Ahmet Refii Dener / 10.09.2024 / 14:00 / Foto: Ahmet Refii Dehner / 22 / Seite ausdrucken

Endlich mal ein echter Flüchtling

In den Zeiten, da die deutsche Politik wieder einmal erfolglos über eine Migrationswende verhandelt da tut es wohl ein gutes Buch über einen echten Flüchtling zu lesen. Es ruft in mir sehr persönliche Erinnerungen hervor (im Bild sieht man mich im Jahre 1971).

Gerade lese ich die Rezensionsausgabe des Buches „Ankommen“ von Vedran Dzihic. Das Buch ist zwar bereits erschienen, wird aber wegen eines Druckfehlers – und dann auch noch direkt auf dem Cover – am 9. September „neu“ veröffentlicht. Was soll ich sagen, das Buch hat mir gutgetan. Auch wenn die Geschichte von Vedran traurig ist, habe ich nach verdammt langer Zeit endlich mal wieder über einen echten Flüchtling gelesen. Mein Umfeld ist voll von Wirtschaftsflüchtlingen, die keine bedeutende Geschichte von „früher“ erzählen können, die sie zu einem Asylanten machen könnte. Sie werden es dennoch, da nur Straftäter – und das wahrscheinlich – ausgewiesen werden. Begehen sie keine Straftat, haben sie einen unbefristeten Aufenthaltsstatus, und Deutschland kann sich freuen, auf ewig für diese neuen Bürger zu sorgen.

Wie gesagt, das Buch „Ankommen“ von Vedran Dzihic gibt das Bild von jemandem wieder, der mehr als Asyl verdient hat, zumal er auch nicht das typische Bild eines Flüchtlings abgibt: blond, blaue Augen, großgewachsen und aus Bosnien und Herzegowina stammend. Auch wenn er mit seiner Familie in Österreich sesshaft wurde, wäre er sicher auch in Deutschland willkommen, denn hier unterscheidet man ebenfalls, zum Beispiel, die Ukrainer, die Guten, vom Rest, die aus islamischen Ländern kommen. Die Ukrainer genießen eine eigene Bürokratie in Deutschland, sozusagen ein Shop-in-Shop-System. Für sie hat man im deutschen Bürokratiewirrwarr eine vereinfachte Bürokratie geschaffen, in der alles viel einfacher läuft als für andere Flüchtlinge. Man hat sogar neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Behörden, die ihre Sprache sprechen.

Wie man unter den Menschen, die – egal ob als echter Flüchtling mit Asylberechtigung oder als Wirtschaftsflüchtling – ins Land gekommen sind, so sehen, spielen Herkunft und Aussehen eine nicht unerhebliche Rolle, ob sie in Deutschland richtig „ankommen“ dürfen oder nicht. Der erwähnte Autor Vedran erlebt es in seiner eigenen Familie. Auch wenn die Familienmitglieder Atheisten sind, so hat der Vater – leider muss man hier sagen – eine dunklere Hautfarbe und heißt, als Steigerung davon, auch noch Abdulah. So spielt der Vater, der auf offene Feindlichkeit stieß und sich immer mehr in sich zurückzog, in einer anderen Liga als der Sohn, der stets auf offene Türen traf. Vedran Dzihic, Jahrgang 1976, ist tatsächlich angekommen. 2009 schloss er sein Doktorat in Politikwissenschaften an der Universität Wien ab. Heute ist er Senior Researcher am Österreichischen Institut für Internationale Politik (OIIP) und lehrt an der Universität Wien.

Eine Gemeinsamkeit, die wir beide haben, ist der Satz: „Wenn doch alle so wären wie Sie!“ Wie oft habe ich diesen Satz schon in diesem Leben gehört. Um so zu sein, muss man entsprechendes Entgegenkommen erfahren. Dies war bei mir ebenfalls der Fall. Oben im Bild sehen Sie ein Foto von mir, wie ich aussah, als ich 1971 nach Deutschland kam, um hier zu bleiben und Deutsch zu werden, mehr Deutsch als die Bio-Deutschen. Selbst meine Klassenkameraden nannten mich „Prinz“, was schon eine Wertschätzung und eine Nicht-Ausgrenzung ausdrückte. Was sollte da bei meinem weiteren Werdegang, sowieso europäisch erzogen, noch schiefgehen? Vielfalt ist tatsächlich etwas ganz Großartiges, wenn die Menschen, wie im Fall von Vedran Dzihic, vom Hause aus kompatibel zur europäischen Mehrheitsgesellschaft sind.

