Henryk M. Broder / 11.11.2018 / 10:00 / 35 / Seite ausdrucken

Endlich da! Die Europäische Republik

Möglicherweise haben Sie es nicht einmal gemerkt, die Erde hat nicht gebebt, und die Luft hat nicht gebrannt. Die Kirchenglocken haben nicht geläutet, und die Bio-Bauern im Altmühltal haben, wie jeden Tag, ihre Moschusochsen vor die Holzpflüge gespannt. Derweil wurde in ganz Europa die "Europäische Republik" ausgerufen, in Hamburg geschah das vom Balkon des Thalia Theaters. Zwei fesche Schauspierinnen verlasen ein von Ulrike Guérot und Robert Menasse verfasstes Manifest.

Die beiden sind Berufseuropäer und haben durchaus kauzige Ideen. Frau Guerot zum Beispiel ist angetreten, den Nationalstaat in Europa abzuschaffen. Nebenbei enthüllt sie, dass die Deutschen erst durch die Einführung der Krankenversicherung zu Deutschen wurden. Vorher hatten sie nur Hämorrhoiden und wussten nicht, was sie dagegen tun sollten. 

Herr Menasse will das Gleiche, formuliert es aber etwas poetischer: „Entweder geht das Europa der Nationalstaaten unter, oder es geht das Projekt der Überwindung der Nationalstaaten unter.“ Ja, irgendetwas muss untergehen, damit das Neue aus den Ruinen wachsen kann. 

Die Vorreiter der "Europäischen Republik" sind auch Propheten des Untergangs. Ihrem revolutionären Projekt zuliebe würden sie auch über Leichen gehen, wie die Urväter und Mütter der Sowjetunion. Sie sind die Guten. Ihnen ist alles zuzutrauen.

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Hubert Bauer / 11.11.2018

Ich habe von diesem Projekt bereits einen Tag vorher über Radio Prag erfahren. Obwohl dort definitiv keine Linksgrünen senden, haben sie dem Projekt durchaus Positives abgewinnen können bzw. die dortigen Künstler interpretieren das Projekt ganz anders. Sie gehen von der Bedeutung des Wortes Republik, also der öffentlichen Sache aus. Sie tschechischen Künstler stellen fest, dass es für das Volks Personen-, Kapital- und Dienstleistungsfreizügigkeit in der EU gibt, aber keine politische Freizügigkeit. Sie erkennen, dass die EU keine öffentliche Sache ist, sondern eine Sache der “Eliten”. Aber wir Deutschen fremdeln mit dem republikanischen und demokratischen System. Wir wollen lieber europäische Untertanen als deutsche Bürger sein. Die Tschechen wollen, dass die EU genauso zur öffentlichen Sache wird, wie es die Politik in ihrem eigenen Land ist. Über Radio Prag habe ich auch erfahren, dass 68 % der Tschechen gegen jegliche Aufnahme von “Flüchtlingen” sind, 30 % wollen sie solange aufnehmen, wie die jeweiligen Kriege dauern und nur 2 % wollen Flüchtlinge dauerhaft zuwandern lassen. Schon eigenartig, wie Menschen, die nur 150 km von mir weg wohnen, so komplett anders denken als meine Landsleute.

rudi rodler / 11.11.2018

Lieber Herr Broder,wie schafft man es ,bei so viel panteutonischem Schwachsinn und moralischen Übermenschentum nicht die Fassung zu verlieren.Oder gar den Verstand. Sie sind mir da ein Vorbild.

Frank Holdergrün / 11.11.2018

Auszug aus dem Manifest: “Wir sind uns bewusst, dass der Reichtum Europas auf Jahrhunderten der Ausbeutung anderer Kontinente und der Unterdrückung anderer Kulturen beruht. Wir teilen deshalb unseren Boden mit jenen, die wir von ihrem vertrieben haben. Europäer ist, wer es sein will. Die Europäische Republik ist der erste Schritt auf dem Weg zur globalen Demokratie.” Karl Kraus würde dazu sagen: “Ich strebe inbrünstig nach jener seelischen Kondition, in der ich, frei von aller Verantwortung, die Dummheit der Welt als Schicksal empfinden werde.”

Uwe Dippel / 11.11.2018

@Sepp Kneip: Zur korrektiven Ergänzung: Die deutschen Frauen wollen Habeck als Kanzler.  Und nur zu meiner eigenen Bestätigung deutschen Humorverständnisses habe ich heute früh als Kommentar in der Heimatpostille von hb (‘tschuldigung, Herr Broder!) gepostet, man hätte den Frauen doch das Wahlrecht nicht geben sollen. Mit Smiley so gross es eben ging. Ich sollte mich als Wahrsager verdingen, denn natürlich wurde der Kommentar nicht zugelassen.  Vielleicht sind die Deutschen aus Erfahrungen doch klug geworden, und mittlerweile zu ‘bunt und weltoffen’ mutiert. Hmm. Jedenfalls haben sie aber noch kein Schräubchen an ihrem bierernsten Humorverständnis justiert.

Leo Hohensee / 11.11.2018

@Sabine Schönfelder, das ist eine tolle Idee und Sie haben mir auch sonst aus der Seele gesprochen. Also wenn “unser Henryk” darauf eingeht, ich komme, dafür ließe ich hier (kölner Ecke) alles stehen und liegen. beste Grüße

Anna Kasperska / 11.11.2018

Ein nicht enden wollender Alptraum geht weiter! Jetzt offenbaren sich die, von dem europäischen Größenwahn Befallenen, ganz unmissverständlich. Jetzt verstecken und vernebeln sie gar nichts mehr, wie noch bis vor Kurzem. Jetzt hat man den Eindruck, sie könnten es gar nicht erwarten, dass die Abschaffung der Nationalstaaten endlich vollzogen sei. Allen voran nicht gerade wenige Vertreter der deutschen “Elite”.  Herr Broder, Ihre Europa Tour, damals, vor ca. fünf Jahren: “Entweder Broder: Die Europa-Deutschland Safari” mit Haded Abdel-Samad war meine Initialzündung für die kritische, hinterfragende Sicht auf die EU. Danke dafür. Ich meine, heute wäre so eine Sendung, wie die Safari-Tour kaum möglich… Was sagt uns das? Herr Broder, Ich bewundere Ihre Fähigkeit immer wieder aufs Neue, die politischen Irrwege so früh zu erkennen, herauszufiltern und sie sprachlich auf so einem hohem Niveau zu entlarven. Danke.

Michael Lesch / 11.11.2018

Lieber Herr Broder ich habe eine Bitte an Sie. Wenn Sie diese Email lesen bitte googeln Sie doch mal meinen Namen. Ich gehe nicht damit hausieren aber wir müssen irgendwie diese Republik retten. Wenn Angie am 11 Dezember unterzeichnet und das wird Sie müssen die letzten Aufrechten versuchen die Bürger auf die Straße zu bekommen! Oder unsere Kultur wird vernichtet! Ich habe nur noch Angst ! Mit freundlichen Grüßen Ihr Michael Lesch

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