Elon Musk ist der Typ Mann, mit dem intelligente, gesunde, attraktive, feminine Frauen ausgehen, Sex haben oder ihn heiraten wollen: das Alphamännchen – in der Nerd-Edition.
Ich spreche aus Erfahrung und auf Basis eigener Feldforschung. Als Frau und ehemalige Single-Kolumnistin habe ich mich mit der sogenannten „Pick up“-Szene („Verführerszene“, vordergründig bestehend aus „Flirt-Gurus“, die anderen Männern Tipps geben, wie sie Frauen am besten ins Bett kriegen, Anm. d. Red.) beschäftigt und sogar ein Büchlein unter Pseudonym über das Phänomen des sogenannten „Shit-Tests“ geschrieben.
Der Ausdruck klingt plump, aber ich habe ihn mir nicht ausgedacht. Die „Pick-Up-Gemeinde“ hat ihr eigenes Lexikon, wie zum Beispiel jenes im Anhang der „Verführer-Bibel“ von Neil Strauss, „Die perfekte Masche“ („The Game“). Der Begriff „Shit-Test“ bezeichnet unbewusste Tests, mit denen begehrenswerte Frauen Männer auf die Probe stellen, indem sie ihnen in der Regel das Leben schwer machen. Im Wesentlichen testet eine Frau dabei, wie ein Mann sich im echten Leben schlägt, denn das Leben kann ein einziger großer „Shit-Test“ sein.
Musk hat bewiesen, dass er in der Lage ist, „Shit-Tests“ mit Bravour zu bestehen, denn um sie zu meistern, sind Qualitäten erforderlich, die Flirttrainer Männern beibringen (wollen).
Selbstvertrauen ist die wichtigste Eigenschaft. Kluge Frauen, vor allem solche, die auf der optischen Skala zwischen 8 und 10 liegen (um wieder den plumpen Anmach-Jargon aufzugreifen), wollen keine schwachen Männer, die um ihre Aufmerksamkeit betteln, als Schoßhündchen, als AFCs („Average Frustrated Chumps“ = Versager). Sie wollen Männer, die wissen, dass sie ihrer Aufmerksamkeit würdig sind. Aus evolutionärer Sicht ist der Typ Mann, der „sie“ erobern kann – die fabelhaft, aber vor allem schwierig ist – derjenige, der Kriege gewinnen und die menschliche Spezies mit dem besten genetischen Material erhalten kann.
Ein Mann, der das Universum buchstäblich gemeistert hat
Wenn man sein nerdiges Auftreten bedenkt, ist Musk vielleicht nicht der typischste Alpha. Dennoch muss er einer der selbstbewusstesten Männer auf diesem Planeten (oder vielleicht bald im Sonnensystem) sein, wenn er ernsthaft glaubt, dass er Menschen auf den Mars bringen kann. Dank seiner Vision, die er in der Netflix-Doku „Rückkehr ins Weltall“ vermarktet, sind Zivilisten ins Weltall geflogen (eine wirklich gigantische Art, Männchen zu spielen). Er gründet Unternehmen, die sich der Lösung von Weltproblemen widmen: SpaceX für die Raumfahrt, Tesla für nachhaltigen Transport und The Boring Company für den Verkehr. Er ist ein Mann, der das Universum buchstäblich gemeistert hat. Wie sexy!
Ein selbstbewusster Mann ist geübt im Scherzen, der Art von Konversation, die einen Mann aus der „Freundschaftszone“ herauskatapultiert. Wenn er nicht gerade wie Henry Cavill aussieht, will eine heiße Frau keinen unbeholfenen Mann an ihrer Seite, der sich nicht behaupten kann. Wenn er in der Lage ist, geschickt und humorvoll auf ihre subtilen Beleidigungen und verbalen Spielchen zu reagieren, zeigt das, dass er ein starker, kreativer und fähiger Partner ist.
Musk ist ein Meister des Scherzes. In einem Interview beschrieb er zum Beispiel einmal ein Date auf dem College.
„Die erste Frage, die ich ihr stellte, lautete: Denkst du jemals über Elektroautos nach?“, erzählt er. Es stellte sich heraus, dass seine damalige Angebetete sich natürlich noch nicht mit Elektroautos befasst hatte. Dann fügt er mit einem Schmunzeln hinzu. „In letzter Zeit war (diese Frage) ein bisschen effektiver.“ Das Publikum bricht in Gelächter aus, und ich bin sicher, dass die Interviewerin ihm in diesem Moment am liebsten ihren BH gereicht hätte.
„Hör auf, mich anzubaggern, ich bin wirklich schüchtern!“
„Abschleppkünstler“ bringen Männern auch bei, wie sie den Rahmen eines Dates kontrollieren müssen. Musk hat, zumindest auf Twitter, bewiesen, dass er den Rahmen beherrscht. Er steckt einen Schlag ein und schlägt sofort zurück, ohne jemals aus dem Gleichgewicht zu geraten. Nehmen wir zum Beispiel den Angriff der linken Spinnerin Alexandria Ocasio-Cortez auf ihn, als sie twitterte, er sei ein „Milliardär mit einem Ego-Problem“.
