Gastautor / 13.04.2019 / 06:25 / Foto: Pixabay / 74 / Seite ausdrucken

Einsam lernen: 30 Schüler und kein Lehrer

Von Luise Witt.

Frontal ausgerichtete Bankreihen, eine Kreidetafel, der allseits gefürchtete Lehrerkalender mit den Notenlisten – all diese Erinnerungen werden geweckt, wenn ich nach Jahren wieder einen Grundschulklassenraum betrete. Das dachte ich zumindest, als ich, Lehramtsstudentin, den ersten Schritt in meine Hospitationsklasse setzte. Doch in Wahrheit waren alle diese Dinge aus dem modernen Klassenzimmer verschwunden. Die Kreidetafel ist einer hochmodernen interaktiven Tafel gewichen. Noten gibt es in den ersten zwei Jahren auch keine mehr und die Schulbänke stehen nicht mehr frontal zur Tafel, sondern verteilt im Raum und heißen nun „Lernbüros“. 

Sofort werde ich von Lena angesprochen, die im gleichen Moment wie ich den Klassenraum betritt. Nach der Begrüßung geht sie zielstrebig zu ihrem Lernbüro. Aufmerksam beobachte ich, wie sie ihren Wochenplanhefter herausnimmt. „Hier sind alle Aufgaben drin, die ich diese Woche in Deutsch und Mathe machen muss“, erklärt sie mir geduldig. Timo am Nachbartisch setzt gerade einen dicken Haken hinter seine abgearbeitete Aufgabe im Arbeitsheft. Nachdem sie sich einen kurzen Überblick über den Wochenplan verschafft hat, fragt mich Lena, wo denn die Knetmasse sei. „Da musst du mal deine Lehrerin fragen!“, antworte ich dem Mädchen unbedarft. Zunächst ernte ich nichts weiter als einen überraschten, ungläubigen Blick. „Du meinst vielleicht unsere Lernbegleiterin?“, erhalte ich als selbstbewusste Antwort. Lernbegleiter? Obwohl ich einen Moment lang stutze, kommt mir wieder ins Gedächtnis, dass nicht nur die Schultische eine Umetikettierung erfahren haben.

Die früher selbstverständlichen Tätigkeiten des Lehrers, nämlich Lernbegeisterung und Wissen zu vermitteln, rücken durch dieses neue Selbstverständnis der Lehrkraft in den Hintergrund. Getreu der konstruktivistischen Sichtweise auf die Kindheit ist das erklärte Ziel, dass die Kinder zunehmend ihr Lernen selbst steuern sollen. Dies bedeutet, dass der Lernbegleiter im Gegensatz zum Lehrer eine vorrangig betreuende Funktion einnimmt. Er stellt für die Kinder eine Lernumgebung in Form von Materialien bereit, in der sich die Kinder vorwiegend selbst mit den Themen beschäftigen sollen. Nicht der Lernbegleiter gibt allumfassend vor, was im Unterricht gemacht werden soll, sondern er bespricht mit dem jeweiligen Kind die nächsten Schritte auf dem individuellen Lernweg.

Frontalunterricht, der Lehrer in seiner eigentlichen Funktion und am liebsten auch noch altershomogene Klassen und Noten sollen im modernen Unterricht der Vergangenheit angehören. Offener Unterricht, Wochenplanarbeit und Lernwerkstätten lauten die verheißungsvollen Elemente des individualisierten Unterrichts, der bereits die bundesdeutschen Klassenzimmer erobert. Dank dieser Unterrichtsform soll jedes Kind die Möglichkeit bekommen, auf seinem Niveau und in seinem Tempo die Aufgaben zu erledigen, ohne dabei dem Zwang und dem Druck des gemeinschaftlichen Klassenunterrichts ausgesetzt zu sein. Das Kind mit seinen individuellen Stärken und Schwächen soll verstärkt in den Vordergrund schulischen Lernens rücken. Genährt wird diese Entwicklung durch die zunehmende Heterogenität der Schulklassen, die angeblich nur durch eine Individualisierung des Lernprozesses zu bewältigen sei. Dass gerade diejenigen, die mit Migration und Inklusion diese Heterogenität erst so richtig in Schwung gebracht haben, am lautesten „Homogenität ist eine Fiktion“ tröten, zeigt uns, dass man uns diese Entwicklung als alternativlos verkaufen will. 

