News-Redaktion / 06.07.2025 / 06:05 / Foto: Achgut Montage / / Seite ausdrucken

Elon Musk gründet eigene „Amerika-Partei“

Das tiefe Zerwürfnis zwischen Donald Trump und Elon Musk macht sie nun zu politischen Kontrahenten. Daraus – und aus der programmatischen Hinwendung zu wirtschaftsliberalen Zielen – könnte Musk politisches Kapital schlagen.

Nach seinem öffentlich geführten Schlagabtausch mit Ex-Präsident Donald Trump hat der Tech-Milliardär Elon Musk am Samstag die Gründung einer eigenen politischen Partei bekannt gegeben: der „Amerika-Partei“. Ziel sei es, wie Musk auf seiner Plattform X erklärte, „den Menschen ihre Freiheit zurückzugeben“ und das politische System der USA „von Korruption und Verschwendung zu befreien“.

Bereits am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag, hatte Musk auf X angedeutet, dass eine neue Partei bevorstehen könnte: „Der Unabhängigkeitstag ist der perfekte Zeitpunkt, um zu fragen, ob Sie die Unabhängigkeit vom Zweiparteiensystem (manche würden sagen: Einparteiensystem) wollen! Sollten wir die Amerika-Partei gründen?“

Einen Tag später folgte die offizielle Ankündigung, ebenfalls auf X: „Mit einem Faktor von 2 zu 1 wollen Sie eine neue politische Partei – und Sie sollen sie bekommen! Wenn es darum geht, unser Land durch Verschwendung und Bestechung in den Ruin zu treiben, leben wir in einem Einparteiensystem, nicht in einer Demokratie. Heute wird die Amerika-Partei gegründet, um Ihnen Ihre Freiheit zurückzugeben.“

Zerwürfnis wegen Trumps „Big Beautiful Bill“

Ausschlaggebend für die endgültige Trennung zwischen Musk und Trump war das von Trump eingebrachte Steuergesetz „Big Beautiful Bill“. Das Gesetzespaket sieht die Verlängerung der Steuersenkungen aus Trumps erster Amtszeit vor, will Steuererleichterungen für Trinkgelder und Überstunden einführen und sieht Milliardeninvestitionen in Grenzschutz und militärische Verteidigung vor – darunter 25 Milliarden Dollar für das Raketenabwehrsystem „Golden Dome“.

Musk kritisiert das Vorhaben jedoch scharf: Die „Big Beautiful Bill“ bedeute in Wahrheit drastische Kürzungen bei Sozialprogrammen wie Medicaid und staatlichen Lebensmittelhilfen, während Reiche und Großkonzerne entlastet würden. Laut dem unabhängigen Congressional Budget Office droht durch das Gesetz rund zwölf Millionen Menschen der Verlust ihres Krankenversicherungsschutzes in den kommenden zehn Jahren.

Ein solches Gesetz habe mit wirtschaftlicher Verantwortung nichts zu tun – es sei ein Rezept für sozialen Abstieg und politischen Bankrott, soll sich Musk geäußert haben. Besonders die sozialen Einschnitte und die Aufhebung von Förderungen für Elektrofahrzeuge und grüne Technologien – bislang ein Kernbereich von Musks Unternehmen Tesla – gelten als persönliche Bruchlinie zwischen ihm und dem Präsidenten. Für Musk sei das Gesetz der Inbegriff eines politischen Systems, das nicht dem Gemeinwohl, sondern den Interessen einer kleinen Elite diene.

Libertärer Kurs mit Tech-Fokus? 

Welche konkreten politischen Inhalte die Amerika-Partei vertreten wird, hat Musk bisher nur andeutungsweise skizziert. Beobachter vermuten jedoch, dass die Partei auf einen libertären Kurs mit wirtschaftsliberalen und technologiefreundlichen Elementen setzen könnte.

Musk hatte sich in der Vergangenheit wiederholt für niedrige Unternehmenssteuern, weniger staatliche Regulierung und mehr individuelle Freiheit ausgesprochen – sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich. Gleichzeitig lehnt er klassische parteipolitische Lager ab und positioniert sich als „unabhängiger Denker“, der weder ins linke noch ins rechte Spektrum passe.

