch ein Ausbau des Stromnetzes und der Endanwendungsgeräte entstehen. Es sind 268 Milliarden €, wie die VNG aus Leipzig, einer der grössten Gashändler Deutschlands in der Studie  "Der Wert der Gasinfrastruktur für die Energiewende" berechnet hat.
Vor 3 Jahren kündigte der geschasste Staatssekretär Graichen die Stilllegung der Gasleitungen an. Kaum jemand nahm diese Aussage ernst. In der Regierungszeit von SPD,Grünen und FDP ist die Idee umgesetzt worden.
 

Wie kommen wir aus dem Irrweg heraus ?

Eine neue Bundesregierung muss als erstes das CO2-Verminderungsziel für 2045 in Übereinstimmung mit dem Pariser Klimaabkommen neu definieren. Dort heisst es: "Die Vertragsparteien sind bestrebt... in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts ein Gleichgewicht zwischen den anthropogenen Emissionen von Treibhausgasen aus Quellen und dem Abbau solcher Gase durch Senken ... herzustellen ( Artikel 4 des Pariser Abkommens)"

Erstens bedeutet "Die zweite Hälfte " nicht 2045. Zweitens werden mittlerweile weltweit mehr als die Hälfte der jährlichen CO2-Emissionen von Pflanzen und Ozeanen (Senken im Pariser Abkommen) aufgenommen. Netto-Null heisst also allerhöchstens Halbierung der Emissionen. Und das kann man sogar dem Bundesverfassungsgericht vorrechnen. Damit werden viele der übergriffigen Verbote wie Heizungsverbot, Verbrennerverbot, Kraftwerksverbot obsolet. Nur auf diesem Wege wird Deutschland eine gute Zukunft haben.

Dieser Text entstammt Fritz Vahrenholts monatlichem Rundbrief den Sie hier abonnieren können. Dort finden Sie auch weitere interessante Quellen und Grafiken.

Für unsere Rubrik „Achgut zum Hören“ wurde dieser Text professionell eingelesen. Lassen Sie sich den Artikel hier vorlesen.

Foto: Pixabay

Achgut.com ist auch für Sie unerlässlich?
Spenden Sie Ihre Wertschätzung hier!

Hier via Paypal spenden Hier via Direktüberweisung spenden
Leserpost

netiquette:

Herwig Mankovsky / 12.09.2024

Und NIE vergessen: 70/85%  im Osten/Westen wollen das so, demokratisch leider einwandfrei. Pech für die 30/15% . Oder wieviel Wahlgänge will man noch abwarten?

G.Schwetlik / 12.09.2024

Irgendwo wurden die Grünen als die Grünen Khmer bezeichnet. Treffender geht es nicht mehr. Katastrophal ist allerdings, dass mit einer neuen Bundesregierung alles beim Alten bleiben wird. Ein Veränderung dieser kranken klimapolitik ist nur mit der AfD möglich und die sitzt rechtsradikal sicher hinter ihrer Brandmauer. Die Grünen und ihre Netzwerke müssen nicht regieren, um auch die Gasleitungen zu demontieren. Sie sind eben überall. Netzagentur, die gesamte Presse, Gerichtsbarkeit, 100erdte NGO vom Staat gepampert, Lehrer und Universitäten, Forschungsinstitute, alles fest in grüner Hand. Sie haben zwar recht Herr Vahrenholt, aber was hilft es? Deutschland wandert in die Dunkelheit und der Michel feiert weiter!

Roland Stolla-Besta / 12.09.2024

Nun ja, dieses rotz-grüne Pack will resp. muß nun mal die Welt vorm Untergang bewahren, und dafür müssen wir Untertanen halt Opfer bringen.

M. Neland / 12.09.2024

Schade, dass man die Grünwähler nicht hafzbar machen kann, leidet ebensowenig wie das Grünenpersonal. Was da an Werten verballert wurde, ist im Zusammenhang mit der Feststellung des ehemaligen Ministers des Äußeren, Joseph Martin Fischer, man müsse den Deutschen jedwedes Vermögen entziehen, nur allzu verständlich

gerhard giesemann / 12.09.2024

Zuzüglich weiterer 500 Milliarden = eine halbe Billion für die Invasionskosten in den letzten Jahren. Das hält kein Land unserer Größe aus.