Horizonterweiterung durch vereinzeltes Lernen?

Wenn ich mich umblicke und die ganz alleine mit unterschiedlichen Dingen beschäftigten Kinder betrachte, dann ist die Schlussfolgerung simpel, dass das individualisierte Lernen einen Unterricht im Klassenverband unmöglich macht. Vielmehr sollen die mit dem Lernbegleiter besprochenen Arbeitspläne erledigt werden. In der Realität führt der Weg konsequenterweise zu einem starren Abarbeiten von stupiden und auf das Nötigste reduzierten Arbeitsheften, Arbeitsblättern, Karteien und Spielchen. Es ist allerdings fraglich, ob solche für den Zweck der selbstständigen Bearbeitung nivellierten Materialien einen lebendigen Unterricht durch die Lehrkraft ersetzen können.

Wenn Kinder sich selbstständig mit dem zu erlernenden Stoff auseinandersetzen, werden sie dann größere Bezüge herstellen, als es ihr bisheriger Horizont zulässt? Werden die Arbeitsblätter zu kritischem Hinterfragen anleiten und ganz andere, abstrakte Horizonte eröffnen können? Ist es nicht der Lehrer, der durch seinen Wissensvorsprung und das Gespräch mit den Kindern in der Lage ist, den Stoff in einen viel breiteren Sinnkontext einzubetten, als es die Kinder je mit Hilfe der Arbeitsblätter können? Lehren bedeutet, sein Wissen zu nutzen, um Neues hervorzuheben, in neue Zusammenhänge und zur Diskussion zu stellen. Gerade diese Aufgaben des Lehrers wurden im Zuge der Umetikettierung zum Lernbegleiter wegrationalisiert!

Stellen Sie sich ein Kind vor, das sich mit dem Thema Umweltschutz auseinandersetzen soll. Selbst mit Hilfe des Materials wird das Kind sich vorrangig um seinen eigenen Erfahrungshorizont drehen, da es eben, im Gegensatz zu einem Erwachsenen, nicht über das nötige Vorwissen in anderen Bereichen verfügt. Gehen nötige Querverweise und Diskussionen nicht weit über das hinaus, was Arbeitsblätter leisten können und sollen? Selbst bei Gruppenarbeiten, die Abwechslung in das vorrangig stumme und vereinzelte Lernen bringen sollen, werden die Kinder auch nicht über ihren eigenen Horizont hinaus diskutieren können. Die Möglichkeit, ihren Horizont zu erweitern, bleibt dabei auf der Strecke. 

Lernunterschiede verstärken sich

Mein Blick fällt auf Julian, der nun schon seit gefühlten zehn Minuten resigniert sein Dasein vor seinem Arbeitsblatt fristet. Julian ist verzweifelt, denn er versteht das Arbeitsblatt nicht. Wenn er nicht weiter weiß, soll er sich an ein anderes Kind wenden, das diese Aufgabe schon gelöst hat. Doch das Kind konnte ihm auch nicht helfen. Nun sitzt er da und macht nichts. Die Lernbegleiterin scheint noch mit anderen Schülern beschäftigt zu sein.

„Jeden Schüler mit seinen eigenen Stärken und Schwächen wertschätzen, fordern und fördern“, heißt das chorische Narrativ der harmonischen Imagefilme, die für „individualisiertes Lernen“ werben. Die Frage drängt sich auf, ob dieses ambitionierte Ziel in Hinblick auf die äußerst große Heterogenität überhaupt erreichbar ist. Stimmt es wirklich, dass diese Art des Unterrichts, wie so oft behauptet, zu mehr Gerechtigkeit führt? Eher scheint es der Fall zu sein, dass sich die Leistungsunterschiede der Kinder immer weiter verstärken. Kinder, die über die nötige Selbstbeherrschung und Konzentration sowie Intelligenz zum Abarbeiten der Aufgaben verfügen, können deutlich mehr erreichen, als ein Kind mit Konzentrationsstörungen.