Eine Migrationswende ist so nicht möglich!

„Endlich eine grundlegende Migrationswende“ – das möchte die Mehrheit, doch es wird nichts passieren, was man am Ende eine Wende nennen könnte. Vor einem Treffen der Ampel-Koalition mit der Union und Vertretern der Länder zur Begrenzung der Migration hat CSU-Chef Markus Söder die Debatte über die Asylpolitik verschärft. Söder brachte dabei die Idee einer grundlegenden Änderung des im Grundgesetz verankerten individuellen Rechts auf Asyl ins Gespräch. Er erklärte in der „Welt am Sonntag“, dass das individuelle subjektive Recht auf Asyl umgewandelt werden müsse, damit Deutschland selbst entscheidet, wer ins Land kommt, anstatt dass jeder Einzelne ein Anrecht darauf hat. Söder betonte, dass es „endlich eine grundlegende Migrationswende“ brauche.

Söder hat vergessen, dass wir in Deutschland sind. Wir schaffen nicht einmal kleine Änderungen bei der Migration, wie soll dann so etwas Krasses funktionieren?

Der SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert lehnte Söders Vorschlag entschieden ab. Er äußerte gegenüber dem Tagesspiegel Unverständnis darüber, dass Söder nun am Grundgesetz rütteln wolle, obwohl Friedrich Merz dies vor wenigen Tagen ausdrücklich ausgeschlossen hatte. Kühnert kritisierte außerdem, dass die wichtigen politischen Diskussionen nach dem Attentat von Solingen nicht dazu genutzt werden sollten, um möglichen Unions-Kanzlerkandidaten eine Bühne zur Profilierung zu bieten. Die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur von Merz und Söder soll im Spätsommer fallen. Merz hatte kürzlich seine nach dem Attentat von Solingen geforderte Position, einen Aufnahmestopp für Syrer und Afghanen zu verhängen, abgeschwächt. Was sonst! Geht nicht, im besten Deutschland aller Zeiten. In einem Schreiben an die Mitglieder des CDU-Bundesvorstands betonte er, dass man keine Änderung des Asylrechts im Grundgesetz anstrebe. Bitteschön, weitermachen!

Die fehlerhaften Briefmarkendrucke versetzen die Sammler in Ektase. Ich habe jetzt einen fehlerhaften Coverdruck von einem Buch. „Ankommmen“ mit 3M’s bedeutet, dass man richtig angekommen ist.

Ahmet Refii Dener, Türkei-Kenner, Unternehmensberater, Jugend-Coach aus Unterfranken, der gegen betreutes Denken ist und deshalb bei Achgut.com schreibt. Mehr von ihm finden Sie auf seiner Facebookseite und bei Instagram.

Foto: Ahmet Refii Dehner

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Leserpost

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K.Behrens / 10.09.2024

In Deutschland leben mehr als 60 Nationen und leider fällt immer wieder die «türkische Minderheit« auf. Abgesehen von dem Foto oben, eine endlose Heulerei von angeblichen Opfern. Dazu noch «Unternehmensberater, Jugend-Coach«...mit denen kann man die Straße pflastern. Ich gab kürzlich einem Taxifahrer vor, den kürzesten Weg zu nehmen, da er als 60-jähriger Türke in Deutschland offensichtlich weder über ausreichende Kenntnis der örtlichen Verhältnisse verfügte noch im Bewusstsein einer Dienstleistung. Zu guter letzt fragte ich ihn nach seiner doppelten Staatsbürgerschaft und Rentenerwartung…der Vogel hatte natürlich eine kurze Lunte und drohte mit Strafanzeige…nur eine Anekdote von vielen.

Sam Lowry / 10.09.2024

Ja, der eine ist doch so gut. Und was ist mit den 999.999 anderen Zugereisten??? Sorry, da kann ich nicht mitgehen…

gerhard giesemann / 10.09.2024

@Margit B.: Es ist auch richtig so, alle, die so sind wie wir müssen raus ... . Das weiße Pack, ungläubiges. Find ich gut. Was sagte KGE ganz neulich: Deutschland wird religiöser werden. Na denn. Was kann ich tun, wo soll ich hin, was darf ich hoffen?

