Das tiefe Zerwürfnis zwischen Donald Trump und Elon Musk macht sie nun zu politischen Kontrahenten. Daraus – und aus der programmatischen Hinwendung zu wirtschaftsliberalen Zielen – könnte Musk politisches Kapital schlagen.
Nach seinem öffentlich geführten Schlagabtausch mit Ex-Präsident Donald Trump hat der Tech-Milliardär Elon Musk am Samstag die Gründung einer eigenen politischen Partei bekannt gegeben: der „Amerika-Partei“. Ziel sei es, wie Musk auf seiner Plattform X erklärte, „den Menschen ihre Freiheit zurückzugeben“ und das politische System der USA „von Korruption und Verschwendung zu befreien“.
Bereits am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag, hatte Musk auf X angedeutet, dass eine neue Partei bevorstehen könnte: „Der Unabhängigkeitstag ist der perfekte Zeitpunkt, um zu fragen, ob Sie die Unabhängigkeit vom Zweiparteiensystem (manche würden sagen: Einparteiensystem) wollen! Sollten wir die Amerika-Partei gründen?“
Einen Tag später folgte die offizielle Ankündigung, ebenfalls auf X: „Mit einem Faktor von 2 zu 1 wollen Sie eine neue politische Partei – und Sie sollen sie bekommen! Wenn es darum geht, unser Land durch Verschwendung und Bestechung in den Ruin zu treiben, leben wir in einem Einparteiensystem, nicht in einer Demokratie. Heute wird die Amerika-Partei gegründet, um Ihnen Ihre Freiheit zurückzugeben.“
Zerwürfnis wegen Trumps „Big Beautiful Bill“
Ausschlaggebend für die endgültige Trennung zwischen Musk und Trump war das von Trump eingebrachte Steuergesetz „Big Beautiful Bill“. Das Gesetzespaket sieht die Verlängerung der Steuersenkungen aus Trumps erster Amtszeit vor, will Steuererleichterungen für Trinkgelder und Überstunden einführen und sieht Milliardeninvestitionen in Grenzschutz und militärische Verteidigung vor – darunter 25 Milliarden Dollar für das Raketenabwehrsystem „Golden Dome“.
Musk kritisiert das Vorhaben jedoch scharf: Die „Big Beautiful Bill“ bedeute in Wahrheit drastische Kürzungen bei Sozialprogrammen wie Medicaid und staatlichen Lebensmittelhilfen, während Reiche und Großkonzerne entlastet würden. Laut dem unabhängigen Congressional Budget Office droht durch das Gesetz rund zwölf Millionen Menschen der Verlust ihres Krankenversicherungsschutzes in den kommenden zehn Jahren.
Ein solches Gesetz habe mit wirtschaftlicher Verantwortung nichts zu tun – es sei ein Rezept für sozialen Abstieg und politischen Bankrott, soll sich Musk geäußert haben. Besonders die sozialen Einschnitte und die Aufhebung von Förderungen für Elektrofahrzeuge und grüne Technologien – bislang ein Kernbereich von Musks Unternehmen Tesla – gelten als persönliche Bruchlinie zwischen ihm und dem Präsidenten. Für Musk sei das Gesetz der Inbegriff eines politischen Systems, das nicht dem Gemeinwohl, sondern den Interessen einer kleinen Elite diene.
Libertärer Kurs mit Tech-Fokus?
Welche konkreten politischen Inhalte die Amerika-Partei vertreten wird, hat Musk bisher nur andeutungsweise skizziert. Beobachter vermuten jedoch, dass die Partei auf einen libertären Kurs mit wirtschaftsliberalen und technologiefreundlichen Elementen setzen könnte.
Musk hatte sich in der Vergangenheit wiederholt für niedrige Unternehmenssteuern, weniger staatliche Regulierung und mehr individuelle Freiheit ausgesprochen – sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich. Gleichzeitig lehnt er klassische parteipolitische Lager ab und positioniert sich als „unabhängiger Denker“, der weder ins linke noch ins rechte Spektrum passe.
Eine klare Haltung gegen Bürokratie, für Unternehmertum und technologische Innovation – insbesondere in Bereichen wie KI, Raumfahrt, Energiesysteme und Kryptowährungen – könnte zum Markenkern seiner politischen Bewegung werden.
Abkehr vom Trump-Lager – und Angriff auf das System
Elon Musk hatte nach Trumps Amtsantritt 2025 zunächst als Berater für dessen Regierungsbehörde zur Effizienzsteigerung DOGE gearbeitet, sich jedoch im Mai aus der Position zurückgezogen. Mit der „Amerika-Partei“ distanziert sich Musk nun endgültig vom republikanischen Establishment – und stellt sich offen gegen das gesamte politische System der USA, das er als „Einparteiensystem“ bezeichnet.
Ob Musks Partei tatsächlich bei kommenden Wahlen antreten wird, ließ er bislang offen. Klar ist jedoch: Der reichste Mann der Welt betritt erneut die politische Bühne – und will die Spielregeln verändern.