Gerade bei schwächeren oder langsameren Schülern besteht die Gefahr, dass sie bei selbstständiger Arbeit nicht motiviert werden, schneller oder mit größerer Bereitschaft zu arbeiten. Werden hier die Kinder nicht lediglich in Resignation geübt, um sie nicht zu überfordern oder gar unter Druck zu setzen? Kann die Resignation der Umgebung vor dem derzeitigen Leistungsvermögen des Kindes als unterlassene Hilfeleistung interpretiert werden? Zusätzlich mag ins Gewicht fallen, dass durch den Gruppenprozess andere Schüler sich an den Arbeitsweisen orientieren werden, die weniger Anstrengung kosten. Kann sich so das individualisierte Lernen wegen mangelnder Zuwendung und Druckes von außen in mancher Hinsicht als Grund für einen schleichender Sinkflug von Schülerleistungen enttarnen? 

Julian hat sich in der Zwischenzeit doch noch einmal an ein anderes Kind gewandt. Geduldig diktiert Fritz ihm nun die Lösungen. Ist es wirklich der beste Weg, dass Kinder in ihrer eigenen Lernzeit andere Kinder unterrichten? Die Leistungsspitze der Klasse wird beim eigenen Arbeiten gestört, weil sie in ihrer eigenen, dringend benötigten Lernzeit andere Schüler unterrichten muss. Desweiteren werden sie aufbewahrend beschäftigt, wenn sie ihr Aufgabenpensum erledigt haben. 

Leistungsstarke Schüler als Lehrerersatz

Gegenseitige Unterstützung kann und soll – dosiert eingesetzt – durchaus zur Vertiefung und Festigung eines Themas beitragen. Zu sehr scheint hier jedoch die systemimmanent notwendige Entlastung des Lernbegleiters sowie die Beschäftigung leistungsstarker Schüler im Fokus zu stehen. Ist es dann sogar möglich, dass unter dem Deckmantel der Förderung von angeblich so wichtigen sozialen Kompetenzen bei Gruppenarbeiten und Projekten eher versucht wird, die Leistungsunterschiede (besonders durch deren Benotung) wieder zu vereinheitlichen? 

Hier wird versucht, schwächere Schüler mithilfe des Umfelds an einen Durchschnitt anzunähern, der einen berufsqualifizierenden Abschluss mit sich bringt und somit Teilhabe verspricht. Wenn jedoch leistungsstarke Schüler Lehrer spielen oder noch mehr Arbeitsblätter bearbeiten müssen, dann sind dies allerdings Maßnahmen zur Langeweileprävention und keine Maßnahmen, um geistige Potenziale zu wecken. So ist es eine hohle Phrase, dass Gleichmacherei nicht stattfindet, und jeder gefördert wird, wenn es doch vor allem auf die Art der Förderung und deren intellektuellen Anspruch ankommt. Wenn es wirklich so praktiziert wird, dass leistungsstarke Schüler eher als eine Art Zugpferd und Lehrerersatz dienen, dann scheint eher der Traum vom Egalitarismus die Verbreitung dieser Unterrichtsform voranzutreiben als der Wunsch, individuelle Potenziale zu wecken.

Die freie Arbeitszeit neigt sich dem Ende zu, und die Kinder finden sich im Sitzkreis zusammen, um ihre Aufgaben zu präsentieren und über ihre Arbeit zu reflektieren. Während Lena stolz ihre Geschichte vorliest, ist Julian mit seinen Gedanken ganz woanders. Wie viel er wohl heute gelernt hat? 