„Hör auf, mich anzubaggern, ich bin wirklich schüchtern!“, entgegnete Musk mit einem „errötenden“ Emoji. Er deutete ihre Beleidigung als Kompliment für ihn um. Das perfekte „Neg“: eine subtile, spielerische Herabsetzung einer Frau, um sie von ihrem Podest zu stoßen. Erschrocken löschte AOC den Tweet. Donald Trump Jr. postete ein Meme, in dem er andeutete, dass Musk neben seinen Unternehmen nun auch Alexandria Ocasio-Cortez „besitzt“, die ironischerweise ein Tesla-Fahrzeug fährt. Die Journalistin Megyn Kelly ist ebenfalls ein Groupie und antwortete auf eine seiner Neckereien gegenüber den Mainstream-Medien mit den Worten: „Bis jetzt liebe ich das neue Twitter.“
Die konservative Welt verliebte sich Hals über Kopf in Musk, als er Twitter kaufte und es wieder zu einem unterhaltsamen Ort für politische und intellektuelle „Shit-Tests“ unter Freunden und Gegnern gleichermaßen machte. Indem er die Meinungsfreiheit bewahrte, wurde er zu einem Alphamännchen der besonderen Art: einem Helden.
Der männliche Archetyp, den die Linke zerstören will
Heutzutage ist es nicht mehr politisch korrekt, ein „Alphamännchen“ zu sein, vor allem nicht unter Linken und Feministinnen. Eigentlich ist es politisch nicht korrekt, überhaupt ein Mann zu sein. „Alphamännchen“ fällt in die Kategorie der „toxischen Männlichkeit“. Ich frage mich, ob der Bestseller „Die perfekte Masche“ in diesem Klima jemals veröffentlicht worden wäre. Nachdem er geheiratet hatte, nahm Strauss sogar seine Anmachsprüche zurück und schwor einem Großteil seiner Lehren ab.
Die Linke war in Musk verknallt, als er als „Alphanerd“ Elektroautos herstellte und sich noch nicht für die Redefreiheit einsetzte. Seit er den zum Schweigen gebrachten Konservativen eine Stimme gibt, ist Musk der männliche Archetyp, den die Linke zerstören will. Sie haben bereits versucht, Trump zu zerstören, ein anderes Super-Alpha-Männchen. Trump war so gut darin, die „Shit-Tests“ der Medien auf Twitter zu bestehen, dass die Linke einen Weg finden musste, ihn von der Plattform zu vertreiben.
Vor zehn Jahren wäre ich definitiv ein Musk-Groupie gewesen, im romantischen und im intellektuellen Sinne. Aber auch ich bin damals ein Opfer der Mainstream-Medien gewesen. Es ist jedoch nicht die Verachtung der Linken für „Alphamännchen“, die mich dazu gebracht hat, Musk mit Misstrauen zu betrachten.
Was trägt er im Herzen?
Ich bin jetzt älter und weiser. Mein Herz wurde von zu vielen Alphamännchen gebrochen, die oft tapfer und klug sind, wenn sie zum „Jagen“ ansetzen – sie führen dich aus, begeistern dich mit anregenden Gesprächen – aber dann lassen sie dich mit deinem gebrochenen Herzen auf dem Boden neben dem Bett liegen, wenn sie aufstehen, um die Welt erneut zu erobern.
Ich habe gelernt, dass ich selbstbewusste Männer zwar immer noch liebe, dass für mich aber nun Tugenden wie Freundlichkeit, Respekt und Weisheit ihren Ehrgeiz, Erfolg und Witz ergänzen müssen.
„Abschleppkünstler“ können Männern das „Aufreißen“ beibringen, aber sie sind schrecklich darin, Männern beizubringen, wie man Beziehungen aufrechterhält (Strauss ist inzwischen geschieden.) Musk hat die konservativen und liberalen „Jungfrauen in Not“ aufgerissen. Er hat uns mit seinen Twitter-Sprüchen verzaubert. Aber was trägt er im Herzen? Wie behandelt er andere Menschen? Welche philosophischen Werte liegen seinem Selbstvertrauen und seiner Brillanz zugrunde? Beruhen seine weltverändernden Aktionen auf Weisheit und einem ethischen, langfristigen Plan zur Erlösung der Menschheit – oder sind seine Raketenschiffe nur das Spielzeug eines brillanten großen Jungen?
Ich werde mich also nicht so einfach von Musk überrumpeln lassen. Wir müssen mehr über ihn erfahren als seine eitle Netflix-Dokumentation, Interviews oder sein Twitter-Feed verraten. Elon hat immer nach den Sternen gegriffen, nun müssen wir aber tiefer graben, unter der Oberfläche.
Davon abgesehen treffe ich mich gerne mit ihm zu einem Date, wenn er mal in der Stadt ist, um die Tesla-Fabrik in Berlin zu besuchen und ich ihm dabei helfen kann. Und damit er das auch merkt, habe ich ihm gleich hier einen Video-Antrag gemacht, den Sie hier anschauen können. Auf Englisch natürlich, Deutsch kann er ja nicht.
Orit Arfas Buch über den „Shit-Test“ finden Sie hier.