Henryk M. Broder / 15.04.2022 / 14:00 / Foto: Acgut.com / 30 / Seite ausdrucken

Endlich Frieden im Nahen Osten?

„Das Problem ist: Mach einem Bekloppten klar, dass er bekloppt ist." – Man kann diesen Satz von Dieter Bohlen nicht oft genug zitieren, fasst er doch in wenigen Worten zusammen, wofür professionelle Denker hunderte engbedruckte Seiten brauchen. Nur Adornos Diktum – „Es gibt kein richtiges Leben im falschen" – kann da mithalten. In der Tat: Das Beklopptsein artikuliert sich am deutlichsten in der Unfähigkeit des Bekloppten, den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung zu erkennen. Wer angesichts des russischen Aufmarsches an den Grenzen zur Ukraine meint, die Ukrainer auffordern zu müssen, mit dem „Säbelrasseln" aufzuhören, der ist bekloppt, auch wenn er seine Haltung eloquent vertreten kann. 

Nicht nur Individuen agieren bekloppt, auch Gruppen neigen zu diesem Verhalten, und je kleiner und unbedeutender sie sind, umso bekloppter treten sie auf.

Die Berliner Sektion der Jugendorganisation der Linkspartei namens "solid" hat auf ihrer Landesversammlung am letzten Wochenende eine Reihe von wegweisenden Beschlüssen gefasst. Darunter auch einen Vier-Punkte-Plan zur Lösung des Nahostkonflikts. Punkt eins: „Die Anerkennung Israels als Apartheidstaat". Punkt zwei: „Rückkehrrecht aller Palästinenser" . Punkt drei: Die Anerkennung des „Zionismus als nationalistische, reaktionäre Ideologie". Punkt vier: „Errichtung eines einzelnen binationalen, sozialistischen Staates", irgendwo in Palästina.

Ja, so könnte es gehen. So könnte der Nahost-Konflikt gelöst werden, friedlich und gewaltfrei, noch bevor der Hahn dreimal kräht. Die Frage, was die Israelis und die Palästinenser von einem solchen binationalen, sozialistischen Staat halten, in dem sie nach dem Willen der „solid"-Jugend leben sollen, wird nicht einmal der Höflichkeit halber gestellt. Wann und wo ein „binationaler sozialistischer Staat" jemals funktioniert hat, bleibt ebenfalls ungesagt. 

Was der antisemitische Nachwuchs der Linkspartei beschließt oder nicht beschließt, ist für das Weltgeschehen von derselben Bedeutung wie der Wasserstand der Altmühl bei Dietfurt für die Baumwollernte in Alabama. Dennoch: Der Judenhass ist eine kreative Bewegung. Nachdem es mit der „Endlösung der Judenfrage" in Europa nicht ganz geklappt hat, soll das Projekt im Nahen Osten vollendet werden. Diesmal unter dem Etikett einer Ent-Zionisierung. 

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Thomas Roth / 15.04.2022

Ein binationaler sozialer sozialistischeer Staat war die CSSR. Richtig funtioniert hat er nicht.  Die Schweiz ist sogar ein quadrinationaler Staat, der Recht gut funktioniert. Allerdings ist er nicht sozialistisch. Kann man den Kommunismus in der Schweiz aufbauen? Im Prinzip ja. Aber es wäre schade.

Silvia Orlandi / 15.04.2022

Verehrter Herr Broder, Israel ist ein kleines Land. Die Nachbarn Iran, Syrien, Ägypten sind ihm nicht wohlgesonnen. Gerade deshalb immer wieder die Gespräche, Verhandlungen….. Trotzdem, käme es Israel nie in den Sinn, z. B. den Iran anzugreifen, aktiv Öl ins Feuer zu gießen… Wachsamkeit, Verteidigungsbereitschaft und Gesprächsbereitschaft ohne Aufgabe der nationalen Interessen ist der Weg kleiner Staaten.  Die Ukraine wurde überfallen, Putin hat somit die rote Linie überschritten— was ist zu tun?  Ich setze immer noch auf Vernunft, abwägen von Leid und Elend,Kosten und Nutzen ohne die nationalstaatlichen Interessen ( Israel, Ukraine, Europa) aus den Augen zu verlieren. Realismus statt Wunschdenken.

Walter Weimar / 15.04.2022

Ich glaube, die wollen gar kein Frieden im Nahen Osten und auf der Welt. Mit einem vollendeten Frieden sind Machtverhältnisse endgültig geregelt, eine riesengroße Wirtschaft überflüssig und Millionen von Menschen arbeitslos, wie aus der Rüstung, Militär, Geheimdienst, Journalismus, Politik und und und. Was für eine langweiliges Leben.