Ich nutze die Zeit, um meine Eindrücke zu verarbeiten. So richtig wohl fühle ich mich in meiner neuen Rolle als Mini-Lernbegleiter nicht. Immer mehr ertappe ich mich dabei, ein Bereitschaftswächter zu werden, der sicherstellt, dass die Kinder sich ohne Widerspruch dem Sachzwang der Arbeitsblätter unterwerfen. Begeisterung und Leidenschaft sind nur störend in der Kompetenzarena, in der es vorrangig auf die einmalig geleistete Handlung ankommt. Dass dieses Können nicht nachhaltig gelernt ist, scheint in einer Welt, in der alles Wissen im Internet verfügbar ist, nicht zu stören. Wissen ist überall – auf den Charakter kommt es an. Sich Wissen zu eigen machen, Emotionen und Leidenschaft damit zu verbinden, all das stört die trostlose Welt der Output-Orientierung. Gefragt sind sozial kompetente Wesen, die sich anpassungsfähig und hoch motiviert, jedoch ohne Reflexion, auf die ihnen auferlegten Aufgaben stürzen. Weshalb beschäftige ich mich mit diesem Gegenstand? Mit welchem Ziel? Wahrscheinlich wird hier nicht der gelernte Inhalt für die Kinder zum Ziel, sondern das abgearbeitete Arbeitsblatt. 

Von der Autoritätsperson zum Arbeitsblatt

Das eigentliche Ziel von Schule sollte es sein, den Menschen zum selbstständigen Denken und Handeln zu befähigen. Doch auch hier liegt der Teufel im Detail. Selbstständigkeit wird bei dieser Form des Lernens in gewissem Maße vorausgesetzt. Individuelles Lernen verlangt Selbstregulation und das Treffen von Entscheidungen. Die Frage bleibt, ob die Kinder in diesem Alter dazu schon in der Lage sind. Können die Kinder entscheiden, wann sie ein Thema verstanden haben? Werden den Kindern selbst Details auffallen, und werden sie diese hinterfragen? 

Lehren bedeutet für mich unter anderem, mein Wissen zu nutzen, um anleitend Neues hervorzuheben, auf Details aufmerksam zu machen, Widersprüche aufzuzeigen und Kinder zum Nachdenken anzuregen. Wurden nicht gerade diese Aufgaben des Lehrers im Zuge der Umetikettierung zum Lernbegleiter wegrationalisiert? Und dies vor allem deswegen, weil der Lehrer als Autoritätsperson verschwinden soll? Doch wurde die Autorität nicht ausgelöscht, sondern einfach nur verlagert? Weg von einer greifbaren, realen Person, einem Vorbild, hin zu einem neutralen, versteckten Zwang von Arbeitsblatt und Wochenplan? 

Frei und selbstständig sind die Kinder kaum mehr als früher, denn anstatt den Anweisungen der Lehrer zu folgen, folgen sie nun den Anweisungen der Arbeitsblätter, die wertneutral und ohne Vorbildfunktion daherkommen. Unterricht lebt von Anspannung und Entspannung, von Staunen und Üben sowie Anleitung und Selbstständigkeit. Es ist dieses Wechselspiel, das Unterricht spannend und bedeutsam macht. Kann man einfach so ein Element aus dem Gefüge nehmen, ohne dass dem Unterricht eine wichtige Säule genommen wird? Schule sollte jungen Menschen „die Augen für das [öffnen], was sie noch nicht sehen“ (Hans Schmid). Wird die Schule dieser Aufgabe nicht mehr gerecht, dann verliert sie erst recht an Bedeutung für die junge Generation.

Mir hat diese Reflexion gezeigt, dass ich für meine Schüler eine Identifikationsfigur werden möchte, die nachhaltig Sachinteresse, Faszination und Begeisterung wecken kann, aber auch Halt und Orientierung vermittelt. Ich möchte Lehrerin werden – kein Lernbegleiter.

Luise Witt ist 20 Jahre alt und studiert Grundschullehramt.

