HaJo Wolf - da gebe ich Ihnen recht. Ich bin gegen Wasserstoff als allgemeinen Treibstoff. Allein die Fehleranalyse, die man als Entwickler machen muss, weil man damit rechnen muss, daß ‘Hausfrauen’ den Anschluß an der Wasserstofftankstelle falsch machen. Schon alleine dass wird zwei Jahre mindestens dauern, und herauskommen kann nur ein komplizierter Verschließmechanismus oder ein kompliziertes Tankverfahren, welches sicherstellt dass alle Behältnisse erst sicher verschlossen und von Restgasen befreit sind, bevor ein- oder ausgekoppelt wird. Von der Unfallgefahr wie z. B. Auffahrtunfällen ganz zu schweigen. Wenn so ein Behälter hochgeht, gibt es eine ganz neue Art von Unfallschwere. Ich finde es deswegen so ärgerlich, daß irgendein Lobbyist den Leuten in den Ministerien eingeredet haben muss, daß Wasserstoff die neue Lösung sei. Es war ja auffällig wie das plötzlich vor 3-4 Jahren auf die Agenda kam. Dabei ist das in den Ingenieurswissenschaften meines Wissens eigentlich schon um 2000 als “zu riskant” oder “zu umständlich” beiseite gelegt und nicht mit Priorität weiterverfolgt worden, obschon es natürlich weiterhin Forschungsprojekte gab. Also ich werde mir niemals ein Wasserstoffauto kaufen.
Ein kleiner Schelm sind Sie schon, evtl auch ein Fuchs, Herr Hofmann-Reinecke. Nicht dass ich glaube, dass die Wasserstoff-Wirtschaft uns retten könnte. Dazu sind die Reibungsverluste tatsächlich zu groß, und das Problem der effizienten Speicherung ist bisher ungelöst. Wenn sich 700bar plötzlich entladen, möchte man nicht in der Nähe sein. Trotzdem ein paar Anmerkungen, vielleicht habe ich da auch einiges nicht richtig verstanden, dann Asche auf mein Haupt. Tesla gibt einen Verbrauch von ca. 14 kWh pro 100km für sein Model 3 an. 14kWh/3,5kWh/l = 4l (pro 100km), demnach würde der Verbrauch nur die Hälfte eines vergleichbaren Benziners ausmachen. Wenn der Antrieb aus Brennstoffzelle und E-Motor denselben Wirkungsgrad hat wie die Batterie bei Tesla, dann verdoppelt sich die Reichweite bzw. halbiert sich der Energiebedarf. 100kg Wasserstoff entsprechen bei 0° Grad Celsius und einer Dichte von 0,089kg/m³ einem Volumen von 1111 m³, immerhin. Damit wäre die Hindenburg nach ca. 9 Monaten voll gewesen. Für eine Anlage, die 16 Mega-€ kostet, sicher kein Ruhmesblatt. Bitte aber in Zukunft vermeiden, zwischen den Einheiten beliebig hin und her zu wechseln, auch der Glaubwürdigkeit zuliebe.
Sehr geehrter Herr Hofmann-Reinecke Vielen Dank für Ihren Artikel. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und diesen um einen weiteren wichtigen Aspekt erweitern. Zur Herstellung von Wasserstoff mittels Elektrolyse wird Wasser in Trinkwasserqualität benötigt. Das heißt das benötigte Wasser muss gefordert, transportiert und für die Elektrolyse (reinigen und versetzten mit den für die Elektrolyse benötigten Chemikalien) aufbereitet werden. Hierbei fallen bereits Verluste und Kosten an, diese Betrachtung wird auch in anderen Publikationen (Ulf Bossel…) nicht berücksichtigt. Die Verluste der Wasseraufbereitung sind sehr variabel, müssen aber für den Gesamtwirkungsgrad betrachtet werden. Für die Erstellung von 1 kg Wasserstoff ist die neunfache Menge an Wasser nötig. Bei der Herstellung von Wasserstoff aus Mehrwasser sind es schon 27 Liter Meerwasser. Das Meerwasser müsste zuvor einer Entsalzung zugeführt werden, weil der Chlorid-Gehalt zu unerwünschten Bildung von Chlor führen würde. Diese Vorgehensweise führt zu entsprechend höheren Verlusten und somit auch Kosten. Hierbei muss einem Bewusst sein, dass die großtechnische Wasserstoffproduktion einen entsprechenden Eingriff in den Grund- und Wasserhaushalt verursacht. Das zusätzliche massenhafte Abgreifen von Wasser steht mit den natürlichen Wasserkreisläufen in Konkurrenz. Wie soll die Produktion von Wasserstoff während Dürrezeiten aufrechterhalten werden, die Rekord-Dürrezeit (1540) liegt bei rd. 11 Monaten. Die Wasserstofftechnologie selbst kann örtlich zur Austrocknung (Versteppung) der Böden und zu Trinkwassermangel führen. In Deutschland werden täglich ca. 150.000 Tonnen Benzin und Diesel verbraucht, um die Fahrzeugflotte, die Binnenschiffe und stationär installierten Motoren anzutreiben. Nun kann sich jeder ausmalen, inwieweit die angestrebte Wasserstofftechnologie realistisch ist. Die oben angesprochene Anlage halte ich für Propaganda, die schnell vergessen werden wird (Desertec, …).
