Claude Cueni, Gastautor / 20.02.2025 / 16:00 / Foto: K.I / 22 / Seite ausdrucken

Elon Musk auf Goldsuche

Elon Musk will in Fort Knox nach dem Gold sehen. Aber nach den Goldbeständen fremder Staaten in den Tresoren der Federal Reserve Bank of New York wohl lieber nicht.

Trumps Turbo-Regierung lässt kaum einen Stein auf dem andern. Alle Geheimnisse sollen gelüftet werden. Wer hat John F. Kennedy, Robert F. Kennedy und Martin Luther King Jr. ermordet? Was weiß die Regierung über unidentifizierte Flugobjekte (UFOs) und unidentifizierte Unterwasserphänomene? Wer steht auf der Jeffrey Epstein-Liste? Was wurde im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 noch nicht gesagt? Ist die COVID-19-Pandemie menschengemacht und die Klimaerwärmung eine Naturkonstante?

Im Februar 2025 kündigte der Vorsitzende des House Oversight Committee, James Comer, zusammen mit der Abgeordneten Anna Paulina Luna die Einrichtung einer Task Force zur „Deklassifizierung von Bundesgeheimnissen“ an. Auf Anordnung von Präsident Donald Trump sollen bisher unter Verschluss gehaltene Dokumente offengelegt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Aber ein Geheimnis steht aktuell nicht auf der Traktandenliste: das Gold, das Gold der anderen.

Senator Rand Paul forderte von Elon Musk und seinem DOGE-Team ein Audit von Fort Knox. Er will wissen, ob die 4.580 Tonnen Gold noch am Lager sind.

In den 1930er und 1940er Jahren haben viele Länder ihr physisches Gold aus Sicherheitsgründen in US-Tresoren gebunkert. Die USA (und England) galten auch noch während des Kalten Krieges als sicherer Aufbewahrungsort, und die New Yorker Fed bot solide Lagerstätten.

Auf der Konferenz vom 1. Juli 1944 in Bretton Woods war festgelegt worden, dass der US-Dollar an Gold gekoppelt wird und andere Währungen fest am US-Dollar. Der französische Präsident Charles de Gaulle misstraute jedoch dem neuen Bretton-Woods-System und schickte in den 1960er Jahren ein U-Boot über den Atlantik, um das in den USA aufbewahrte Gold zurückzuholen. Er befürchtete aufgrund der zunehmenden Verschuldung der USA, dass der US-Dollar eines Tages nicht mehr ausreichend mit Gold gedeckt sein könnte. Und so war es dann auch. 1971 beendete US-Präsident Richard Nixon den Goldstandard von Bretton Woods, um den Vietnamkrieg und nicht erfüllbare Wahlversprechen zu finanzieren. Der Preis für eine Feinunze Gold lag bei 35 Dollar.

Fremdgold weiterverliehen?

Seit dem „Nixon-Schock“ basiert der Wert des Dollars nicht mehr auf Gold, sondern auf Vertrauen, und viele teilen Voltaires Ansicht, wonach Geld aus Papier früher oder später zu seinem inneren Wert zurückkehrt – nämlich Null! Gold behält hingegen den Wert des Metalls, das in Goldmünzen und -barren steckt.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Dass die US-Regierung sich bis heute weigert, eine vollständige und unabhängige Prüfung der fremden Goldbestände in den Tresoren der Federal Reserve Bank of New York durchzuführen, befeuert Spekulationen, die heute noch als „Verschwörungstheorien“ abgetan werden. Doch hartnäckig halten sich die Gerüchte, dass die USA den Großteil des gelagerten Fremdgoldes durch sogenannte Gold-Swaps oder Leasing-Geschäfte weiterverliehen hat.