Foto: Pixabay

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Günter Wagner / 13.04.2019

Wenn dann der Lernbegleiterin nichts mehr einfällt, dann lädt sie zu einem Elternabend ein, bei dem sie die Eltern um Zustimmung für die Teilnahme an der Freitagsdemo auffordert. Sie hat die Zustimmung nicht bekommen (wird ob der brutalen Einstellung der Eltern in einem Safe Room hocken), aber warum ist sie noch im Schuldienst, wo ihr doch das Verständnis für die Regeln schulischer weltanschaulicher Neutralität völlig abgeht. Dieses Geschehen hat mir übrigens eine Mutter erzählt, die dabei war bei diesem Elternabend (mittelgroße Stadt in BW). Ich habe ihr dann gesagt, sie hätten zustimmen können mit der Auflage, dass diese Demobeteiligung beginnend mit den Osterferien auch konsequent in den Ferien durchzuführen sei, dann wäre die Aktion ganz sicher im Sande verlaufen. Denn da müssen die Schülerlein und die Lernbegleiterin in die Flieger -  zum Eis essen nach US.

Armin Reichert / 13.04.2019

Tja Luise, da hilft wohl nur die Unausprechlichen zu wählen.

Dr. Kari Köster-Lösche / 13.04.2019

Ich habe als Schülerin in Schweden in den 1950er Jahren einen Vorläufer dieses Systems mit Arbeitsblättern in manchen Fächern erlebt. Meine Schule war angeschlossen an ein Lehrerseminar (Hochschule), galt als “Versuchsschule” und befand sich inmitten der Universitätsgebäude von Lund. Wir Schüler waren hauptsächlich Kinder von Universitätspersonal, Ärzten etc. Inklusion und muslimische Einwanderer gab es noch nicht. Wir Schüler hatten Spaß am freien Arbeiten, und das Niveau dürfte höher gewesen sein als in jeder anderen Grundschule der Stadt. Unser Erfolg galt als Bestätigung für die Funktionstüchtigkeit des Systems. Natürlich. Aber nur mit Schülern, die intelligent und motiviert waren. Diese Art von Schule zu erproben war der politische Ansatz des sozialdemokratischen Schweden, sie überall einzuführen.

Wilfried Cremer / 13.04.2019

Nicht Lernbegleitende? Traut m/w/d den Kindern noch nicht zu, den Neuen Sinn des Lebens zu begreifen?

beat schaller / 13.04.2019

ja, frau witt, das “experimentallabor” grundschule hat heute auch keine grenzen mehr. gleichmacherei die es weder funktionsfähig gibt noch dass sie jemals erfolg gehabt hätte ,sollen   zwangsweise wieder eingeführt werden. natürlich hat die lehrperson auch früher einen beachtlichen einfluss auf die kinder. damalsr hatten die eltern selbst grossen erziehungseinfluss auf ihre kinder und sorgten für ausgleich.  heute haben sie keine zeit mehr dafür . es ist uncool und und schadet der selbst-verwirklichung. frau will sich ja selbst entwickeln und was ist schon hasfrau?  schon früher waren lehrer und professoren meist links angesiedelt was oft auch zu eigenartigen erziehungsbildern gegenüber der realen welt führte.  für gegensteuer sorgte aber meistens die praxis bei der ersten anstellung. heute kommt noch multikulti und politische umerziehung zur gleichmacherei hinzu. darum, liebe frau witt, wechseln sie doch ihren beruf und lassen sie die welt an sich selbst genesen.  tun sie etwas das ihnen spass macht und befriedigung gibt. so werden sie der welt viel mehr bringen, als wenn sie sich gegen die heutigen zwangsvorgaben stellen, die sie alleine nicht wegstemmen., weil alles von so vielen experten vorgegeben wird. viel glück dabei. b.schaller

