Die Gruppenvergewaltigungen von Kindern und Jugendlichen in Großbritannien wurden erst ignoriert, dann vertuscht und schließlich halbherzig strafrechtlich verfolgt. Chef der Behörde war Briten-Premier Keir Starmer. Elon Musk macht erneut auf den Fall aufmerksam.
Elon Musk scheint sich seit Anfang des Jahres nun auch in britische Verhältnisse – wie seine Kritiker sagen würden – „einmischen“ zu wollen. Er teilt auf "X" Beiträge des rechtskonservativen Politikers Nigel Farage, fordert in mehreren Posts die Freilassung des Aktivisten Tommy Robinson, der inhaftiert worden sei, „weil er die Wahrheit gesagt hat“, und teilt in Bezug auf den Gruppenvergewaltigungsskandal einen Beitrag des Autors Douglas Murray, in dem dieser auf das entsprechende Kapitel seines Buches „The Strange Death of Europe: Immigration, Identity, Islam“ („Der Selbstmord Europas – Immigration, Identität, Islam“) verweist.
Die aktuelle reichweitenstarke Debatte auf „X“ zum Gruppenvergewaltigungsskandal in UK (an der sich übrigens auch der kommende US-Vice J.D. Vance und die prominente Autorin J.K. Rowling beteiligen), löste Elon Musk dadurch aus, dass er ein zirkulierendes Gerichtsprotokoll (samt grausamer Tatdetails) aus einem Verfahren in Oxford (von 2013) teilte und dieses mit Invektiven gegen den heutigen Premierminister Keir Starmer verband, der von 2008 bis 2013 Chef der nationalen Strafverfolgungsbehörde war und die Verbrechen ab 2013 untersuchte.
Während der Zeit-Journalist Jochen Bittner „Musks Attacken“ für „völlig überzogen und frei von Detailkenntnis“ hält, räumt er immerhin ein: „Trotzdem ist es natürlich absolut legitim, genauer wissen zu wollen, was der heutige Premier tat beziehungsweise unterließ während all der Jahre, sowohl als Chefankläger wie auch als Labour-Politiker.“
Denn: „[Es] es dauerte viel zu lange, bis diese Fälle umfassend untersucht wurden. Warum? Weil diese Taten alles waren, was es im Weltbild von sich selbst als progressiv betrachtender Eliten nicht geben durfte: Rassismus gegen Weiße, religiös motivierte Gewalt, ein rückständiges Frauenbild bei bestimmten Einwanderergruppen. Polizisten, Sozialarbeiter, Politiker und Journalisten wussten in vielen Fällen genug, um nicht mehr wissen zu wollen. Deswegen ist das Ganze nicht nur irgendein Fall von Elitenversagen. Es ist der größte rassistische Skandal im Großbritannien des 21. Jahrhunderts, der als solcher bis heute weder begriffen noch ausreichend aufgearbeitet wurde. Er steht für das Versagen einer Einwanderungsgesellschaft, angemessen mit kulturellen Clashs und unbequemen Wahrheiten umzugehen.“ (ebd.)
Nicht nur Rotherham
Auszüge des britischen Skandals wurden in Deutschland erst 2014 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Im Zuge der Verfolgung und Verurteilung einiger Täter in mehreren Fällen systematischen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen in Rotherham und Rochdale kam der Verdacht auf, dass die Sache nicht nur viel größer sei, sondern auch von Polizei und Behörden, Schulen und Jugendhilfsorganisationen ignoriert bis geradezu vertuscht worden war. Aus diesem Grund wurde eine unabhängige Untersuchung der sexuellen Ausbeutung von Kindern in Rotherham in Auftrag gegeben, deren Untersuchungsbericht am 26. August 2014 veröffentlicht wurde.
Und dieser Bericht (vgl. dazu die FAZ vom 27.08.2014 und Wikipedia) hatte es in sich: So wurde die Zahl der allein in Rotherham zwischen 1997 und 2013 sexuell missbrauchten Mädchen, Kinder und Jugendlichen bei „konservativer Schätzung“ mit mindestens 1400 angegeben. Die Opfer seien ab einem Alter von elf Jahren durch mehrere Täter entführt, in andere Städte in England verbracht und schließlich mehrfach und/oder von mehreren Männern vergewaltigt, geschlagen, gequält und erniedrigt worden. Drei frühere Untersuchungen aus den frühen 2000ern hatten zu ähnlichen Ergebnissen geführt, sind wohl aber unterdrückt worden, weil die Beamten „den Daten nicht glaubten“.
Neben den qualitativ und quantitativ monströsen Dimensionen der Vorgänge selber bestand und besteht der Skandal in zurückhaltenden Ermittlungen und dem offiziellen Umgang mit den Tätern. Obwohl bekannt war, dass die organisierten Täter mit überwiegender Mehrheit pakistanisch-muslimischer Herkunft sind, hatten die Behördenmitarbeiter stets Hemmungen, die ethnische Herkunft der Täter zu ermitteln – aus Angst vor Rassismusvorwürfen. Einige dieser Beamten erinnern sich laut Bericht sogar „an klare Anweisungen von ihren Vorgesetzten“, solche ethnisch bezogenen Angaben nicht vorzunehmen. Einem Mitarbeiter, der 2002 versuchte, bei hochrangigen Polizeibeamten auf den Anstieg dieser Missbrauchsfälle aufmerksam zu machen, wurde erst ein Unterlassen nahegelegt, bevor man ihn dann suspendierte. Der Bericht hält zudem fest, dass es der Polizei an Respekt für die Opfer mangelte, die als „unerwünscht“ angesehen wurden.