Wenn dem tatsächlich so ist, müssten die USA oder die Federal Reserve Bank of New York das fehlende Gold zum aktuellen Marktpreis zurückkaufen, um es zurückzugeben. Das hätte einen massiven Anstieg des Goldpreises zur Folge, und die USA müssten Milliarden ausgeben, um ihren Verpflichtungen nachzukommen. Das Vertrauen in die USA als sicherem Aufbewahrungsort wäre stark beschädigt. Einige Länder würden ebenfalls ihr Gold zurückfordern, was eine Kettenreaktion auslösen könnte – ähnlich einem Bank-Run. Wahrscheinlich würden die USA unter Donald Trump eher politisch oder wirtschaftlich Druck ausüben, um eine Rückholung zu verhindern. Von diplomatischen Hürden über Verzögerungstaktiken bis hin zu Sanktionen wäre alles möglich. Letzteres Szenario gab es bereits mit Venezuela, dessen Goldreserven daraufhin in Großbritannien eingefroren wurden.

Etliche Zentralbanken scheinen zu antizipieren, was morgen geschehen wird. Das angeblich „barbarische Relikt“ wird seltener und begehrter. Kostete eine Feinunze Gold in Dollar 1971 noch rund 35 US-Dollar, so liegt der Preis zurzeit bei rund 2.900 US-Dollar. Aber auf eine Unze physischem Gold kommen je nach Experte rund 200 Unzen Papiergold in Form von ETFs und Zertifikaten. Wer glaubt noch, dass er im worst case für sein Papiergold echtes Gold kriegt?

Der Vertrauensschwund in Politik, Medien, Institutionen und Banken hat viele Gesichter. Sie hat längst auch die privaten Anleger erreicht. In England wollen plötzlich immer mehr Kunden ihr Papiergold gegen physisches Gold eintauschen. Die Auslieferung verzögert sich. Die Bank of England sieht sich deshalb mit wachsender Kritik konfrontiert. In Zeiten, in denen westliche Regierungen zunehmend auf digitale Währungen setzen und die Bargeldabschaffung gegen den Volkswillen vorantreiben, erinnert der Wunsch der Privatanleger, Papier gegen Metall einzutauschen, an historische Vorläufer von Währungskrisen. Don’t panic, but panic first.

Die Frage ist weniger, ob Elon Musk und sein DOGE-Team Fort Knox knacken können, sondern ob sie dürfen. Das letzte Audit fand 1974 statt. Und wenn nicht mehr da ist, wonach sie suchen, wird das die USA etliche Milliarden kosten und für wirtschaftliche und politische Turbulenzen sorgen.

Der Beitrag erschien zuerst auf Claude Cuenis Blog.

 

Claude Cueni ist Schriftsteller in Basel. Zuletzt von ihm erschienen: Small Worlds. 70 Dioramen. Edition Künigsstuhl. 164 S., Fr. 39.90.

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Leserpost

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Ralf Pöhling / 20.02.2025

Irgendwie muss ich gerade an Goldfinger und Die Hard 3 denken… Ein Tipp: Um einen unkontrollierbaren Bankrun zu vermeiden, falls dort wirklich Gold fehlen sollte, wäre die stille Untersuchung/Korrektur unter Ausschluss der Öffentlichkeit die bessere Wahl. Wenn nichts fehlen sollte, kann man damit direkt an die Öffentlichkeit gehen. Aber dafür muss man erst mal reinschauen können. Mich würde interessieren, mit welchem Recht eine solche Kontrolle bisher verweigert wird. Stutzig macht es allemal. Musk könnte den Verantwortlichen ja erst mal die stille Kontrolle im Hintergrund anbieten. Wenn das dann immer noch verweigert werden sollte, dann sollte er den Zugang mittels Polizei und Justiz androhen. Was dann unweigerlich die Öffentlichkeit auf den Plan rufen würde, was die Verantwortlichen in Fort Knox und der Federal Reserve ja gerade nicht wollen… ;-)