Ulrich Müller / 15.04.2022

Ob Juden und Palästinenser mit dem Junglinken Phantastereien einverstanden sind, ist denen egal. Die Junglinken bestehen zu einem hohen Anteil aus Studenten, die jahrelang an den Unis herumchillen und irgendwelchen Scheiss studieren, den kein Mensch braucht. Aber bei der Gelegenheit lernen sie wenigstens ein paar schöne Fremdwörter und dann sind sie in der Lage, solche Begriffe zusammenzubasteln wie “binationaler sozialistischer Staat” und dann denken sie allen Ernstes, jetzt haben sie den ganz großen Durchblick!

Ines Mai / 15.04.2022

War das nichtmal auch eine Idee beim entstehen des Staates Israel ?  Die Kibbuze waren doch wohl nach so einem Prinzip organisiert , aber das können die jungen Linken ja nicht wissen.  Herr Broder könnte sie da mal aufklären,  was daraus geworden ist .

Ralf Pöhling / 15.04.2022

Vorweg zur Ukraine: Die Ukraine selbst ist ja kein wirklicher Player im Ukraine-Russland Konflikt und deswegen selbst auch nicht verantwortlich für irgendwas. Die Ukraine ist Schauplatz eines Stellvertreterkrieges zwischen den USA und Russland. Umgekehrt hatten wird das ja auch schon, als die Sowjets in Südamerika Einfluss nahmen, was teils bis heute nachwirkt, und die Amerikaner dagegen hielten. Nun zum Einfluss linker Gruppen auf die Palästinenser: Die sozialistische Denke, “unterdrückten” Völkern gegen ihre “Unterdrücker” zu helfen, ist gut gemeint, aber schlecht zu Ende gedacht. Denn es gibt in der Tat gute Gründe, warum jemand die Ambitionen eines anderen unterdrücken sollte: Nämlich dann, wenn dieser andere einen selbst für minderwertig hält und einen deshalb vertreiben oder sogar ermorden will. So etwas zu unterdrücken nennt sich dann Selbstverteidigung. Und Selbstverteidigung ist Menschenrecht. Wer jetzt in sozialistischer Tradition meint, er müsse nur alle Menschen kulturell gleichschalten, damit das Konfliktpotential verschwindet, der unterschätzt die normative Kraft des Faktischen: Wer über tausende Jahre sein Leben nach bestimmten, auch geografisch bedingten kulturellen und/oder religiösen Gewohnheiten auslebt, der ändert das ja nicht von einem auf den anderen Tag, nur weil irgendwer anders vom anderen Ende der Welt meint, es wäre besser so. Insbesondere dann nicht, wenn die vom anderen Ende der Welt unter ganz anderen Lebensbedingungen leben. Wenn sich die europäische Linke mit ihrer marxistischen Denke in den Nahostkonflikt einmischt, dann hat das die selbe Qualität, als wenn ein Araber einem Eskimo anraten würde, sich doch nicht mit dem Hundeschlitten fortzubewegen, sondern mit einem Kamel, weil das eben besser sei.  Umgekehrt wäre es natürlich genauso sinnfrei. Dass begreifen die Marxisten aber nicht. Deren Denke ist stramm europäisch geprägt. Und das passt im großen Rest der Welt leider nicht, weil Europa nur ein klitzekleiner Teil dieser Welt ist.

sybille eden / 15.04.2022

Immer wieder erstaunlich und unfassbar, was es mitten unter diesem Volk für Bekloppte gibt. Ich fantasiere jetzt mal ein Gleichniss herbei : FORDERUNG : Ich fordere die sofortige ( ! ) Rückkehr aller Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostprovinzen, also Ostpreussen, Pommern, Schlesien etc. ! Ich fordere die Einrichtung eines binationalen, sozialistischen Staates irgendwo in Polen. FRAGE : Was würde wohl passieren wenn Ich oder eine deutsche Partei dieses ernsthaft öffentlich vertreten würde ??? Ist nur mal so ein Gedanke…........ Schöne Ostern !

Oliver König / 15.04.2022

Blöd nur, dass niemanden auf der Welt es eine Bohne interessiert, was die “Berliner Jugendorganisation der Linkspartei” beschliesst, will, labert….. Ausser deren Berliner Blase natürlich.

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