Holger Chavez / 10.09.2024

>>“Wenn doch alle so wären wie Sie!“ Wie oft habe ich diesen Satz schon in diesem Leben gehört. Um so zu sein, muss man entsprechendes Entgegenkommen erfahren. Dies war bei mir ebenfalls der Fall.”<< Ach geh! Jeder Mensch hat seine Vorurteile, anders geht es nicht. An den Immigranten liegt es, Vorurteile gegen sie zu widerlegen, denn sie sind es, die bei uns Heimat suchen und denen wir sie gewähren sollen. Ein Vorurteil hat meist eine wahren Kern, der aber individuell durchaus nicht wahr sein muß. Ein Blankoscheck hilft da überhaupt nicht, sondern ein bescheidenes, eben nicht unverschämtes Auftreten seitens des Heimatsuchenden sehr viel mehr .  Selbstverständlich werden viele mies behandelt. Doch sich darauf zu berufen, um sein eigenes Scheitern bei der Integration zu entschuldigen, ist unredlich. Ich habe es nie erlebt, das farbige Migranten durchgängig schlecht behandelt wurden. Nie! In meiner Jugend nicht und später auch nicht.  Es kam mal vor und mit solchen Leuten wollte man nichts zu tun haben.

Elias Schwarz / 10.09.2024

Noch vor 2 Wochen hätte man noch träumen dürfen. Aber jetzt sollte jeder wissen, wie das funktioniert. 30% AfD, 25% CDU und… eine von der CDU tolerierte Linken-Regierung.

Lutz Liebezeit / 10.09.2024

Das ist wirklich hart, sich mit dieser Wirklichkeit auseinander zu setzen. Die Ernüchterungen sind Teil des Lernprozesses und dadurch wird man intelligenter. Je mehr Schuppen einem von den Augen fallen, desto größere Zusammenhänge erschließen sich. Man kann selber etwas dazu tun. Als ich die erste Wirtschaftszeitung gelesen habe, habe ich überhaupt nicht verstanden, worüber die da reden? Das kam erst mit der Zeit. So ist das auch mit der Wirklichkeit. Die meisten können die Schockwirkungen, die von Faeser und Scholz veranlaßt werden, emotional gar nicht verarbeiten. Das kommt, die sind aus ihrem begrenzten Kreis nie heraus gekommen, die sind sitzen geblieben. Realitätsverleugnung. “Intelligenz” ist ein Lehnwort aus dem Latinischen und bedeutet NICHT: sich an die Umstände anzupassen, SONDERN zwischen den Zeilen zu lesen. Sich an die Umstände anpassen, das tun nur Affen, die Partei und die Masse, das ist Karl Marxens: Das Sein bestimmt das Bewußtsein. Das glauben die ja echt, die sind fremdbestimmt, deshalb laufen die immer wieder in die betreute Negativspirale. Fremdbestimmte Subjekte sind unberechenbar und sollte man als Freunde meiden. Das Bewußtsein bestimmt das Sein. Das ist Souveränität. Ich sage, wo es langgeht, und nicht der Umstand.

gerhard giesemann / 10.09.2024

Das Foto: Ein ganz süßer Bub, der leider einen ganz böswilligen Feind hat: Den Islam. Wenn die Moslems das nur mal begreifen könnten. Da müssen Sie tief nachdenken, Herr Dener. WIR Kaffirun können euch da nicht wirklich helfen - vielleicht ein bisschen. Wer hat uns geholfen, den Christenherrschern die Zähne zu ziehen? Bergpredigt hin oder her. Und SOWAS hat der Moslem nicht einmal. Heute gegründet hätte “Islam” sofort Probleme mit den §§ 129 bis 131 StGB, mindesten (kriminelle Vereinigung, Volksverhetzung, Verherrlichung von Gewalt). Erstaunlich nur, dass sie nicht längst losgeschlagen haben. Kommt aber schon noch, garantiert. (Derzeit geht die orthodoxe Russerey auf ihre ukrainisch-orthodoxen Brüder los, bloß weil die weder den Golodomor vergessen wollen und überhaupt genug haben von Russe. Die finden den dekadenten Westen eben attraktiver - ich verstehe das. Lieber dekadent als Russ oder Moslem). Was Christen einander angetan haben geht auf keine Kuhhaut, sacramento dolores.

Franz Klar / 10.09.2024

>>„Wenn doch alle so wären wie Sie!“ Wie oft habe ich diesen Satz schon in diesem Leben gehört.<< Jetzt gibt es also auch noch die Klasse der Premiummmigranten . Da sollte das “Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN)” oder der “Germanische Lloyd SE” jetzt aber mal für klare Abgrenzung sorgen . Nicht das immer die Falschen ...

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