Wolf v. Fichtenberg: wenn Sie das Beispiel Vogelschredder bemühen. Ein moderner Vogelschredder der 3-MW-Klasse hat sich für Investoren nach 4-5 Jahren gerechnet, und energetisch nach 7-8 Jahren, sämtliche Herstellungsschritte, Entsorgung und die Reparatur einer größeren Komponente (z. B. Tausch des Hauptgetiebes) einbezogen. Je nach künftigen Umweltauflagen z. B. für die Entsorgung oder Weiterverwertung der Blätter könnten da noch 1-2 Jahre dazu kommen. Aber der Trend geht auch zu einer Betriebsdauer von 25-30 Jahren. Der Vogelschredder erzeugt in seiner Betriebszeit deutlich mehr Energie als für seinen gesamten Lebenszyklus benötigt wird, sonst würde es einfach keinen Sinn machen und es wäre kein Markt dafür entstanden.
Wieso fängt der Autor die energtischen Betrachtung bei Benzin/Diesel erst an der Tankstelle an? Wächst der an der Tankstelle? Wird keine Energie zur Erzeugung/Transport von Benzin/Diesel gebraucht? Bei H2 wird das aber alles eingerechnet.
“Ein Potemkinsches Dorf in Nordfriesland” Nun haben wir Nordfriesen endlich etwas für die Geschichte; statt Graf Potemkin liess das BMFT die Kulissenanlage erbauen ... Unsere Steuergelder bei der Arbeit. Auch in den örtlichen Zeitungen war das blöde Wort vom “Leuchtturmprojekt” zu lesen. Was der Autor über den technisch-ökonomischen Wahnwitz schreibt, stimmt alles; ich erlaube mir das auf Grund meines Studiums und anschliessenden 45 Jahre beruflich-fachlicher Tätigkeit in den Bereichen Verkehr/Energie/Umwelt zu beurteilen. Die Elektrifizierung aller Sektoren, die bisher direkt von Energieträgern versorgt wurde, also Produktion, Heizung und Verkehr, verlangt eine höhere Stromerzeugung, das wird jedem Laien klar sein. Vor rd. 10 Jahren haben durchaus grünmeinende Institute den Strombedarf auf das doppelte bis dreifachen des heutigen beziffert. Da dennoch die restlichen KKW und auch die Kohlekraftwerke abgeschaltet werden sollten, die heute regelmässig für mehr als 45% sorgen (- in der Windstille vorletzte Woche für deutlich mehr), müsste die Stromerzeugung durch Wind und Solar um des Fünf- bis Siebenfache vergrössert werden. Auch dann bleibt das Problem, Windflauten überbrücken zu müssen. Man bräuchte als Elektrolyse-Strom aus dem Wind-Überschuss-Strom, um den normalen Verbrauch, also ohne dieses Elektroauto-Gedöns, über die Kette Wasserstofferzeugung - Speicherung- .Rückspeisung zur Stromerzeugung zu decken. Über die allein für Elektrolysatoren und H2-Speicher erforderlichen Investitionen schweigt bisher des Grünen Naivität. Mein Fazit: So geht das nicht. Wenn die Greta-Jünger tatsächlich die Kohlekraftwerke ausschalten lassen, dauert es nicht lange bis zu Netzzusammenbrüchen. Damgegenüber ist der Ausnahmezustand Corona als “Klacks” anzusehen. Liebe Grüsse aus NF. Ich bin, wie Etliche im Dorf, mit einen grossen Heizöltank und einen Diesel-Generator gut gerüstet. Die einzige Sorge sind marodierende Städter ...
Ich halte das Home office und autonome-umweltfreundliche Kleinbuse als zukunftstauglich. Die Treibstoffart spielt da eher eine sekundäre Rolle. Wir müssen weg vom Individualverkehr zum flexiblen Öffinetz. Zu Kleinbussen mit intelligentem Autopilot. Wenn ein Bus auf Abruf durchschnittlich 6 Leute von A nach B bringt, dann spart man mal locker 80% CO2. Voraussetzung ist allerdings eine großangelegte Investition in die Forschung und in den Ausbau der Europäischen Öffies. Was ja gleichzeitig auch ein Wirtschaftsturbo ist. Daneben müsste man weg vom Zentralismus, mehr zur regionalen Verfügbarkeit und weg von der Privatisierung von öffentlichen Ressourcen (wie Wasser, Strom, Seegrundstücke,....)
@Kurt Müller: Herr Müller, Sie liegen richtig. Da nämlich Stein- und Braunkohle wirklich nur an sonnigen und windreichen Tagen zur Verfügung steht, an trüben und windstillen Tagen sowie in der Nacht natürlich nicht, geht Ihre Rechnung tatsächlich auf.
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