Jens Keller / 13.04.2019

„Die früher selbstverständlichen Tätigkeiten des Lehrers, nämlich Lernbegeisterung und Wissen zu vermitteln, rücken durch dieses neue Selbstverständnis der Lehrkraft in den Hintergrund.“ Der war gut. Schule richtete sich auch schon vor 30, 40 oder 80 Jahren (genau !) in erster Linie darauf, den Schülern die Zeit zu stehlen, damit sie nicht aus der Reihe tanzen. Alle von der Politik gestützten gesellschaftlichen Institutionen und natürlich auch die Bildungsinstitutionen sind zunächst einmal Institutionen mit dem Ziel die Versorgung für Betreiber und deren Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen. Alles Andere ist nachgeordnet. Die Diskussionen über Bildung, pädagogische Konzepte, Beschulungsdauer, Schulformen etc sind Nebelkerzen und totaler Fake und bestenfalls Mittel zum Zweck. Ach ja, die Eckpfeiler der Schulpflichtgesetzgebung, die den vollen Zugriff des Staates auf den Nachwuchs sicherstellen soll um dessen Energie zu binden und dessen Ressourcen nutzen zu können, wurden 1938 eingeschlagen. Den Leuten vergeht die Lust daran und Eltern und Schüler artikulieren mittlerweile ganz offen, dass dieser Betrieb sich gegen die existentiellen Interessen seiner Schutzbefohlenen richtet. Das bereitet der Autorin sichtlich Unbehagen, soll sie doch zukünftig vor Allem die daraus entstehenden Konfikte managen und das ohne den erhofften Statusgewinn des Lehrers als Autoritätsperson. Dem gegenüber stehen die noch grosszügigen Versorgungs- und Pensionsansprüche. Hier gilt es abzuwägen. Und vielleicht können schliesslich sogar einige Schüler lesen, schreiben, rechnen. Ich wünsche alles Gute!

Steffen Lindner / 13.04.2019

Seelenlose Roboter verfassen Arbeitsblätter für spätere seelenlose Roboter, die dann nur noch Checklisten abarbeiten-dieser Eindruck entstand bei mir beim Lesen dieses Beitrags.Die Autorin weist zurecht am Ende darauf hin, dass ein Lehrer unverzichtbar dafür ist, Begeisterung und Interesse zu wecken.Wohl jeder, der noch eine „ rückstöndige“ Schule besucht hat, wird sich vor allem an diejenigen Lehrer erinnern, die das vermochten.

Albert Pflüger / 13.04.2019

Überall dort, wo man gute Lernergebnisse erzielt, setzt man auf verbindliche Inhalte und gemeinsames, strukturiertes Lernen. Frontalunterricht und gemeinsames Arbeiten wechseln sich ab. Die Lernziele sind klar definiert. Kinder, die nach oben oder unten von der Gruppe zu sehr abweichen hinsichtlich ihrer Lernerfolge, kommen in eine andere, passendere Lerngruppe, das nannte man früher Sitzenbleiben und Förderschule, bzw. Überspringen einer oder mehrerer Klassen. Da die Gleichheitsideologie über allem anderen steht, wird auf einen ergebnisorientierten Unterricht verzichtet. Meine Tochter hat es z.B. mit “Schreiben nach Gehör” bis zum Ende der 4. Klasse nicht geschafft, fehlerfreies Schreiben zu erlernen. Warum? Weil man Schreibfehler nicht korrigierte, um die Kinder nicht zu frustrieren. Ein abenteuerlicher Ansatz, der verhindert, daß eine richtige Schreibung verankert werden kann, da unterschiedlichste Möglichkeiten scheinbar gleichwertig nebeneinanderstehen. Gerade für Nichtmuttersprachler, zu denen wir nicht gehören, eine unlösbare Aufgabe, die ich als unterlassene Hilfeleistung bewerte. (Anmerkung: Meine Tochter gehörte zu der Minderheit, die sich sehr für das Lesen interessierte und haufenweise Bücher verschlang- das hat die Schreibergebnisse jedoch nicht adäquat verbessert. Ihre Freundin auf dem naturwissenschaftlichen Gymnasium, wo sie jetzt ist, hat diese Schwierigkeiten nicht. Ihre Großmutter ist pensionierte Lehrerin und hat mit ihr parallel Unterricht gemacht und Fehler korrigiert! Das ist die Denkweise von Leuten, die mit bewußtseinserweiternden Drogen experimentieren, weil sie meinen, alle Erkenntnis komme von innen, aus dem Selbst, sei gewissermaßen schon immer da und müsse nur freigesetzt werden. Das Gymnasium ist übrigens sehr gut geführt und anspruchsvoll, mit motivierten Lehrern und ohne Freitagsschwänzen. Sie meint, sie habe da in einem halben Jahr mehr gelernt, als in der Grundschule in 4 Jahren. Das hatte ich gehofft!

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