Die bandenmäßig organisierten Formen von Entführung, (Gruppen-)Vergewaltigung, sexuellen Missbrauchs und Misshandlungen von Jugendlichen und Kindern sowie Menschenhandel und Zwangsprostitution waren nicht auf Rotherham beschränkt. Im Verlauf der 2010er-Jahre wurden solche Fälle, stets nach ähnlichem Muster und mit überwiegend „white British children“ als Opfern und pakistanisch-muslimischen Tätergruppen, auch in anderen englischen Städten aufgedeckt, unter anderem in Rochdale, Oxford, Derby, Halifax und Newcastle upon Tyne. Auch dort war es typisch, dass die Behörden lange Zeit untätig blieben, die Opfer nicht ernstnahmen und die ethnische Täterschaft – quasi als Vorbeugung von „Islamophobie“ – herunterspielten. In Telford entsprach das Ausmaß mit geschätzten 1000 Opfern etwa dem von Rotherham, wobei die ersten Fälle bis in die 1980er zurückreichen. Noch in den 1990ern und frühen 2000ern blieben Sozialarbeiter und Behörden trotz Kenntnis der Vorgänge untätig. In Akten wurden die betroffenen Mädchen als „Prostituierte“ und nicht als Opfer von Missbrauch bezeichnet. Auch Ärzte, die Abtreibungen vornahmen, und Apotheker, die die „Pille danach“ verkauften, griffen nicht ein.
Die gegenwärtige Resonanz
Das hiesige Establishment mag der Auffassung sein, Musk und andere würden auf „X“ bloß alte historische Kamellen aufwärmen, die die britische Gesellschaft längst verarbeitet und verwunden hätte. Weit gefehlt. Im The Telegraph schreiben Sam Ashworth-Hayes und Charlie Peters, dass die „Leugnung des Problems […] tief im politischen System Großbritanniens verwurzelt“ sei. Weiter heißt es:
„Manchmal hat es den Anschein, dass der Ansatz der Regierung in Bezug auf den Multikulturalismus nicht darin besteht, das Gesetz aufrechtzuerhalten, sondern vielmehr das Risiko von Unruhen zwischen den Communities zu minimieren. Angesichts von Banden überwiegend pakistanischer Männer, die es auf überwiegend weiße Kinder abgesehen haben, wusste der Staat genau, was zu tun war. Zum Wohle der Beziehungen zwischen den Gemeinschaften musste er die Geschichte begraben.“
Dagegen, dass die Aufarbeitungen stets lokal und teilweise auf das juristische Minimum – Verurteilung einiger Täter – beschränkt blieben, es keine nationale Untersuchung und kaum gesellschaftlich-strukturelle (vorbeugende) Veränderungen gegeben hat, wendete sich kürzlich auch die Tory-Vorsitzende Kemi Badenoch per „X“-Tweet:
„Eine umfassende nationale Untersuchung des Skandals um die Vergewaltigungsbanden ist längst überfällig. In den letzten Jahren haben im ganzen Land Prozesse stattgefunden, aber niemand in der Behörde hat die Punkte zusammengefügt. 2025 muss das Jahr sein, in dem die Opfer anfangen, Gerechtigkeit zu bekommen.“
Gleichzeitig stehen die Tories (ähnlich wie die CDU seitens der AfD) unterm Druck von Nigel Farages Reform UK-Partei, für die eine 100-Millionen-Dollarspende von Musk im Gespräch ist. Farage konterte jedenfalls:
„Reden ist billig. Die Konservativen hatten 14 Jahre an der Regierung, um eine Untersuchung einzuleiten. Das Establishment hat die Opfer der Grooming-Gangs auf allen Ebenen im Stich gelassen.“
Das Leugnen bzw. Schönreden von Realitäten aus ideologischen („antirassistischen“) Gründen, das Denunzieren von Kritikern brutal frauenfeindlicher Umstände als Rechtsextreme und -populisten, sobald eben diese Umstände aufs Konto muslimischer Tätergruppen gehen – dieser Irrsinn hat sowohl den Gruppenvergewaltigungsskandal als auch seine mangelnde Aufarbeitung möglich gemacht. Zum einen geht das tiefer als „ein Fall von Elitenversagen“ – ohnehin eine merkwürdige Wendung in dem Kontext –; zum anderen lässt sich sehr wohl sagen, dass die Belange der „weißen Unterschicht“, der Opfer wie ihrer Angehörigen, im Sinne der Aufrechterhaltung des Multikulturalismus als Ideologie und Lebenslüge der Eliten systematisch verraten wurden.
Wenn die damaligen „Vorgänge“ unter anderem Dank Musk heute erneut zum Gegenstand einer diesmal womöglich viel breiteren Debatte in UK werden, dann wird diese nun eingelassen sein in die seit 2015 zunehmenden gesellschaftlichen Verwerfungen um die irreguläre Migration, die der Mainstream mittlerweile allerorts nicht mehr so leicht gedeckelt bekommt wie noch vor einigen Jahren.
Thomas Maul ist Autor mehrerer Bücher, unter anderem zum Islam und zu Kritischer Theorie. Er war bis März 2020 Autor (seit 2007) und Redakteur (seit 2012) der ideologiekritischen Zeitschrift BAHAMAS. Seit 2023 ist er Redakteur der von ihm mitgegründeten Halbjahreszeitschrift „casa|blanca. Texte zur falschen Zeit“ (https://textezurfalschenzeit.de/).
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