Hans-Joachim Gille / 20.02.2025

@Frank Bitterhof ... Natürlich ist das U-Boot ein Märchen, aber nicht die Repatriierung Französischen Goldes aus den USA. Zitat Jan Nieuwenhuijs: De Gaulle leitete selbst die geheime Operation „Vide-Gousset“ ein & repatriierte von 1963 bis 1966 3.313 Tonnen Goldreserven aus den Tresoren der Federal Reserve in New York und der Bank of England in London. Alle französischen Dollar wurden in Gold umgewandelt & um Verrat zu vermeiden, wurde das Metall im Laufe von drei Jahren repatriiert. Es waren 44 Schiffsfahrten und 129 Flüge nötig, um mehr als dreitausend Tonnen Gold zur Banque de France in Paris zu bringen. Die Entscheidung Frankreichs erwies sich als äußerst vorteilhaft. Wie von den Franzosen vorhergesehen, stieg der Goldpreis in Dollar von 1968 bis 1980 stark an, von 35 auf 800 Dollar pro Unze. Der Dollar verlor gegenüber Gold 96 Prozent seines Wertes. In jüngerer Zeit, nach der großen Finanzkrise, repatriierte die Banque de France 211 Tonnen, rüstete alle ihre Barren auf den aktuellen Großhandelsstandard auf, renovierte ihre Tresore, belebte Paris als Handelszentrum für institutionelle Anleger wieder & die Geschichte wiederholt sich, denn wir befinden uns gegenwärtig in einem Gold-Bullenmarkt. -Zitatende

MarcusCato / 20.02.2025

Sollte das Gold nicht mehr in Fort Knox liegen, wird Musk vor seiner Ankunft dort “plötzlich und unerwartet” sterben. Das dürfte niemals publik werden!

Bernd Schreller / 20.02.2025

@Jörg Müller “und ich finde der gesamt Fall Epstein sollte von einem handverlesenen 500-Mann-Team des FBI untersucht werden. Drain the swamp.”    Das FBI ist der swamp. Eine der vielen Institutionen der USA, die durch und durch korrupt waren und sind (siehe als spätes Beispiel etwa den 6. Januar 2021, angeblicher Sturm auf s Capitol, bei dem die ahnungslosen Demonstranten von FBI-Leuten aufgefordert/reingewunken wurden, das Capitol zu betreten, woraufhin sie später jahrelang bis 2025 im Knast schmorten). Das FBI war von Anfang seiner Existenz an korrupt, war doch J Edgar Hoover wegen seinem Schwulsein und Crossdressing etc. komplett in den Händen der Mafia, die er nahezu komplett Schalten und Walten liess, wie sie wollte. Vorteil für ihn: ihm wurden immer die Siegerpferde vor Rennbeginn angesagt, was ihn durch Wettgewinne reich machte. Komplett korrupt war übrigens auch ein Herr mit Namen Adenauer, der seit den 20er Jahren mit Sexfilmchen erpresst wurde. Und das hat sicher auch zu Zeiten seiner langen Kanzlerschaft noch funktioniert.

W. Renner / 20.02.2025

Hat diese Frage die letzten 50 Jahre irgend jemand ernsthaft interessiert? Fakt ist, es gibt mehr Gold auf der Welt, als je einer praktischen Verwendung zugeführt werden könnte. Dabei ist doch völlig egal, wo es liegt. In CO2 aufgelöst kann es sich definitiv nicht haben. Die Deutschen sollten sich besser mal fragen, wo Olafs Sondervermögen liegt und ob es das jemals gab.

Jochen Lindt / 20.02.2025

Die Staatsschulden der USA ändern sich durch Trump natürlich nicht.  36.220.000.000.000 Dollar Stand Feb.25.  Aber da sich die Billionen ohnehin keiner merken kann, sagen wir vereinfacht, dass jeder Ami beim Rest der Welt mit rund 100.000 Dollar in der Kreide steht.  Da macht es durchaus Sinn, Trump zu wählen.  Er ist sozusagen der Gorilla, der die Inkassodienste auf Abstand hält.  Musk dagegen ist eher der Typ, der mit dem Koffer in den Zählraum des Casinos geht, bündelweise Geld einsackt und wieder rausspaziert, ohne dass ihn jemand kontrolliert.  Und zwar so oft er will. ( Wenn sich hier jemand an einen Scorcese-Film erinnert fühlt, dann zu Recht).

Sam Lowry / 20.02.2025

Solange nicht untersucht wird, ob das Innere eines Goldbarrens nicht aus einer Wolfram- oder Plutonium-Legierung besteht, wird der reine Augenschein gar nichts bringen… ich sags nur…

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