Wilfried Cremer / 12.09.2024

Sehr geehrter Herr Vahrenholt, die grünen Freunde des emanzipierten Vegetierens treiben mit der Wurzel automatisch den gesamten Baum des Lebens ab. Sie sind von daher schuldunfähig. Aber wegzublasen oder auf den Mars zu schießen.

Karl Dreher / 12.09.2024

Der Bundeswirtschaftsminister (B90/Grüne, Kinderbuchautor) bewertet die Energiewende so: Deutschland muß bei der Energiewende ins Risiko gehen. Falls es nicht gut geht, muß man ein anderes Geschäftsmodell auflegen. Ich bewerte das so: Deutschland muß in der Politik dringend eine Wende herbeiführen, ein anderes (besseres) Politik- und Wirtschaftsmodell (realistisch statt realitätsverweigernd linksrotgrünideologisch) auflegen. Wann endlich setzen sich wieder Realpolitik, Sachverstand durch, zum Wohl unseres Landes, unserer Bürger und ihrer Nachfahren?

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Fritz Vahrenholt, Gastautor / 06.02.2025 / 16:00 / 43

Das Pariser Klimaabkommen ist mit Trump wirkungslos – und unsere Politik Selbstmord

Das Bundesverfassungsgericht hat die CO2-Reduktionsziele in Deutschland an das Pariser Klimaabkommen gekettet, das nach dem Ausstieg der USA keinerlei Wirkung mehr hat. Die Gelegenheit, diesen Beschluss…/ mehr

Fritz Vahrenholt, Gastautor / 20.12.2024 / 06:00 / 94

Kalt duschen mit Friedrich Merz

Der Energie- und Klimateil des CDU-Wahlprogramms ist eine kalte Dusche für diejenigen, die sich mit der energiepolitischen Lebenswirklichkeit der Betriebe und Bürger befassen. Es geht…/ mehr

Fritz Vahrenholt, Gastautor / 05.11.2024 / 06:15 / 83

Habeck zwingt Lufthansa, mit Frittenfett zu fliegen

Die Bundesregierung verteuert mit völlig irren Vorschriften die Flugreisen für die Bürger und beschädigt den Wirtschaftsstandort Deutschland. Die Menschen sollen sich nicht nur kein Auto…/ mehr

Fritz Vahrenholt, Gastautor / 06.08.2024 / 10:00 / 48

Habecks Wasserstoff- und Energie-Fata-Morgana

Die Wasserstoff-Fata-Morgana und eine Wirtschaft, die Güter nur produziert, wenn der Wind weht, geht an die Grundfesten der industriellen Produktion in Deutschland. Es ist nicht…/ mehr

Fritz Vahrenholt, Gastautor / 13.06.2024 / 12:25 / 45

CO2 oder El Niño? Neue Erkenntnisse zum Temperaturanstieg

Die in Deutschland bestimmende Klimapolitik beruht auf eklatanten Fehlannahmen, was neueste Daten wieder bestätigen. Doch hierzulande würde man die gern ignorieren.  Im Mai 2024 ist die…/ mehr

Fritz Vahrenholt, Gastautor / 15.05.2024 / 16:00 / 38

Das Märchen vom günstigen Solarstrom

Der Mythos, Solarenergie sei hierzulande besonders preisgünstig wird wieder besseres Wissen gepflegt. Man greift zu faulen Tricks und lässt die Kosten für die Backup-Stromlieferanten weg,…/ mehr

Fritz Vahrenholt, Gastautor / 10.04.2024 / 13:30 / 31

USA reaktivieren Atomkraftwerk, Deutschland die Steinzeit

Die USA reaktivieren das erste Kernkraftwerk, weil der boomende Einsatz von KI-Rechenzentren extrem zuverlässige Stromquellen erfordert – mit Erneuerbaren ist das nicht zu machen. Der…/ mehr

Fritz Vahrenholt, Gastautor / 06.11.2023 / 12:50 / 50

Strompreise: Habecks Brücke ins Nichts

Der Wahnsinn der deutschen Energiepolitik wird immer offenkundiger: Behauptete Robert Habeck noch bis vor kurzem „Wir haben kein Stromproblem“, heißt es jetzt: „Für zahlreiche Betriebe…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com