Eine klare Haltung gegen Bürokratie, für Unternehmertum und technologische Innovation – insbesondere in Bereichen wie KI, Raumfahrt, Energiesysteme und Kryptowährungen – könnte zum Markenkern seiner politischen Bewegung werden.

Abkehr vom Trump-Lager – und Angriff auf das System

Elon Musk hatte nach Trumps Amtsantritt 2025 zunächst als Berater für dessen Regierungsbehörde zur Effizienzsteigerung DOGE gearbeitet, sich jedoch im Mai aus der Position zurückgezogen. Mit der „Amerika-Partei“ distanziert sich Musk nun endgültig vom republikanischen Establishment – und stellt sich offen gegen das gesamte politische System der USA, das er als „Einparteiensystem“ bezeichnet.

Ob Musks Partei tatsächlich bei kommenden Wahlen antreten wird, ließ er bislang offen. Klar ist jedoch: Der reichste Mann der Welt betritt erneut die politische Bühne – und will die Spielregeln verändern.

 

Foto: Achgut Montage

Achgut.com ist auch für Sie unerlässlich?
Spenden Sie Ihre Wertschätzung hier!

Hier via Paypal spenden Hier via Direktüberweisung spenden
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
News-Redaktion / 07.07.2025 / 16:30 / 0

Russischer Verkehrsminister: Erst entlassen, dann tot

Roman Starowoit war nur ein Jahr im Amt und wurde heute von Präsident Wladimir entlassen. Kurz darauf wurde er mit einer tödlichen Schusswunde in seinem…/ mehr

News-Redaktion / 07.07.2025 / 15:45 / 0

2025 bereits 57.000 Visa für Familiennachzug erteilt

Trotz Aussetzung des Familiennachzugs für subsidiär Schutzberechtigte geht der Familiennachzug weiter. Bis Ende des Jahres wird eine kleine Großstadt zusätzlich integriert werden müssen, wie bereits…/ mehr

News-Redaktion / 07.07.2025 / 15:30 / 0

Arbeitspflicht für Asylbwerber: Die Hälfte verweigerte

Ein Modellversuch zur Arbeitspflicht für Asylbewerber im saarländischen St. Wendel verlief enttäuschend: Die Hälfte der Zielgruppe verweigerte sich. Trotzdem sieht der Landrat dies als Modell für…/ mehr

News-Redaktion / 07.07.2025 / 14:30 / 0

Haftbefehl gegen syrischen ICE-Hammerangreifer

Gegen den Syrer, der Reisende mit Hammer und Axt angriff, wurde wegen zweifachen Mordversuchs und vierfacher schwerer Körperverletzung nun auch Haftbefehl erlassen. Sein Motiv gilt immer noch…/ mehr

News-Redaktion / 07.07.2025 / 11:00 / 0

Messertod in Schleswig

Bei einem nächtlichen Streit zweier Männer im Stadtpark erstach einer den anderen. Der Täter konnte verhaftet werden. Die Männer kannten sich, aber der Tathintergrund ist…/ mehr

News-Redaktion / 07.07.2025 / 08:00 / 0

Israel greift Huthi-Miliz im Jemen an

Die israelische Luftwaffe und Marine haben im Jemen Ziele der islamistischen Huthi-Miliz angegriffen, darunter Häfen und ein Kraftwerk. Raketen, die auf Israel geschossen wurden, konnten…/ mehr

News-Redaktion / 07.07.2025 / 07:30 / 0

Brandanschlag auf Kirche

Die Polizei machte keine Angaben zum festgenommenen Täter oder zum Tatmotiv. Ermittlungsrichter ordnete Unterbringung in psychiatrischer Klinik an. In Garmisch-Partenkirchen (Oberbayern) hat ein 28-jähriger Mann am…/ mehr

News-Redaktion / 04.07.2025 / 15:00 / 0

Macron und Starmer versammeln „Koalition der Willigen“

Um der stark gebeutelten Ukraine zu helfen, soll es auf Initiative Frankreichs und Großbritanniens nächste Woche eine Konferenz der Hauptunterstützer geben. Währenddessen gehen die massiven…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com